- Canyon Strive CFR - MOUNTAINBIKE-TestsiegerBergab das beste Enduro, das wir je gefahren sind, bergauf dank „Shapeshifter“ geschickt – trotz viel Gewicht. Top ausgestattet. Kurzum: Das Strive ist das Über-Enduro 2022!
- GT Force Carbon Pro LE - MOUNTAINBIKE KauftippMit dem Force bietet die Kultmarke ein arg gewichtiges, sonst rundum tolles Enduro. Geo, Fahrwerk und Parts liegen auf hohem Niveau und machen Laune. Bezahlbar!
- Scor 4060 LT GX - MOUNTAINBIKE-Kauftipp
Canyon Strive CFR

Lang, länger, Strive. Canyon hat die Neuauflage seines 29"-Enduros heftig gestreckt, wahnwitzige 505 mm beträgt der Reach in Größe L (variabel via Steuersatzschale um +/– 5 mm). Dazu gibt’s: niedriges Tretlager, superflacher Lenkwinkel und „speckige“ 15,7 Kilo Gewicht trotz Voll-Carbon-Rahmen. Also das Downhill-Geschoss schlechthin? Ja (dazu später mehr), aber nicht nur. Denn der vom Vorgänger bekannte „Shapeshifter“ verwandelt das Strive in eine Kletterziege: Auf Knopfdruck am Lenker-Remote verstellt eine Gasdruckfeder im Linkage die Dämpferanlenkung, was den Federweg auf 140 mm kürzt, die Winkel um 1,5° steiler stellt, das Tretlager um 15 mm hebt. Klar, leichter wird das Strive dadurch auch nicht, aber es kraxelt gefühlt senkrechte Wände hoch. Fürs Bergab gibt es dann nur ein Wort: Wahnsinn! Das sensible, dennoch höchst stabil stehende 170/160-mm- Fahrwerk schnupft alles weg, und die lang-flache Geo generiert eine Tempohärte, wie wir sie bei einem Enduro noch nie erlebt haben. Dabei bietet der üppige Reach einen ungewohnt großen „Sweetspot“, was die Positionierung im Bike angeht, und der tiefe Schwerpunkt kitzelt sogar Drehfreude heraus. Und sonst? Der top gemachte Rahmen bietet viele Details, die Parts sind klasse.
Das hat uns gefallen:
brillante Bergab-Performance, geniales Handling
schlicht perfektes 170/160-mm-Fahrwerk
gut kletternd dank innovativer Vario-Geometrie
Das hat uns nicht gefallen:
Bike und Laufräder sehr schwer
Preis | 6299 €/Direktvertrieb |
Gewicht | 15,7 kg |
Rahmengröße | S, M, L, XL |
Rahmenmaterial | Carbon |
Federweg | Gabel 170 mm, Rahmen 140 + 160 mm |
Schaltung | 1 x 12 Gänge, 32 : 10–51 Zähne, Shimano-XTR-Schaltwerk und -hebel, -XTKassette, Race-Face-Next-R-Kurbel |
Bremsen | Shimano XTR (M9120) 203/203 mm |
Federgabel | Fox 38 Factory Grip2 |
Federbein | Fox Float X2 Factory |
Laufräder | DT Swiss 350/EX511 |
Reifen (v/h) | Maxxis Assegai/Minion DHR II Exo+ 3C; Maxx Grip/Maxx Terra 29 x 2,5"/2,4" |
Vario-Stütze | G5 Adjustable Dropper Post (170 mm) |






GT Force Carbon Pro LE

Kein Geringerer als Trial-Legende Hans Rey überreichte uns am Gardasee das GT-Testrad. Gutes Omen? Voll! Das preiswerte Force überzeugt auf (fast) ganzer Linie. Das beginnt beim massiven Carbon-Alu-Rahmen mit „High-Pivot“-Kinematik und Umlenkrolle – garniert mit wertiger, abfahrtsverliebter Kost. Schon die riesigen 220/200-mm-Discs der Sram-Stopper zeigen, was das Force mag: rasch runterkommen. Mit 63,5°-Lenkwinkel, 480er-Reach und sehr hohem Stack gehört es zu den Ballermännern im Test, was wir mit kurzem Kettenstreben-Setup für mehr Drehfreude etwas „konterten“. Aber: Es ballert dennoch! Mit deftigem Gewicht von fast 16 Kilo liegt das GT pumperlgesund selbst auf heftigsten Trails, es pulverisiert Stein- und Wurzelfelder, nimmt noch so hohe Drops mit Genuss. Auf flowigen Passagen lässt sich mit Einsatz am Volant gar Spielwitz herauskitzeln – cool! Das 170/160-mm-Fahrwerk arbeitet Race-mäßig straff und benötigt Initialzündung, ist dann voll da: aktiv, stramm im Hub, mit Reserve. Bergauf sind Zeit und dicke Waden gefragt, das Gewicht zerrt an Körper und Geist. Jedoch bleibt das Heck unter ruhigem Kettenzug antriebsneutral, der ultrasteile Sitzwinkel ermöglicht extreme Klettereien.
Das hat uns gefallen:
modernes „Brachial-Bike“ mit Schuss Spielfreude
stabiler, schluckfreudiger High-Pivot-Hinterbau
solide, stimmige, abfahrtslastige Ausstattung
Das hat uns nicht gefallen:
mit fast 16 Kilo sehr schwer
Preis | 6099 €/Fachhandel |
Gewicht | 15,8 kg |
Rahmengröße | S, M, L, XL |
Rahmenmaterial | Carbon (Alu-Heck) |
Federweg | Gabel 170 mm, Rahmen 160 mm |
Schaltung | 1 x 12 Gänge, 32 : 10–52 Zähne, Sram-X01-Eagle-Schaltwerk, -GX-Hebel und -Kassette, Truvativ-Descendent-Kurbel |
Bremsen | Sram Code RSC 220/200 mm |
Federgabel | Rock Shox Zeb Ultimate |
Federbein | Rock Shox Super Deluxe Ultimate |
Laufräder | Formula & Sram MTH/WTB Kom Trail |
Reifen (v/h) | Maxxis Assegai/Minion DHR II Exo+; 3C Maxx Terra 29 x 2,5"/2,4" |
Vario-Stütze | TranzX +Rad (200 mm) |






