Infocenter: Trailguide Erzgebirge
Alles, was Sie für perfekte Tage im Erzgebirge wissen müssen.
Lage & Charakter: Das Erzgebirge erstreckt sich auf 120 km Länge im Südwesten des Freistaats Sachsen an der Grenze zu Tschechien. Als Pultschollengebirge steigt es von Norden zum Kamm stetig an. Der steil abfallende Südteil ins Böhmische Becken ermöglicht tolle Panorama-Touren entlang des Kammes. Die tief eingeschnittenen V-Täler sorgen für den stetigen Wechsel von An- und Abstiegen.
Anreise: Anreise mit Pkw über die A4 und A72. Oder mit der Erzgebirgsbahn über die Bahnhöfe Dresden, Chemnitz und Zwickau. Die Flughäfen Dresden, Leipzig und Prag sind jeweils innerhalb von zwei Autostunden erreichbar.
Klima & beste Reisezeit: Als klassische Mittelgebirgsregion mit gemäßigtem Klima sind die Monate Mai bis Oktober am besten geeignet. Besonders im Juli und August bietet die Höhenlage zwischen 700 und 1200 Metern willkommene Abkühlung.

Übernachtung: Besonders die Logispartner des Stoneman Miriquidi sind auf Mountainbiker eingestellt. Eine Übersicht gibt es hier: erzgebirge-tourismus.de/mountainbiken/ unterkuenfte/
Bikeshops/Verleih: Sport Gahler, Karlsbader Straße 14, 09484 Kurort Oberwiesenthal
Guiding: BIKEacademy Erzgebirge, Marco Hösel, info@bikeacademyerzgebirge.de
Bike- & Trailpark: Trailcenter Rabenberg, trailcenter-rabenberg.de Bikepark Klínovec, bikeparkz.de/trailpark-klinovec
MTB-Treff: Im Prijut 12 gibt es geballte MTB-Kompetenz mit Insider-Tipps zur Region. Dazu gutes Essen und coole Drinks in uriger Blockhütten-Atmosphäre.

"Non-Bike-Tipps"
- Die längste Fly-Line der Welt schlängelt sich auf ca. 1,5 km vom Fichtelberg ins Tal nach Oberwiesenthal.
- Zur Entspannung nach dem Bike-Trip laden die Relax-Lodge im Hotel des Olympiasiegers Jens Weißflog und das Elldus-Spa in Oberwiesenthal.
- Traditionelle böhmische Küche gibt’s im "Radniˇcní Sklípek" (Ratskeller) direkt am malerischen Markt von Boží Dar.
- Spaß ohne Pedale: Wie wäre es mit einer Monsterroller-Tour vom Fichtelberg?
Trailguide MTB-Touren im Erzgebirgen

Fichtelberg
Länge | 36,19 km |
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Dauer | 3:15 Std |
Schwierigkeitsgrad | Schwer |
Höhenunterschied | 883 Meter |
Höhenmeter absteigend | 883 Meter |
Tiefster Punkt | 909 m ü. M. |
Höchster Punkt | m ü. M. |
Diese Tour findest du auch bei unserem Partner
Geyersche 8
Länge | 38,67 km |
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Dauer | 3:32 Std |
Schwierigkeitsgrad | Schwer |
Höhenunterschied | 757 Meter |
Höhenmeter absteigend | 757 Meter |
Tiefster Punkt | 641 m ü. M. |
Höchster Punkt | m ü. M. |
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Erzgebirgs-Gipfeltour
Länge | 37,02 km |
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Dauer | 3:44 Std |
Schwierigkeitsgrad | Schwer |
Höhenunterschied | 1291 Meter |
Höhenmeter absteigend | 1290 Meter |
Tiefster Punkt | 910 m ü. M. |
Höchster Punkt | m ü. M. |
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Black Raven
Länge | 24,18 km |
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Dauer | 2:45 Std |
Schwierigkeitsgrad | Mittelschwer |
Höhenunterschied | 756 Meter |
Höhenmeter absteigend | 755 Meter |
Tiefster Punkt | 866 m ü. M. |
Höchster Punkt | m ü. M. |
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Mit Volldampf
Blatenský vrch, Plešivec, Klínovec. Diesen böhmischen Dörfern hat der frühere Mountainbike-Gesamtweltcupsieger Roland Stauder zu Ruhm in der Stollenradfraktion verholfen. Zumindest bei denjenigen, die sich mit Stauders Erfindung, dem Stoneman, auseinandersetzen: Die 162 Kilometer in der Erzgebirge-Version "Stoneman Miriquidi" machen nämlich einen kurzen Abstecher nach Tschechien. Die Region aber auf den Stoneman und den Grenzverkehr zu reduzieren, wäre höchst unfair. So hat vor allem Oberwiesenthal, am Fuße des Fichtelbergs die höchstgelegene Stadt Deutschlands, noch mehr zu bieten. Der SC Traktor Oberwiesenthal verlieh Jens Weißflog einst Flügel, und Rodlerin Sylke Otto oder der Nordische Kombinierer Eric Frenzel trugen und tragen den Namen der Stadt in die weite Welt hinaus. So wie Marco Hösel, der auf zwei Rädern immerhin sechsfacher Weltmeister, 19-facher Deutscher Meister und zweifacher Weltcup-Gesamtsieger im Trial ist. "Wir werden zusammen sehr viel Spaß haben", kündigt er an: "Lass dich überraschen!"

