Die besten Trails rund um Colmar
Trailguide Vogesen

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Liberté toujours! Auf der westlichen Seite des Rheins wird Freiheit großgeschrieben: Die grandiose Topografie und legale Trails bieten beste Voraussetzungen für echte Bike-Abenteuer.

Trailguide Vogesen
Foto: Kirsten Sörries
In diesem Artikel:
  • Touren in den Vogesen
  • Infocenter
  • Der Trailguide für die Vogesen

Touren in den Vogesen

1. Bonhomme

Länge40,24 km
Dauer2:53 Std
SchwierigkeitsgradSchwer
Höhenunterschied1044 Meter
Höhenmeter absteigend1047 Meter
Tiefster Punkt693 m ü. M.
Höchster Punkt m ü. M.
GPS-Daten
KML-Daten

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2. Lingenkopf

Länge40,77 km
Dauer3:44 Std
SchwierigkeitsgradSchwer
Höhenunterschied905 Meter
Höhenmeter absteigend905 Meter
Tiefster Punkt383 m ü. M.
Höchster Punkt m ü. M.
GPS-Daten
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3. Hohlandsburg

Länge28,15 km
Dauer2:58 Std
SchwierigkeitsgradSchwer
Höhenunterschied955 Meter
Höhenmeter absteigend954 Meter
Tiefster Punkt229 m ü. M.
Höchster Punkt m ü. M.
GPS-Daten
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4. Quatre Lacs

Länge30,56 km
Dauer3:24 Std
SchwierigkeitsgradSchwer
Höhenunterschied1100 Meter
Höhenmeter absteigend1090 Meter
Tiefster Punkt1321 m ü. M.
Höchster Punkt m ü. M.
GPS-Daten
KML-Daten

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Infocenter

Lage & Charakter: Die Vogesen liegen in Ostfrankreich am südwestlichen Rand der oberrheinischen Tiefebene gegenüber dem Schwarzwald-Gebirgszug. Sie bilden gemeinsam mit dem Pfälzerwald, der sich nördlich des Gebirges ohne morphologische Trennung anschließt, einen Mittelgebirgsraum von etwa 8000 km². Kennzeichnend sind die bewaldeten Hügel mit oft kahlen, kuppenförmigen Gipfeln und teils subalpinem Charakter. Ebenso gibt es tiefe Taleinschnitte mit schroffen Felswänden aus Sand- und Buntsandstein. Höchste Erhebung ist der Grand Ballon mit 1424 m, die Gipfel des Massivrückens erreichen meist 1300 m Höhe. Zu den heimischen Wildtieren zählen unter anderem Luchs, Gämse und das vom Aussterben bedrohte Auerhuhn. Hauptstadt des Départements Vosges ist Epinal mit 32 000 Einwohner*innen.

Anreise: Die Vogesen sind mit dem Pkw aus Südosten wie Südwesten gut erreichbar. Etwa über die A 61 oder A 6/A 5 bis Karlsruhe bzw. Wörth am Rhein und dort über die Grenze. Weiter auf A 35 und N 83 bis etwa nach Munster. Alternative Grenzübergänge weiter südlich bei Straßburg oder nördlich bei Saarbrücken. Mit dem Zug inklusive Radmitnahme bietet sich die Fahrt nach Colmar an, etwa via Stuttgart oder Frankfurt.

Beste Reisezeit: In den Vogesen herrscht Ozeanklima mit relativ hoher Regenwahrscheinlichkeit – nur gut die Hälfte der Tage im Jahr sind trocken. Bike-Saison ist dennoch fast ganzjährig, wobei von Dezember bis März Schnee liegen kann und der Bikepark Lac Blanc dann zum Skigebiet wird.

Allgemeine Infos: visit.alsace

Übernachtung: Frankreich ist Camper-Land. Nahezu überall, wo man parken kann und darf, tut man dies kostenfrei. Das lädt dazu ein, das mobile Heim für unvergessliche Sonnenauf- und -untergänge direkt am Berg zu parken. Viele der Auberge genannten Gasthäuser bieten einfache Übernachtungsmöglichkeiten, auch auf dem Hohneck oder dem Grand Ballon. chalethotel-grandballon.com, pied-du-hohneck.fr

Guiding: Bestens geführte Touren bietet beitune.de aus dem Schwarzwald an – etwa einen Vogesen-Cross. Die Schweizer von ride-les-vosges.ch aus Basel kennen sich ebenfalls prima aus.

