Haibike All Mtn im Test

Haibike All Mtn im Test
Der Getriebe-Kult geht weiter

Inhalt von
ArtikeldatumVeröffentlicht am 05.12.2025
Als Favorit speichern

Der Kult geht weiter: Haibike, Pionier in Sachen E-MTB, setzt beim neuen All Mtn erstmals auf die Pinion MGU mit integriertem Getriebe.

Kurz & Knapp: Haibike All Mtn

  • Preis: ab 8500 Euro
  • Gewicht: 24,8 kg
  • Größen: S, M, L und XL
  • Rahmenmaterial: Carbon
  • Federweg: 160-/160-mm-Federweg

Ausstattung und Details

Die Eckdaten: bis zu 800 Watt Leistung bei 85 Nm, gespeist von einem 800-Wh-Akku. Ein Range-Extender ist aktuell (noch) nicht erhältlich. Das klassische Schaltwerk am Heck entfällt – stattdessen können Hersteller zwischen Kette und Riemenantrieb wählen. Am All Mtn setzt Haibike auf den Riemen. Der Vorteil der zentralen 12-Gang-Motor-Einheit liegt auf der Hand: Die Masse sitzt gebündelt im Zentrum und sorgt für einen tiefen Schwerpunkt. Am Heck entfallen Kassette und Schaltwerk – die ungefederten Massen sind leichter, wodurch die Federung freier arbeiten kann. Ein Fakt, der sich tatsächlich im Fahrbetrieb bemerkbar macht. Ob Haibike das beim neuen AllMtn gelungen ist, dazu später mehr.

Links am Lenker werden per Pure Remote die Unterstützungsmodi gewählt, rechts schaltet man elektronisch durch die Gänge. Neu ist das ins Oberrohr integrierte Master-Node-Display mit allen wichtigen Fahrdaten.

Die MGU bringt eine coole Zusatzfunktion mit. Zwei Automatik-Modi bieten selbstständiges Schalten. Sie orientieren sich an einer definierten Trittfrequenz – auf Pendlerstrecken funktioniert das ordentlich, in steilen Tech-Passagen jedoch oft nicht passgenau. Ähnlich die Startgang-Funktion: praktisch an der Ampel, weniger hilfreich in technischen Uphills.

Ein auffälliges Merkmal des neuen All Mtn: Das Oberrohr des Viergelenker-Hinterbaus teilt sich über der Dämpferaufnahme und gibt so den Kopf des Federelements frei. Das erleichtert das Setup deutlich im Vergleich zu manchem Konkurrenzmodell.

Stefan Eigner

Apropos Fahrwerk: 160 mm Hub an Front und Heck sowie Mullet-Bereifung machen das All Mtn fit für die E-All-Mountain-Liga. Zwei Modelle bietet Haibike aktuell an: Das Topmodell All Mtn CF 11 TRN/IQ rollt mit Rock-Shox-Fahrwerk aus Zeb und Super Deluxe auf Select+-Niveau. Unser 8500-Euro-Testbike setzt dagegen auf eine Rock-Shox-Psylo-Gabel. Durchweg gelungen: die noch selten verbaute TRP-SlateEVO-Bremse. Beide Modelle rollen auf DT-Swiss-Aluminium-Laufrädern mit griffigen Continental-Kryptotal-Reifen.

Unterm Strich wirkt die Ausstattung gemessen am Preis wenig edel. Im Vergleich zu anderen Bikes mit MGU-Antrieb liegt das Haibike jedoch im Marktstandard – offenbar schlägt die Antriebseinheit im Einkauf für Hersteller kräftig zu Buche. Mit knapp unter 25 kg ist das All Mtn kein Leichtgewicht – für ein MGU-Bike ist es allerdings ein sehr guter Wert.

Fahreindruck Haibike All Mtn

Beeindruckend: Bergab bleibt das Haibike selbst in ruppigen Wurzelpassagen nahezu lautlos – weder Akku, Züge oder sonstiges klappern. Ein Verdienst auch des leisen Riemenantriebs.

Anders im Uphill: In manchen Gängen wird das Klettern von einem deutlichen Motorbrummen begleitet. In den ersten acht Gängen ist das Motorgeräusch konstruktionsbedingt deutlich lauter. Der Wechsel der Getriebestufen zwischen Gang vier und fünf sowie acht und neun ist zudem am Fuß stark spürbar.

Dafür überzeugt das Zusammenspiel von Motor und Getriebeschaltung: Die 12 Gänge lassen sich auch unter Last schnell und problemlos schalten. Zudem zeigt sich die MGU jederzeit kraftvoll. Trotz recht kurzer 440-mm-Kettenstreben bietet das Haibike bergauf eine erstaunlich starke Kletterperformance. Auf engen Trails ist das All Mtn aber dennoch kein Kurvenflitzer, sondern ein satter Ballermann für schnelle Trails. Mit etwas Lenkeinsatz meistert es auch auch enge Kehren souverän. Das liegt am insgesamt sehr ausbalancierten Fahrverhalten: Der zentrale Schwerpunkt der MGU macht sich also auch am Haibike spürbar positiv bemerkbar. Im Talschuss auf wilden Trails fehlt dem Fahrwerk, speziell der Gabel, spürbar Progression. Der angenehm hohe Stack und der flache Lenkwinkel sorgen dagegen für viel Sicherheit in steilen Downhill-Passagen.

Das mochten die Tester

 innovativer Pinion-MGU-Antrieb

 Riemenantrieb statt Kette: leise, wartungsarm

 niedriger, zentraler Schwerpunkt

 starke Kletterperformance

 stabil, sicher bergab

Das mochten die Tester weniger

 kein Leichtgewicht

 Motorbrummen in bestimmten Gängen

 Fahrwerk

 Ausstattung

 kein Range-Extender