Mit dem Edge MTB hat Garmin ein Novum präsentiert – der erste Fahrradcomputer, der speziell für die Anforderungen von Gravity-Mountainbikern entwickelt worden sein soll. Dafür setzt das kompakte Gerät auf ein robustes Gehäuse, ein kratzfestes Display und eine Bedienung über sieben Tasten.
Kurz & knapp: Garmin Edge MTB
- Bedienung über sieben Tasten
- Enduro- und Downhill-Profile mit 5-Hz-GPS-Aufzeichnung
- Splitzeit-Funktion für Start-/Zeitmesspunkte auf dem Trail
- Trailforks-Karten vorinstalliert für präzise Navigation
- Sicherheits- & Tracking-Features inklusive LiveTrack und Unfallalarm
- wetterfestes Gehäuse mit Corning Gorilla Glass
- bis zu 14 Stunden Batterielaufzeit bzw. 26 h im Energiesparmodus
- 50,4 x 77,8 x 19,8 mm, 2,13 Zoll, 240 x 320 px Display
- 58 Gramm (Herstellerangabe)
- 399,99 € (UVP) ab sofort verfügbar
- Bei Rose gibt es den Garmin Edge MTB schon ab 367 Euro zu kaufen.
Neben der widerstandsfähigen Bauweise will Garmin vor allem mit der neuen, auf den Gravity-Einsatz zugeschnittenen Software punkten. Die beinhaltet Enduro- und Downhill-Profile, eine hochfrequente GPS-Aufzeichnung mit fünf Messpunkten pro Sekunde. Zudem soll die Integration von Trailforks-Karten Fahrern eine detaillierte Analyse und präzise Navigation bieten.
So viel zur Theorie- wir haben den Garmin Edge MTB im Praxistest ausprobiert.

Der Garmin Edge MTB fällt im Vergleich zu anderen Geräten von Garmin richtig schlank aus.
Garmin Edge MTB im Test (2 Monate)
Beim Auspacken fällt direkt auf: Robust ist der neue Edge MTB auf jeden Fall! Das im Vergleich zu den anderen Garmin-Modellen eher schlanke und kleine Gehäuse hat eine matte, griffige Oberfläche, die auch die Tasten des GPS-Computers umschließt. Der Tastendruck ist trotzdem satt und definiert, die Bedienung mit Handschuhen klappt einwandfrei.
Statt Touchscreen setzt Garmin bewusst auf Tastensteuerung. Im Test zeigte sich das aber, nach etwas Eingewöhnungszeit bei der Tastenbedienung, nicht als Verlust. Stattdessen kann Matsch oder Wasser im Outdooreinsatz nicht zu ungewollten Eingaben führen. Auch die Kopplung mit der Garmin-App und zusätzlichen Sensoren – einschließlich Fremdmarken wie Polar – funktionierte reibungslos.
Displayqualität und Akkulaufzeit im Praxistest
Das Display bietet eine große Auswahl an Datenfeldern und Darstellungsvarianten, die an die Aktivitätsprofile angepasst sind. Die einzelnen Seiten lassen sich individualisieren und die Datenfelder nach Belieben belegen. Die Helligkeit des Displays ist auch in der prallen Sonne gut ablesbar, einzig die recht breiten Bildschirmränder wirken etwas aus der Zeit gefallen. Die Akkulaufzeit lag in der Praxis nah an den von Garmin angegeben maximalen 14 Stunden ohne Energiesparmodus. Einzig in den Modi Enduro und Downhill mit 5 Hz Aufzeichnung verkürzt sich die Laufzeit leicht, bleibt aber praxisgerecht.
Navigation und Trailforks-Integration auf dem Trail
Im Traileinsatz liefert der Edge MTB die gewohnte Garmin-Qualität: Navigation, Aufzeichnung und Trainingseinstellungen funktionieren zuverlässig.
Die speziell beim Garmin Edge MTB neue Integration von Trailforks bietet die Möglichkeit sich in neuen Gefilden zu orientieren. Die Kartenansicht lässt sich auf dem kleinen Display per Tastensteuerung nur mühsam verschieben. Trotzdem erleichtern die markierten Trails die Planung von Touren in unbekanntem Gebiet erheblich. Die ebenfalls neue Funktion "ForkSight" hilft an Weggabelungen die richtige Abfahrt zu wählen, auch wenn das Feature, mangels hoher Traildichte im Testgebiet, nur relativ selten in Erscheinung getreten ist.