Norco Range C2

Was. Ein. Schiff. Das Norco an die Waage zu hängen war der erste Kraftakt des Tests: 17,4 Kilo sind für ein 8000-Euro- Bike eigentlich unvorstellbar. Tatsächlich ist am Range alles auf maximale Brachialität ausgelegt, angefangen beim äußerst wuchtigen Carbon-Rahmen mit hohem Drehpunkt („High Pivot“) und Stahldämpfer, was zusammen supersanftes Einfedern garantieren soll. Dabei läuft die Kette via Umlenkrolle genau durch den Drehpunkt – für höchste Antriebsneutralität. Tatsächlich, solange man nicht in den Wiegetritt geht, steht das Heck stramm. Zusammen mit dem sehr steilen Sitzwinkel lässt es sich mit dem Enduro-Schwer(st)gewicht sogar hochprozentig klettern, jedoch mehr kriechend als fahrend. Bergab ändert sich dies komplett, das Kanada-Bike brettert über alles hinweg, was ihm im Weg steht. Die lange, flache Geometrie sorgt für beeindruckende Spurtreue, das massive Fahrwerk liegt satt selbst auf heftigsten Trails, der hohe Stack stellt einen sicher hinters Cockpit. Dazu kommen die megagriffigen Reifen mit weicher Gummimischung vorne/hinten und „DD“-Karkasse, die noch einmal stabiler dasteht als die „Exo+“-Pneus der Test-Konkurrenz – und das Norco endgültig zum (kurzhubigen) Downhiller machen.
Das hat uns gefallen:
bergab extrem(st) potenter Dampfhammer
moderne Geometrie, superstabiles Fahrwerk
Das hat uns nicht gefallen:
für ein Enduro unwirklich hohes Gewicht
extrem(!) zäh in Sachen Vortrieb
Preis | 7999 €/Fachhandel |
Gewicht | 17,4 kg |
Rahmengröße | S, M, L, XL |
Rahmenmaterial | Carbon |
Federweg | Gabel 170 mm, Rahmen 170 mm |
Schaltung | 1 x 12 Gänge, 32 : 10–52 Zähne, Sram-GX-Eagle-Schaltwerk, -hebel, -Kassette und -Kurbel |
Bremsen | Sram Code R 200/200 mm |
Federgabel | Rock Shox Zeb Ultimate |
Federbein | Fox DHX2 Factory |
Laufräder | DT Swiss 350/E*thirteen LG1 EN |
Reifen (v/h) | Maxxis Assegai/Dissector DD 3C; Maxx Grip 29 x 2,5"/2,4" |
Vario-Stütze | TranzX YSP-105 (200 mm) |






Rocky Mountain Altitude C70

Fast filigrane Carbon-Rohre, im Racefully-Stil unterm Oberrohr geduckter Dämpfer – im Testvergleich schaut das legendäre Altitude schmächtig aus. Auch die im neutralen Setup recht steile Geo verspricht nicht den größten Geländespaß. Um der flach-langen Konkurrenz halbwegs ebenbürtig zu sein, schraubten wir die variablen Kettenstreben daher auf „long“ und stellten die „Ride9“-Chips in die flachste Position. Und? Überraschung! In diesem Setup mauserte sich das Rocky zu einem der Lieblinge der Testcrew. Es brettert nicht so brachial bergab wie Canyon, Norco & Co., und der sensible Hinterbau besitzt etwas weniger Reserven – dennoch vermittelt das Altitude Sicherheit in nahezu allen Situationen und zeigt die Spielfreude, die fast allen anderen Bikes im Test stark oder ganz abgeht: „Macht, was man will“, so Tester Thomas Schmitt. Das klingt selbstverständlich, ist es bei den extremen Enduros im Test aber nicht immer. Auch an den Parts gibt es nichts zu kritisieren, die Shimano-XT-Bremse ist trotz kleiner Discs eine der verlässlichsten. In der Ebene und bergauf ist das relativ(!) geringe Gewicht angenehm spürbar, das Rocky zeigt einen Hauch Spritzigkeit – die Sitzposition ist im von uns gewählten Setup aber hecklastiger als beim Rest.
Das hat uns gefallen:
spielerisches, dennoch „rundes“ Handling
feinfühliges, komfortables Fahrwerk
gelungene, hochwertige Ausstattung
Das hat uns nicht gefallen:
„Ride9“-Einstellung nur bedingt sinnvoll nutzbar
Preis | 7599 €/Fachhandel |
Gewicht | 14,8 kg |
Rahmengröße | S, M, L, XL |
Rahmenmaterial | Carbon |
Federweg | Gabel 170 mm, Rahmen 160 mm |
Schaltung | 1 x 12 Gänge, 32 : 10–51 Zähne, Shimano-XT-Schaltwerk, -hebel, -Kassette und -Kurbel |
Bremsen | Shimano XT (M8120) 203/180 mm |
Federgabel | Rock Shox Zeb UltimateFox 38 Performance Elite Grip2 |
Federbein | Fox Float X2 Performance Elite |
Laufräder | Rocky & Race Face Trace/Race Face AR 30 |
Reifen (v/h) | Maxxis Assegai/Minion DHR II Exo+ 3C; Maxx Grip/Maxx Terra 29 x 2,5"/2,4" |
Vario-Stütze | Race Face Turbine R (175 mm) |






