TRP Evo Pro - starke Mountainbike-Bremsen im Test

TRP Evo Pro im Test
TRP Evo Pro - das kann die Taiwan-Bremse

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ArtikeldatumVeröffentlicht am 24.11.2025
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Aufbau, Details & Gewicht

Kantiger, dennoch eleganter, dazu ein edles Finish – die im Vergleich zur DH-R runderneuerte Gebereinheit gefällt sofort. Noch wichtiger als die Optik: Sie bietet nun eine Leerwegverstellung, der Hebel ist kürzer, Schelle und die Anbindung von Schalthebeln und Co. wurden verbessert.

Der zweiteilige Schmiedesattel mit vier eher kleinen 16-mm-Kolben blieb nahezu unverändert, verspricht durch die hohe Übersetzung zum 9-mm-Kolben im Geber dennoch Biss. Letzteren kann man den neuen Rotoren (RS05E) ansehen: Lasergeschnitten, erinnern die zig Löcher sowie die länglichen Aussparungen an die im Downhill-Zirkus beliebten Galfer-Shark-Rotoren – ohne deren Kühlfinnen.

Auf "cool down" hat es TRP bei den 2,3 mm dicken Discs eh nicht abgesehen, vielmehr sollen sie gezielt heiß werden, um top Reibwerte zu erreichen – natürlich ohne zu überhitzen. Zusammen mit der neuen Pumpe preist TRP bis zu 20 Prozent mehr Bremskraft zur DH-R an.

Durch die Adern fließt ein Mineralöl mit erhöhtem Siedepunkt, der mit 230° Celsius fast auf DOT-5.1-Niveau liegen soll. Die TRP ist "Bosch-ABS-ready".

Montage & Setup

Die TRP kommt vor-, aber nicht endmontiert: Passt die Länge, muss man Leitung und Geber nur verschrauben – fertig. Ein Entlüftungsvorgang ist aber auch kein Hexenwerk, hier kommt am Hebel ein von Shimano bekannter Trichter zum Einsatz.

Vorsicht ist bei der Entlüftungsschraube am Sattel angesagt: Diese dichtet per Flächenpressung und muss mit 6–8 Nm gelöst und angezogen werden. Über die neue Schelle ist der Geber fix montiert, alles macht einen hochwertigen, durchdachten Eindruck. Die Drehräder für Leerweg und Hebelweite lassen sich gut und mit spürbarer Auswirkung bedienen.

TRP Evo Pro im Test
André Schmidt

Ergonomie & Dosierbarkeit

Wirklich kurz ist der neue Alu-Hebel noch immer nicht, aber im Vergleich zum Moto-X-ähnlichen "Prügel" der Vorgängerin ein ergonomischer Quantensprung. Er lässt sich auch im Nu top einstellen.

Dafür irritieren zunächst die Discs: Im kalten Zustand reißen die Laserlöcher förmlich am Belag, der Hebel vibriert merklich unter dem Bremsfinger. Einmal "on fire" verschwindet das Phänomen, und die TRP beweist sich als brillant dosierbar. Der Druckpunkt ist erheblich klarer als bei der DH-R, wird dennoch sanft ein- und ausgeleitet.

Selbst bei viel eingestelltem Leerweg stellt sich rasch Verzögerung ein, zu heftiges Eingreifen puffert das System ab – das ist Modulation, die jeden Geschmack abdeckt.

Bremskraft & Standfestigkeit

Durch die nicht so großen Kolben im Sattel fehlen der TRP im Vergleich etwa zur Maven über 30 Prozent Zangengesamtfläche. Genug Bumms kommt dennoch an, unter anderem dank der hohen hydraulischen Übersetzung von 12,64. Zum Vergleich: Bei der Gustav Pro beträgt diese nur 10,02. Wer mit der Evo Pro anhalten möchte, wird dies also tun – selbst unter widrigen Bedingungen.

Sram und Hope bieten dennoch mehr Kraft, wobei die Dosierung mit der TRP intuitiver ist. Bei der Standfestigkeit sind die Asia-Stopper nach wie vor dank der massiven Scheiben sowie des sehr guten Hitzemanagements top, aber nicht mehr eine Liga für sich.

Beläge

Drei Beläge sind für die Evo Pro erhältlich: ein gesinterter (kupferfarbene Trägerplatte), ein semi-metallischer (rot) und der mitgelieferte, organische (blau).

TRP empfiehlt Letzteren, der im Test mit einem prima Mix aus Biss und Sensibilität überzeugte. Der semimetallische gefiel aber ebenso. Da Shimanos Vierkolben-Bremsen dieselbe Belagsform besitzen, ist die Auswahl an Fremdbelägen zudem riesig.

Praxis-TippsJede Bremse sollte vor der ersten Fahrt eingebremst werden, bei der TRP ist dies durch das aggressive Scheiben-Design noch wichtiger. Zuerst rund 200 Meter mit leicht angezogener Bremse fahren, damit sich Beläge und Disc aneinander "gewöhnen". Danach mindestens zehn Mal aus hoher Geschwindigkeit (25 bis 30 km/h) dosiert in den Stillstand bremsen, dazwischen nur leicht abkühlen lassen.

Test-Fazit

Die TRP Evo Pro liefert "Konsens & no nonsens". Sie ist edel verarbeitet, bestens bedienbar und extrem sorglos im Trail-Alltag. Nicht exorbitant ist die Power, aber hoch genug für einen sehr breiten Einsatzzweck. Ergonomie und Dosierbarkeit? Sind besser denn je. Ein "sehr gut" mit Sternchen!

  • Preis/Gewicht: ab 618 Euro/542 g (317 g + 225 g)
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  • Kolben/Bremsmedium: 4 x 16 mm/Mineralöl
  • Einstellbarkeit: Hebelweite, Leerweg
  • empfohlene Discs: RS01E, RS05E (203, 220 x 2,3 mm)
  • Beläge: Blue (organisch), Copper (gesintert), Red (semimetallisch)
  • Note: sehr gut

Alle vier Bremsen im Vergleichstest