- Vier Touren im Friaul
- Infocenter
- Abseits des Trails:
- Der Trailguide in Friaul Venetien
Vier Touren im Friaul
1. Monte Crasulina
Länge | 28,42 km |
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Dauer | 3:37 Std |
Schwierigkeitsgrad | Schwer |
Höhenunterschied | 1489 Meter |
Höhenmeter absteigend | 1489 Meter |
Tiefster Punkt | 604 m ü. M. |
Höchster Punkt | m ü. M. |
Diese Tour findest du auch bei unserem Partner
2. Monte Lovinzola
Länge | 30,14 km |
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Dauer | 4:21 Std |
Schwierigkeitsgrad | Schwer |
Höhenunterschied | 1546 Meter |
Höhenmeter absteigend | 1543 Meter |
Tiefster Punkt | 386 m ü. M. |
Höchster Punkt | m ü. M. |
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3. Monte Flop
Länge | 19,75 km |
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Dauer | 3:14 Std |
Schwierigkeitsgrad | Schwer |
Höhenunterschied | 1221 Meter |
Höhenmeter absteigend | 1221 Meter |
Tiefster Punkt | 645 m ü. M. |
Höchster Punkt | m ü. M. |
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4. Monte Nische
Länge | 29,75 km |
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Dauer | 4:07 Std |
Schwierigkeitsgrad | Schwer |
Höhenunterschied | 1488 Meter |
Höhenmeter absteigend | 1483 Meter |
Tiefster Punkt | 479 m ü. M. |
Höchster Punkt | m ü. M. |
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Infocenter
Lage & Charakter: Das Friaul liegt im Nordosten Italiens, rund um die Universitäts- Stadt Udine. Im Norden grenzt die Region an Kärnten in Österreich, im Osten an Slowenien. Die Berge im Grenzgebiet sind über 2000 Meter hoch, die tief eingeschnittenen Täler liegen auf 400 bis 1000 Metern. Daraus ergeben sich für MTB-Touren oft beachtliche Höhenmeter. Die schroffen Gebirgsregionen sind touristisch wenig erschlossen, bieten aber eine überraschende Vielzahl von Wegen. Entstanden sind diese durch die Almwirtschaft, den grenzübergreifenden Schmuggel und den Frontverlauf im Ersten Weltkrieg.
Anreise: Die Anreise nach Tolmezzo ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln mühsam und mit mehrmaligem Umsteigen verbunden. Mit dem Pkw erreicht man die Region von München via Salzburg und Villach auf der A 10 und A 2. Alternativ ohne Autobahn-Vignette, aber mit Tunnelmaut über Kitzbühel, Felbertauern, Lienz und den Plöckenpass. Beides in rund 4,5 Stunden.
Beste Reisezeit: Aufgrund der Stauwirkung der Karnischen und Julischen Alpen ist die Niederschlagsmenge in der Region überdurchschnittlich hoch. Ab November liegt in den Hochlagen der erste Schnee. Dieser taut im Frühjahr wegen der südlichen Ausrichtung und relativ geringen Höhe der Berge recht zügig wieder ab, weshalb oft schon im Mai gute Bike-Bedingungen herrschen.
Übernachtung: In der Region gibt es viele kleine Pensionen, B & Bs und Hotels, aber keine auf MTB-Urlaube spezialisierte Unterkünfte. Eine Möglichkeit, die Bikes sicher unterzustellen, finden die hilfsbereiten Friauler aber meistens. Empfehlen können wir das Hotel Al Benvenuto in Tolmezzo (albenvenuto.it), das Grand Hotel Gortani in Arta Terme (gortani.it) und die Casa Ortis in Paluzza, deren Besitzer Silvio selbst Biker ist (casa-ortis.alberghiinitalia.top). "Von Bikern für Biker" ist auch das Bondi Gemona in Gemona (bnb-bondigemona.ch).
