Degrees of Freedom: So tauft DT Swiss sein neues Anti-Pedal-Kickback-System, das besonders für bergabfokussierte Pilotinnen und Piloten spannend sein soll. Besonders im Enduro- und Downhill-Rennsport sind die Anti-Pedalkickback-Systeme mittlerweile sehr verbreitet: Die Italiener von O-Chain, die mittlerweile vom SRAM-Konzern gekauft wurden, und jüngst E*13 haben Lösungen entwickelt, um den Antrieb vom Hinterbau zu entkoppeln.
Kurz & knapp: DT Swiss DEG-Nabe
- Einstellbarer Spielraum/Float (0, 10 und 20 Grad) in der Nabe wirkt Pedalrückschlag entgegen
- Nur DEG-Naben von DT Swiss nachrüstbar
- Mehrgewicht ca. 7 Gramm
- Preis: Upgradekit (inkl. Zahnscheiben, Feder und Fett) mit Umrüst-Werkzeug ab 149 Euro
- Preis ohne Werkzeug: 129 Euro, Komplettnabe ab 399 Euro
Wie auch E*13 setzt DT Swiss dabei auf eine Lösung in der Hinterradnabe: In der Nabe selbst wird durch einen neuen Aufsatz Spielraum geschaffen, um dem Pedalrückschlag entgegenzuwirken. Drei Einstellungen sind dabei wählbar: 0 Grad, 10 Grad oder 20 Grad Float bzw. Spielraum.

Drei Eingriffs-Settings kannst du an der Nabe wählen: 0 Grad, 10 Grad oder 20 Grad.
Alle DT Swiss DEG-Naben sind mit dem (Upgrade)-Kit des DF-Systems kompatibel. Es sollen auch Komplettlaufradsätze folgen, einige Bike-Hersteller sollen ebenfalls Erstausrüstungen ab Werk in Kürze vorstellen. Vorteil von DEG DF: Die, noch recht junge, DEG-Nabe erfreut sich recht großer Beliebtheit im Markt, unter anderem bei den Bike-Herstellern. Auch ist es günstiger als ein vergleichbares O-Chain-System – bei entsprechender Nabe kostet eine Umrüstung nur 150 Euro mit dem nötigen Werkzeug, ein O-Chain schlägt mit gut 400 Euro zu Buche.

Wer sauber arbeitet, kann auch auf dem Trail Nachjustagen vornehmen.
Kurz erklärt: Das DT Swiss DEG DF System im Check
Das passiert, weil:
die Kette das hintere Ritzel mit dem Kettenblatt verbindet, beim Einfedern sich der Abstand zwischen Tretlager und Hinterradachse verändert, dadurch wird die Kette gespannt und zieht an der Kurbel, was die Rückwärtsbewegung der Kurbel oder ein "Zucken" im Pedal verursacht – eben der Kickback.
Ob und wie stark man das merkt, hängt von:
Federweg und Geometrie (Kettenstrebenlänge, Lage des Drehpunkts), Gangwahl (je kleiner das Ritzel hinten, desto stärker), und der Kettenführung ab.
Im Fahrgefühl kann starker Pedal-Kickback dazu führen, dass das Fahrwerk weniger frei arbeitet oder dass man im technischen Gelände das Gefühl hat, die Pedale "schlagen zurück".
Umrüsten in Minuten: Das DEG-Kit

Das Umrüstkit samt nötigem Werkzeug kostet 150 Euro.
Das große Umrüstkit mit Spezialschlüssel für 150 Euro kommt mit einem neuen Einsatz für die Zahnscheiben. Der Umbau ist sehr simpel und auch für Laien machbar: Laufrad samt Werkzeug mit abgezogenen Freilaufkörper und Freilauf in einem Schraubstock einspannen, Sitz des Freilaufes öffnen bzw. abziehen. Neuen Einsatz montieren. Danach die Zahnscheiben wieder einsetzen und den Freilaufkörper in die passende Nasenreihe des DF-Systems (0, 10 oder 20 Grad Spielraum) einklinken. Fertig! Das System ist so einfach ausgebaut, dass selbst "On-Trail-Veränderungen" möglich sind (sofern man darauf achtet, dass kein Dreck in den Freilauf eindringt).
Erster Test: DT Swiss DEG DF
Unser Redakteur Lukas Hoffmann konnte das System bereits an einem Specialized Epic EVO mit 130/120 mm Federweg und einem Canyon Spectral (150/150 mm) Federweg ausgiebig testen.

Etwas geringer war der Effekt beim Downcountry-Full Epic: Für XC-Sportler ist der "Leerweg" bevor der Freilauf greift zunächst ungewohnt, speziell in technischen Anstiegen braucht es etwas Eingewöhnung.
Bergab wird der Effekt des frei arbeitenden Hinterbaus dann jedoch deutlich: Speziell in Bremswellen fährt man fast wie auf Federn bergab, der Hinterbau ist deutlich aktiver. Auch gelingt es subjektiv die Geschwindigkeit besser "mitzunehmen", speziell aus verblockten Kehren nimmt man so mehr Momentum mit. Das macht Spaß!
Noch spürbarer ist der Effekt bei einem langhubigeren Fully: Obwohl das Spectral aus unserer Erfahrung nicht über einen extremen Pedal-Rückschlag verfügt, ist bei wilden Trails die Entlastung des Hinterbaus spürbar: Das Ansprechverhalten verbessert sich, der Ride wird komfortabler und man kann kontrollierter im Pedal stehen. Subjektiv fällt der Unterschied zwischen der 10 und 20 Grad Stufe an unserem Testbike weniger spürbar aus. Cool: Der Umbau auf ein direktes Eingreifverhalten der Sperrklinke (0 Grad) ist werkzeuglos mit etwas Geschick in wenigen Minuten erledigt. Der Wartungsaufwand ist nicht größer als mit einer herkömmlichen DT-Swiss-Nabe, das Mehrgewicht von wenigen Gramm nicht spürbar.