Die besten MTB-Touren auf der kanarischen Insel
Trailguide Gran Canaria

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Ideales Klima, fast 2000 Meter hohe Berge, schroffe Vulkan- Trails und erstaunlich viel Ruhe: Dass Gran Canaria als Bike- Spot noch weniger bekannt ist, dürfte sich bald ändern.

Trailguide Cran Canaria
Foto: Adrian Greiter
In diesem Artikel:
  • Touren auf Gran Canaria
  • Infocenter
  • Trailguide: Cran Canaria

Touren auf Gran Canaria

1. Mirador de las Yeguas

Mehr zum Thema:
Trail
Länge24,61 km
Dauer2:33 Std
SchwierigkeitsgradSchwer
Höhenunterschied771 Meter
Höhenmeter absteigend771 Meter
Tiefster Punkt27 m ü. M.
Höchster Punkt m ü. M.
GPS-Daten
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2. Pico de las Nieves

Mehr zum Thema:
Trail
Länge34,50 km
Dauer2:12 Std
SchwierigkeitsgradSchwer
Höhenunterschied258 Meter
Höhenmeter absteigend2149 Meter
Tiefster Punkt1918 m ü. M.
Höchster Punkt m ü. M.
GPS-Daten
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3. Cruz Grande

Mehr zum Thema:
Trail
Länge30,97 km
Dauer2:26 Std
SchwierigkeitsgradSchwer
Höhenunterschied418 Meter
Höhenmeter absteigend1639 Meter
Tiefster Punkt1249 m ü. M.
Höchster Punkt m ü. M.
GPS-Daten
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4. Roque Nublo

Mehr zum Thema:
Trail
Länge43,06 km
Dauer3:29 Std
SchwierigkeitsgradSchwer
Höhenunterschied663 Meter
Höhenmeter absteigend2250 Meter
Tiefster Punkt1592 m ü. M.
Höchster Punkt m ü. M.
GPS-Daten
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Infocenter

Lage & Charakter: Gran Canaria ist die drittgrößte der Kanarischen Inseln und liegt etwa 210 km westlich von Marokko im Atlantik. Wegen der klimatischen, geografischen und vegetativen Vielfalt der 14 Mikroklimazonen spricht man bei Gran Canaria oft von einem "Mini-Kontinent". Die zahllosen Trails der Insel sind aufgrund des Lavagesteins und der Topografie technisch und konditionell anspruchsvoll, weshalb sich eher versierte Bikerinnen und Biker wohlfühlen werden.

Anreise: Zahlreiche Fluglinien steuern die Insel von diversen Airports direkt an. Vom Flughafen im Norden der Insel geht es per Taxi oder Bus auf der Küstenautobahn in den Süden. Theoretisch kann man auch mit dem eigenen Auto fahren, denn einmal wöchentlich startet in Cadiz (Südspanien) eine Fähre auf die Kanaren. Die Überfahrt dauert rund zwei Tage, insgesamt wird man ab Deutschland vier bis fünf Tage unterwegs sein.

Beste Reisezeit: Das Klima auf Gran Canaria ist vom Passatwindgürtel geprägt und ganzjährig mild mit rund 300 Sonnentagen. Die Lufttemperatur schwankt im Jahresverlauf zwischen 20 und 30 °C, es herrschen eigentlich ganzjährig top Bedingungen zum Biken! Zu beachten ist, dass es auf den bis zu 2000 Meter hohen Bergen deutlich kühler werden kann als an der Küste, weshalb eine Jacke stets dabei sein sollte.

Übernachtung: In Maspalomas gibt es wie auf der ganzen Insel zig Unterkünfte, die man über die üblichen Portale buchen kann. Besonders Bike-freundlich ist das Seaside Sandy Beach in Playa del Ingles, Pool und Spa laden nach der Tour zum Entspannen ein. Im Untergeschoss des Hotels befindet sich zudem ein Shop des größten Radverleihers der Kanaren, bei dem Hotelgäste Sonderkonditionen erhalten. hotel-sandy-beach.com

Guiding & Shuttle: Fabio und sein Team führen Touren auf der ganzen Insel, kümmern sich auch um Transport und Leihräder: grancanariamountainbike.com. Auch ohne Guide ist ein Shuttle oft unerlässlich. Hierzu gibt es zahlreiche Taxiunternehmen, die über Kleinbusse verfügen. In Maspalomas etwa Fernando León: +34 609 610 619

Abseits des Trails: Einmalig und faszinierend sind die Wanderdünen von Maspalomas! Das Gebiet im äußersten Süden der Insel zwischen dem Leuchtturm von Maspalomas und Playa del Ingles ist rund 6 km lang, bis zu 2 km breit und umfasst gut 400 Hektar. Ob diese einzigartige Landschaft durch Erosion oder einen Tsunami entstanden ist, ist nicht abschließend geklärt. Sicher ist, dass die Dünen noch sehr jung sind, wahrscheinlich entstanden sie erst Mitte des 19. Jahrhundert. Diese vom Wind geformte Welt aus Sand ist sehr sensibel, weshalb sie seit 1987 unter Naturschutz steht und seit 2020 nur noch auf ausgewiesenen und mit Holzpfählen markierten Wegen betreten werden darf. Wer dagegen verstößt, riskiert ein Bußgeld von 150 bis 600 Euro. Für noch mehr Wüstenfeeling lassen sich die Dünen sogar mit einem Kamel durchqueren, oder man besucht den wie eine Oase wirkenden, von Palmen umrahmten Binnensee "La Charca".

