Syntace-Insolvenz: Gründer Jo Klieber spricht im Exklusiv-Interview

Jo Klieber erklärt exklusiv, wie es weitergeht
Syntace-Insolvenz: Gründer meldet sich zu Wort

ArtikeldatumVeröffentlicht am 21.11.2025
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Syntace GmbH Tacherting Zentrale Gebäude
Foto: Syntace GmbH

Der Insolvenzantrag kam überraschend und doch nicht ganz unerwartet: 2022 hatte Gründer und Technik-Visionär Jo Klieber 70 Prozent der Syntace GmbH an den Pierer-Konzern verkauft – in der Hoffnung auf Entwicklungspower für die neue E-Antriebssparte und eine langfristige finanzielle Stabilität. Er blieb zwar Gesellschafter, konnte jedoch weitgehend nicht mehr ins operative Geschäft eingreifen.

Der Pierer Konzern hatte damals mehrere Radmarken gekauft, darunter Felt, Husqvarna, Gas Gas und R-Raymon. Aber die gedämpfte Konsumstimmung nach den Corona-Boomjahren machte dem Konzern zu schaffen. Entscheidend war offenbar auch, dass die Sportmotorradmarke KTM in Schieflage geriet und im November 2024 Insolvenz anmelden musste.

Bereits seit Anfang 2025 sollen Restrukturierungsmaßnahmen für die Syntace GmbH laufen, die nach Unternehmensangaben spürbare Fortschritte zeigen. Gleichzeitig befinden sich die Gespräche mit einem Investor in einem weit fortgeschrittenen Stadium. Ziel ist es, beide Marken zu erhalten. Der Geschäftsbetrieb bleibt vollständig bestehen. Bestellungen über den Online-Shop werden weiterhin regulär abgewickelt, auch die Ersatzteilversorgung soll uneingeschränkt gesichert sein. Das bestätigte uns auch Jo Klieber, der derzeit daran arbeitet, dass der neue Investor bis Ende Dezember an Bord ist. Im Interview erzählt Klieber uns, wie es weitergeht und an wen sich Liteville- und Syntace-Kunden und Kundinnen derzeit ebenfalls wenden können.

Das komplette Interview mit Jo Klieber liest du hier.

Jo Klieber Syntace GmbH
Jo Klieber
Gründer Syntace GmbH

MOUNTAINBIKE: Du bist Gründer von Syntace und Liteville. Inwieweit bist du aktuell im operativen Geschäft aktiv?

Ich halte 30 Prozent der Anteile und bin weiterhin Geschäftsführer – allerdings als Minderheitsgeschäftsführer. Zwei weitere Geschäftsführer wurden vom Pierer Konzern eingesetzt und vertreten hier die Mehrheitsanteile der Syntace GmbH.

Wie kam es zu den finanziellen Engpässen und letztlich zur Insolvenz?

Seit September 2022 hält der Pierer Konzern – also der bisherige Eigentümer von KTM – 70 Prozent der Anteile an der Syntace GmbH. Ich selbst bin, wie gesagt, weiterhin Geschäftsführer, allerdings mit nur einer Stimme, während die zwei Geschäftsführer entscheiden. Anfangs habe ich mich sehr gefreut, mit einem technisch so kompetenten und im Sport so engagierten Partner zusammenzuarbeiten, der zudem direkt vor unserer Haustür sitzt.
Leider ist aus meiner Sicht nicht alles so verlaufen, wie es geplant war. Ich bedauere sehr, dass Zusagen im weiteren Verlauf nicht eingehalten wurden. Schließ- lich wurde jetzt für die Syntace GmbH von den vom Pierer Konzern eingesetzten Geschäftsführern Insolvenz angemeldet.

Wie verlaufen die Gespräche mit neuen Investoren, kannst du dazu schon etwas sagen?

Ja, zumindest so viel: Es gibt Gespräche mit einem technisch äußerst kompetenten Investor. Ich bin zuversichtlich, dass bis Ende des Jahres eine tolle Lösung gefunden wird.

Wie wichtig ist es, dass Gründer wieder selbst das Ruder übernehmen?

Wenn Gründer oder Besitzer wirklich fähig, fleißig, bescheiden handeln – und damit handfeste Werte für die Endkunden schaffen –, dann sind sie unverzichtbar. Wenn das nicht der Fall ist, sollten sie am besten gestern den Weg freimachen.

Die Bike-Branche steckt immer noch in der Krise. Wird sie bald überwunden sein?

Die aktuelle Situation ist nicht strukturell, sondern im Wesentlichen hausgemacht – durch Corona und durch Gier. Ich bin überzeugt, dass sich das in einem guten Jahr genauso schnell wieder in Luft auflösen wird, wie es vor zwei Jahren überraschend schnell eskaliert ist. Fahrradfahren macht – vor allem durch den E-Antrieb – mehr Menschen denn je Spaß! Abgesehen von Bereichen wie Microchips, Medizin/Pharma sowie Rüstung gehört die Fahrrad- und Leichtmobilitätsbranche für mich zu den vier klaren Gewinnerindustrien der Zukunft.

Wie wichtig sind Innovationen, um aus dieser Krise wieder herauszukommen?

Innovation ist entscheidend. Über Innovationen haben wir als Hersteller – und auch als Konsumenten – selbst in der Hand, wie viel Spaß Fahrradfahren macht. Und: Auch sehr vernünftige Menschen tun auf Dauer nur das, was ihnen wirklich Spaß macht.

Gibt es von deiner Seite schon neue Entwicklungen, die du in Arbeit hast?

Man lebt von dem, was man nach vorne macht – nicht von dem, was man nach hinten jammert.
Wir haben in der Entwicklung große Fortschritte gemacht: Mit K.I.S. 2.0 kommt eine teilintegrierte Lösung, die in Verbindung mit dem neuen Push 222 SpeedGravel das wohl beste Gravelbike-System der Welt bietet. Außerdem haben wir einen neuen Bike-Ständer namens Paxx entwickelt, der Arbeiten am Bike, Verstauen und Transportieren leicht macht wie noch nie. Und wir haben eine neuartige Drivetrain-Lösung, die sich gewaschen hat. All diese Patente halte ich mit der Jo Klieber GmbH – ebenso wie die von Syntace und Liteville verwendeten.

Was steckt hinter der Jo Klieber GmbH?

Die Jo Klieber GmbH ist eine eigenständige Firma, die relevante Patente hält und nun aktuelle Produkte wie das Push 222 Renn-Gravelbike anbietet. Mit K.I.S. 2.0 haben wir eine spannende Innovation, die auch für alle Liteville-Bikes nachrüstbar sein wird. Mir ist wichtig zu betonen, dass die Jo Klieber GmbH nicht in einer Insolvenz ist. Ein besonderes Anliegen als Syntace-Gründer und -Fahrer ist mir, dass wir mit der Jo Klieber GmbH – gemeinsam mit dem engagierten Team der Syntace GmbH – allen Liteville- und Syntace-Fahrern immer mit Rat und Tat zur Seite stehen. Bei uns in Tacherting wie auch im neuen Rotwild-Testzentrum in Torbole seid ihr weiterhin herzlich willkommen und kompetent versorgt.