Lage: Die Republik Kroatien ("Hrvatska") gehört seit 2013 zur EU und ist etwa doppelt so groß wie Brandenburg. Hier gibt es 1246 Inseln, 47 davon sind ständig bewohnt. Im Nordwesten, zwischen dem Festland und der Halbinsel Istrien, liegen die Inseln der Kvarner Bucht – allen voran Krk, Rab, Cres und Lošinj.
Allgemeine Infos: www.croatia.hr
Bike-Infos Kroatien (mit "4-Islands"-Etappenrennen): www.adriabike.hr
Bike-Infos Istrien: www.istria-bike.com
Beste Reisezeit: An der Küste Kroatiens herrscht mediterranes Klima vor. Die Sommer sind also meist sonnig und trocken (um 35 Grad Celsius), während die Winter regenreich und mild sind. Beste Reisezeit für Biker ist also vor und nach der Sommerhitze – im Frühjahr also ab April und im Herbst weit in den Oktober.
Anreise: per Auto entweder über München, Salzburg, Tauernautobahn, Villach und Slowenien oder über Udine und Triest nach Opatija. Per Flugzeug: Rijeka auf Krk besitzt einen internationalen Flughafen.
Übernachtung: Bei den "Bike & Boat"-Touren mit dem Veranstalter "Inselhüpfen" schläft man in den großzügigen Zimmern einer komfortablen Motoryacht, die die Biker von Insel zu Insel schippert. Vorteil: Das Hotel reist mit, Koffer müssen nicht ständig neu gepackt werden. Infos zu den verschiedenen "Bike & Boat"-Touren: www.inselhuepfen.de
Bester Badestrand: der Strand in der kleinen Kristofor-Bucht auf der Insel Rab.
Bester Einkehrschwung: Im entlegenen Dorf Podol auf der Insel Cres kredenzen Claudia und Robi selbstgemachtes Feigeneis, eingelegte Sardellen und viele Leckereien mehr.

Touren
MTB-Reisereportage Inselhüpfen Kroatien
So und nicht anders fühlt sich der Süden an! Gerade sind wir noch entlang des Yachthafens lustgeradelt, haben im glasklaren Wasser Seeigel entdeckt. Nun schnaufen wir auf einem groben Fahrweg in der prallen Frühlingssonne den Berg hinauf. Aber niemand würde je jammern! Schließlich liegt jetzt, Anfang April, auf den meisten Trails in den heimatlichen Allgäuer Bergen noch Schnee. Hier dagegen in Kroatien, genauer: auf den Inseln in der Kvarner Bucht, schwitzen wir – und zwar freiwillig.
Eine Schafherde kreuzt träge den Weg, um uns herum Olivenhaine und unter uns die Meeresbucht. "Da fliegt er!" ruft Markus. Auch über unseren Köpfen also Wunschprogramm vom Feinsten: ein Gänsegeier gibt eine Audienz. Wir sind beeindruckt von dem großen Vogel, der direkt über uns kreist. Unverkennbar mit rund zweieinhalb Metern Spannweite und den deutlich gezeichneten zweifarbigen Flügeln. Gejagt wird der Geier von einer Bande frecher Möwen, die versuchen, ihm seine Beute zu stibitzen. Gemeinsam sind wir stark!
Wir nutzen die tierische Flugshow, um ein bisschen zu verschnaufen. Denn der Anstieg präsentiert sich immer wieder als knackig steil. Und zugegeben – niemand ist bisher viel geradelt. Für Sonja, Ulf, Markus und mich beginnt die Mountainbikesaison gerade erst. Und sie könnte nicht schöner starten als hier in Kroatien.
Auf einer einmaligen Bike-Woche namens "Bike & Boat": Untertags radeln wir auf Cres, Lošinj, Rab und Krk, den vier größten Inseln der Kvarner Bucht. Geschlafen wird nicht auf einem "Boat", sondern auf einer ausgewachsenen Yacht, die uns von Insel zu Insel schippert. Also müssen wir nur einmal Koffer packen und entdecken dennoch jeden Tag eine andere Insel. So und nicht anders startet die Bike-Saison!
Die bewegende Historie Kroatiens
Den Auftakt unseres Inselhoppings bildete gestern ein wilder Downhill im verwunschenen Buchenwald am Berg Učka auf dem Festland. Heute erkunden wir unsere erste Insel in der Kvarner Bucht: Cres. Und schon jetzt wissen wir: Biken in der kroatischen Inselwelt ist noch vielseitiger, als wir erwartet hatten.
Denn natürlich gibt es spannende Singletrails und schöne Aussichtspunkte, glasklare Meeresbuchten, leckeren Fisch und malerische Strände. Aber eben noch viel mehr. Im hügeligen Inselinneren verstecken sich gottverlassene Dörfer. Die größeren Orte ziehen uns mit engen Gassen und historischen Bauwerken in ihren Bann.
Elvis lebt! Unser einheimischer Führer heißt wirklich so. Er spielt den Türöffner zu den nicht ganz so offensichtlichen Entdeckungen am Wegesrand. Am Morgen hatte Elvis uns noch durch den größten Ort der Insel, durch das gleichnamige Cres, geführt.