Santa Cruz Megatower GX AXS RSV

Auch die US-Kultmarke hat ihr Enduro für 2022 auf moderne Zeiten getrimmt. Es gibt einen Zentimeter mehr Federweg, die Geometrie ist vorne flacher und in Gänze länger geworden. Mit einem Reach von 472 mm gehört das Megatower dennoch zu den „Kurzen“ im Test. Und zu den teuersten, für die astronomische Summe von 9200 Euro gibt es immerhin Sram-Funkschaltung, Carbon-Felgen sowie einen traumhaft gemachten, detailreichen (Staufach im Unterrohr, Flip Chip) Kohlefaser-Rahmen. Leicht ist das Ganze dennoch nicht, das Santa zieht mit 15,4 Kilo in unser (Schnecken-)Rennen. Beim Pedalieren geht es also gemächlich zu, zumal der Hinterbau ohne Griff zum Plattformhebel etwas wippt. Im Talschuss behält das Heck den sehr lebhaften Charakter bei, es spricht auf jedes Staubkorn an, steht aber nicht so stabil im Hub wie die Fox-Gabel – leider bietet der Rock-Shox-Dämpfer keine dezidiert einstellbare Druckstufe, um dem entgegenzuwirken. Geo und Handling sind hingegen bar jeglicher Kritik, dem mit tiefem Schwerpunkt gesegneten Megatower gelingt ein brillanter Mix aus reichlich Laufruhe mit einem schönen Schuss Agilität, sodass es auf flowigen Pfaden genauso mächtig Spaß macht wie im Groben.
Das hat uns gefallen:
exzellentes Handling, top Balance
trotz hohem Gewicht sehr breitbandiges Enduro
zumeist sehr hochwertige Ausstattung
Das hat uns nicht gefallen:
leichte Disbalance der Federelemente
Preis | 9199 €/Fachhandel |
Gewicht | 15,4 kg |
Rahmengröße | S, M, L, XL, XXL |
Rahmenmaterial | Carbon |
Federweg | Gabel 170 mm, Rahmen 165 mm |
Schaltung | 1 x 12 Gänge, 30 : 10–50 Zähne, Sram-GX-Eagle-AXS-Schaltwerk und -Controller, -GX-Kassette und -Kurbel |
Bremsen | Shimano XT (M8120) 203/180 mmSram Code RSC 200/200 mm |
Federgabel | Fox 38 Performance Elite Grip2 |
Federbein | Roch Shox Super Deluxe Select+ |
Laufräder | Industry Nine/Reserve 30 Carbon |
Reifen (v/h) | Maxxis Assegai/Minion DHR II Exo+; 3C Maxx Grip/Terra 29 x 2,5"/2,4" |
Vario-Stütze | Rock Shox Reverb Stealth (175 mm) |






Scor 4060 LT GX

Wie YT konnte uns die Schweizer Newcomer- Marke (quasi ein hauseigenes Start-up von BMC) nur ein Testrad in Größe XL liefern. Was beim Capra in Bezug auf den Reach noch aufging, erwies sich beim eh gestreckt gezeichneten 4060 LT als etwas arg lang – so viel vorab zur Einschätzung. Doch per se ist das Scor ein Hammer-Bike zum Hämmern! Vor allem der dank „Lower-Link“-Hinterbau niedrige Schwerpunkt haut voll rein, macht das lila Wunder herrlich fahrstabil, aber zugleich durchaus drehfreudig – selbst in (zu) großer Größe. Nur in die Luft geht der „Tiefflieger“ eher unwillig. Das mit hochwertigen Fox-Parts bestückte Fahrwerk vollendet den Bergabspaß: Die 38er-Gabel führt perfekt, das Heck agiert im Vergleich zu den „Race- Enduro“-Hinterbauten feinfühlig und traumhaft schluckfreudig, steht dennoch hoch im Hub – genial! Bergauf mutiert die Kinematik dann auch ohne jegliche Gimmicks zum straffen Charakter, der sehr steile Sitzwinkel sorgt für Schmackes auf Pedal und Front. Wirklich flott geht es mit der 15-Kilo-Wuchtbrumme aber nicht voran. Sehr erfreulich: Dank des Mischkonzepts aus Fachhandel und Direktvertrieb ist das Scor relativ bezahlbar, die Ausstattung prima durchdacht.
Das hat uns gefallen:
moderne, tolle Geo mit tiefem Schwerpunkt
exzellent performendes Fahrwerk
sinnvoll gewählte Ausstattung
Das hat uns nicht gefallen:
mit über 15 Kilo auch nicht leicht
Preis | 6299 €/Direktvertrieb |
Gewicht | 15,2 kg |
Rahmengröße | S, M, L, XL |
Rahmenmaterial | Carbon |
Federweg | Gabel 170 mm, Rahmen 160 mm |
Schaltung | 1 x 12 Gänge, 32 : 10–52 Zähne, Sram-GX-Eagle-Schaltwerk, -hebel, -Kassette und Kurbel |
Bremsen | Sram Code RSC 200/200 mm |
Federgabel | Fox 38 Factory Grip2 |
Federbein | Fox Float X2 Factory |
Laufräder | DT Swiss XM1700 |
Reifen (v/h) | Maxxis Assegai/Dissector Exo+/DD 3C; Maxx Grip/Maxx Terra 29 x 2,5"/2,4" |
Vario-Stütze | Bikeyoke Divine (160 mm) |