Im Lieferumfang sind neben einem USB-C-Kabel zwei verschiedene Halterungen enthalten.
Zubehör und Montageoptionen
Im Lieferumfang sind neben einem USB-C-Kabel für das Aufladen des Radcomputers zwei Halterungen enthalten. Mit der Lenkerhalterung lässt sich der Garmin elegant über dem Vorbau platzieren, für alle gängigen Lenkerdurchmesser liegt eine Gummieinlage für den Klemmring bei.
Die zweite Halterung ist für die Montage auf dem Oberrohr gedacht und wirkt mit seiner großen Grundplatte und dem robusten Gurt fast etwas überdimensioniert. Um mit unterschiedlichen Rohrformungen zu funktionieren, liegen zwei Gummi-Untersätze bei. Einmal korrekt eingefädelt und festgezogen, sitzt die Halterung bombenfest – Verrutschen oder Wackeln konnten wir nicht feststellen. Wer es etwas eleganter mag, kann zu Alternativen wie den Klebemounts von Feua greifen.
Das können die neuen Fahrprofile für Downhill und Enduro
Der Garmin Edge MTB richtet sich explizit an Gravity-Mountainbiker in den Disziplinen Downhill und Enduro. Dafür stehen erstmals zwei spezielle Fahrprofile bereit. Mit 5 Hz statt 1 Hz GPS-Aufzeichnungen sollen sich Linien bei den Abfahrten genauer analysieren lassen. Die Fahrspuren wirken im Nachhinein auch wesentlich runder und natürlicher als die typischerweise "eckigen” Aufzeichnungsdaten mit 1 Hz.
Im Downhill-Profil werden Abfahrten automatisch nach ein paar Sekunden erkannt, sodass beispielsweise Lift- oder Shuttleuphills herausgerechnet werden können, was in der Praxis auch, bei ununterbrochenen Abfahrten, zuverlässig klappt. Im Enduromodus muss mit der Lap-Taste manuell zwischen Up- und Downhill gewechselt werden. Auf einer Trailrunde kann man das schonmal vergessen, hier wäre eine automatisierte Lösung praktischer. Sehr smart: Die 5 Hz Aufzeichnung wird jeweils nur Bergab aktiviert, um Akku zu sparen.
Splitzeiten für Rennfeeling auf dem Trail
Ein weiteres wesentliches Feature, mit dem Garmin, dem Edge MTB Renntauglichkeit bescheinigt, sind Splitzeiten. Mit der Funktion lässt sich eine Strecke virtuell mit Start-, Ziel- und Zwischenpunkten abstecken und anschließend auf Zeit abfahren. Das Anlegen der Strecken erfolgt simpel direkt am Gerät. Man hält kurz an der passenden Stelle an, startet den Splitzeiten-Modus, fährt dann den Trail ab und legt so nacheinander alle Punkte an. Der letzte Punkt fungiert als Ziel, sobald die Serie gespeichert und benannt wurde.
Auf dem Edge MTB lassen sich mehrere Serien intern speichern. Zum Abfahren des abgesteckten Trails muss vor dem Start der gespeicherte Trail ausgewählt und die Serie gestartet werden. Eine automatische Erkennung ist nicht möglich. Außerdem kann innerhalb einer Aktivität nur eine Splitzeiten-Serie gestartet werden. Selbst nach manueller Beendigung der Serie kann kein weiterer Trail gestartet werden, was die Einsatzmöglichkeiten leider stark einschränkt.
Wirklich sinnvoll einsetzen lässt sich das Feature nur, wenn man eine einzige Strecke intensiv trainieren will und den Trail mehrere Male hintereinander fährt. In genau diesem Fall, viele, schnelle Trainingsfahrten auf einem einzigen Trail, macht die Funktion als Racer aber wirklich Spaß. Am Ende der Strecke leuchtet einem auf rotem (du warst zu langsam!) oder auf grünem Hintergrund (geil! Bestzeit!) die neue Abfahrtszeit entgegen.

