Kurz und knapp: K.I.S (Keep it Stable)-Technologie

- Lenkassistent für MTBs der für mehr Fahrstabilität sorgen soll
- wartungsfrei: System funktioniert mit Federspannung und Kevlarbändern
- Mehrgewicht von ca. 110 Gramm
- vorerst nur an Liteville/Canyon-Bikes erhältlich, Aufpreis ca. 300 Euro, Canyon Spectral K.I.S. für 4999 Euro
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Sehen wir nach Federung, Scheibenbremse, Vario-Sattelstütze oder 29"-Rädern "the next big thing" der MTB-Technik? Jo Klieber, Mastermind der Bike- und Partschmiede Liteville/Syntace, ist sich jedenfalls sicher. Dieses neue Ding nennt sich K.I.S. ("Keep it Stable") und debütiert nun im All-Mountain Spectral von Entwicklungspartner Canyon. Hinter dem süßen Namen verbirgt sich eine Art Lenkungsstabilisator. Vereinfacht gesagt, führt eine gespannte Feder, die über Kevlarbänder und einen Nockenring mit dem Steuerrohr verbunden ist, den Lenker und damit das Vorderrad immer wieder in die Nullposition der Lenkung. Das Fahrverhalten des Bikes soll mit K.I.S. deutlich berechenbarer werden. Durch die stetige Mittelzentrierung werden Ausgleichsbewegungen und überflüssige Lenkbefehle vermieden, sodass die Ideallinie auf dem Trail einfacher gehalten werden kann. In losen Anliegerkurven soll K.I.S. sogar helfen, ein Ausbrechen des Hinterrades zu verhindern bzw. dieses durch die stabilisierte Vorderradlenkung wieder "einzufangen".


Auch auf rutschigem Untergrund wie Schotter soll das Bike stabiler geradeaus fahren, was speziell MTB-Novizen oder Ängstlichen zugutekommen dürfte. Besonders punktet Keep it Stable laut Klieber bei langsamen Fahrten, etwa steilen Uphills oder kniffligen Schlüsselstellen. Das Stichwort lautet "Wheelflop", der vor allem bei MTBs mit sehr flachem Lenkwinkel entsteht. Letzterer sorgt für einen langen Nachlauf, das Vorderrad wird in die Lenkbewegung gezogen und stabilisiert. Bei niedrigem Tempo oder im Stand kann das Vorderrad aber abrupt abkippen, der Rahmen senkt sich im Steuerrohrbereich, die Erdanziehung verstärkt dies. Um den Lenker wieder in die Neutralposition zu bekommen, muss das Steuerrohr mitsamt der Last von Fahrerin/Fahrer mit hohem Krafteinsatz bewegt werden – was laut Klieber umgerechnet dem Gewicht von zwei Bierkisten entsprechen kann, die etwa einen Zentimeter hochgedrückt werden müssen. Das K.I.S.-System, das nur rund 110 g Mehrgewicht ans Biker bringt, soll hier spürbar Kraft sparen. Das gilt auch für die Pedalierarbeit im sehr steilen Bergauf, da Ausgleichsbewegungen und indirektere Fahrlinien wegfallen. K.I.S. basiert auf einem Federmechanismus, da bekannte Lenkungsdämpfer wie etwa am Motorrad die Reibung erhöhen und so beim Lenken ein Widerstand als Nebeneffekt auftritt. Der benötigte Kraftinput soll bei K.I.S. zwischen einem 15°- und 50°-Einlenkwinkel hingegen nahezu identisch zu einem Bike ohne das System sein. Alle Vorteile sollen aber selbst für Versierte erst nach einigen Wochen Nutzung ersichtlich sein, speziell beim "Rückwechseln" aufs normale MTB.

Erstes Komplettrad mit K.I.S. ist das bekannte Spectral 29 CF 8 mit Carbon-Rahmen, 160/150 mm Federweg und Canyon-typisch durchdachter Ausstattung auf Shimano-XT- und Fox-Performance-Elite-Basis. Das CF 8 K.I.S. ist ab sofort im Onlineshop erhältlich und kostet 4999 Euro. Generell soll der Aufpreis für K.I.S. bei Kompletträdern etwa 300 Euro betragen.
Erster Test: So fährt sich das Canyon Spectral mit K.I.S.

Der erste Trail mit K.I.S. fühlte sich sehr ungewohnt an, auch wenn die Lenkeingriffe des Systems sehr unscheinbar und absolut nicht störend geschehen. Nach ein paar Abfahrten konnte ich dann einen positiven Effekt spüren, das Vorderrad haftet subjektiv besser am Boden, generell fühlt man sich sicher auf dem Bike. Dennoch: Um das volle Potenzial der Technologie auszuschöpfen, muss man seine Linienwahl am Trail und das Lenkverhalten erst anpassen, das System über einen längeren Zeitraum bewegen. Auch daher bleibt nach meinem Erstversuch etwas Skepsis, ob es diese Innovation wirklich braucht? Der ganzgroße Haben-will-Reflex hat sich bei mir– nach der natürlich kurzen Testphase –erst einmal nicht eingestellt.
Lukas Hoffmann, MOUNTAINBIKE-Redakteur