Scott Ransom 900 Tuned AXS

In media res: Das Scott ist der Streitfall im Test. Wer ein federwegsreiches, spielerisches Bike für epische Touren im anspruchsvollen Gelände sucht (einst Urgedanke der Enduro-Kategorie), braucht kaum weiterzulesen: Das Ransom ist’s! Die fast irreale Downhill-Performance der „New-school“-Enduros ist jedoch weit weg. Das beginnt bei den 2,6" breiten Reifen, die sich nicht so präzise steuern lassen, zumal der Vorderreifen eine zu dünne Karkasse besitzt. Die Geo ist auch im flachen Flip-Chip-Setup die steilste, kürzeste im Test, das kostet viel Laufruhe. Dazu kommen die Federelemente: Bedingt durch das ikonische Vario-Fahrwerk der Scott-Fullys steckt in der Gabel die komfortable, im Vergleich zur Grip2- aber weniger potente Fit4-Kartusche. Beim schmalen Dämpfer heißt es, auf getrennte Druck- und Zugstufen sowie Ausgleichsbehälter zu verzichten. Das bedeutet nicht, dass das Fahrwerk schlecht performt, es ist aber – im Vergleich – im Groben chancenlos. Wo die anderen Bikes megasatt aufliegen, wird das sündteure Scott „hüpfig“. Bergauf ist das überragend leichte Ransom dafür der Konkurrenz meilenweit voraus, mit ein oder zwei Klicks am „Traction-Control“-Hebel lässt sich das Fahrwerk noch straffen oder sperren – und der Antritt weiter befeuern.
Das hat uns gefallen:
leicht, schnell, agil – das beste Bergaufrad im Test
Das hat uns nicht gefallen:
im Vergleich unruhiges, wenig präzises Handling
Federgabel wie -bein relativ früh am Limit
Preis | 9499 €/Fachhandel |
Gewicht | 13,8 kg |
Rahmengröße | S, M, L, XL |
Rahmenmaterial | Carbon |
Federweg | Gabel 170 mm, Rahmen 120 + 170 mm |
Schaltung | 1 x 12 Gänge, 32 : 10–52 Zähne, Sram-X01-Eagle-AXS-Schaltwerk und -Controller, -X01-Kassette und -Kurbel |
Bremsen | Shimano XT (M8120) 203/180 mm |
Federgabel | Fox 38 Factory Fit4 |
Federbein | Fox Nude TR |
Laufräder | Syncros Revelstoke |
Reifen (v/h) | Maxxis Assegai/Dissector Exo/Exo+; 3C Maxx Terra 29 x 2,6" |
Vario-Stütze | Fox Transfer Factory (175 mm) |






Simplon Rapcon XX1 Eagle AXS (Custom)

Sram-Funkschaltung in teuerster XX1-Güteklasse, goldige Fox-Factory-Federelemente, Sram-Stopper mit Riesenrotoren, langhubige Vario-Sattelstütze, „klebrige“ Schwalbe-Reifen mit extrastabiler Karkasse – Simplon griff bei der Ausstattung des Rapcon in die obersten Regale des hauseigenen Baukastensystems. Basis des Ganzen ist ein schicker Voll-Carbon-Rahmen mit netten Details: Staufach im Unterrohr, Steuersatz mit Anschlagschutz und integrierter Zugführung. In Summe zeigt sich ein sehr teures, mit 15,2 Kilo aber auch nicht gerade asketisches Enduro. Entsprechend zockelt das Austria-Bike in Sachen Vor- und „Auftrieb“ trotz des effizienten Hinterbaus und des sehr steilen Sitzwinkels maximal im Mittelfeld mit. Vor allem die sehr schwere Reifen- Laufrad-Kombi raubt jede Spritzigkeit. Bergab zeigt sich ein ähnliches Bild. Das Rapcon fährt sich absolut sicher und generell prima, das Fahrwerk geht gut mit, und der sehr hohe Stack (643 mm) stellt einen mit viel Übersicht hinters Volant. Es kommt aber einerseits nicht an die Brillanz der „Dickschiffe“ im Test heran, andererseits fehlt die Drehfreude von Rocky, Santa oder Scott. Mit leichterem Aufbau (Reifen!) wäre es ein top Allrounder und Touren-Enduro, – so bleibt es etwas „unscharf“.
Das hat uns gefallen:
sehr sicheres, spurstabiles Handling
äußerst hochwertige Custom-Ausstattung
unauffällig-gut agierendes Fahrwerk
Das hat uns nicht gefallen:
wenig elanvoll, Reifen-Laufrad-Kombi schwer
Preis | 9069 €/Fachhandel |
Gewicht | 15,2 kg |
Rahmengröße | S, M, L, XL |
Rahmenmaterial | Carbon |
Federweg | Gabel 170 mm, Rahmen 165 |
Schaltung | 1 x 12 Gänge, 32 : 10–52 Zähne, Sram-XX1-Eagle-AXS-Schaltwerk und -Controller, -XX1-Kassette und -Kurbel |
Bremsen | Sram Code RSC 220/200 mm |
Federgabel | Fox 38 Factory Grip2 |
Federbein | Fox Float X2 Factory |
Laufräder | DT Swiss EX1700 |
Reifen (v/h) | Schwalbe Magic Mary/Big Betty; Super Gravity Ultra Soft/Soft 29 x 2,4" |
Vario-Stütze | Kind Shock Lev Integra (200 mm) |