Splitzeiten hören sich in der Theorie nach einem richtig guten Feature an - in der Praxis konnten sie uns nicht ganz überzeugen.
Ansporn pur, um auch im Training ohne Wettkampfdruck alles zu geben. Im Vergleich zu manueller Zeitnahme mit Stoppuhr und GoPro waren die gemessenen Zeiten stets genau. Über den gesamten Zeitraum wurde nur ein einziges Mal (!!) das letzte Gate nicht erkannt. Ansonsten erfolgt die Messung sehr zuverlässig.
Die Analysemöglichkeiten sind allerdings eingeschränkt. Ein Vergleich der Zwischenzeiten ist auf dem Gerät und via Garmin Connect App nur innerhalb einer Aktivität möglich, ein Bezug zu vorherigen Leistungen auf dem gleichen Splitzeiten-Segment kann nicht durchgeführt werden. Auch für einen Vergleich zwischen Linien auf dem Trail, beispielsweise durch eine Wurzelpassage, ist einerseits selbst die 5 Hz Aufzeichnung zu ungenau, andererseits sind die Darstellungen auf der App-Karte nicht optimal gelöst.
Wertvoll war im Downhill-Renneinsatz die Errechnung einer virtuellen Bestzeit. Aus den schnellsten Zwischenzeiten summiert das Gerät eine theoretische Idealzeit. Das liefert einen guten Ansatzpunkt, um sich realistische Zeitziele für den Qualifikations- oder Rennlauf zu setzen.

Stärken und Schwächen im Überblick
Pro:
Robuste und hochwertige Bauweise
Einbindung von Trailforks funktioniert zuverlässig und bietet Mehrwert
Zuverlässige und genaue GPS-Aufzeichnung
Spezielle Profile für Downhill & Enduro
Motivierendes Splitzeiten-Feature für Racer
Contra:
Spezialfunktionen schöpfen ihr Potenzial noch nicht aus
Manueller Wechsel zwischen Up- und Downhill im Enduro-Modus
teuer
Fazit: Vielversprechender Ansatz mit Luft nach oben
Unterm Strich überzeugt das Grundkonzept des Edge MTB: klein, leicht, lange Akkulaufzeit, helles Display, race-spezifische Features – stark! Der klassische Einsatz als GPS-Radcomputer, die Zuverlässgikeit, abgesehen von zwei unvorhersehbaren Neustarts während einer Tour (immerhin ohne Datenverlust) und das robust gemachte Äußere wissen auch zu überzeugen.
Doch bei den speziell beworbenen Features für Gravity-Mountainbiker macht sich schnell Ernüchterung breit. Vor allem die Splitzeiten-Funktion wirkt noch unausgereift.
Hier gibt es allerdings bereits einen Hoffnungsschimmer. In Garmins hauseigenem Forum teilt der Hersteller regelmäßig Informationen zu Updates und moderiert außerdem Fragen und Anregungen zu deren Produkten. Auf die Rückmeldungen anderer Nutzer zu besagter Split-Times-Funktion meldeten sich Mitarbeiter von Garmin zu Wort. Ihren Antowrten zufolge kann man darauf hoffen, dass weiter an dem Feature gearbeitet und zukünftig mehr aus dem Edge MTB herausgeholt wird.
Ein weiterer Kritikpunkt ist der Preis: der Garmin Edge MTB ist mit knappen 400 Euro UVP definitiv kein Schnäppchen.
Wer auf der Suche nach einem genaueren, GPS-gestützten Timing-Tool ist, kann beispielsweise zu BYB Chrono, Crossbox oder Raceboxx greifen. Diesen fehlt zwar das Display, setzen dafür aber auf noch genauere GPS-Module, sind teils wesentlich günstiger und bieten erheblich ausgeklügeltere Auswertungssoftware.
Interessant ist auch die App "RaceChrono", bei der sich, ähnlich wie auf dem Edge MTB, Strecken mit Zwischenzeiten abstecken lassen. Selbst mit den meist recht groben GPS-Daten moderner Smartphones sind gezeitete Läufe möglich, noch genauer geht es mit externem GPS-Empfänger. Und wer nur eine grobe, sekundengenaue Zeitnahme sucht, kann weiterhin persönliche Bestzeiten auf Strava-Segmenten jagen.