Marco macht mich jedenfalls schon mal neugierig. Nicht nur auf seine Fahrkünste, sondern natürlich vor allem auf die Trails in seinem Heimatrevier. Weil wir aber in Oberwiesenthal sind, fahren wir erst mal über Wiesen – bergauf, bergab und ziemlich kurzweilig. Nachdem wir dann auf der Höhe in den dichten Wald abbiegen, geht’s gleich richtig zur Sache! Wurzelteppiche, Felsabsätze, hohe Sprünge. Kurz mal aufs Vorderrad, dann aufs Hinterrad, Drops mit großen Versetzern. Marco greift gleich mächtig in die Trickkiste – und es macht riesig Spaß, ihm zu folgen.
Räucherkerzen und Löffel?
Im kleinen Ort Sehmatal-Neudorf steigen wir am liebevoll restaurierten Dreiseithof "Zum Weihrichkarzl" zur Mittagspause vom Rad. Weihrichkarzl haben in der Familie des Besitzers seit drei Generationen eine lange Tradition. Jürgen Huß bastelt hier aber nicht nur solche Räucherkerzen, sondern kreiert auch alle Speisen selbst. Besteck? Das heißt hier Karzl-Löffl – und der ist natürlich Marke Eigenbau. Mit dessen ergonomischer Form besitzt Jürgen das Patent gegen Kleckern und Sabbern. "Hemd, Bluse oder T-Shirt müssen deshalb nur zweimal im Jahr gewaschen werden", erklärt Jürgen. Der elegante Umgang mit dem Karzl-Löffl braucht dennoch etwas Übung.

Jürgen beobachtet es schmunzelnd und sagt zu seiner Erfindung: "Kult muss man sich erarbeiten." Jürgen ist hier bekannt wie ein bunter Hund – auch unter Bikern. Deswegen gibt es hier nicht nur Weihrichkarzl und Karzl-Löffl, sondern auch die Karzl-Tour. Die besteht aus sechs Runden mit insgesamt neun Prägestationen – wer davon zurückkommt, darf im Weihrichkarzl ein Geschenk abholen. Jürgens Empfehlung: "Die Teilnehmer der Karzl-Tour werden gebeten, ihre Fahrräder mitzubringen." Ha ha. Schon etwas seriöser ist sein Tipp für uns, steil bergauf zum Bärenstein zu fahren. 897 Meter hoch, besteht er als Erosionsrest eines ehemaligen Lavastromes überwiegend aus Basalt. Die Aussicht ist wie der Anstieg atemberaubend. Klínovec und Fichtelberg erscheinen beeindruckend aus der Nähe, während der Blick in die Ferne nach Annaberg und zum Pöhlberg schweift.

