Weniger ist mehr – genau das hat sich Centurion bei der Entwicklung des neuen Light-E-Mountainbikes No Pogo SL gedacht. Statt mit einem Full-Power-Motor kommt der neue Trail-Flitzer nämlich mit dem neuen Bosch-Leichtgewicht Performance Line SX, der "nur" 55 Nm Drehmoment und 400 Wh Akkuleistung bietet. Damit soll das neue Carbon-E-MTB der Schwaben all jene begeistern, die nicht auf maximale, brachiale Power und bullige, schwere E-Bikes stehen, sondern mit leichter Kost die Trails erobern wollen. 18,8 Kilogramm bringt das Topmodell in Größe L auf die Waage.
Kurz & knapp Centurion No Pogo SL
- Neues Light-E-MTB mit Boschs SX-Motor
- Integrierter, nicht entnehmbarer 400-Wh-Akku
- Carbon-Rahmen, 150/145 mm Federweg
- Mullet-Laufräder (29" vorne / 27,5" hinten)
- zwei Modelle für 9999 und 7999 Euro
- Noch vor Weihnachten lieferbar
Im Test: Das Full-Size No Pogo von Centurion!
Schon bei der geringen Akkuleistung ausgestiegen? Ohne "SL" im Namen hat Centurion auch ein No Pogo mit dem dicken CX-Motor samt massigem Akku in petto. Test:
No Pogo SL: Leicht, stabil und detailverliebt
Beim neuen No Pogo SL setzt Centurion auf 150 mm Federweg vorn und 145 mm hinten. Aus Sicht der Entwickler sind gerade die klassischen Trail- und All-Mountain-Kategorien ideal für Light-E-MTBs. So können hier die etwas leichteren Gabeln mit 36 mm Durchmesser spezifiziert und insgesamt einfach leichtere Teile gewählt werden, als es beispielsweise bei einem Enduro-E-Bike nötig wäre. Und dennoch bringt das No Pogo SL in Top-Ausstattung und in Rahmengröße L 18,8 kg auf die Waage – ein Respektabstand von rund sechs Kilo zu handelsüblichen "Full-Size"-E-MTBs. Doch Stabilität war Centurion wichtiger als maximaler Leichtbau. Denn auch schwere Fahrer*innnen sollen sich auf dem neuen Light-Bike wohlfühlen. Deshalb kommen bei beiden Modellen auch spezielle E-MTB-Laufräder der Hybrid-Serie von DT Swiss zum Einsatz. Das No Pogo SL darfst du mit bis zu 140 kg belasten (inklusive Eigengewicht des Bikes).
Der Carbon-Rahmen soll aber nicht nur mit (Spur-) Stabilität glänzen, sondern auch mit vielen kleinen Details gefallen. Etwa die fließenden Übergänge vom Hauptrahmen zum Hinterbau, das konisch geformte Steuerrohr, durch das die Züge voll integriert laufen, oder die formschönen Lüftungsschlitze am Motor. Für den Alltag hat Centurion zudem an ein Lichtpaket mit 100 Lux starker Frontleuchte und einem Rücklicht (beides STVZO-konform) gedacht – an beiden Modellen serienmäßig!

Klein, aber oho: Dass der Bosch Performance Line SX "nur" 55 Nm Drehmoment hat, merkt man ihm kaum an.