YT Capra Uncaged 6

Mit dem Capra („Bergziege“) wildert YT in der Enduro-Szene seit Jahren an der Spitze mit. Verglichen mit den jungen Wilden ist das YT gemäßigt geschnitten, der Lenkwinkel steht mit 64,2° auch im „Low“-Setup eher steil, der Reach ist nur darum lang, weil wir das Bike in Größe XL fuhren. Problem für typische „L-Fahrer“: Zwar passt in XL die Länge, durch das 470er-Sitzrohr und den zu geringen Hub der Sattelstütze bietet es aber wenig Bewegungsfreiheit. Zumal die eigentlich coole Sram-Funkstütze extra Bauraum benötigt. Hat man es sich dennoch auf und im Bike bequem gemacht, ist das teure, edel ausstaffierte Carbon-Capra ein „No Brainer.“ Das Handling ist auf der wendigen, durchaus verspielten, dennoch sicheren Seite. Dazu gesellt sich ein spannendes Fahrwerk, Rock Shox‘ Flight-Attendant-System öffnet, strafft oder blockiert je nach Fahrsituation (bergab oder -auf? Pedalierend oder „stehend“? Schläge oder glatte Piste?) Gabel und Dämpfer automatisch. Das funktioniert prima und gibt dem YT einen Schuss mehr Vortriebsfreude mit. Wobei es da dank des – auch ohne Elektronik – recht straffen Fahrwerks, der Carbon-Laufräder sowie des halbwegs erträglichen Gewichts von unter 15 Kilo eh zu den besseren Bikes zählt.
Das hat uns gefallen:
berechenbares und sehr „rundes“ Handling
vergleichsweise auch bergauf flott unterwegs
Highend pur mit Funk-Parts und Elektro-Fahrwerk
Das hat uns nicht gefallen:
zu kurze Vario-Stütze, Größenwahl „knifflig“
Preis | 8999 €/Direktvertrieb |
Gewicht | 14,9 kg |
Rahmengröße | S, M, L, XL, XXL |
Rahmenmaterial | Carbon |
Federweg | Gabel 170 mm, Rahmen 170 |
Schaltung | 1 x 12 Gänge, 32 : 10–52 Zähne, Sram-X01-Eagle-AXS-Schaltwerk und -Controller, -X01-Kassette und -Kurbel |
Bremsen | Sram Code RSC 200/200 mm |
Federgabel | Rock Shox Zeb Ultimate Flight Attendant |
Federbein | Rock Shox Super Deluxe Ultim. Flight Attendant |
Laufräder | Crankbrothers Synthesis Enduro Carbon |
Reifen (v/h) | Maxxis Assegai/Minion DHR II Exo+ 3C; Maxx Grip/Maxx Terra 29 x 2,5"/2,4" |
Vario-Stütze | Sram Reverb AXS (150 mm) |






Specialized Kenevo SL Comp

Wenn Enduros immer schwerer, immer zäher bergauf werden, ist dann ein Light-E-MTB im Enduro- Trimm nicht die Lösung? Zumal, wenn ein Bike wie das von uns oft vorgestellte und gefeierte Kenevo SL nur knapp anderthalb Kilo mehr wiegt als das Norco im Test? Genau das wollten wir wissen und ließen das US-Fully in der 7900 Euro teuren Comp-Ausführung im Test mitlaufen. Bergauf gibt es schnell Klarheit, sobald der Motor läuft, zieht es davon. Bei weitem nicht mit der Kraft eines „normalen“ E-Bikes, aber immer noch flott. Wobei es selbst mit ausgeschaltetem Aggregat dank des stabilen Sechsgelenker(!)-Hecks pedalierbar ist. Im „Turbo“-Mode packt der Winz-Akku knapp 1000 Hm, im per App angepassten „Trail“-Mode (Tipp: 35 % Dauerleistung, 100 % Spitze) sind locker 1500 Hm drin. Für so eine Leistung vergießt man mit den anderen Enduros im Test Blut, Schweiß und Tränen. Bergab gefällt die moderne Geo, die zudem via Flip Chip und Steuersatz-Inserts zigfach anpassbar ist. Auch das Fahrwerk hat enormes Potenzial. Besser gesagt „hätte“, denn die billigeren Federelemente können im Vergleich nicht mithalten. Dazu kommt der geringe Hub der Vario-Stütze, der die Bewegungsfreiheit einschränkt, sodass sich das Kenevo SL am Ende im Downhill gegen Canyon & Co. klar geschlagen geben muss. Das immer noch hohe Gewicht ist dabei eher negativ spürbar, da sich die Bremspunkte nach vorne verschieben und Spielfreude abgeht.
Preis | 7900 €/Fachhandel |
Gewicht | 19,1 kg |
Rahmengröße | S1, S2, S3, S4, S5 |
Rahmenmaterial | Carbon |
Motor | Specialized SL 1,1 |
Akku | Specialized, 320 Wh |
Display | Specialized Mastermind TCU |
Federweg | Gabel 170 mm, Rahmen 170 mm |
Schaltung | 1 x 12 Gänge, 32 : 10–52 Zähne, Sram-GX-Eagle-Schaltwerk und -hebel, -NX-Eagle-Kassette, Praxis-Kurbel |
Bremsen | Sram Code R 220/200 mm |
Federgabel | Fox 36 Rhythm Grip |
Federbein | Fox Float X Performance |
Laufräder | Specialized 29 |
Reifen (v/h) | Specialized Butcher Grid Trail Gripton; T9/T7 29 x 2,3" |
Vario-Stütze | X-Fusion Manic (150 mm) |






Was ist das krass!
Selten hat uns ein Biketest so geflasht wie dieser. Teilweise standen wir schlicht sprachlos (und atemlos) am Ende unserer Teststrecke. Wobei das Staunen schon viel früher losging. Nämlich als wir die Testräder an unsere Kern-Waage hingen. Kurz überlegten wir, einen Seilzug zu bauen, um uns nicht den sprichwörtlichen Bruch zu heben. Worum geht es überhaupt? Nein, nicht um bleischwere, billige Baumarkträder – sondern um die aktuelle Generation von Highend-Enduros mit Federwegen von 160 bis 170 mm, 29"-Laufrädern und generell maximal hoher Bergablastigkeit – doch dazu später mehr. Neun renommierte Hersteller von Canyon bis YT folgten unserer Testeinladung, dazu gesellte sich mit dem ikonischen Light-E-Enduro Kenevo SL noch ein "Special(ized) Guest".