Guiding: Das Friaul ist nicht im großen Maße auf Tourismus im Allgemeinen und Bikerinnen und Biker im Besonderen eingestellt. Was die Region für viele attraktiv macht, hat den Nachteil, dass es kaum Seilbahnen und keine Shuttle-Dienste gibt. Die Besitzer des B & B Bondi Gemona, Eugen und Gabriella Haubensak, guiden auf Nachfrage nicht nur ihre Hausgäste, sondern auch andere durch die Region. Mailkontakt unter haubensak.tg@bluewin.ch
Abseits des Trails:
- Römerstraße: Durch das Buttal nördlich von Tolmezzo und über den Plöckenpass an seinem Ende führte schon in der Antike eine bedeutende Römerstraße, welche Aquileia an der Adria unter anderem mit dem heutigen Lienz und Villach verband: die Via Julia Augusta. Ein damals wichtiger Ort an dieser Straße war Iulium Carnicum, nahe dem heutigen Zuglio. Im dortigen Civico Museo Archeologico und auf dem benachbarten Ausgrabungsgelände kann man sich ein Bild über die lange Geschichte dieses Ortes machen.
- Wellness: Ebenfalls bereits seit der Römerzeit bekannt ist die benachbarte Schwefelheilquelle von Arta Terme, die später auch von den Venezianern gerne besucht wurde. Heute befindet sich hier eine moderne Therme mit Spa- und Wellnessangeboten, aber auch medizinischen Anwendungen. termediarta.it
Der Trailguide in Friaul Venetien
Auch wir sind mal wieder auf der Suche nach dieser Heiterkeit, die uns Bikern eine Tour durch unberührte Natur, ein famoser Trail oder eine atemberaubende Aussicht beschert. Doch wohin? Viele weiße Flecken gibt es für Trail-hungrige Mountainbiker in Mitteleuropa nicht mehr. Nicht nur das Internet serviert GPS-Tracks am laufenden Band für den ganzen Alpenbogen. Doch in der erstaunlichen Einsamkeit, in der wir gelandet sind, ist das anders. Friaul-Julisch-Venetien. Wer, um hier zu biken, nach Reiseanbietern, Guides oder gar ausgewiesenen Touren sucht, wird im WWW kaum fündig. Die bizarre Bergwelt der Julischen und Karnischen Alpen im Kanaltal fordert förmlich dazu auf, mit dem Bike auf echte Entdeckungsreise zu gehen. Pioniergeist und Orientierungssinn sind gefragt – so viel vorweg –, denn die Pfade sind schlecht oder gar nicht markiert, oft zugewuchert oder unter einem tiefen Laubteppich verborgen.

Die Region Friaul liegt eingezwängt zwischen dem österreichischen Bundesland Kärnten im Norden, Slowenien im Osten und Venetien im Westen. Als Basis für unsere Touren wählen wir die norditalienische Stadt Tolmezzo. Gelegen am Fluss Tagliamento, eignet sie sich als idealer Stützpunkt, um die friaulischen Dolomiten zu erkunden. Wer sich mit der Geschichte der Region befasst, dem wird klar, dass es in den umliegenden Seitentälern nur so von Wegen wimmeln muss. Militärsteige des Ersten Weltkriegs, Schmugglerwege zu einst wichtigen Pässen oder Hirtenwege Zur Bewirtschaftung der Alpweiden kreierten hier ein umfangreiches Wegenetz. Trotzdem ist die Gegend vom Massentourismus verschont geblieben, und ich fühle mich schon am ersten Tag wie ein Einsiedler in der stillen Bergwelt Norditaliens. Wanderer? Mountainbiker? Außer uns scheint hier niemand unterwegs zu sein, die Hauptakteurin ist die Natur. Ursprüngliche Täler sind das hier, mit türkisfarbenen Bächen, die sich durch die Kalkfelsen schlängeln, mit kleinen Gumpen, die nach einer langen Tour zum Sprung ins Nass einladen. Doch wer in den abgeschiedenen Trail-Genuss vor Traumkulisse kommen will, muss erst Schweiß lassen. Die knackigen Militärpisten und Forststraßen sind bergauf fordernd – und man sollte noch Reserven für die Schiebe- und Tragepassagen "on Trail" haben.