Wir fahren zum nahegelegenen Ort Kretscham, um von dort aus mit der historischen Eisenbahn nach Oberwiesenthal zurückzukehren. Als wir entspannt einen direkt neben den Bahnlinien gelegenen Trail entlangsurfen, kündigt das laute Schnaufen und Hupen der Dampflok an, dass wir mächtig auf die Tube drücken sollten. Gerade so schaffen wir es rechtzeitig zum Bahnhof, bevor wir uns in die Sitze des nostalgischen Waggons fallen lassen und auf der Rückfahrt entspannt unseren Schweiß trocknen lassen.
Geschichtsunterricht
Nostalgie ohne Ende! Auch die Schwebebahn in Oberwiesenthal ist geschichtsträchtig. Sie bringt uns bequem auf den mit 1214 Metern höchsten Berg in Sachsen: den Fichtelberg. Die Bahn wurde 1924 nach nur vier Monaten Bauzeit in Betrieb genommen und ist die älteste Seilschwebebahn Deutschlands. Die Aussicht über weite Wiesentäler und Fichtenwald ist idyllisch, aber auch trügerisch. Braunkohlekraftwerke und Chemiebetriebe haben in den 70er Jahren massives Waldsterben verursacht. Heute leiden die Bäume unter dem Borkenkäfer und dem Klimawandel.

Marco aber unterbricht gnadenlos jegliche Nachdenklichkeit: "Runter fahren wir auf Beton!" Beton? Wir rollen zu einem gebauten Trail der besonderen Art: eine stillgelegte Bob- und Rodelbahn. Tatsächlich bleibt mir nicht wirklich viel Zeit zum Nachdenken. Wir stehen auf dem etwas maroden Startpodest und fahren los – zuerst noch spaßig durch die ersten leichten Anlieger, bevor wir immer schneller werden. Die Schwerkraft zieht uns ins Tal, drückt uns in die Steilkurven – und ich kann dabei erahnen, wie sich die Rodler und Bobfahrer gefühlt haben müssen, als sie noch auf dieser Bahn ihrem adrenalingetränkten Sport frönen durften. Bremsen wäre hier keine gute Idee. Stürzen auch nicht. Was für ein Spaß!

Zeit zum Durchatmen bleibt erneut keine, weil Marco direkt auf anspruchsvolle Wiesen- und Wald-Trails abbiegt. Eigentlich gilt hier wie in Baden-Württemberg die Zwei-Meter-Regel, die streng genommen alles verbietet, was Spaß macht – nämlich Trails. In der Praxis aber, erklärt Marco, wird hier viel von den Behörden toleriert. Und Konflikte lassen sich durch respektvolles Verhalten und Fahren in aller Regel im Keim ersticken. Unten angekommen geht’s postwendend ganz legal zum wohlverdienten Feierabendschmaus. "Wir gehen ins Prijut 12 auf ein Bier und einen Teller Soljanka", kündigt Marco an. Prijut? Soljanka? Prijut 12 heißt die Blockhütte an der Sommerrodelbahn mitten in Oberwiesenthal. Tatjana und Lutz Heinrich eröffneten sie im Februar 2000 und arbeiteten mit so viel Liebe und Engagement daran, dass sie längst Kult geworden ist. Ihr Name erinnert an eine legen däre Schutzhütte am Elbrus, dem mit 5642 Meter höchsten Berg Russlands. Oder je nach Definition der innereurasischen Grenze auch Europas. Sie trug den Namen Prijut 11 weil sich 1927 elf Bergsteiger zur Gipfelbesteigung eine Behausung bauten. Ein Neubau des Prijut 11 bot schließlich ab den 50er Jahren über 100 Übernachtungsplätze, bevor er 1996 abbrannte. Weil Tatjana russische Wurzeln hat und mit Lutz den Kaukasus bereiste, waren sie sich einig, ihre Hütte Prijut 12 zu nennen, auch wenn diese über 3200 Meter tiefer in viel freundlicheren klimatischen Verhältnissen liegt. Und Soljanka? Ist eine typische Suppe aus Tatjanas Heimat, für die jeder sein traditionelles Geheimrezept hat. Es zu verraten ist eigentlich verboten. Aber nur eigentlich, wie unser Rezept auf den folgenden Seiten beweist.