Den hohen Anspruch, den wir an das Testfeld stellten, spiegeln die Preise wider. Los geht’s erst bei knapp über 6000 Euro, das Ende der preislichen Fahnenstange liegt jenseits der 9000-Euro-Marke – der nächste Schock, zumal bei vielen Herstellern immer noch Luft nach oben ist. Dafür gibt es natürlich unisono Carbon-Rahmen. Und lediglich am GT sind die Heck-Streben aus Alu, sonst gilt auch da: Kohlefaser pur. Zudem strotzen die Konstruktionen, aber auch teils die Parts nur so vor technischer Finesse, die den Bikes vor allem Vielseitigkeit einimpfen soll. Eine Aufzählung: Vier der neun Kandidaten bieten ein Flip Chip zur Geo-Anpassung, bei zwei Bikes sind die Kettenstreben variabel einstellbar, bei einem Rad ist der Reach per Steuersatzschale verstellbar, zwei Bikes (Canyon und Scott) kommen mit kompletten Vario-Geometrien, die sich vom Lenker aus anwählen lassen, am Scor finden sich zwei Anlenkpunkte für das Federbein. Staufächer im Unterrohr gibt es dreimal, dazu Funkschaltungen (dreimal), Funk-Vario-Stütze (einmal) und am YT sogar ein vollelektronisch geregeltes Fahrwerk. Puh! Auch an den Hinterbauten lässt sich vie entdecken und staunen, so setzen GT und Norco auf eine "High-Pivot"-Kinematik mit extrem hoch angesetztem Drehpunkt, was für ein maximal sensibles Einfedern sorgen soll. Gleichzeitig führt eine Umlenkrolle die Kette durch diesen Drehpunkt, wodurch sich das Heck beim Pedalieren weit auseinanderzieht (um bis zu 25 mm!) und damit strafft. Bei Santa Cruz und Scor wiederum betten "Lower-Link"-Kinematiken Dämpfer und Linkage äußerst tief ins Bike, um einen niedrigen Schwerpunkt zu erhalten. Canyon und Scott trumpfen nicht nur mit besagten Vario-Geos auf, parallel dazu ändert sich auch das Fahrwerk. Bei Scotts "Traction-Control"-System geschieht dies innerhalb von Dämpfer und Gabel durch Sperren einer Luftkammer bzw. Anheben der Druckstufe, Canyons "Shapeshifter" wiederum aktiviert per Daumenhebel eine Gasdruckfeder in der Hinterbaukonstruktion, welche die komplette Dämpferanlenkung verändert. Nehmen wir das Kenevo SL noch mit dazu, haben wir einen Sechsgelenker(!) mit Flip Chip sowie Steuersatz-Inserts zur zigfachen Geo-Verstellung. Noch nicht genug vom Tecki-Fest? Dann lohnt ein Blick auf die Federelemente: Zum Einsatz kommen vor allem die Fox-38-Gabel mit massigen 38-mm-Standrohren (wie das ebenso großartige Rock-Shox-Pendant namens Zeb) und "Grip2"-Dämpfung sowie der Fox-X2-Stoßdämpfer. Um diese beiden abzustimmen, benötigt es zweimal Luftdruck und je viermal(!) das penible Setup von Zug- und Druckstufe, getrennt in High- und Lowspeed. Sagten wir schon: puh?
Du suchst nach der perfekten Enduro-Ausrüstung? Hier gibt es Tipps:
Langholzlaster, Dickschiffe ...
Der kleine Exkurs ins Hightech-Universum zeigt, dass diese Dampfhämmer nicht für jede Bikerin und jeden Biker gemacht sind. Es sind Bergräder, die meist direkt aus dem Enduro-Rennsport stammen und eine gewisse Expertise verlangen. Die Geometrien treiben dies weiter. "Modern", also mit langem, flach angestelltem vorderen Rahmendreieck, sind sie alle. Dennoch teilt sich der Test in zwei Lager. Rocky, Scott und YT weisen auch im je flachsten Geo-Setup vergleichsweise(!) steile Lenkwinkel sowie einen kürzeren Reach auf. Letzterer gibt, grob gesagt, die "Reichweite im Stehen" an, also den Abstand von der vertikalen Verlängerung des Tretlagers zum Cockpit. Dabei ist der Wert extrem aussagekräftig, was das Handling eines Bikes angeht. Je länger er ist, desto sicherer steht man im Bike, desto größer ist der "Sweetspot" bezüglich der eigenen Positionierung. Ein langer Reach kaschiert , wenn man zu weit vorne oder zu weit hinten im Rad steht. Das kommt speziell im sehr groben und/oder steilen Gelände sowie bei Highspeed zum Tragen. Im gemäßigten Geläuf und bei langsamer Fahrt hingegen ist ein langer Reach gewöhnungsbedürftig, er macht das Handling "reisebusartig" träge. Den sprichwörtlichen Vogel schießt Canyon ab. Das neue Strive hat in Größe L einen fast astronomisch langen Reach von 505 mm. Auch GT, Norco und Scor – allesamt Neuheiten für 2022 – sind sehr lang gezeichnet.

Sind das noch Enduros?
Die Letztgenannten sind nicht nur die "Langholzlaster" im Test, sondern auch die Dickschiffe. Keines der vier Bikes bringt es unter die 15-Kilo-Marke, das Norco wiegt gar 17,4 Kilo. In Worten: siebzehnkommavier! Mehr als 15 Kilo sind es auch bei den ebenfalls neuen, jedoch etwas gemäßigter auftretenden Bikes von Santa Cruz und Simplon, unter 15 Kilo schaffen es – knapp – Rocky Mountain und YT, denen damit zumindest ein Hauch von Spritzigkeit anhaftet. Leicht ist jedoch nur ein Enduro: das Scott. Da das Ransom auch im Vergleich auf nicht ganz so extrem abfahrtslastige Parts setzt, zudem weniger potente Federelemente besitzt, wird es zum Streitfall in diesem Test: Bergauf ist es unschlagbar, bergab aber klar Letzter. Wie also definiert sich die Enduro-Kategorie 2022? Sind es noch Enduros im "alten Sinne", also Tourenbikes für hochalpines Gelände? Nein, mit Ausnahme des Scott sind diese Zeiten passé. Zwar klettert selbst das höchst pummelige Norco dank effizienter Heckfederung und supersteilem Sitzwinkel halbwegs geschickt, für Touren mit 1000 Höhenmetern und mehr braucht es aber die Fitness der EWS-Stars – oder ganz viel Zeit. Oder ganz viel Masochismus. Am besten etwas von allem.

