Merida eOne-Sixty SL im Test

Merida eOne-Sixty SL im Test
Vielseitiges E-MTB mit Bosch-Antrieb

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Veröffentlicht am 07.06.2025
Vielseitiges E-MTB mit Bosch-Antrieb
Foto: Christoph Laue

Auf die Pfunde achten und gleichzeitig ein vielseitiges E-MTB auf die Beine stellen? Diese nicht ganz einfache Aufgabe stand im Lastenheft der Merida-EntwicklerInnen.

Das mochten die Tester

 agiles Fahrverhalten und starke Reserven auf Trails

 detailreicher Rahmen

 sehr gute Kletterfähigkeiten

Das mochten die Tester weniger

 Ausstattung nicht außergewöhnlich für den Preis

 Motor klappert

 steiler Sitzwinkel, tiefe Front Geschmackssache

Ausstattung und Details

Als Antriebsbasis wurde schnell der kultivierte Bosch-Performance-Line-SX-Antrieb gewählt, während bei der Rahmenkonstruktion tief in die Trickkiste gegriffen wurde: So kommt das Kohlefaser-Herzstück ohne Horst-Link-Lager am Hinterbau aus und setzt dort auf flexende Kettenstreben. Bei vollen 160 mm Federweg an Bug und Heck sieht man diese Technologie selten. Auch sonst strotzt das eOne-Sixty SL voller cooler Details: Die Bremsaufnahme hinten kommt mit pfiffigen Kühlrippen, um Bremsfading den Kampf anzusagen, unter dem Sattel findet ein praktisches Minitool Platz. Für Modderfahrten lässt sich am Hinterbau ein praktischer Fender montieren. Wer möchte, kann das Hinterrad auch auf 27,5 Zoll umrüsten, wobei die Geometrie klar auf 29-Zoll-Laufräder abgestimmt ist.

Apropos Geometrie: Diese ist sehr progressiv, wenn auch nicht ganz so extrem wie bei seinen motorlosen Geschwistern. Der Lenkwinkel fällt mit 64 Grad flach aus, der Sitzwinkel mit 78,5 Grad wirkt fast ungewöhnlich steil. Auch die tiefe Front erfordert eine gewisse Gewöhnung – wir fuhren das Testbike sogar mit einer Sattelüberhöhung. Der Reach fällt zudem trendig lang aus, während der Stack eher niedrig bleibt.

Christoph Laue

Die Ausstattung ist für den Preis noch gerade so in Ordnung: Sram-GX-T-Type-Schaltung, Rock-Shox-Select-Plus-Fahrwerk, Sram-DB8-Bremse – alles funktional, aber nicht außergewöhnlich. So unterbietet das SL immerhin knapp die für ein Light-E-MTB wichtige 20-kg-Marke.

Fahreindruck Merida eOne-Sixty SL

Auf dem Singletrail steht es hoch im Federweg und bietet im Vergleich hohe Reserven. Wurzelfelder, spielerische Jumps, Flowtrails – überall fühlt sich das Merida wohl, auch wenn der Bosch talwärts etwas klappert. Die integrierte Sitzposition mit niedriger Front sorgt gemeinsam mit dem kräftigen SX-Antrieb für top Kletterverhalten. Wer den SX auf Drehzahl hält, kann bergauf problemlos mit Full-Power-Bikes mithalten – vorausgesetzt, der kleine 400er-Akku wurde mit Range-Extender (250 Wh) kombiniert.

Merida setzt jetzt auch auf Bosch

Christoph Laue
Merida und Bosch Shimano und Merida – lange eine bewährte Partnerschaft im E-Bike-Bereich. Doch im vergangenen Jahr entschied sich der taiwanesische Bike-Riese, künftig auch Bosch-Motoren einzusetzen. So wurde das eOne-Eighty als E-Freerider mit dem kraftvollen Bosch-Performance Line CX der fünften Generation vorgestellt, das mit 180 mm Federweg, Mullet-Setup, stabilen Parts und einer abfahrts orientierten Geometrie als Spaßmaschine mit Shuttle-Antrieb punktet. Das hier getestete eOne-Sixty SL hingegen ist Meridas erstes Light-E-MTB. Und auch hier setzen die Asiaten auf deutsche Antriebstechnik von Bosch. Der nur zwei Kilo schwere Bosch-Performance-Line-SX-Antrieb mit 55 Newtonmetern und einem 400-Wattstunden-Akku soll für ein geringes Gewicht sorgen. Der Wechsel von Shimano zu Bosch ist kein Einzelfall. Immer mehr Bike-Hersteller suchen Alternativen zu Shimano, die sich traditionell zurückhalten, wenn es um die Präsentation neuer Produkte geht. In der schnelllebigen E-MTB-Welt, in die neue Player wie DJI und Innovationstreiber wie Bosch drängen, wird diese Zurückhaltung zunehmend als Problem wahrgenommen. Der Nachfolger des EP801 lässt genauso auf sich warten wie ein neuer Light-E-MTB-Antrieb. Dabei ist der EP801 nach wie vor ein ausgezeichneter Motor, der durch das neueste Software-Update sogar noch leistungsfähiger geworden ist. Es bleibt zu hoffen, dass Shimano in naher Zukunft neben den Innovationen wie Auto- und Freeshift-Integration mit neuen Ideen zurückkehrt und wieder mit spannenden Antriebssystemen die E-MTB-Top-Liga bereichern wird.

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