Schwaben-Power: Bosch SX-Motor mit bis zu 600 Watt
Wie bereits erwähnt, kommt der neue Trail-Flitzer mit dem leichten Bosch Performance Line SX-Motor, der mit 55 Nm zwar etwas weniger Drehmoment liefert, als der große Bruder CX – bei dennoch beachtlicher Spitzenleistung von 600 Watt. Das ist für diese Motorklasse ungewöhnlich viel, der Konkurrenzantrieb Ride 60 von Fazua hat zwar 60 Nm Drehmoment aber "nur" 450 Watt Spitzenleistung. Übrigens: Ein "Tour de France"-Profi tritt im Schnitt um die 300 Watt in die Pedale. Mehr Infos zum Bosch-Motor findest du hier:
Wie von anderen Bosch-Rädern gewohnt, ist die Bedieneinheit im Oberrohr eingelassen. Mit der Mini-Remote kann am Lenker zwischen den Modi Turbo, E-MTB, Tour+ und Eco gewechselt werden. Auf ein Display verzichtet Centurion konsequent. Ein Fünf-Balken-Diagramm zeigt den Ladezustand des Akkus an. Wie von Bosch gewohnt, lässt sich das "intelligente" System mit der Flow App verbinden. Darüber lassen sich die Modi in Sachen Unterstützung, Dynamik oder maximalem Drehmoment individuell anpassen. Übrigens ist dies neuerdings auch in den progressiven Modi E-MTB und Tour+ möglich.
Fest verbauter 400-Wh-Akku, Range-Extender optional
Schade: Der 400-Wh-Akku im No Pogo SL ist fest verbaut und nicht
entnehmbar. Dafür gibt es die Möglichkeit, einen 250-Wh-Range-Extender anzuschließen. Dieser wird über den Ladeanschluss am Sitzrohr angeschlossen, dessen Klappe im Rahmen verschwindet – ein weiteres schickes Detail am No Pogo SL. Übrigens: Der No Pogo-Rahmen hat Platz für zwei Trinkflaschen – und damit die Flasche bei kleinen Rahmengrößen nicht mit dem Range Extender kollidiert, wurde der Dämpfer um 90° gedreht. Dadurch befindet sich der Plattformhebel nun rechts außen und ist – schöner Nebeneffekt – während der Fahrt besser erreichbar.An zwei weiteren Schrauben unter dem Oberrohr kann ein sogenanntes On-Bike-Tool oder ein Cage-Strap für einen Ersatzschlauch befestigt werden.

Geht gut vorwärts: Das Top-Modell haben wir mit konkurrenzfähigen 18,8 Kilo in Größe L gewogen.
Moderne Geometrie, kleines Hinterrad und neue Kinematik
Auch in Bezug auf die Rahmen-Geometrie zeigt sich das neue No Pogo SL modern. Mit recht kurzen 445 mm Kettenstreben, die auch durch den Einsatz des 27,5" Hinterrades möglich sind, lädt es zum Trail-Tanz ein. Der Lenkwinkel ist mit 65,5° nicht zu flach geraten. Der Reach ist mit 475 mm in Größe L zeitgemäß, aber nicht extrem. Wichtig war den Entwicklern ein möglichst kurzes Sitzrohr, das durch seine gerade Form die Aufnahme von Vario-Stützen mit viel Hub ermöglicht. So wird bei der Größe S ein Hub von 125 mm, bei der Größe M ein Hub von 150 mm, bei der Größe L ein Hub von 175 mm und bei der Größe XL ein Hub von 200 mm ermöglicht. Der Sitzwinkel beträgt 76,5°.
Die neue "4-Linkage"-Hinterbaukinematik soll mit einem neutralen Bremsverhalten punkten. Laut Centurion-Chefentwickler Hannes Genze wurde auch deshalb auf ein kleineres 27,5-Zoll-Hinterrad gesetzt, um die Kinematik zu verbessern. Durch den geringeren Versatz der Tretlagerhöhe zur Hinterradachse soll die Raderhebungskurve verbessert werden. Um die Einstellung des SAG zu erleichtern, gibt es eine Anzeige am Gelenk zwischen Sitzstreben und Umlenkhebel.
Zwei Modelle ab 7999 Euro, ab Dezember!
Centurion bietet das neue Light-E-MTB No Pogo SL in zwei Modellen an. Das Topmodell No Pogo SL R8000i für 9999 Euro und das No Pogo SL R6000i für 7999 Euro.