Was dann bergab passiert, lässt nur noch staunen:Holla, die Trailfee! Mit Ausnahme des Scott pulverisieren die Bikes jedes Hindernis, machen jeden Trailmeter zum Fest. Vor allem die besagten "Brachialos" von Canyon, GT, Norco und Scor liegen unfassbar satt auf dem Trail, bieten Spurtreue, Stabilität und Fehlertoleranz, wie sie selbst für Enduros nie da waren. Sogar manches reine Downhill-Bike dürfte da blass um den Vorbau werden. Das beste im Talschuss? Ist das Canyon, weil es nebst Traum-Handling ein Sahnefahrwerk besitzt. Und da das Strive dank seines Shapeshifters zumindest manierlich den Berg hochkommt, zudem fein ausgestattet ist, geht der Testsieg einmal mehr nach Koblenz. GT und Scor sind im Downhill ebenfalls geile Maschinen, zudem halbwegs bezahlbar – Kauftipps! Wer einen Schuss mehr Gutmütigkeit sucht, wird von den edel ausgestatteten Enduros von Santa Cruz, Simplon und YT nicht enttäuscht. In Sachen "sicherer Spielwitz" empfiehlt sich das Rocky. Die sieben genannten Enduros sind unterm Strich dann auch für alle Bikerinnen und Biker wahrhaft schwer in Ordnung, die sich auf die komplexe Technik, die zünftigen Gewichte und die extremen Geometrien einlassen wollen. Und können. Scott und Norco laufen quasi außer Konkurrenz, das Ransom ist das Touren-Enduro schlechthin, das Range der Freerider. Beide verlieren als "Randexistenzen" aber im Vergleich zu viele Punkte. Das E-MTB von Specialized zeigt hingegen, wo die Enduro-Reise hingehen könnte – oder aber auch nicht.

Rückblick+++ Rückblick++ Der große Endurotest – Modelljahr 2020
Über den Enduro-Rennsport ist in den letzten Jahren viel geschrieben worden. Gefühlt wird es jetzt ruhiger um diese "Trendsportart". Von vielen gestarteten Rennserien haben sich nur wenige etabliert, die hochdotierten Profiteams sind geschrumpft, der Hype nimmt ab. Umso mehr ist es wieder an der Zeit, sich auf das Wesentliche in Sachen Enduro zu konzentrieren: nämlich auf den fast grenzenlosen Spaß am Trail Shreddern, auf das Lebensgefühl Enduro – und auf diese langhubigen, massiven, mit Technik vollgestopften Bikes an sich. Bei diesen hat sich für 2020, vor allem auf der anderen Seite des Atlantiks, einiges getan. Specialized, Santa Cruz und Rocky Mountain stellten erst kürzlich ihre Neuheiten vor. Auch einige europäische Hersteller gehen mit neuen Enduro-Kreationen ins kommende Jahr. Eines zeichnet sich dabei relativ klar ab: 29"-Laufräder/-Reifen und Federwege um 170 mm sind das neue Maß der Dinge, Enduros mit kleinen 27,5"-Rädern stellen in diesem Test nur noch Focus und Yeti. Neu ist auch unser 1000-Punkte-Test mit einer noch stärker ausdifferenzierten Bewertung. Zudem haben wir unsere Vorgaben etwas gelockert, um wirklich das beste Enduro des Jahres zu ermitteln. Die Wahl der Laufradgröße überließen wir etwa den Herstellern. Auch den Preisbereich haben wir relativ weit gestaltet, um möglichst alle Modelle am Markt abbilden zu können. Denn aktuell werden die US-Enduros eher teurer, während speziell deutsche Hersteller ihre Topmodelle sehr preiswert kalkulieren, wie die beiden Bikes von Focus und Cube zeigen.
Quo vadis Enduro?
Enduros waren von Beginn an Bikes, die auf maximale Bergab-Performance ausgelegt waren, die sich im Gegensatz zum Freeride- oder Downhill- Bike aber noch manierlich berghoch treten ließen. An dieser "Grundeinstellung" hat sich bis heute nichts geändert. Das Faszinierende jedoch: Beides ist besser geworden! Die Enduro-Bikes in diesem Test stehen im Talschuss kaum noch einem Downhiller nach, sind auch für Bikepark-Einsätze oder große Sprünge auf dem Hometrail voll geeignet. Kein Wunder, sind sie doch allesamt länger, "flacher", schwerer geworden als einst in der 26"-Epoche. Dennoch rollen sie flotter und klettern besser denn je. Paradox? Ja, aber erklärbar. Für die besseren Rolleigenschaften zeichnen vor allem die im Vergleich zu früher größeren Räder in 27,5" oder 29" verantwortlich, die aber auch das Handling beeinflussen: 29er sind tendenziell die laufruhigeren Bikes, während 27,5"-Bikes drehfreudig über die Trails flitzen. Eigentlich. Denn dank ihrer modernen Geometrien zeigen die 29"-Enduros nahezu keine Nachteile in Sachen Wendigkeit mehr. Oder anders gesagt: Die Vorteile überwiegen, sodass immer weniger Enduros überhaupt noch in 27,5" erhältlich sind. Eine Option ist der Mix aus 29" vorne und 27,5" hinten wie am Liteville. Die Idee dahinter: Das Vorderrad rollt dank großem Umfang locker über Hindernisse. Das kleinere Hinterrad rückt im steilen Gelände dem Gesäß aber nicht zu nahe. Vor allem für kleine Biker ein interessanter Ansatz.
Enduro-Geometrie
Dank der ausschließlich verbauten 1-fach-Antriebe, bei denen der platzraubende Umwerfer wegfällt, können heutige Enduros kurz am Heck konstruiert werden. 425 mm wie beim Kona sind beispielsweise extrem. Doch auf jeden Trend, folgt der Gegentrend: Specialized und Mondraker setzen an ihren neuen Enduros wieder auf lange Kettenstreben, die für mehr Traktion sorgen. Ein heutzutage für die Wahl des passenden Enduros wichtiges Kriterium ist die Länge von Reach und Stack – siehe Grafik unten. Die Bikes im Test sind übrigens in den Größen L und XL, da wir in der Testeinladung einen "Wunsch-Reach" von 480 mm angegeben haben. Generell entscheiden der Reach und der Stack über die Bergabposition des Bikers. Je länger der Reach, desto mehr Bike hat man "vor sich", desto stabiler fährt es in der Regel – speziell versierte Fahrer, die es gewohnt sind, ihr Körpergewicht aktiv auf die Front zu verlagern, lieben das. Dazu sollte zwingend ein kurzer Vorbau verbaut sein, damit das Lenkverhalten agil bleibt. Der Stack wiederum sagt aus, wie hoch das Bike an der Front baut. Die Lenkwinkel der Enduros pendeln sich inzwischen bei Werten um 65° ein. Dazu kombinieren die Hersteller kürzere Gabel-Offsets, die den Nachlauf perfekt angleichen. Beim Sitzwinkel sind 76° für ein Fully mit viel Federweg ein guter, pedaliereffizienter Wert. Das ist steiler als vor einigen Jahren und sorgt für verbesserte Klettereigenschaften.
Reach und Stack in der Übersicht

