Kroatien: Die schönsten MTB-Touren rund um Zadar
Kurz und kompakt: Alle Infos zum MTB-Spot rund um Zadar

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Viel duskutiert, wenig befahren – die Region um Zadar bietet Individualbikern und Entdeckern jede Menge Möglichkeiten.

MB 1210 Kroatien - Paklenica 9
Foto: Heiko Mandl
MB 1210 Kroatien - Übersichtskarte
Vier Top MTB-Touren auf den Spuren Karl Mays.

Lage: Das Gebiet um den Nationalpark Paklenica liegt ca. 30 km nordöstlich von Zadar. Im Nationalpark selbst fühlen sich Singletrailfans und Downhiller wohl. Die Routen um Zadar mit den vorgelagerten Inseln Pag und Vransko Jezero sind ideal für Genussbiker. Einige Gebiete rund um Zadar wurden aufgrund von Minengefahr gesperrt und sollten nicht betreten werden. Wenn man die Warnschilder beachtet, besteht aber kein Risiko.

Beste Reisezeit: Frühjahr und Herbst. Im Sommer (Juli und August) kann es sehr heiß werden.

Anreise: Von München sind es 710 km nach Starigrad. Über Salzburg und die A 10 nach Villach. Von dort durch den Karawankentunnel nach Ljubljana und weiter über Zagreb nach Paklenica bzw. Zadar (alles Autobahn). Achtung: Die Autobahnen sind alle mautpflichtig, ebenso wie der Tauern- und der Karawankentunnel.

Übernachtungen: Villa Fontana, www.fontanabaljo.com, Hotel Rajna, www.hotel-rajna.com, Camping/Zimmer Ante Zuanovic, 00385/23/656087.

Bike-Shops: Der nächste Shop liegt in Zadar. Ullmann d.o.o., Blaza Jurizica 1, 2300 Zadar, Tel. 00385/23/244010, enter@ullmann.hr

Bike-Guide: Infos gibt es im Bikeshop Ullmann, dort werden auch Tagestouren und Mehrtagesausflüge angeboten.

Karten: Wanderkarten sind bei der Nationalpark-Verwaltung erhältlich. Für die Bike-Routen um Zadar und auf den Inseln gibt es beim Bikeshop Ullmann Karten und Infos.

Info: Nationalpark Paklenica, Tel. 00385/23/369202, prezentacija@paklenica.hr, www.paklenica.hr

Touren

Kroatien-Reportage: Winne-Touren

MB 1210 Kroatien - Paklenica 3
Heiko Mandl

Den Berg kenne ich aus ‚Der Schatz im Silbersee‘!" Christians Begeisterungsschrei lässt mich zusammenzucken. Dass er ein Fan von Nostalgiefilmen ist, wusste ich – aber ein Winnetou-Verehrer? Vielleicht war ja das der Grund dafür, dass er gleich Feuer und Flamme bei meinem Vorschlag für diesen Biketrip war.

Daniel dagegen gab sich skeptisch: "Kroatien? Ich will nicht am Strand liegen, sondern mein Fully über Trails jagen!" Wer die Karl-May-Verfilmungen kennt, braucht sich darüber keine Sorgen machen, und nach meinen Recherchen muss es in der Region um Zadar hervorragende Trails geben. Also hinein ins Abenteuer und auf Bikes statt Mustangs die weißen Flecken des Mountainbike-Globus erkunden!

Bis zu 1700 Höhenmeter geht es von der Küste in die Berge hinauf. Das spuckt zumindest unsere Karte aus. Aber wo fängt man an, und wo hört man auf? Verwöhnt von Alpenregionen, die mit Bike-Karten und GPS-Daten aufwarten, saßen wir zunächst etwas ratlos vor ein paar Wanderund Straßenkarten und versuchten, Bike-Touren zusammenzustellen.

Auch der Nationalpark-Angestellte hatte uns leicht ungläubig beäugt, als wir ihn nach Bike-Touren fragten. "This is good for climbing, not for biking. No dobro!" erklärte er in einem Mix aus Englisch und Kroatisch.

Unsere Rettung hieß Siegfried: "Lasst euch nicht verwirren und nehmt die Route, die ich euch erklärt habe", motivierte er uns. Der Deutsche lebt schon seit Jahren in Zadar, betreibt dort einen kleinen Bikeshop und führt Bike-Touristen zu seinen Geheimspots. "Ihr könnt das Biken hier in Kroatien nicht mit dem bei euch zu Hause vergleichen. Aber wenn ihr Hitze vertragt und eine Portion Abenteuergeist mitbringt, werdet ihr richtig Spaß haben", hatte er schon vor unserer Anreise die Karten offen auf den Tisch gelegt.

