Im Test: Nicolai Saturn 14 ST

Bikes „Made in Germany“
Test: Nicolai Saturn 14 ST

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Zuletzt aktualisiert am 21.08.2023

Das hat uns gefallen:

 schier endlose Individualisierungsmöglichkeiten

 variable Geo

 handwerklich perfekter, unkaputtbar wirkender Rahmen

 für die Kategorie extreme Laufruhe

 top Parts

Das hat uns nicht gefallen:

 gemessen an Federweg und Preis eher schwer

 lange Geo erfordert etwas Eingewöhnung

Der Name Nicolai ist bei Fans fein gemachter Alu-Rahmen mit Fräsbauteilen schlichtweg Kult. Seit bald 30 Jahren fertigt Karl-Heinz "Kalle" Nicolai mit seinem Team Bergräder, einst in einem beschaulichen, umfunktionierten Stall. Bikes wie Nucleon, Ion und weitere Legenden wurden dort geboren. Vor vier Jahren kam der Umzug in eine hochmoderne Industriehalle ins beschauliche Mehle, wo 40 Mitarbeiter eifrig mit Hightech-Fräsen und 3D-Druckern Traumbikes produzieren. Nicht nur Bio-Geländeräder tragen das ikonische "N", auch Gravelbikes und E-MTBs sind erhältlich. Individualisten haben freie Bahn: Neben zig Farb- und Dekoroptionen für die auf Wunsch maßgeschneiderten Rahmen lautet auch sonst das Motto "alles ist möglich". Pinion-Zentralgetriebe, Gates-Riemenantrieb oder spektakuläre Antriebskonzepte wie am Superenduro Nucleon? Bei Kalle ist nichts undenkbar.

Die Saturn-Familie deckt vom Cross-Country- (Saturn 11) über ein Trailbike (14) bis hin zum Enduro (16) alles ab. Unser Saturn-14-Testbike hört auf den Namenszusatz ST: Die Super-Trail-Version mit Bikepark-Freigabe kommt wahlweise als 29"-, 27,5"- oder Mullet-Variante. Die Front nimmt Gabeln mit Hüben von 140 bis 160 mm auf, aus dem Heck kitzelt Nicolai je nach Dämpfer 130 bis 138 mm Federweg. Das Zusatzgewicht von 300 g im Vergleich zum Standard-Saturn-14 tragen dickere Rohrdurchmesser und das massive Steuerrohr-Gusset bei. Sogenannte Mutatoren, eine Art Spacer im Übergang von Sitzstrebe zu Umlenkwippe, machen Geometrie-Anpassungen im Feinstbereich möglich. Apropos: Sehr lang, sehr flach – so der einst radikale Geo-Ansatz von Nicolai. Heute geht die Geo fast als "normal" durch. 65,5° misst der Lenkwinkel, der Sitzwinkel steht moderat-steil. Dafür fällt der Reach mit 471 mm in Größe M üppig aus, der Stack ist mit 617 mm angenehm. Wer mit modernen Bikes vertraut ist, fühlt sich auf dem massiven Nicolai wohl. Obwohl das ST nicht zu den leichtesten Bikes seiner Klasse gehört, rollt es munter voran, auch wenn die Conti-Pneus erst einmal auf Laune gebracht werden wollen. Zur Sache geht es dann im Gelände: Das lange Saturn läuft selbst auf Rumpeltrails kerzengerade voran, fordert erstaunlich wenig Einsatz. Auch in Rockgardens kann man easy in der Grundposition verharren, das Saturn regelt die Situation schon. Anders in Kurven: Durch den langen Hauptrahmen braucht es mehr Nachdruck, auch das Heck fällt mit seinen 447er-Kettenstreben nicht handlich aus. Einmal ans Handling gewöhnt, zaubert einem das rollende Fräskunstwerk stets ein Lächeln ins Gesicht, woran das Fox-Fahrwerk mitwirkt: Gabel wie Viergelenker-Heck werkeln sehr feinfühlig, geizen bei fiesen Absätzen und Wurzelteppichen jedoch nicht mit Gegenhalt. Für lange Auffahrten ist aber die Dämpfer-Plattform ratsam, generell ist das ST hier eher von der gemütlichen, dennoch zielstrebigen Natur.

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Testfazit: Das Saturn beweist einmal mehr, warum es den Status einer Legende besitzt: Piekfein und detailreich verarbeitet, punktet es auf dem Trail mit seiner herrlich unaufgeregten Art. Die lange Geometrie funktioniert speziell auf Highspeed-Stücken, langsame Kurventänze benötigen etwas Eingewöhnung. Bergauf durch das Gewicht eher gemächlich unterwegs.


Testurteil: Sehr gut

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