Im Test: Das neue Centurion No Pogo SL R8000i Light E-Bike
Schon beim ersten Aufsitzen spürt man, dass Centurion beim No Pogo SL-Topmodell auf jedes Detail Wert gelegt hat. Sei es das aufgeräumte Cockpit mit den elektronischen Sram-Schalthebeln, der gut erreichbare Lockout am Dämpfer oder die ausgewogene, sportliche Sitzposition – auf dem No Pogo SL fühlt man sich sofort wohl. Beim ersten Tritt in die Pedale wird schnell klar: Der neue Bosch-Motor ist erstaunlich kräftig. Mit feinem Ansprechverhalten präsentiert er sich durchzugsstark. Wenn man es nicht besser wüsste, könnte man meinen, hier zieht ein "großer" Motor am Kettenstrang. Allerdings sollte man penibel darauf achten, dass man den richtigen Gang der 12-Fach-Sram-Transmission-Schaltung trifft. Denn bei zu niedriger Trittfrequenz kann der neue Motor sein Potenzial nicht entfalten, verweigert sogar beim Anfahren in einem zu großen Gang die Motorleistung. Wer sich jedoch eine moderate bis hohe Trittfrequenz aneignet (oder bereits besitzt), wird staunen. Denn auch im E-MTB- und Tour+-Modus macht das SX-Aggregat richtig Spaß. Die Steuerung erkennt sofort, wenn der/die Fahrer*innen mehr Druck aufs Pedal bringt und erhöht die Leistung – bis zu 600 Watt sollen möglich sein.
Zum Centurion passt der neue Bosch-Motor wie die Faust aufs Auge. Das Trailbike bietet nämlich mit recht tiefer Front ein ordentliches Kletterverhalten. Selbst steile Trails sind mit dem No Pogo SL kein Problem. Auch die Traktion am kleinen Hinterrad ist hervorragend. So beweist die Centurion-Bosch-Kombination eindrucksvoll, dass Light-E-MTBs nicht nur als Shuttle taugen, sondern auch bezüglich Uphill-Flow eine gute Figur machen können. Irgendwann ist wegen des kleinen Akkus natürlich Schluss, rein rechnerisch schafft der 400 Wattstunden Akku 1285 Höhenmeter auf 17 Kilometern. Den Zusatz-Akku für den Flaschenhalter sollte man bei der Investition besser gleich einkalkulieren.

Besser dabei: Wer viele Kilometer machen möchte braucht Saft in den Beinen - oder den optionalen Range-Extender.
Auf kurvigen Streckenabschnitten zeigt sich das Rad dann wendig, agil und lenkt sich präzise. Hier macht sich auch das relativ geringe und zentral im Rad platzierte Gewicht bemerkbar. Das Fahrwerk reagiert sensibel auf kleine bis mittlere Schläge. Auch kleinere Sprünge und Drops meistert es mit Bravour. Für große Brocken sind die 145 mm Federweg am Heck allerdings zu wenig. Im Enduro-Segment fühlt sich das neue SL-Bike nicht ganz so sicher. Im Downhill fehlen nicht nur die Reserven am Heck, sondern auch etwas die Laufruhe und eine höhere, sichere Front. Wobei letzteres sicher Geschmackssache ist und sich auch mit dem Griff zur nächstgrößeren Rahmengröße kompensieren lässt. Dann wächst auch der Reach um ca. 25 mm an, was wiederum der Laufruhe und Fahrsicherheit zugutekommt.
Alles in allem präsentiert sich das neue Centurion No Pogo SL als exzellentes Trailbike der Light e-MTB Klasse. Motorpaket, Geometrie und die hochwertige Verarbeitung des neuen Schwabenflitzers können überzeugen. Bergab und auf Trails zeigt es sich verspielt und bringt Fahrspaß pur, bergauf zeigt es eindrücklich, was die neuen Light-E-MTBs zu leisten imstande sind. – Chris Pauls, Mountainbike-Testchef