Shimano XTR (M9120) - Mountainbike-Bremsen im Test

Shimano XTR M9120 im Test
Shimano XTR - Wie gut ist die Edel-Bremse?

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Zuletzt aktualisiert am 01.02.2024

Aufbau, Details & Gewicht

Brillantes Finish, famoser Formfaktor, sehr zartes Gewicht: Wo XTR draufsteht, ist XTR drin. Bei der M9120 wirkt alles aus einem (Alu-)Guss. 30 Prozent mehr Power als bei der Vorgängerin versprechen die Japaner, unter anderem durch den nun zweiteiligen, wuchtigeren, geschmiedeten Sattel. In dem hausen zwei Keramikkolben mit 15 mm Durchmesser und zwei mit 17 mm, was beste Modulation verspricht. Schade: Die neuste Ice-Tech-Freeza-Scheiben (RT-MT900) mit fünf geraden Stegen gibt es nur mit Centerlock, was nicht zu unserer Testflotte passte. Wir griffen auf die leichte Variante RT-MT905 zurück. Spezialität beider ist neben Kühlflächen der Alu-Kern zwischen zwei Stahlaußenlagen – was in der Vergangenheit oft für heiße Debatten sorgte. Reine Stahlrotoren führt Shimano aber ebenso im Programm. Auch Beläge finden sich zahlreiche im Sortiment, zwei, mit Kühlfinnen versehene, dienen sich der XTR an, einer metallisch, einer organisch.

Montage & Setup

Wie die TRP DH-R liegt die XTR entlüftet, aber nicht endmontiert in der Box: Sattel und Leitung sind unverbunden, Letztere ist per Stopfen gesichert, muss nur durch den Rahmen gezogen werden. Der Anschluss an den Nehmer erfolgt dann in der Regel ohne Mineralölverlust, sodass kein Entlüften nötig ist. Falls doch, wirkt dieser Vorgang via Trichter wenig zeitgemäß – anders als bei Hope klappt er aber tadellos. Die Hebelweite lässt sich per Drehrad top einstellen, was für die "fuzzelige" Leerwegschraube nicht gilt. Leicht glückt das Andocken von Shimano- Shiftern mittels I-Spec-EV-Technik, für Sram-Hebel bzw. die der meisten Vario-Sattelstützen braucht es Adapter von Fremdanbietern. Da sich die Axialpumpe zusätzlich und nahe des Griffs am Lenker abstützt, ist für weitere Schellen auch nicht viel Platz.

Ergonomie & Dosierbarkeit

Davon ab verdient die Ergonomie höchstes Lob. Wie kaum ein anderer umgarnt der kompakte XTRHebel den Finger. Dass der nicht mehr wie bei der M9020 aus Carbon besteht? Das macht die Dosierung im Vergleich zur in dieser Beziehung genialen Vorgängerin einen Hauch weniger sensibel, dafür fühlt sich alles steifer, direkter an. Altbekannt bei Shimano ist die Servo-Wave-Technik: Man überbrückt erst schnell den Leerweg, um die Beläge zur Scheibe zu führen. Danach steigt der Übersetzungsfaktor, die Kennlinie wird deutlich progressiver. Wer der XTR noch etwas mehr Biss entlocken will, greift nicht zu den organischen Standard-, sondern zu den zupackenderen Sinter-Belägen.

Bremskraft & Standfestigkeit

Obwohl nicht mit größten Kolben bestückt, bringt die XTR richtig "Zug" auf die Disc. Nur mit der Cura4 und der MT7 konnten wir im Vergleich ein paar Zentimeter später "in die Eisen langen", aber mehr Power, als die M9120 bereitstellt, benötigt man eigentlich nie. Dazu beherrscht Shimano das Thema Konstanz, die Bremse fühlt sich jeden Tag gleich an. Bei langen, harten Abfahrten macht sich spät und unkritisch, dezentes Fading bemerkbar. Die in einigen Tests wortwörtlich heraufbeschworenen Probleme mit dem Alu-Kern der leichten Discs hatten wir nie. 2,00 statt 1,80 mm Dicke wäre dennoch besser.

Beläge

Neben anderen passenden Belägen haben die Japaner vor allem die für die neuste Generation ihrer Vierkolben-Bremsen entwickelten Beläge mit charakteristischen Kühlfinnen im Programm. Getestet haben wir den mitgelieferten, organischen Belag (N03A-RF) und den metallischen (N04C-MF). Ersterer lässt sich feiner dosieren, der gesinterte greift eine Spur beherzter zu.

Tuning

Seit Einführung der Ice-Tech-Scheiben vor bald 15 Jahren sorgen diese für Diskussionen. Wie im Testbericht beschrieben, hatten wir aber nie Probleme mit einer Alu-"Kernschmelze" oder Delamination. Wer den Hightech-Rotoren dennoch nicht traut, findet bei Shimano selbst Alternativen. Oder bei Fremdanbietern: Ein "cooler" Tipp sind die 2,00 mm dicken Shark-Scheiben von Galfer, die mit ihren Kühlfinnen prima zum Konzept der XTR passen.

Test-Fazit

Feinste Machart, reich an Technologien, mit geringstem Gewicht, aber auch mit hervorragender Bremskraft und Konstanz gesegnet. Von Mini- Kritikpunkten abgesehen, macht die XTR M9120 wirklich alles richtig, das minimale Fading unter Extrembelastung ist unkritisch.

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