So pflegst du dein Bike richtig - Tipps und Produkte

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Pflege-/Tuning-Serie: Teil 1
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Zuletzt aktualisiert am 06.08.2024
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Foto: Agron Beqiri

Gefühlt teilt sich die Schar der Radbegeisterten in zwei Lager: in das der Pflegemuffel und in das der Putzteufel. Natürlich muss das Bike nicht nach jeder Ausfahrt stundenlang gewaschen, geschrubbt und gebürstet werden, ein gerütteltes Maß an Pflege sollte man seinem zweirädrigen Liebling aber zukommen lassen. Denn der von Putzverweigerern gerne benutzte Spruch, dass Dreck konserviert, ist natürlich Unsinn.

Das Gegenteil ist der Fall, Schmutz kann den Lack matt machen oder aufscheuern, und Dreckpartikel können etwa die Dichtungen der Federelemente zerstören und so den Weg für Feuchtigkeit ins Innere ebnen. Vor allem der Antriebsstrang ist oft betroffen. An geölten Ketten "krallen" sich Matsch und Modder förmlich fest. In Folge arbeitet sich kleinster Schmutz zwischen die Kettenglieder und zermahlt diese förmlich von innen, was dann wiederum zu deutlich erhöhtem Verschleiß auch an Kettenblatt und Kassette führt.

Oft unterschätzt wird zudem, wie viel Dreck wiegt. Selbst nach einer moderaten Matschfahrt kann sich ohne Weiteres ein Kilo am Bike sammeln. Und das Kilo bleibt, wenn man den Schmutz nicht entfernt. Es ist also paradox, wenn man per Tuning jedes Gramm aus seinem Bike schwitzt – um es dann verdrecken zu lassen. Und schlussendlich sieht ein gepflegtes Bergrad natürlich viel besser aus, selbst wenn Bikerin oder Biker den eingesammelten Schmutz ja gerne als Auszeichnung ansieht.

Kurzum: Regelmäßige Reinigung und Pflege gehört zum Pflichtprogramm abseits des Sattels. Generell solltest du dabei auf spezielle Produkte für den Radbereich achten. Zwar bekommst du dein Bike auch mit Spüli und Co. sauber, die Materialverträglichkeit ist dann aber nicht oder nur eingeschränkt gegeben. In Zusammenarbeit mit den Experten von Silca zeigen wir, welche Mittel sich eignen und wie du dein Bike damit schonend reinigst und am Ende "finishst".

Das brauchst du:

Agron Beqiri

Natürlich gibt es ähnliche Produkte auch von anderen Herstellern.

Schritt 1: Vorreinigung von Antrieb und Bremsen

Schritt 2: Bike Reinigen

Schritt 3: Bike Finishen

Bike "trocken" waschen

Agron Beqiri

4 Fragen an Josh Poertner, CEO von Silca

Silca
Warum benötige ich einen Radreiniger? Reicht nicht Spüli?

Wer einen Reiniger entwickelt, folgt einem Ziel. Wie sind die Eigenschaften des Materials, das ich reinigen will? Welche Substanzen will ich vom Material entfernen? Spülmittel wurde entwickelt, um etwa gehärtete Proteine, Stärke oder Zucker von glatten, kratzfesten Untergründen wie, Keramik, Glas und Chromstahl zu entfernen. Geschirr und Besteck haben zudem keine Hohlräume, in denen sich Reste von Reinigungsflüssigkeit absetzen und Probleme verursachen können. Dies ermöglicht es Spülmitteldesignern, extrem starke Reiniger mit leichter Scheuerwirkung zu "bauen", da sie wissen, dass die Einwirkzeit kurz ist und das Geschirr schnell und vollständig gespült wird.

Spülmittel enthalten oft Natriumhydroxide, die das Eloxat von Aluminium verätzen und bei längerer Einwirkung Alu sogar auflösen können. Selbst Formen von Schwefelsäure kommen vor. In den meisten Spülmittel ist zudem Natriumchlorid, also Kochsalz, als Verdickungs- und Scheuerzusatz. Auf einem Radrahmen angewendet, führt das zu stumpfem Lack oder Scheuerstellen. Noch riskanter ist, dass Seifenreste, die etwa in die Naben oder das Innenlager gelangen, schon über Nacht zur Korrosion von Stahlteilen wie den Lagersitzen führen oder bei Carbon-Alu-Schnittstellen die galvanische Korrosion beschleunigen können.

