Haibike AllMtn CF 9 im Test

Haibike AllMtn CF 9 im Test
E-All-Mountain mit clever gedrehtem Bosch-Motor

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ArtikeldatumZuletzt aktualisiert am 13.09.2025
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Rundum modernisiert startet das 2025er Haibike AllMtn CF 9 – nomen est omen – als E-All-Mountain ins Gelände.

Die schlanke Silhouette und das komplett neue Voll-Carbon-Chassis teilt es mit den Haibike-E-Enduros Hybe CF 9 und 11. Auffällig: die neue Federbeinposition. Statt zentral im Rahmen liegt der Dämpfer nun elegant unter dem Oberrohr, das auf der Unterseite zur Steigerung der Steifigkeit querprofiliert ist und optisch fast eine Linie mit den Sitzstreben des Viergelenk-Hecks bildet.

Agron Beqiri

Ausstattung und Details

Elegant bettet Haibike den Bosch-CX-Gen-5-Motor mittig-tief ins Bike ein – vom Rahmen umschlossen und um 85 Grad nach oben verdreht. Dieses Design teilt das AllMtn CF 9 ebenfalls mit dem Hybe – es soll den Antrieb effizienter und zugleich das Carbonchassis leichter machen.

Ungewöhnliche Motor-Position Haibike integriert den Bosch-CX-Motor im AllMtn CF 9 in einer ungewöhnlichen Position – nämlich um 85 Grad nach oben verdreht. Warum? Laut Haibike soll das den Antrieb bei hoher Last – etwa auf langen Steilanstiegen oder mit schwerem Fahrer – temperaturstabiler und effizienter arbeiten lassen. Gleichzeitig ermöglicht dieser Konstruktionskniff die tiefe Platzierung des Akkus im Rahmen, was einen zentralen Schwerpunkt und ein intuitiv-agiles Handling begünstigt. Im Test war das spürbar: Das AllMtn CF 9 lässt sich agil durch enge Kehren treibem. Weitere Vorteile des gedrehten Motors: Er schafft Platz, um den großen 800-Wh-Bosch-Akku zum Laden aus dem Unterrohr zu ziehen. Das geschlossene Unterrohr soll bei hoher Steifigkeit einen leichteren Rahmen ermöglichen.

Tatsächlich: Mit 23,4 Kilo (Größe L) ist das AllMtn CF 9 für ein Full-Power-All-Mountain der 7000-Euro-Klasse mit Bosch-800-Wh-Akku erfreulich leicht. Angesichts der hohen rotierenden Masse (Laufräder etc.) und des Alulenkers bietet das Testbike sogar noch Abspeckpotenzial – rund 23 Kilo wären problemlos machbar.

Vom Vorgänger übernimmt das CF 9 den Mullet-Laufradmix sowie das 160/150-mm-Fahrwerk. Die Geometrie hingegen wurde optimiert. Der nun längere Reach soll für mehr Laufruhe und Kontrolle im Steilen sorgen, während das kleine 27,5-Zoll-Hinterrad und der steilere 65-Grad-Lenkwinkel den Kurvenspaß ankurbeln. Das werkseitige Maximaldrehmoment des Bosch CX von 85 Nm lässt sich per Update über die Bosch-Flow-App auf 100 Nm und 750 Watt Spitze anheben. Die Modi wechselt man bequem über die superkompakte Bosch Mini Remote.

Fahreindruck Haibike AllMtn CF 9

Ready to roll! Selbst, wenn die schweren Räder brauchen, um auf Tempo zu kommen, macht man auf dem AllMtn CF 9 im knackigen Anstieg flugs Meter; toll unterstützt vom 77,9 Grad steilen Sitzwinkel plus langem 625-mm-Oberrohr. In Liaison mit der hohen Front (Stack: 649 mm) sitzt man gut sportiv, zugleich leicht aufrecht. Beste Voraussetzungen also, um selbst fies verwurzelte Uphills zu entzaubern – zumal der Bosch CX im E-MTB- und besonders im Turbo-Modus enorm druckvoll schiebt, sich fein dosieren lässt und selbst unter hoher Last angenehm leise bleibt.

Noch mehr Lust am Klettern würde das AllMtn bereiten, wenn der Sattel ein besser definiertes Sitzgefühl bieten würde. Und bergab? Dank komfortablem, fein ansprechendem Rock-Shox-Fahrwerk hält das Haibike auf schlaglochreichen Strecken das Tempo gerne hoch.

Jens Kraft
Werkstattleiter

Erstaunlich: Obwohl der 65°-Lenkwinkel für ein modernes E-All-Mountain nicht besonders flach ist, liegt das Haibike meist satt on Track. Grund dafür sind der tiefe Schwerpunkt und der lange 1275-mm-Radstand, die für solide Laufruhe sorgen.

Die hohe Front und der lange Reach vermitteln in steilem Gelände wertvolle Sicherheit. Ideallinie verpasst? Kein Problem – die satte, gut dosierbare Bremspower der Magura MT5 verzögert quasi "inch-perfect".

Auch durch wild mäanderndes, von häufigen Tempowechseln geprägtes Gelände steuert sich das agile AllMtn CF 9 dank steifem Chassis und kompaktem 27,5"-Heck behände. Nur in extrem schnellen Downhills ist mehr Einsatz am Lenker gefragt – hier gerät das Bike aufgrund der steileren Front und des geringeren Gegenhalts der günstigeren Rock-Shox-Federelemente früher an seine Grenzen.

Doch für derbstes, stark verblocktes Terrain sind traditionell ja ohnehin die E-Enduros zuständig. Tuning-Tipp: Den extra steifen Alulenker und die harten XLC-Griffe gegen gut dämpfende Modelle austauschen.

Agron Beqiri

Das mochten die Tester

 starker, schön leiser Bosch-Motor

 gut ausbalancierte Uphill-Geo für 1A-Vortrieb

 spaßig-intuitives Handling

 Komfort-Fahrwerk

 trotz 800er-Akku relativ leicht

Das mochten die Tester weniger

 Fahrwerk bietet weniger Gegenhalt im Groben

 steifer Alulenker und harte Griffe geizen mit Komfort