Der Monte Flop? Ist top!
Los geht es heute im Aupatal, einem dünn besiedelten Seitental im Grenzbereich der Karnischen und Julischen Alpen, umgeben von mehreren Zweitausendern. Schon die Anfahrt mit dem Auto zum Startpunkt dem Dorf Bevorchians lässt mich erahnen, was uns erwartet. Steile Felswände strahlen mir entgegen und vermitteln Dolomiten-Feeling. Umso eintöniger erscheint mir nun die lange Forstwegauffahrt durch dichte Mischwälder, bis wir auf einen losen, schottrigen Trail treffen. Jetzt wird es zapfig, und ich bin froh, dass wir heute E-motorisiert unterwegs sind. Dennoch müssen wir einige Stellen schieben, zudem ist ob der Exponiertheit und Enge des Weges Vorsicht geboten. Jedoch ist die Aussicht wie aus dem Bilderbuch. Der markante Gipfel der Creta Grauzaria baut sich ständig vor uns auf, und oft ergeben sich grandiose Ausblicke ins Tal – da ist sie, diese Heiterkeit! Auf 1750 Metern kippt der Trail im Schatten der mächtigen Felswände ab. Für routinierte, versierte Bergradler beginnt mit dem Sentiero 437 das wahre Highlight der Tour. Auf grobem, teils losem Untergrund mit etlichen Felsstufen zieht der alpine Pfad zum Rifugio Grauzaria. Wer die Technik des Hinterradversetzens nicht beherrscht, wird kaum jede Kurve fahren können.
Nach 500 Tiefenmetern puren Bikens taucht aus dem Laubwald das Rifugio auf. Der Wirt mit weißem Vollbart lehnt im Türrahmen und verzieht keine Miene, als wir behutsam mit unseren Bikes auf seine Wiesenterrasse rollen. Gibt es jetzt eine Standpredigt, dass wir hier nichts mit dem Bike verloren haben? Doch nichts von dem, der Wirt begutachtet schmunzelnd unsere Bikes. Er bittet uns freundlich, Platz zu nehmen, und empfiehlt zur Stärkung seine hausgemachte Salsiccia. Wer kann da nein sagen? Vor uns türmt sich der gewaltige Fels des Grauzaria- Massivs auf, das neu erbaute Rifugio mit 22 Schlafplätzen dient als Stützpunkt für Kletterrouten. Sowohl der Anblick, vielmehr aber die pikante Hauswurst treibt uns die Schweißperlen auf die Stirn – und wir ordern noch einen Liter Wasser. Überhaupt sollte man ausreichend Flüssigkeit dabeihaben, denn es gibt auf der gesamten Tour sonst keine Wasserstellen. Frisch gestärkt verabschieden wir uns. Der Wirt blickt fast traurig drein, als mit uns die einzigen Gäste seine alpine Oase verlassen. Wir ziehen weiter auf den wunderbaren 437er-Weg. Nun ändert sich die Charakteristik der Abfahrt: Wir queren breite Geröllströme unterhalb steiler Scharten. Bei guter Linienwahl und viel Radgefühl kann man sich im Trial- Stil durchmogeln. Über großflächige Schuttreißen surfen wir talauswärts, bevor es zum Finale wieder etliche Spitzkehren zu meistern gibt. Nach 1200 Tiefenmetern endet dieser Leckerbissen von Trail, und wir rollen mit fettem Grinsen in Dordolla ein.