Und uns ziemlich tief untergetaucht in die Geschichte: Die Ureinwohner dieser vielfältigen Mittelmeerlandschaft waren die Illyrer, doch schon früh bildeten die Griechen Kolonien, um Handel treiben zu können. Die Römer verfolgten eine andere Politik: Sie eroberten die Region systematisch seit dem ersten Jahrhundert vor Christus. Am hartnäckigsten wehrten sich die Dalmater – und so wurde die neue römische Provinz nach ihnen benannt: "Dalmatien". Später wanderten die Slawen ein, immer wieder bedrängt von den Franken. Zum ersten und für lange Zeit zum letzten Mal herrschte im neunten Jahrhundert ein dalmatisches Fürstengeschlecht.
Am Stadttor von Cres kommen wir am "Marcus-Löwen" vorbei. Sein Buch ist offen. Was das bedeutet? "Die Seemacht Venedig breitete sich vom 11. bis zum 14. Jahrhundert wie eine Krake im Mittelmeerraum aus", schildert Elvis. Auch das heutige Kroatien verleibten sich die mächtigen Eroberer ein. "Das offene Buch bedeutet, dass die Stadt friedlich an die Venetier übergeben wurde. Hätte es Kämpfe gegeben, wäre das Buch geschlossen", erklärt er – und holt kurz Luft.
Viele Regierungen herrschten schon über die schönen Inseln. Die heutige Republik Kroatien entstand erst 1991 – nach dem schrecklichen Krieg zwischen den Völkern des einstigen Jugoslawiens. Elvis versichert uns, dass die Wunden langsam heilen. So ist der Kroate gut befreundet mit seinem Kollegen Senad aus Bosnien. Der wiederum spricht astreines Hochdeutsch. Gelernt hat er es als Schüler, da lebte er als Flüchtling drei Jahre an der deutschen Nordsee. Lange ist all das noch nicht her ...
Unsere Guides sind jünger als wir und haben einen Krieg erlebt, mussten fliehen oder sich in Häusern vor Heckenschützen verstecken. Und das mitten in Europa. Eine gute Gelegenheit, mehr über diese Völker, den Krieg, die Zeit danach und den Weg in die EU zu hören. Also eine Bildungsreise?
Von Winden und anderen Wetterlagen
Sicher nicht, zumindest nicht nur. Ganz klar, wir sind ja doch zum Mountainbiken da! "Wie cool", juchzt Sonja, die gerade einen Singletrail entdeckt hat. Und schon dübelt sie hinab. "Achtung, glitschig", ruft sie noch schnell nach hinten und ist weg. Denn zwischendurch hat es geregnet. Während wir uns in der Hitze ins verschlafene Nestchen Podol hinaufkämpften, brauten sich dunkle Gewitterwolken zusammen. "Aber das hausgemachte Feigeneis hier essen wir trotzdem", fordert Markus.
Gesagt, getan. Und so wird es immer dunkler und dunkler am Himmel. Und irgendwie ist es dann doch wieder gutes Timing. Denn wir warten das Gewitter – mit mächtigen Blitzen über dem Meer – in der urtümlichen Kapelle von Lubenice ab – um danach in den Singletrail zu starten. Zugegeben, der wäre trocken feiner gewesen. Kalkfelsen verwandeln sich einfach in Schmierseife, wenn sie nass sind ... "Aber das Mountainbiker-Leben ist nicht immer ein Wunschkonzert", meint Markus und schlingert auf der Seifenoper weiter gen Strand.
Das Seefahrer-Leben – und somit unseres – ist auch nicht immer ein Wunschkonzert. Denn eigentlich hatten wir heute bis Osor, in die berühmte römische Hafenstadt, fahren wollen. Der Sage nach hat dort Medea ihren Bruder aus dem Hinterhalt überfallen und zerstückelt. Aus seinem Leib entstanden die Inseln Cres und Lošinj. Doch nicht nur Frauen aus der griechischen Mythologie können gemein sein – auch Winde.
Die blasen heute so stark und aus der falschen Richtung, dass unser Schiff nicht im Hafen von Osor anlegen kann. Der Kapitän disponiert also um und landet weiter westlich an. Per Handy gibt er unseren Guides Elvis und Sabrina Bescheid – und beschert uns somit einen feinen, kleinen Trail mit wunderschönen Serpentinen bis ins Hafenstädtchen Martinšćica.
Eine Seereise, die ist nicht nur lustig. Sondern entschleunigt ungemein. Auf der Überfahrt zur Nachbarinsel legen wir glatt ein kleines Mittagsschläfchen auf Deck ein. So und nicht anders fühlt sich Urlaub an! Und der ist noch längst nicht vorbei. Wir erleben noch spannende, abwechslungsreiche Biketouren auf den Inseln Lošinj, Rab und Krk, üben uns in Gelassenheit und Langsamkeit – und lernen noch so einiges.
Zum Beispiel über diese mächtigen Winde. Kein Wunder, dass sie eigene Namen haben. Der "Maestral" beispielsweise, der im heißen Sommer Abkühlung bringt. Oder der warme Südwind "Jugo", der meist schlechtes Wetter mitbringt. Oder die "Bora", der Fallwind, der mit bis zu 250 Kilometern pro Stunde bläst. Uns weht hier am hinteren Deck nur ein Lüftchen um die Nasen. Jeder atmet auf den Liegen die Frühlingssonne in sich ein und freut sich auf die nächste Insel. So und nicht anders fühlt sich der Süden an!




