Einst recht konservativ aufgestellt, erleben Bikes um 130 mm Federweg seit einigen Jahren eine Wandlung. Lange galt diese Kategorie mit vergleichsweise geringen Gewichten und zugänglichen, kompakten Geometrien als Ideal für lange, ausdauernde Touren bis hin zum Alpencross-Abenteuer. Kein Wunder, dass sich zumindest im deutschsprachigen Raum dafür der Begriff Tourenfully durchsetzte.
Seit einiger Zeit würzen die Hersteller neue Modelle jedoch mit einer gewaltigen Prise Trailtauglichkeit nach. Zunächst vom großen MTB-Markt in den USA getrieben, wurden die Bikes immer bergabverliebter, die Geometrien des Hauptrahmens länger und flacher konzipiert. Damit einher geht die sich immer mehr durchsetzende Bezeichnung Trailbikes – auch das ein US-Import natürlich. Features wie sogenannte Tool-Mounts am Oberrohr erhalten ebenso Einzug wie pannensichere, gripstärkere Reifen und generell stabilere Parts. Dies alles bedingt aber auch ein höheres Gesamtgewicht der Bikes. Dennoch versprechen die Werbeslogans der Hersteller, dass diese Trailbikes die goldene Mitte aus Bergauf und Bergab darstellen. Grund genug für uns, diese Versprechen zu prüfen und fünf angesagte zum Test zu laden, als Preislimit gaben wir rund 4000 Euro an. Ohne Frage viel Geld, unsere Leserumfragen zeigen aber, dass die allermeisten Neukäufer genau diesen Betrag einplanen.
Einige Marken wie Giant, Santa Cruz, Scor oder Specialized konnten uns in der Preisklasse kein Bike zur Verfügung stellen oder stehen kurz vor Neuvorstellungen. Als Testregion steuerten wir Finale Ligure in Italien an. Eigentlich eine berühmte Enduro-Location, die aber auch für unsere eher kurzhubigen Bikes den passenden Auslauf (sowie tolles Wetter) bot.

In der italienischen Sonne haben wir den Trailbikes auf den Zahn gefühlt.
Dass man nach eher kniffligen Jahren heute wieder viel Geld fürs Bike bekommt, stellt zumindest die große deutsche Fraktion in diesem Test unter Beweis. Canyon spendiert seinem Neuron zum Beispiel edle Carbon-Laufräder, am YT Izzo wechselt eine Sram-GX-AXSFunkschaltung die Gänge. Beide Räder kommen zudem mit Voll-Carbon-Rahmen. Nicht minder edel geht es bei Radon und Cube zu: Zum Carbon-Hauptrahmen gesellen sich jeweils Alu-Heckstreben, beide sind zudem mit Fox-Factory-Federelementen gesegnet, auch an den Vario-Sattelstützen schimmert die goldene Kashima-Beschichtung.

Alleskönner: Egal ob ruppiger Trail, lässiger Sundowner oder ausgedehnte Tour – die Bikes im Test beherrschen ihr Metier.
Gegen die drei Versender sowie die traditionell preisattraktive Fachhandelsmarke Cube tut sich Scott schwer. Für 3999 Euro erhält man mit dem Spark 940 eine vergleichsweise "einfache" Ausstattung und ein hohes Gesamtgewicht, dafür jedoch einen spektakulären, eigenständigen Rahmen. Übrigens: In Zeiten voller Lager kommt es aktuell zu einer Rabattschlacht. Zu Redaktionsschluss bot Radon das getestete Skeen Trail für 2999 statt 4199 Euro an! YT setzte am Izzo Core ebenso den Rotstift an, 3999 statt 4299 Euro waren aufgerufen. Canyon gab einen Nachlass von 200 Euro. Wir haben dennoch den Originalpreis der Bikes angegeben, da solche Rabattaktionen unserer Erfahrung nach auch jederzeit enden können.

Alle Bikes werden auf einer für den jeweiligen Einsatzbereich geeigneten Strecke miteinander verglichen.
In Bella Italia begeisterte das Canyon Neuron einmal mehr die Tester: Mit flottem Antritt und feinen Downhill-Manieren holt es sich den Testsieg. Das Cube One22 beweist, dass es zum fairen Kurs ein klasse ausgestattetes, vergleichsweise klassisches Tourenfully gibt – unser Preis- Leistungs-Tipp. Vor allem bergab überzeugte uns aber auch das YT Izzo auf nahezu ganzer Linie.