Magura Gustav Pro - starke Mountainbike-Bremsen im Test

Magura Gustav Pro im Test
Magura Gustav Pro - brachialer Schwabenstopper

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ArtikeldatumVeröffentlicht am 24.11.2025
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Aufbau, Details & Gewicht

Mit 614g bringt die Gustav Pro das höchste Vergleichsgewicht auf die Waage. "Verursacher" sind vor allem die mit 2,5 mm extradicken Rotoren – wobei dünnere Discs ebenso passen.

Doch auch der Sattel ist ein Prachtklotz. Einteilig und geschmiedet, beherbergt er vier riesige 19-mm-Kolben sowie geteilte Bremsbeläge, die magnetisch ohne Spreizfeder gehalten werden. Dass es in Summe nicht noch mehr Gramm geworden sind, verdankt Magura dem hauseigenen Carbotecture-Material. Der leichte Verbundstoff mit Kohlefaserpartikeln kommt am massigen Flip-Flop-Geber mit Radialzylinder und großem 12-mm-Kolben zum Einsatz. Im Vergleich zu den Fräs- und Schmiedekunstwerken der Konkurrenz wirkt das Gehäuse durch den Kunststoff jedoch weniger edel.

Schön hingegen: Dank des Null-Grad-Winkels des Abgangs der Leitung verläuft diese eng am Lenker. Als Hebel gibt es aktuell nur eine Variante (anders als bei der MT7), ebenso nur einen Belag. Für den Kraftfluss sorgt Maguras eigenes Royal-Blood-Öl. Wie die TRP sind die Schwabenstopper für das ABS-System von Bosch optimiert.

Montage & Setup

Bei der Montage bietet die Magura ein echtes Highlight, genannt Easy Link. Dahinter verbirgt sich eine Plug-&-Play-Kupplung von Leitung und Geber, mit der sich die Bremse nicht nur total einfach montieren (nach dem Kürzen verpresst man selbst den Leitungsanschluss), sondern auch jederzeit werkzeuglos und fast ohne Ölverlust lösen lässt – praktisch vor allem, wenn die Leitung durch den Steuersatz geht.

Magura Gustav Pro Mountainbike Bremse im Test
André Schmidt

Etwas komplexer ist das Anbringen der leider ergonomisch nicht idealen Shiftmix-Docks für Schalt- und Vario-Stützen-Hebel. Wie die aktuellen MT-Bremsen besitzt die Gustav keine Leerweg-, sondern nur eine Hebelweitenverstellung, die...

Ergonomie & Dosierbarkeit

...für Stirnrunzeln sorgt. Selbst mit "Normal-Pranken" (Handschuhgröße 8,5) ist die maximal nahe am Lenker befindliche Stellung gerade ausreichend. Laut Magura liegt das an den ABS-Vorgaben bezüglich Mindestabstand. Für Menschen mit kleinen Fingern dennoch ein Ausschlusskriterium.

Immerhin: Die Schwaben versprechen für die Zukunft Abhilfe mit Upgrade-Hebeln. Einmal an die Umstände gewöhnt, ist die Gustav präzise und intuitiv modulierbar, auch wenn man sich manchmal – womöglich durch den langen Leerweg und den großen, nicht kugelgelagerten Hebel – mehr "Crisp" wünscht.

Bremskraft & Standfestigkeit

Überraschung: Trotz der Megakolben erreicht die Gustav "nur" in etwa das Bremskraftniveau der MT7. Und das ist gewollt. Magura hat das Druckniveau im Inneren abgesenkt, damit sich die Leitungen weniger ausdehnen und die Bremse damit so konstant und langlebig wie möglich arbeitet.

Tatsächlich haut einen die Power im Vergleich zu Maven und Evo GR4 nicht vom Sattel, sehr gut ist sie dennoch. Dafür überragt die Standfestigkeit, selbst auf 1000-Tiefenmeter-Abfahrten mit provozierter Dauerschleifbremsung oder bei Matsch und Nässe verändert sich der Druckpunkt um keinen Millimeter, was die Stopper für Schwergewichte, E-Bikes bis hin zu E-SUVs in bergiger Umgebung spannend macht.

Beläge

Magura setzt auf organische Mischungen mit metallischem Anteil. Für die Gustav Pro gibt es aktuell nur einen Belag: Der 13.S (Magura-typisch zweigeteilt) soll den idealen Mix aus Bremskraft, Standfestigkeit und geringen Geräuschen bieten. "Giftigere" Beläge sind in der Testphase. 76 Prozent mehr Belagsvolumen im Vergleich zu den MT7-Belägen versprechen Langlebigkeit

Praxis-TippsDie Gustav Pro verlangt kaum Einbremszeit und ist schnell "Trail-ready". Vorab sollte man sich aber Zeit nehmen, das Cockpit einzustellen – durch den langen, weit vom Lenker wegstehenden Hebel und die nicht optimalen Anschraubpunkte für Dropper-Remote und Co. gar nicht so einfach. Wer Lust auf ein anderes Bremsgefühl hat, sollte einmal bei Galfer vorbeischauen: Dort gibt es erste Tuning-Beläge.

Test-Fazit

Trotz gigantischer Dimensionen ist die Gustav Pro – anders als ihr Urvater – nicht die stärkste Bremse des Planeten. Will sie auch gar nicht sein. Stattdessen offeriert die Magura enorme Standfestigkeit, Verlässlichkeit sowie Langlebigkeit. Und wird so sicher wie einst unzählige Fans finden.

    • Preis/Gewicht: 600 Euro/614 g (353 g + 261 g)
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    • Kolben/Bremsmedium: 4 x 19 mm/Mineralöl
    • Einstellbarkeit: Hebelweite
    • empfohlene Discs: MDR-S 2.0, MDR-P, MDR-S 2.5 (180, 203 x 2,5 mm)
    • Beläge: 13.S (organisch)
    • Note: sehr gut

Alle vier Bremsen im Vergleichstest