In Serpentinen schlängelt der Weg sich nun den Berg hinauf. Je weiter wir kommen, desto besser wird die Aussicht über das Inselarchipel von Dalmatien. Der Nationalpark Paklenica liegt ca. 30 Kilometer von Zadar entfernt und bietet mit seinen schroffen Karstformationen und Kalkwänden den idealen Spielplatz für Alpinisten – aber auch für Trail-Fetischisten. Für Genusstouren dagegen ist dies der absolut falsche Platz: Hier muss man sein Fully schon gut beherrschen, um nicht wie ein Indianer, der zu viel Feuerwasser abbekommen hat, abgeworfen zu werden.

"Erinnert mich an Cap d’Ail", kommentiert Christian. Stimmt, man fühlt sich ein bisschen wie auf der steilen Downhill-Strecke an der Côte d‘Azur! Die schroffen Kalkfelsen verlangen einem alles ab, rütteln die Knochen komplett durch. Als wir nach der Tour am Strand relaxen, machen sich schon erste Muskelkrämpfe bemerkbar. "17 Kilometer und 700 Höhenmeter, aber ich bin fix und fertig. Hardcore!" Nicht lange nach Daniels Feststellung liegen wir dann auch schlummernd im Zelt ...

Was der Nationalpark den Enduro-Freaks, das ist der Mali Alan, ein 1044 m hoher Übergang über das Velebit- Gebirge, für Genussbiker.

Die Passstraße schlängelt sich fast 20 Kilometer durch die weite, einsame Karstlandschaft empor und passiert dabei eine Reihe von Drehorten der Winnetou-Filme – Christian kennt sie alle in- und auswendig! Nach unserer Rüttel-Tour am ersten Tag ist die "Indianer-Runde"der ideale Ausgleich und gibt unseren Gelenken Gelegenheit, sich zu erholen.

Mitte der neunziger Jahre verlief in der Gegend rund um Zadar, in Richtung Mali Alan, die Frontlinie des Krieges zwischen Kroaten und Bosniern bzw. Serben. Heute erinnern neben Denkmälern am Straßenrand auch zerbombte Häuser an die Kämpfe. Und Minenwarnschilder: Es gibt immer wieder gesperrte Regionen. "Wenn ihr euch an die Warnhinweise haltet, kann nichts passieren. Aber bleibt auf der Straße, keine Abzweigungen oder Varianten!" hat Siegfried uns eingebläut.

Die ersten Kilometer auf Asphalt lassen wir gemütlich anrollen und genießen die Landschaft. Die grauen Felsformationen rücken immer näher. Der Tulove Grede ist mit etwa 1130 Metern der höchste Berg in der Umgebung und lässt mit seinem steilen Gipfelaufbau alpines Flair aufkommen. Nach einer Weile wird der Weg etwas ungemütlicher: Der Asphalt geht in eine Schotterpiste über, die nach oben hin immer ruppiger wird.

Die Aussicht wird dafür immer besser: Sie reicht bis nach Zadar, und selbst die Inseln der Kornaten blitzen vom Horizont zu uns rüber. "Jungs, hier ist Winnetou gestorben", ruft Christian plötzlich. Aufgeregt gestikulierend erinnert er uns an den Heldentod des fiktiven Apachen und wie er sich in den Schuss aus dem Hinterhalt auf seinen "Bruder" Old Shatterhand geworfen hat.

Supertrail im Nationalpark, Genusstour auf der Passstraße – da fehlt noch eine Runde auf einer der vielen kroatischen Inseln. "Auf jeden Fall Ugljan und Pasman!" lautet die Empfehlung von Siegfried. Die mit einer Brücke verbundenen Inseln vor Zadar sind nur per Fähre erreichbar, und der Insider verspricht uns einen Mix aus Schotterpisten, Trails, einsamen Buchten und reichlich kleinen Restaurants, Konobas genannt, mit gutem Essen. Ein Spitzen-Tipp!

Das Meer stets im Blickfeld, rollen wir über den hügeligen Rücken der Inseln, meist auf gut ausgebauten Schotterstraßen. Singletrail-Passagen und Badepausen versüßen die Tour, und der letzte Urlaubstag vergeht im Nu.

So hat dieser weiße Fleck auf dem Bike-Globus hübsche Farben angenommen – Grün und Hellgrau vor allem, dazu das Blau des Meeres. Nächstes Frühjahr kommen wir wieder. Und Christian wird dann auch für eine professionell organisierte Winnetou-Fantour angemeldet.

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06 / 2023

Erscheinungsdatum 02.05.2023