Das malerische Bergdorf wird auch "Venedig der Alpen" genannt, obwohl es gerade einmal 67 Seelen zählt. Das Aupatal ist ein Beispiel für einen peripher gelegenen, strukturschwachen Raum, in dem sich die Konsequenzen der Gebirgsentvölkerung sehr deutlich zeigen. So wurde die Bevölkerungszahl 2012 im gesamten Tal mit nur 175 angegeben, heute dürften es noch ein paar weniger sein. Für uns Naturliebhaber ist es ein Juwel mit verschlafenen Gebirgsdörfern und gewaltigen Flussläufen, ohne echten Tourismus ist es für die Einheimischen jedoch nicht leicht. Die Möglichkeiten, Geld zu verdienen, sind übersichtlich. Weder die Talböden noch die Schwemmkegel oder Talschlüsse eignen sich gut als Siedlungsraum. Durch das stauende Hochgebirge und die Nähe zur Adria gibt es hohe Niederschläge vor allem im Herbst. Hochwasser und Felsstürze führen zu den riesigen Schotterflächen.
Als wir am Abend die nächste Tour anhand des Kartenmaterials planen, staunen wir: acht Kilometer Kammtrail? Alles fahrbar? Allerdings stehen auch 1500 Höhenmeter an, was uns am nächsten Tag zeitig ins Resiatal aufbrechen lässt. Das Gebirgstal in den Julischen Voralpen, in dem derzeit circa 800 Menschen slawischer Herkunft leben, ist an Ursprünglichkeit mit seinen naturbelassenen Wäldern und dem smaragdgrünen Wasser der Resia kaum zu übertreffen. Hin und wieder passieren wir ein schlichtes Dorf, aber auch den geschichtsträchtigen Ort Stolvizza. An der Straßenseite steht ein Denkmal, das den Scherenschleifern gewidmet ist. Jenen Männern, die schwer bepackt durch Italien und die Länder der K.-u.-k.-Monarchie marschierten, um Schleifdienste anzubieten. Ihrem Leben ist heute ein Museum gewidmet.

Auf einem zum Teil asphaltierten Forstweg bewältigen wir die Auffahrt zur Coot-Alm, die wunderschön in einer vom Monte Kanin und Monte Plagne umgebenen Talmulde liegt. Im Hauptgebäude befindet sich ein Bauernladen, in dem man lokale Gerichte und den auf der Alm hergestellten Käse genießen kann. Auch wir gönnen uns eine kleine Pause, bevor wir den knackigen Anstieg zum Monte Plagne in Angriff nehmen. Der historische Schmugglerpfad führt uns auf den ersehnten Grenzkamm, nur noch schiebend und tragend kommen wir durch die engen Kehren. Endlich erreichen wir den Höhenrücken und trauen unseren Augen nicht. Ein schier endloser Trail zieht sich über mehrere Wiesengipfel zu unserem eigentlichen Ziel, dem Monte Nische. Es herrscht Stille, ich höre weder Autos noch Flugzeuge. Dennnoch sind wir nicht ganz alleine, über uns kreist ein prachtvolles Steinadler-Pärchen! Als wäre all das nicht genug, entpuppt sich der Kamm als gigantische, alpine Blumenwiese. Ganze Büschel von Edelweiß tauchen oft am Wegesrand auf. Wir jedoch müssen das Auge auf den zum Teil exponierten Trail legen. Unter der hohen Grasnabe lauern Steine oder auch Erdlöcher. Immer wieder zwingen uns kurze Gegenanstiege aus dem Sattel. Schließlich erreichen wir im Tanz der Endorphine den fünften Gipfel, den Monte Nische. Der nun folgende Trail ist Militärbaukunst: Ein perfekter Weg im idealen Gefälle mit zahlreichen Spitzkehren rundet die Mammuttour zum Abenteuer der Superlative ab. Und ein Bad zusammen mit der Dorfjugend in den Gumpen der Resia lassen wir uns natürlich auch nicht entgehen.
Eine Stunde Heiterkeit? Ganze sechs waren wir unterwegs. Und überhaupt: Die Glücksgefühle, die sich als MTB-Enthusiast in dieser fast unberührten Region in wenigen Tagen sammeln lassen, reichen eigentlich für ein ganzes Leben.