Trailguide: Cran Canaria

Heute haben wir Calima", so begrüßt uns Guide Fabio am Hotel. Wir schauen uns verdutzt an und wissen nicht so recht, was wir mit dieser Aussage anfangen sollen. "Schaut nach oben – Calima – ihr seht, dass ihr nichts seht. Das ist Calima!" Also stehen wir da, schauen gen Himmel und sehen den völlig vernebelten und diesigen Horizont.

Unser Guide klärt uns auf: "Calima ist ein Wetterphänomen unserer Insel." Es handelt sich um einen Ostwind, der durch Hochdruck über der Sahara an Temperatur gewinnt und gleichzeitig deutlich Luftfeuchtigkeit verliert. Dabei nimmt der Wind den feinen Sandstaub auf und trägt diesen die kurze Strecke über das Meer nach Gran Canaria. Der Spanier nennt diesen Wind "Bruma", frei übersetzt Nebel oder Dunst. Manchmal behindert er die Sicht so stark, dass es im Flugverkehr zu Problemen kommt. Einher geht dieser auch mit hohen Temperaturschwankungen. Sichtbar ist die ockerfarbene Staubschicht überall, nicht nur in der Luft, sondern auch auf Autos und auf der Straße. Fabio meint sogar, dass große Anstrengungen im Freien vermieden werden sollten. "Na Bravo", denke ich mir: Wir sind ja nicht zum Faulenzen auf die vor allem bei Pauschaltouristen bekannte Kanarische Insel gekommen, sondern zum Biken!

Fabio bemerkt meinen etwas skeptischen Gesichtsausdruck und beruhigt: "Das alles kann morgen schon wieder Geschichte sein und es klart auf. Heute nehmen wir eh bequem das Shuttle und lassen uns oben am Aussichtspunkt bewusst viel Zeit." Gesagt, getan und losgefahren. Der besagte Aussichtspunkt begeistert, bevor wir nur einen Meter Trail gefahren sind. Ein großer, weiter Canyon, ein sogenannter Barranco, liegt unter uns. Hunderte Meter breit, Kilometer lang. Ich genieße die spektakuläre Fernsicht von der Küste bei Maspalomas bis hinauf zu den Palmen des Dörfchens Fataga – trotz Calima.

Insel der Bike-Promis

Gran Canaria ist nach Teneriffa und Fuerteventura die drittgrößte der Kanarischen Inseln. Das fast kreisförmige Eiland hat einen Durchmesser von circa 50 Kilometern und eine Küstenlänge von rund 235 Kilometern. Die Insel liegt westlich der Küste Marokkos im Atlantischen Ozean und ist vulkanischen Ursprungs. Touristisch nicht gerade unbekannt ist der Inselort Maspalomas, der sich mit seinen vielen Hotelbauten auf den ersten Blick wenig attraktiv längs der Ostküste zieht. Weniger bekannt sind Maspalomas und die ganze Insel in der MTB-Szene, zumindest im Vergleich zu La Palma, der berühmtesten Biker-Insel der Kanaren.

Trailguide Cran Canaria
Adrian Greiter
Perfekt auf MTB-Fans eingestellt ist das Hotel Sandy Beach ganz im Süden der Insel.

Auch Fabio kann dies nicht genau erklären, kommt aber dennoch sofort ins Schwärmen: "Gran Canaria bietet einzigartige Trails, ganzjährig angenehmes Klima und eine atemberaubende Landschaft mit vielen Pflanzen, die es nur hier gibt. Es ist eines der besten europäischen Reiseziele zum Biken im Winter! Auch Bike-Promis wie Cedric Gracia, Guido Tschugg, Danny McAskill und Sam Pilgrim sind regelmäßig auf der Insel. Sie lieben es, hier zu fahren und zu trainieren." Dann sind wir ja genau richtig in dieser Gesellschaft, denke ich mir schmunzelnd. Das Trail-Netz auf Gran Canaria entfaltet sich größtenteils aus dem Mittelpunkt der Insel heraus. Einige wenige, anspruchsvolle Trails führen von dort nach Norden, viele lange Abfahrten gen Süden. Der Pico de las Nieves auf 1949 Meter Höhe und der Roque Nublo (1813 Meter) sind zwei der höchsten Berge der Insel, sie liegen in besagter Mitte und sind idealer Ausgangspunkt vieler Biketouren. Um dorthin zu gelangen, empfiehlt es sich – mit oder ohne Guide – ein Shuttle zu buchen (siehe Infoseite). Zwar kann man theoretisch hochkurbeln, die Straßen sind aber nicht gut ausgebaut, eng, lang und dennoch stark befahren. Und keine Sorge, das Konditionstraining kommt dennoch nicht zu kurz. Denn von den zwei besagten Bergen führen episch lange Touren in alle Ecken wie zum Tauro-Gebirge, dem Cruz Grande, zum Chira-See, dem Barranco de Guayadeque, in die Caldera de Tejeda und bis nach Teror.

