Federgabeln sind ein wesentlicher Bestandteil eines jeden Mountainbikes, doch die Vielzahl an Fachbegriffen und technischen Details kann schnell überwältigend wirken. In unserem Ratgeber beantworten wir die häufigsten Fragen und erklären die wichtigsten Fachbegriffe rund um Federgabeln!
FAQ Federgabeln
Welche Mountainbike Federgabel-Kategorien gibt es?
Jedes moderne (E-)MTB braucht eine, doch sie muss zum Einsatzbereich passen. Während für Downhiller ultrastabile 200-mm Doppelbrücken-Gabeln gefragt sind, kommen an XC-Bikes schlanke Gabeln mit Federwegen ab 100 mm zum Einsatz. Dazwischen gibt es mannigfaltige Varianten mit unterschiedlichen Federwegen und Standrohrdurchmessern.
Klar, "dickere" Gabeln mit mehr Hub sind schwerer. Gabeln aus dem Enduro-Segment wiegen durchaus um 2500 g, leichte XC-Gabeln kommen auf unter 1400 g. Schwerer bedeutet in der Regel stabiler – wichtig für Enduro-Bikes, aber auch für potente All-Mountains und E-MTBs. Was aber nicht heißt, dass sich leichte Gabeln windelweich anfühlen. Es gilt also abzuwägen: Für eher leichtgewichtige Enduristen kann beispielsweise eine Gabel mit 36er-Standrohren völlig ausreichen – und Gewicht am Bike einsparen. Umgekehrt ergibt es gerade am E-MTB Sinn, in "ein Regal höher" zu greifen.
Wie funktioniert eine Federgabel?
Die Federgabel ist eines der komplexesten Bauteile am MTB. Bei hydraulischen Öldämpfungen sorgen viele Bohrungen und hauchdünne Unterlegscheiben ("Shims"), durch die das Öl gepresst wird, dafür, dass die Ein- und Ausfedergeschwindigkeit reguliert ist. In der Fachsprache ist die Einfedergeschwindigkeit als Compression oder Druckstufe und die Ausfedergeschwindigkeit als Rebound oder Zugstufe bekannt. Über außenliegende Stellrädchen kann man diese bei hochwertigen Gabeln feinjustieren. Bei fast allen MTB-Gabeln ist die Dämpfung dabei strickt von der Federung getrennt.
Sprich, in der einen Seite der Gabel sitzt die Dämpfung (meist in Fahrtrichtung rechts) in der anderen die Federung in Form einer Stahl- oder Luftfeder. Um Gewicht zu reduzieren und eine leichte Einstellbarkeit zu gewährleisten, sind heute meist Luftsysteme verbaut. Diese bestehen konstruktionsbedingt aus einer Positiv- und Negativkammer. Mit einer Dämpferpumpe stellt man die Gabel auf das Systemgewicht (Bike, Fahrer/in sowie Rucksack und Co.) ein.
Nur noch selten müssen dabei Negativ- und Positivluftkammer separat befüllt werden. Eine Ausgleichsbohrung sorgt für den Lufttransfer zwischen den beiden Kammern. Neben Standrohr, Gabelkrone und Co, sind die Gleitbuchsen im Inneren sowie die Dichtungen wichtige Bauteile, von denen die Performance einer Gabel abhängig ist. Über das Steuerrohr, heute fast immer von 1,5" unten auf 1 1/8" oben konifiziert, wird die Gabel mit dem Bike verbunden. Die Steckachse fixiert das Vorderrad in der Gabel.
Was kostet eine Federgabel?
Eine Federgabel besteht aus vielen präzise gefertigten Komponenten. Je nach Güteklasse liegt die Preisempfehlung der Hersteller für erstklassige Gabeln zwischen 600 und 1600 Euro. Deutlich billigere Forken sind für den seriösen Trail-Einsatz nur bedingt zu empfehlen, da meist an der Dämpfung gespart wird. Bike-Hersteller zahlen für die Gabeln auf dem "OEM-Markt" wesentlich weniger, weshalb ein Bike für 4000 Euro auch mit einer Highend-Gabel ausgerüstet sein kann. Tipp: Wer eine Highend-Gabel möchte, kauft am besten ein Bike mit einer solchen Forke.
Obacht bei den Güteklassen: Der Unterschied etwa bei Fox zwischen "Performance" und "Performance Elite" ist größer als zwischen "Performance Elite" und "Factory".
Sind Stahl- oder Luftfedergabeln besser?
Einst galt die Stahlfeder als Maß der Dinge. Ihre perfekte, weil lineare Kennlinie versucht man bis heute mit der Luftfeder zu kopieren: Das Losbrechmoment der Stahlfeder ist gering, zudem bietet sie über den gesamten Hub eine konstante Federkraft. Die Nachteile sind das höhere Gewicht und die schlechtere Anpassung ans Systemgewicht. Zwar kann in der Regel die Vorspannung der Feder geändert werden, ist sie dennoch zu hart oder weich, muss sie getauscht werden.
Die einfache Einstellung auf das Gewicht über die Luftpumpe und die leichtere Bauweise sind hingegen die Vorteile der Luftfeder. Inzwischen ist es den Konstrukteuren zudem gelungen, das hohe Losbrechmoment, das Wegsacken im mittleren Hub oder die hohe Endprogression nahezu zu eliminieren. Die Luftfeder hat sich an Gabeln, im Gegensatz zum Hinterbaudämpfer, daher flächendeckend durchgesetzt.
Was muss ich an einer Federgabel alles einstellen können?
Die Einstellmöglichkeiten an Federgabeln können überfordern. Compression und Rebound sind teils zweifach einstellbar. Es gibt Zusatzluftkammern, die befüllt werden wollen, oder die Option, Volumen-Spacer in die Luftkammer zu schrauben. Doch was braucht man wirklich?