Am nächsten Tag zeigt mir Marco die Trails rund um Thalheim. Die abwechslungsreiche Ausfahrt führt uns an der Felsformation Greifensteine vorbei, deren sieben imposante Granitfelsen auf bis zu 731 Meter in die Höhe ragen. Die Trails rund um die Felsen sind anspruchsvoll mit vielen Wurzeln und einigen steilen Bergauf-Sektionen, die teils direkt an der Burg Greifenstein vorbeiführen. Marcos Tour führt durch eine Gegend, die im 13. Jahrhundert durch Zinnfunde florierte, vorbei an verschiedenen Bergbaustollen bis nach Ehrenfriedersdorf. Wir werfen Blicke in den einen oder anderen Stolleneingang, bevor uns ein kurzer, aber anspruchsvoller Bergbau-Trail zur Geyerschen Binge bringt – einer von Gräben durchzogenen Senke, die entstanden ist, weil die darunterliegenden Stollen, in denen einst Zinn, Silber, Kupfer und weitere Erze abgebaut wurden, einstürzten. Wir schauen von oben in diese Tiefebene hinein, und als ich gerade los will, hält mich Marco zurück: "Hier besteht absolutes Bike-Verbot." Dieses Naturschutzgebiet darf nur zu Fuß betreten werden – und wir halten uns natürlich daran. Aber Marcos Alternativen erweisen sich wie immer als spaßig und kurzweilig.

Genug habe ich aber noch lange nicht, zumal ich noch in den Bikepark Klínovec muss. Krischa, der Barkeeper vom Prijut 12, hat mir davon vorgeschwärmt: "Die Trails dort sind der Wahnsinn!" Und gerade mal fünf Kilometer von Oberwiesenthal entfernt. Also radle ich am nächsten Morgen über die Grenze nach Tschechien und treffe Petra, die mir die Trails zeigen möchte, die "Azur", "Rubin", "Baron" und schlicht "Downhill" heißen.
Grenzenloses Vergnügen
Wir fangen mit dem Rubin an. Dieser gepflegte, grandios geshapte Flowtrail lässt uns nicht besonders steil hinabgleiten, viele Bodenwellen und Anliegerkurven bescheren acht Kilometer langen Spaß. Auch der Baron erweist sich als ein perfekter Mix aus Flow, Sprüngen und technischen Passagen – insgesamt anspruchsvoller als der Rubin-Trail. Weil der Downhill als schwerer Naturtrail die ganz Wilden anzieht, der einfache Azur dagegen für Familien, Kinder und Einsteiger geeignet ist, deckt der Bikepark Klínovec eine riesige Bandbreite ab und beschert wirklich allen Bikern einen unvergesslichen Tag. Aber auch auf der deutschen Seite gibt es im Erzgebirge einen Spielplatz für Biker. Unweit von Breitenbrunn thront der Rabenberg. Das Gipfelplateau ist Ausgangspunkt des Rabenberger Trailcenters. Was das bietet? 50 Kilometer Strecken mit mehr als 50 Prozent Singletrail-Anteil, fünf Runden für alle Geschmäcker vom Einsteiger bis hin zum fort geschrittenen Enduristen, aufwendig gebaute und natürliche Trails für alle Fahrlevels! Das Rundenkonzept dabei ist geschickt gemacht: Alle Biker landen immer wieder am selben Ausgangsort. Auf flowiger Linie im munteren Auf und Ab geht’s durch den dichten Wald, in den die Macher anspruchsvolle Trails, aber auch leichte Linien gezaubert haben. Man kann sich hier fast schon schwindelig fahren. "The Rock" stellt sich als meine Lieblingssektion heraus: Hohe Felsen zum Überfahren oder Springen, wechseln sich mit kurzen Holzelementen ab. Wer davon nicht genug kriegt, kann sich hier auch niederlassen. Auf dem ehemaligen Sportleistungszentrum der DDR gibt es einen Stellplatz mit Duschen für Camper und ein Hotel mit Restaurant.

Mich zieht es aber zurück ins Prijut 12. "Wie war’s?", fragt mich Krischa an der Theke. Ich kann meine Begeisterung kaum zurückhalten, aber irgendwann fällt mir Krischa ins Wort. Er schwärmt von seiner Heimat Erzgebirge, den Menschen dort, aber auch von den Orten in Tschechien. "Jetzt war ich drei Tage hier, und für mich klingt das immer noch nach böhmischen Dörfern", schmunzele ich. Was Krischa erwidert: "Das sind sie ja auch.