Was zeichnet einen speziellen Radreiniger wie den von Silca aus?

Ein MTB wurde für eine sehr spezielle Aufgabe entwickelt, wobei der Schwerpunkt auf dem Verhältnis von Festigkeit zu Gewicht und nicht auf der Beständigkeit gegen Reinigungschemikalien liegt. Man benötigt also zielgerichtete Tenside, die in der Lage sind, Schmutz, Fett oder Getränkereste von empfindlichen Oberflächen zu entfernen. Dazu kommen Enzyme, die Körperflüssigkeiten und andere organische Stoffe abtrennen können, ohne Farben oder weiche Metalle wie Alu zu beschädigen.

Wenn die Tenside Verunreinigungen anheben und einkapseln, wirken sie als "Gleitlager", das den Schmutz umgibt, damit die Verunreinigungen von der Oberfläche abgewaschen werden können, ohne zu kratzen. In einem idealen Reiniger kommen nur Inhaltsstoffe vor, die vollständig mit Lacken, Alu, Stählen oder ausgefallenen Oberflächen wie PVD-Beschichtungen kompatibel sind. Die Lösung darf zudem nicht elektrolytisch sein, das verhindert galvanische Korrosion und verlangsamt Oxidation. Schlussendlich muss ein Radreiniger sehr gut mit Wasser mischbar, aber auch abwaschbar sein, ohne Rückstände auf Oberflächen oder zwischen Komponenten zu hinterlassen.

Ketten- und Bremsenreiniger stehen oft in der Kritik. Zu Recht?

Viele Bremsenreiniger im Radsport stammen aus der Automobilindustrie und werden einfach umbenannt. Sie sind dazu da, um Bremsstaub von den Rädern der Autos sowie von den Bremsen und Nabenkomponenten aus Gusseisen zu entfernen. Meist sind sie unglaublich reich an Lösungsmitteln wie Aceton und Naphtha, sodass sie schnell und gründlich wirken.

Das Problem ist, dass Aceton und Naphtha feuchtigkeitsableitend sind und sich gerne an Stellen einnisten, an denen sie nicht sein sollten. Beide Lösungsmittel sind sehr schädlich für Dichtungsgummis, die üblicherweise bei Lagern an Fahrrädern verwendet werden, was zum Kräuseln oder Schrumpfen des Gummis führt. Naphtha ist auch ein starkes Lösungsmittel für Wachse. Wenn du deine Kette oder deinen Rahmen gewachst hast, wird ein Bremsenreiniger dies sofort entfernen. Für die Entwicklung unseres Bremsen und Antriebsreinigers haben wir uns mehr als ein Dutzend Bremsbeläge angesehen, um die Zusammensetzung von organischen und anorganischen Belagsmaterialien zu bestimmen. Bremsstaub ist ja "nur" heißes, geschmolzenes Belagsmaterial.

Wir wussten also, woraus der Staub besteht, sodass wir die nötigen chemischen Inhaltsstoffe für den Reiniger identifizieren konnten. Wir haben noch ein Additiv hinzugefügt, das sich rot färbt, wenn die Chemikalie mit Metall in Berührung kommt. Dies ist ein visuelles Zeichen dafür, dass der Reiniger Staub, Schmutz oder Öl abgehoben hat und nun blankes Metall berührt – Zeit, das Produkt abzuspülen. Die Formel ist zudem sicher für Wachs, für Lack und alle gängigen Lagerdichtungsgummis. Zuletzt haben wir das Produkt verdickt, um zu verhindern, dass es sich an Stellen anlegt, wo es nicht hingehört.

Braucht es wirklich ein Finish?

Das Finish dient dazu, die Oberfläche zu schützen und Anhaftung von Verunreinigungen zu verringern. Ein guter keramischer Decklack wie unser Graphenwachs hinterlässt eine ein bis zwei Mikrometer dicke Schicht aus verstärktem Wachs auf lackierten und metallischen Oberflächen. Das Wachs füllt kleine Unebenheiten in der Farbe aus, macht die Oberfläche glatter und schöner, reduziert aber auch die Textur der Oberfläche, wodurch Staub und Schmutz schwerer haften bleiben. Wachse erhöhen zudem die Oberflächenspannung des Wassers, sodass Wasser schnell von der Oberfläche abperlt und Schwierigkeiten hat, Schmutz und Verunreinigungen zu hinterlassen.