Klar, die Luftfeder wird auf das Gewicht über ein Ventil eingestellt. Den Rebound sollte man auf alle Fälle regulieren können. Denn dieser muss, nachdem die Luftkammer aufs Systemgewicht abgestimmt wurde, angepasst werden, damit die Gabel korrekt ausfedert. Eine einfache Verstellung der Compression bieten ebenso fast alle Gabeln.
Alles darüber hinaus ist in gewisser Weise Luxus und abhängig vom Einsatzbereich. So bieten langhubige Gabeln meistens eine getrennte High- und Lowspeed-Compression. Dabei geht es aber nicht um die Fahrt, sondern die Einfederungsgeschwindigkeit. Diese ist bei einem harten Schlag (etwa ein Drop) „schnell“. Die Lowspeed reagiert auf leichte Schläge, dient aber auch als Wippunterdrückung. Kurzhubige Gabeln kommen hingegen oft mit einem Lockout, um die Federung „zu sperren“.
Wie man eine Federgabel optimal einstellst, siehst du in der Bildergalerie weiter unten.
Wie oft muss eine Federgabel zum Service?
Das hängt klar vom Einsatz ab. Es gilt: Wer viel fährt, muss öfter zum Service. Auch wenn die Hersteller auf eine möglichst lange Haltbarkeit setzen, kommt Staub und Schmutz an den Dichtungen vorbei und verunreinigt das Schmieröl im Inneren. Irgendwann leidet das Ansprechverhalten spürbar. Wann und wie oft man zum Service muss, ist pauschal schwer zu sagen. Ist man viel im Bikepark unterwegs, wo großteils abgefahren und somit das Fahrwerk stark beansprucht wird, muss man häufiger einen Service einplanen, denn als Tourenfan im eher gemächlichen Geläuf.
Die Hersteller geben dennoch Vorgaben für Service-Intervalle (siehe Tabelle weiter unten). Der sogenannte kleine Service beinhaltet den Ölwechsel und Reinigung oder Austausch der Schaumringe. Diesen kann man relativ leicht selbst zu Hause ohne allzu viel Spezialwerkzeug machen. Schaumringe, Öl und sogar Dichtungen kann man dazu einzeln (auch von Zulieferern wie SKF) erwerben. Für den kleinen Service berechnen die Service-Center teils unter 100 Euro, für den großen Service mit komplettem Auseinanderbau und Austausch aller O-Ringe etc. weit über 100 Euro.
Wie steif muss eine Mountainbike Federgabel sein?
Materialsteifigkeit ist bei Federgabeln essenziell. Sie bezeichnet die Eigenschaft etwa von Aluminium, von außen einwirkenden Kräften entgegenzuwirken. Bezogen auf eine Federgabel bedeutet dies, wie stark sie sich beim Bremsen, in Kurven oder beim Überfahren eines Steins verbiegen kann. Die Steifigkeit ist messbar und wird zum Beispiel in Newtonmeter pro Grad angegeben.
Um eine höhere Steifigkeit zu erreichen, muss mehr Material oder ein größerer Rohrdurchmesser verwendet werden. Daher ist es normal, dass leichtere, dünnere Gabeln niedrigere Werte aufweisen. Das bedeutet aber nicht, dass sie nicht genauso haltbar sind. Sie verwinden sich nur stärker. Je härter der Fahrstil und/oder je grober das Gelände, desto steifer sollte eine Federgabel sein.
Braucht man eine spezielle Federgabel für E-MTBs?
Für E-Bikes sind keine speziellen Federgabeln vorgeschrieben. Wer allerdings sein E-Bike für ein zulässiges Gesamtgewicht von 150 Kilo und mehr rüsten möchte, sollte auf speziell gekennzeichnete E-Bike-Gabeln mit höherer Steifigkeit zurückgreifen. Diese sind allerdings auch einige hundert Gramm schwerer.

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Im PDF erwartet dich weitere Tipps und Tricks zu Federgabeln, eine ausführliche Herstellerübersicht und ein exklusives Interview mit Fahrwerks-Experte Jens Mosch.
Fachbegriffe bei Federgabeln
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Das muss ich bei einer Federgabel alles einstellen können
Die Einstellmöglichkeiten an Federgabeln können überfordern. Compression und Rebound sind teils zweifach einstellbar. Es gibt Zusatzluftkammern, die befüllt werden wollen, oder die Option, Volumen-Spacer in die Luftkammer zu schrauben. Doch was braucht man wirklich?
Wartungsintervalle bei Federgabeln
Zwar machen die Hersteller klare Vorgaben, wie oft eine Federgabel zum Service muss, hängt aber auch vom Einsatz ab. Eins ist klar: Wer viel fährt, muss öfter zum Service.
Steifigkeiten bei einer Federgabel
In unserem hauseigenen Labor können wir die drei untenstehend erläuterten Steifigkeiten statisch messen.
Die Gabel wird wie bei einem Fahrrad am Gabelschaft in einem Dummy auf dem Prüfstand eingespannt. Ein vorgegebenes Gewicht zieht an dem Punkt der Achse in die entsprechende Richtung. Je mehr sich die Gabel verwindet, desto geringer ist ihre Steifigkeit.
Die Einfederung wird in Millimetern gemessen und in Newtonmeter pro Grad oder Newton pro Millimeter umgerechnet. Die Werte geben an, wie viel Newton oder Newtonmeter benötigt werden, um die Gabel um 1° oder 1 mm zu verdrehen oder zu verbiegen. Bei Federgabeln hat sich die Angabe in Nm/° durchgesetzt.