Hope Tech 4 V4 - Mountainbike-Bremsen im Test

Hope Tech 4 V4 im Test
Hope Tech 4 V4 - Wie gut ist die Bremse aus UK?

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Zuletzt aktualisiert am 01.02.2024

Aufbau, Details & Gewicht

Schönheit liegt ja im Auge des Betrachters, aber gibt es ein besseres Wort für die Tech 4 V4 als hinreißend? Bis in die letzte Kühlrippe hinein verströmt sie das hohe Maschinenbau-Geschick der CNC-Fräsexperten aus Barnoldswick im Nordwesten Englands. Für optimale Kraftentfaltung werden die Rotoren im einteiligen Sattel erst von zwei 16-mm-Kolben "angewärmt", dann von großen 18er-Kolben gepackt. Der Kern der Edelstahlkolben ist aus Kunstharz, was beste Hitzeableitung gewährleisten soll. Die Auswahl ist Hope-typisch groß: Es gibt optional eine Stahlflexleitung, zig poppige Eloxal-Farbenkombis, vier Belagsarten sowie drei Discs. Besonders sind die innenbelüfteten, mit 3,30 mm superdicken Vented-Discs, die aber ein kleines Vermögen (162,50 Euro pro Scheibe) kosten. Hope schickte uns stattdessen die leichten Floating- Discs, durch die sich die Bremse gewichtstechnich im Vorderfeld einreiht. Funfact: Ausgerechnet die UK-Bremse im Test bietet kein Flip-Flop-Design.

Hier gibt es den ganzen Vergleichstest als PDF!

Montage & Setup

Schon durch die großen, wertigen Edelstahlschrauben macht die Erstmontage Spaß. Weniger lustig ist das Entlüften. Hierzu muss der Deckel des Gebers abgeschraubt und durch einen Stahldeckel ersetzt werden, in den ein Trichter aufgeschraubt wird. Etwas DOT-Verlust lässt sich später beim Aufsetzen des eigentlichen Deckels nicht vermeiden, will man keine neue Luft einschließen. Nebeneinander oben am Hebel und perfekt bedienbar sitzen die Räder zur Griffweiten- und Druckpunktverstellung. Letztere verstellt tatsächlich die Hebelposition, sodass sich beide Rädchen gegenseitig beeinflussen. Hier muss man sich rantasten, für mittelgroße Finger (Handschuhgröße 8–9) fanden wir den geringsten Hebelleerweg mit mittlerer Hebelweite am besten. Die Beläge werden nach oben entnommen, der Sicherungsdraht für die Belagsschraube jedoch nervt.

Ergonomie & Dosierbarkeit

Ungewohnt wirkt der lange, kantige Hebel. Man braucht Zeit, um sich die Ergonomie einzuverleiben, die großen Vertiefungen halten den Bremsfinger aber top in Position. Die hochwertige Industrielagerung des Hebels lässt ihn zudem sanft und schnell hin- und hergleiten. Im Vergleich zur Konkurrenz ist der Druckpunkt auch mit geringstmöglichem Leerweg der weichste. Er ist nicht direkt matschig, aber doch sehr soft. Wer auf "knackige" Druckpunkte à la Hayes steht, wird mit der Tech 4 V4 weniger glücklich. Die Bremskraft entfaltet sich dann sehr progressiv, kann dabei stets feinfühlig moduliert werden.

Bremskraft & Standfestigkeit

Um 30 Prozent will Hope die Bremskraft im Vergleich zur Vorgängerin gesteigert haben. Tatsächlich ist die aktuelle Tech 4 V4 die stärkste Hope- Bremse, die wir je unter dem Finger hatten, die Power ist absolut auf Niveau der anderen Anker in diesem Test. Auch in puncto Standfestigkeit macht die UK-Bremse einen seriösen Job, unter hoher Hitzeentwicklung macht sich aber minimales Fading bemerkbar. Hier wären dickere Scheiben (die todschicken, schwimmend gelagerten Floating-Discs bieten leider nur 1,80 mm Breite am Reibring) vermutlich besser.

Beläge

"By Galfer". Hope macht kein Geheimnis daraus, dass man die meisten Beläge von den Spezialisten aus Spanien bezieht. Auswahl und Farbkodex entsprechen dem Galfer-Programm. Die roten bieten den besten Kompromiss, lila sehr hohe Standfestigkeit. Die mitgelieferten grünen stammen scheinbar von Hope selbst (kein Galfer-Aufdruck), generieren aber auch viel Biss.

Tuning

Wer dem soften Druckpunkt der Tech 4 V4 etwas entgegenwirken will, greift schon bei der Bestellung zur dann nur um 10 Euro (pro Bremse) teureren Stahlflexleitung. Später schlägt ein solches Upgrade um einiges mehr zur Buche. Um die Standfestigkeit zu verbessern, dürften sich "fleischigere" Scheiben lohnen. Hope selbst bietet seine einfache, nicht schwimmend gelagerte Fixed-Disc zum Beispiel auch mit ordentlicher 2,30-mm-Dicke an.

Test-Fazit

Nicht nur optisch macht die wunderschöne, teure Hope viel her, auch die Bremskraft der Tech 4 V4 ist seit dem 2022er Update endlich voll und ganz auf dem Level der Konkurrenz. Dazu ist die Bremse von perfekter Machart und recht leicht, die Hebelergonomie ist jedoch gewöhnungsbedürftig.

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