Abseits des Trails:

  • Alles Käse! Das Elsass ist bekannt für seinen Flammkuchen oder kurz Flambée. Und was wäre der ohne den regionalen Rotschmierkäse aus dem Munstertal? Alles rund um das Milcherzeugnis gibt es im Käsemuseum, der Maison de Fromage, zu bewundern: Schaukäserei, Vogesenrinder und natürlich Kostproben stehen auf dem Programm. maisondufromage-munster.com
  • Das Mittelalter lässt sich auf Ruinen wie der Hohlandsburg erleben – von deren begehbaren Zinnen man einen Blick über das gesamte Vogesenmassiv bis zum Straßburger Münster im Norden und den Schneegipfeln der Berner Alpen im Süden hat (Tour 3). Bei Orschwiller lockt die rekonstruierte Anlage der Hohkönigburg: Mit jährlich 500 000 Besuchern gehört sie zu den am häufigsten frequentierten Orten in ganz Frankreich. haut-koenigsbourg.fr
  • Großangelegte Gedenkstätten, Soldatenfriedhöfe und begehbare Schützengräben wie am Lingenkopf lassen den 1. Weltkrieg nicht vergessen und vermitteln die blutigen Auseinandersetzungen vor gut hundert Jahren. In den Wäldern liegen überall noch Bunker im Boden vergraben. linge1915.eu

Der Trailguide für die Vogesen

Ziemlich unsanft werde ich vom Regen geweckt, der laut auf das Dach des Ford Transit trommelt. Unseren Redaktionstransporter habe ich am Vorabend auf dem Parkplatz knapp unterhalb des Gipfels vom Großen Belchen – Grand Ballon im Französischen – abgestellt, um danach hoch zur Wetterstation zu gehen und den Sonnenuntergang sowie die atemberaubende Aussicht vom höchsten Berg der Vogesen zu genießen. Im Licht der letzten Sonnenstrahlen gab es dann noch ein spartanisches, aber romantisches Dinner à la Campingkocher.

Etwas abseits hatte ein junger Bursche mit Vollbart sein Zelt aufgebaut, mit Blick auf die für die Vogesen typischen kahlen Kuppen, deren bewaldete Hänge dennoch überraschend steil ins Tal fallen: Liberté toujours! Denn das ganze Naturspektakel ist umsonst, wir sind schließlich in Frankreich, wo man fast überall parken, zelten und übernachten darf. Mehr noch: Während auf der anderen Seite der oberrheinischen Tiefebene die berüchtigte baden- württembergische 2-Meter-Regel herrscht und Bikerinnen und Biker erbittert um jeden legalen Trail-Meter kämpfen müssen, kann man im Elsass nahezu jeden fürs wandernde Volk erschlossenen Winkel mit dem Stollenrad erfahren und wird dabei nicht mal schief angeguckt. Frankreich ist eben nicht nur dank "Le Tour" eine Radfahrnation. Mit Loïc Bruni kürte sich ein Franzose erst kürzlich zum nun fünffachen Downhill-Weltmeister. Im angrenzenden Elsass sind MTB-Größen wie Julien und Rémy Absalon oder Jérôme Clementz zur Welt gekommen. Und so ist die Gegend zwischen Straßburg im Norden und Belfort im Süden nicht nur für Flammkuchen, sondern auch für ihre Bikespots bekannt: Mit La Bresse, schon oft Austragungsort des Weltcups, und Lac Blanc gibt es zwei Epizentren samt Bikeparks und Infrastruktur.

Im Angesicht des Grauens

Mit einem letzten, lauten Donner endet das morgendliche Gewitter. Als ich noch etwas missmutig meinen Kopf aus dem Transporter strecke, ist der Grand Ballon in weiße Schwaden gehüllt. Von den grandiosen Ausblicken des Vorabends ist nichts mehr übrig. Ich hole mir einen Kaffee im Restaurant "La vue des Alpes", dessen Name gerade wie Satire klingt, das glücklicherweise aber bereits geöffnet hat. Dann packe ich mein Zeug und fahre vom Berg gen Norden. Tatsächlich reißt alsbald die Wolkendecke auf, die Sonne blinzelt erst zaghaft, dann immer ausdauernder hindurch und lässt meine Laune regenerieren.