So viel Federweg braucht man
Qualität ist beim Federweg wichtiger als Quantität! Die Werte in diesem Test erstrecken sich von 150 mm am Canyon-Heck bis 180 mm an der Yeti- Front. Apropos: Am Heck wird oft weniger Hub eingesetzt, da aufgrund der Raderhebungskurve das Hinterrad beim Einfedern das Sitzrohr touchieren könnte. Bei den Federelementen dominiert Fox in diesem Test. Alle Bikes mit Fox-Fahrwerken fühlten sich sensibler an als die Modelle, die mit Rock Shox ausgestattet sind. Vor allem der Fox-X2-Float- Dämpfer überzeugt, aber auch das DPX2-Federbein funktioniert ausgezeichnet. Bei den Gabeln unterscheiden sich die Fox-36-Modelle durch die Grip2- und Fit4-Kartuschen. Grip2 ist komplexer in der Einstellbarkeit – dadurch aber besser auf unterschiedliche Fahrsituationen abstimmbar. Antriebsneutralität spielt bei Enduro-Fahrwerken ob der großen Hübe eine wichtige Rolle. Unter dem Strich arbeiten fast alle Heckfederungen im Test auf sehr gutem, fast wippfreiem Niveau. Wer lange Touren mit dem Enduro plant, sollte dennoch darauf achten, dass ein Plattformhebel am Dämpfer vorhanden ist, um das Heck ruhigzustellen. Ein besonders smartes Feature bieten die Enduros von Scott und Canyon, bei denen der Hinterbau bzw. die Geometrie vom Lenker aus für den Uphill verstellt werden kann.





Auf die Parts kommt es an
In Sachen Schaltungen haben sich 1 x 12-Antrieben vollends durchgesetzt. Shimano und Sram trennt derzeit ein Zahn am größten Ritzel der Kassette. Shimano bietet 51, Sram 50. Der Unterschied ist marginal, aber am Berg durchaus spürbar. Generell funktionieren beide Systeme in den hier verbauten Güteklassen (Shimano XT oder XTR, Sram X01 Eagle) ausgezeichnet. Eine große Rolle spielen Reifen und Laufräder. Sie müssen perfekte Downhill-Performance zeigen, aber auch halbwegs gute Rolleigenschaften. Immer öfter greifen die Hersteller zu Carbon als Felgenmaterial, doch auch Alu-Laufräder können leicht ausfallen – wie die Newmen am Cube zeigen. Felgenbreiten von 30 mm bieten den breiten Reifen um 2,5" einen guten Sitz. Wenig Probleme machen derzeit die Bremsen: Es sind durchgehend stabile 4-Kolben-Anker verbaut, die vorne und oft sogar auch heckwärts auf 200-mm-Discs zugreifen.





Nur wenige Leichtgewichte
Ein Wermutstropfen bleibt: Die Bikes sind trotz ihrer teils gesalzenen Preise mit wenigen Ausnahmen keine Leichtgewichte. Nur Liteville, Orbea und das sehr leichte Scott wiegen unter 14 Kilo; Focus, Rocky Mountain und Specialized hingegen über 15 Kilo. Das liegt an den großen Größen und den beschriebenen Parts – weniger an den teils eher leichten Carbon- oder Carbon-Alu-Rahmen. Aber ganz wichtig: Den extremen Spaß vermiesen die Pfunde dank der erwähnten generellen Vortriebs- und Uphill-Stärken der Enduros nicht im Geringsten. Jedes der 13 Enduros hat seinen Charakter sowie Stärken und (kleine) Schwächen. Besonders gut haben uns das Scott Ransom (Testsieger) sowie das Orbea Rallon gefallen. Aber auch Canyon, Mondraker, Santa Cruz, Specialized und Yeti konnten begeistern. Das Cube verdient sich dank seines sehr fairen Preises den MOUNTAINBIKE-Kauftipp.
Testergebnisse im Detail
Unser Biketest baut auf einem ganz neu entwickelten 1000-Punkte-Schema auf, das alle wichtigen Fahreigenschaften und Kategorien umfasst. Knapp ein Viertel der Gesamtnote steuern Laborerhebungen wie Gewicht, Verarbeitung und Ausstattung bei. Hauptsächlich ergibt sich die Note aus den Fahreigenschaften auf dem Trail – wie dem Handling, der Vortriebseffizienz, der Bergab-Performance oder dem Fahrwerk. Achtung: Bei der Benotung des Gewichts haben wir auch die Gewichte der rotierenden Masse (Laufräder, Reifen, Bremsscheiben etc.) mit einfließen lassen. Die Gewichtung der Kategorie passen wir an die Bike-Gattung an. Die Enduros im Test müssen zum Beispiel besonders gute Downhill- und Fahrwerkseigenschaften aufweisen. Bei maximal 1000 Punkten ist das Bike mit den meisten Zählern logischerweise Testsieger.
Alle Bikes im detaillierten Testbericht
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