Trailguide Cran Canaria
Adrian Greiter
Nach dem anspruchsvollen oberen Teil der Tour (4) vom Roque Nublo begeistern die flowigen Trails auf der Hochebene oberhalb von Argueinequin.

Von den Bergen ans Meer

Für uns geht es nach aussichtsreichen Minuten nun endlich ins Gelände. Die Sonne hat trotz des Windes so viel Kraft, dass der dunkle Untergrund des Trails die Hitze spürbar abstrahlt. Dazu kommt, dass wir nicht gleich abfahren, sondern der Weg zunächst einige knackige Steigungen mit rutschigem Untergrund bereithält. Kurzum: Mir wird warm! Und auch ums Herz, denn das offene, karg anmutende Gelände gibt immer wieder imposante Tiefblicke in kleine Canyons, aber auch auf das Meer und die angrenzenden Ortschaften frei. Nach einem kleinen Plateau mäandert der Trail mit angenehmem Gefälle hinab. Langgezogene Kurven erhöhen den Fahrspaß, anspruchsvolle Sektionen wie steile Felsplatten und hohe Stufen den Nervenkitzel. Der abwechslungsreiche Pfad endet erst kurz vor den ersten Häusern von Playa des Ingles, wo das Kaltgetränk an der Poolbar im Hotel bereits auf uns wartet.

Am nächsten Morgen nutzen wir die Zeit, um die Sanddünen von Maspalomas zu besuchen. Diese sind eines der Inselwahrzeichen und liegen an der Südspitze Gran Canarias. Wir marschieren einige hundert Meter auf einem ausgewiesenen Weg durch den Sand. Das Ausmaß ist unglaublich, ich fühle mich in der Sahara – auch wenn die Dünen "nur" zwei mal sechs Kilometer breit und lang sind. Ständig sacke ich knöcheltief ein, der Wind ist stark und wirbelt ständig Sand auf. Die Szenerie, die sich vor uns aufbaut ist absolut unwirklich und verändert sich zudem mit jedem Schritt.

Eine erstaunliche Geschichte über die Wanderdünen erzählt uns dann ein Fremdenführer. Er erklärt, dass besonders Liebespaare das Ökosystem in den unter Naturschutz stehenden Dünen weiter zerstören. Zu diesem Schluss kommt nämlich eine wissenschaftliche Publikation mit dem vielsagenden Titel "Sand, sun, sea and sex with strangers". Die Wissenschaftler untersuchten die Auswirkung von Sex auf die Natur, dabei machten sie insgesamt fast 300 "Hotspots" aus. Während des Liebesaktes auf dem Weg zu beliebten Stellen sowie wieder zurück, würden sowohl die vom Wind aufgehäuften Dünen, die sogenannten Nabkas, als auch acht Pflanzenarten in Mitleidenschaft gezogen. Ich bin leicht verstört und freue mich jetzt doch umso mehr auf mein Bike als Partner.

Trailguide Cran Canaria
Adrian Greiter
Ein ganz besonderes Erlebnis, das man sich auf der Insel nicht entgehen lassen sollte, sind die Wanderdünen von Maspalomas.

Am Nachmittag soll es nämlich auf einen zünftigen Enduro-Ride gehen. Wir fahren per Shuttle zum Pico del las Nieves. Der Gipfel ist die zweithöchste Erhebung der Insel und die Spitze eines erloschenen Vulkans. Wir genießen kurz die weitreichende Aussicht, bevor wir losrollen. Der Trail führt über dichten, weichen Pinienwaldboden, grobe Felsabsätze erhöhen dennoch die Schwierigkeit. Nach zwei Kilometern fahren wir aus dem Wald, das Gelände wird offen, die Felsen und Vulkansteine noch garstiger. Immer wieder treffen wir auf ungewöhnliche Felsformationen, die sich wie Torbögen erheben. Nach dieser spektakulären Sektion tauchen wir wieder in einen Wald ein. Wieder gilt es, deftige Stufen und Absätze zu bewältigen, bevor der lange und außergewöhnliche Trail-Spaß erst fast am Meer ein Ende nimmt.

Auch die nächsten Tage sind wir in alle Richtungen, zumeist ausgehend von der Inselmitte, unterwegs. Die Vielfalt der Touren, der gepflegte Anspruch der Trails, die überraschende Einsamkeit auf den Wegen und die immer wieder wechselnden Panoramen begeistern jedes Mal aufs Neue – Fabio hat zu Beginn nicht zu viel versprochen! Trotz des Massentourismus ist die Insel mit ihren zwei "MTB-Bergen" zudem nicht so überlaufen wie andere Bike-Destinationen und für mich nun eines der besten Winterziele überhaupt.

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10 / 2023

Erscheinungsdatum 05.09.2023