Trailguide Vogesen
Kirsten Sörries
Wo Eichen und Fichten sich auf dem Memorial-Trail lichten ... Da bieten sich Ausblicke auf bewaldete Hügel und kahle Kuppen.

Als ich auf dem Lingenkopf parke, ist Fotograf Kirsten mit seinem Camper schon da. Bereits seit drei Jahren planen wir diesen Kurztrip in die Vogesen, durch den ein ziemlich populäres und dennoch unbeliebtes Virus immer wieder einen Strich gemacht hat. Jetzt, in der letzten Woche des Sommers, hat es endlich geklappt, und zur Begrüßung zaubert Kirsten einen fabelhaften Cappuccino. Da Tanja Naber, die Dritte im Bunde und ihres Zeichens Enduro-Racerin aus dem nahen Freiburg, sich für später angekündigt hat, nutzen wir die Zeit, um die Gedenkstätte am Lingenkopf zu besuchen. Ein großes, mehrsprachiges Schild am Eingang erklärt von den grausigen Gefechten, die während des 1. Weltkriegs hier stattfanden. Andächtig, kopfschüttelnd und mit wachsendem Schwermut laufen wir durch die Schützengräben und inspizieren Bunker und Unterstände, während das Kopfkino unentwegt Ernst Jüngers "In Stahlgewittern" abspult.

Als Tanja wenig später aus ihrem Van steigt, ist der Kloß im Hals wieder verschwunden. Heiß auf die vor uns liegenden Trails, schwingen wir uns auf die Räder und stechen in den Wald, am Schratzmännele vorbei zum Barrenkopf und dem sogenannten Enduro-Trail. Dieser führt gleich zu Beginn über ein Northshore-Element und schlängelt sich in weiten Kurven durch den lichten Wald, lässt uns über Wurzelteppiche hoppeln und in Kompressionen stürzen, die so geschickt gebaut sind, dass sie uns auf der andere Seite mit einem Grinsen im Gesicht wieder herausdrücken. Immer wieder jagen wir an rötlichen Felsen vorbei. Dieser Buntsandstein ist es, der dem Waldboden die Nässe entzieht. Das erinnert weniger an den benachbarten Schwarzwald, sondern vielmehr an das nördliche "Anhängsel" der Vogesen, den Pfälzerwald. Die Bestätigung? Kaum lassen wir bei einer kurzen Verschnaufpause den Blick von den gegenüberliegenden Hängen in das darunterliegende Tal schweifen, zischen zwei Jungs mit Vollvisierhelmen an uns vorbei und hüllen uns in eine Staubwolke. Der Regenguss der letzten Nacht ist vom Boden zur Gänze aufgesaugt worden – es herrschen Idealbedingungen!

"Wir sind erst ein gutes Drittel gefahren", meint Tanja, die sich hier gut auskennt – was hervorragend klingt und mich dennoch wundert. Aber die Trails, die hier entlang des Hangs verlaufen, sind äußerst effizient "auf Strecke" gebaut. Die vor uns liegenden Anlieger, kleineren Sprünge und Steilabfahrten überzeugen vollends: Das macht so richtig Laune, ist technisch nicht zu anspruchsvoll und vor allem dafür geschaffen, mit offenen Bremsen zu fahren. Ist dies das Geheimnis der Erfolge von, Absalon, Clementz und Co.?

