E-Mountainbikes verleiten dazu, beim Federweg aufzustocken – schließlich fällt das Mehrgewicht beim Uphill dank Motor kaum ins Gewicht. Doch auf dem Trail zahlt sich ein Bike mit weniger Hub schnell aus: Agileres Handling und mehr Spaßpotenzial sind die Belohnung.
Ein Paradebeispiel dafür ist das Propain Sresh CF, das mit 160-/150-mm-Federweg und smarten Individualisierungsoptionen ins Rennen geht und sich unterhalb des Propain Ekano im Portfolio des Versenders einordnet, der eigentlich bekannt für langhubige Gravity-Bikes ist. Wir haben das neue Modell für euch getestet!
Konfigurationsmöglichkeiten zwischen High-End und bodenständig
Elektronische oder mechanische Schaltung? Lenker mit oder ohne Rise? Dank üppigem Online Konfigurator kann sich der Propain-Kunde seine Wunschausstattung ganz einfach auf der Website zusammenklicken. Für weniger Entscheidungsfreudige gibt es aber auch vorkonfigurierte Modelle. Los geht’s ab 5999 Euro, dann aber mit dem etwas abgespeckten Shimano-EP600-Motor, mit maximal 500 Watt Leistung.
Für unser Testbike wollten wir uns die Möglichkeit der Individualisierung nicht entgehen lassen, gleichzeitig aber preislich nicht in die vollen gehen. Für 7249 Euro konfigurierten wir eine "einfache" mechanische Sram-GX-Eagle-Schaltung, eine noble Fox-36-Gabel und Fox-Float-X-Dämpfer in der Factoryausstattung, Formula-Cura-4-Bremsen und 29-Zoll-Laufräder von Newmen. Damit entscheiden wir uns für eine vergleichsweise leichte Ausstattung. 22,2 Kilo bringt unser Testbike auf die Waage. Mit einer fetteren Gabel und Coil-Dämpfer, wird das Sresh CF wahlweise auch zum Mini-Enduro.
Als Aggregat stehen der Shimano EP600 oder der EP801 zur Auswahl. Wir entschieden uns für den 300 Euro teureren EP801, allerdings in der "Lite"-Version ohne Display. Das spart zwar 100 Euro, rächte sich jedoch im Test.
Bei der Farbe des Carbonrahmens kann man übrigens zwischen flottem Babyblau, Silbergrau und schlichtem Schwarz wählen.

Schlanke 22,2, Kilo bringt das Propain Sresh CF auf die Waage.
Der Motor und Akku
Der Shimano EP801-Motor liefert ein maximales Drehmoment von 85 Nm und ist mit einem 626-Wh-Akku ausgestattet, der leicht entnommen werden kann.
Die 100 Euro Ersparnis durch den Verzicht auf das Farbdisplay, haben wir ziemlich schnell bereut. Zwar gibt es eine Remote-Einheit mit farbigem LED am Lenker, die den Akkustand anzeigt, aber diese kennt nur zwei Modi: grün und rot. Die rote LED leuchtet erst, wenn der Akkustand unter 20 % liegt, bei unter 10 % fängt die rote LED an zu blinken. Das erschwert das Akku-Management auf langen Touren.
Obwohl uns die Shimano-App in der Vergangenheit mit guten Testeindrücken überzeugen konnte, versagte sie gerade dann, als wir sie wirklich brauchten, um den Akkustand des Testbikes abzulesen. Die Kopplung mit dem verbauten Motor war unzuverlässig. Vor der Ausfahrt noch erfolgreich gekoppelt, konnte sie während der Tour plötzlich das gespeicherte Bike nicht mehr finden. Bei Bluetooth-Kopplung und Handyempfang versteht sich. Die Kopplung des Motors mit einem Endgerät vom Drittanbieter funktionierte hingegen einwandfrei. Wer keine Garmin-Watch oder ähnliches Device hat, sollte sich das Display gönnen und hier nicht an der falschen Stelle sparen!
Geometrie – frei von Extremen
Die Geometrie des Sresh CF ist frei von Extremen – so misst es einen Reach von 450 mm (Größe M), einen Lenkwinkel von 65°, einen Sitzwinkel von 78,5° und eine Kettenstrebenlänge von 450 mm bzw. 447 mm beim Mullet-Setup. Der Steuersatz mit den Spacern baut ordentlich auf, und lädt zu einer schön aufrechten Fahrposition ein.
Dank Flip Chip an der Dämpferanlenkung können beide Laufradgrößen gefahren werden. Sprich: du hast du die Wahl, ob du das Sresh im Mixed Wheel Setup oder in einer reinen 29" Konfiguration fahren möchtest. Bei unserem Testbike haben wir uns für Full 29" entschieden.
Testeindruck vom Propain Sresh
Draufsitzen, wohlfühlen. So lässt sich der erste Eindruck vom E-MTB treffend beschreiben. Der moderate Reach gepaart mit den langen Kettenstreben platziert den Körperschwerpunkt schön mittig zwischen beiden Rädern. Das erleichtert das Handling und ermöglicht Fahrspaß auch ohne ausgefeilte Fahrtechniken, wie es bei extremeren Geometrien oft der Fall ist.
Das Propain Sresh CF fährt sich sehr intuitiv: Es steuert gut um enge Kurven, vermittelt aber trotzdem genügend Laufruhe, wenn es gröber und schneller wird.
Das Fahrwerk tut sein Übriges und schafft einen wirklich guten Kompromiss aus sensiblem Ansprechverhalten, Schluckvermögen und Popp. So kann man es im rumpeligen Gelände ordentlich laufen lassen, hat aber bei einer aktiven Fahrweise auf zahmeren, welligen Trails immer noch genügend Gegenhalt zum Abdrücken an Sprüngen oder Pushen in Anliegern. Einziges Manko: die Geräuschkulisse des klappernden und laut surrenden Shimano-Motors.
Mit rund 22 Kilo muss sich das Propain Sresh CF auch in puncto Gewicht nicht verstecken. Bergauf klettert es leichtfüßig. Mit dem Lockout-Hebel des Dämpfers ist auch das kleinste Wippen Geschichte. Bei der Reichweite kann das Sresh mit denen 600 Wh Akku nicht trumpfen. Für lange Touren in den Alpen eigenen sich Bikes mit mehr Kapazität besser. Wir sind den Motor noch ohne das Race-Update von Shimano gefahren. Das drauf zuspielen lohnt sich! In Sachen Dynamik und Fahrverhalten kann sich der Motor aber immer noch gut mit der Konkurrenz messen.
Das mochten die Tester
top Fahrwerk
ausgewogene Geometrie
Möglichkeit zur Individualisierung
formschöner Carbon-Rahmen
Das mochten die Tester weniger
Motor klappert
schlechte Konnektivität mit der Shimano-App
Test-Fazit
Wer das Bike-Handling und geringes Gewicht über Motorpower und Akkukapazität stellt, landet mit dem Sresh einen Volltreffer. Der Allrounder punktet auf technischen Trails, ist für den Einsatz im Bikepark bereit, macht aber auch auf den Hometrails eine gute Figur.