Farbenspiel in den Vogesen

Noch immer berauscht von den Trails und den Eindrücken des ersten Tages, suchen wir uns für den Sonnenuntergang einen Stellplatz am Hohneck, dem dritthöchsten Gipfel der Vogesen, aus. Bis der glühende Feuerball im Westen in einem atemberaubenden Lichtspiel aus Rot und Gelb vollends versinkt, genießen wir das Panorama mit etlichen anderen Sunset-Fans, die ihre Wohnmobile hier oben geparkt haben. Dann meldet sich erneut der grummelnde Magen. Es gibt hier unzählige Gasthöfe, Auberges genannt, auf denen man auch rustikal übernachten kann. Jetzt, am ersten Septemberwochenende, sind die Sommerferien in Frankreich zwar vorbei, die Auberges dennoch sehr gut besucht – und ausgebucht. Und Abendessen werden ausschließlich für Übernachtungsgäste angeboten. Ein Glück, dass Kirsten selbstgemachte Tomatensoße und genug Pasta an Bord seines Campers hat. Seine Showcooking-Einlage am Ende des Tages rundet diesen perfekt ab.

Trailguide Vogesen
Kirsten Sörries
In den Vogesen wird vielerorts an die französischen und deutschen Opfer der Gräueltaten des 1. Weltkriegs gedacht.

Der nächste Morgen führt uns zum Sonnenaufgang noch einmal hoch auf den Hohneck, wo wir auch unsere Tour des Tages starten. Über einen schmalen Pfad rollen wir vor zum Petit Hohneck und weiter über eine alpin anmutende Hochalm, auf der weit verstreut Pferde grasen. Die erste Auberge, die wir ansteuern, ist so früh noch geschlossen, aber bereits wenige Kilometer weiter bekommen wir alles, was das Herz von einem französischen Frühstück begehren kann: Croissants, Confiture maison (hausgemachte Marmelade) und frisch gebrühten Kaffee. Dermaßen gestärkt inhalieren wir auf unserer Tour staunend die Gegend, die uns – ganz anders als im benachbarten, "besenreinen" Schwarzwald – wild, ungezähmt erscheint und uns das Gefühl fast absoluter Freiheit vermittelt. Die Möglichkeiten, die sich hier für echte Bike-Abenteuer bieten, sind unzählig. Und nur wenig kann unsere Lebenslust trüben. Gerne hätten wir zum Beispiel ein Bad in einem der vielen Seen genommen. Doch aus Respekt vor den Anglern gibt es hier dann doch Einschränkungen.

Lebendige Geschichte

Gegen Nachmittag fahren wir zurück nach Osten ins Munstertal. Dort begeben wir uns hinauf zur Burg Hohlandsberg und genießen den Ausblick weit übers Rheintal bis zum Kaiserstuhl, nach Wo Eichen und Fichten sich auf dem Memorial-Trail lichten ... Da bieten sich Ausblicke auf bewaldete Hügel und kahle Kuppen. Straßburg und Basel. Rund um die Burg existiert ein Trailnetz, das den Bergrücken in alle Richtungen überzieht. Wir wählen eine Route über rumpelige, herrlich "ehrliche" Natur-Trails, die sich durch lichte Eichenwälder schlängeln. Vorbei geht es an der Ruine der einstigen Burg Hageneck, die sich über ein tief eingeschnittenes Bachtal beugt. Wenig später, als wir eine Forststraße hinaufgetreten sind und einem dunklen Pfad entlang des Berghangs folgen, stoßen wir auf die Dagsburg, die seit dem Jahr 1466 in Ruinen liegt und der Legende nach dem Raubritter Peter von Egisheim als Unterschlupf gedient haben soll. Bikespaß und Mittelalter-Erkundungen befinden sich hier in so unmittelbarer Entfernung, dass schon alleine der Spot rund um die Hohlandsburg Abwechslung für mehr als einen Tag bietet.

Trailguide Vogesen
Kirsten Sörries
Uns schmeckt’s: Elsässer Flammkuchen – „Flambée“ mit Speck oder Lachs – ist in der Region nicht wegzudenken und die ideale Afterride-Mahlzeit.

Am Abend rollen wir vorbei an den pittoresken Fassaden der Munsterer Altstadt. Der Duft von Flammkuchen dringt aus kleinen Restaurants und hält uns kaum mehr auf den Bikes. Schon bald haben wir einen winzigen Tisch auf dem Gehsteig ergattert und nehmen mit einem breiten Grinsen die dampfende Tarte flambée in Empfang. "Oh oui", wir lieben die Vogesen! Nur, warum ist so ein Kurzurlaub eigentlich so kurz?

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10 / 2023

Erscheinungsdatum 05.09.2023