Victoria Utilyon 4 im Test: Der 1295 Wattstunden E-Tourer im Test!

Victoria Utilyon 4 im Test
Der Riesenreiser mit 1295-Wh-Akku im Test!

Veröffentlicht am 01.06.2025

Reichweitenangst – das treibt nicht nur Pkw-Besitzer beim Blick auf E-Autos um, sondern auch den einen oder anderen zukünftigen E-Biker. Und auch wenn wir überzeugt sind, dass für "Normalos" 600 Wattstunden eigentlich für quasi alles reicht: Was ist denn bitteschön schon "normal"? Das dürfte sich auch die Entwickler-Truppe von Victoria gedacht haben und stellt mit dem Utilyon einen echten Riesenreiser auf die Räder. Der BikeX-E-Bike-Test sagt dir, ob das Doppel-Akku-E-Bike etwas für dich ist!

Irre: 1295 Wattstunden aus zwei Akkus!

Denn im Unterrohr steckt im getesteten Utilyon 4 ein 750 Wattstunden Stromfass, im Sattelrohr zusätzlich noch ein etwas kleinerer mit 545 Wattstunden. Summa summarum macht das dann schier gigantische 1295 Wattstunden – das ist mehr, als eine Starter-Batterie im Pkw in der Regel hat. Wer die volle Dröhnung braucht, kann gar 1475 Wh Gesamtkapazität bekommen, dann steckt hinten ein 725er-Akku drin. Alle Modelle werden vom berühmt-berüchtigten CX-Motor der vierten Generation samt Smart-Anbindung. In unserem Fall wird die Peripherie von dem großen Kiox 500 und einer Mini-Remote komplettiert, im Oberrohr steckt wie üblich der bekannte "System Controller" der Schwaben. Auch die weiteren Anbauteile passen: Die zehnfach Deore-Schaltung ist ein haltbarer Kilometerfresser, aber natürlich keine edle Ware. Das kann man von der MT5E-Bremse von Magura mit seinen 203/180-mm-Scheiben nicht behaupten, die gehen für den Preis voll in Ordnung und sind waschechte Wurfanker. Gute Schwalbe-Reifen, eine Parallelogramm-Sattelstütze sowie eine vollständig alltagstaugliche weitere Ausstattung aus Schutzblechen, Licht und Co. runden das Gesamtpaket ab. Insgesamt ist das Rad mit 5999 Euro natürlich kein Schnäppchen – aber sinnvoll und gut ausgerüstet.

Hohes Gewicht, superhohe Zuladung

Das gilt auch für einen unserer häufigsten Kritikpunkte: Gewicht und Zuladung. Satte 36 Kilo wog unser Testrad auf der Redaktionswaage. Das hebt man nicht mal eben auf die Anhängerkupplung – zumal bei den allermeisten Schienen eh bei 30 Kilo Zuladung Schluss ist. Wer nun davon ausgeht, dass nur 90 Kilo Piloten überhaupt zugelassen sind, der irrt sich: Satte 143 Kilo Zuladung gibt Victoria für das Utilyon an. Das ist unser Rekord für das Testjahr 2025 – und ist bei der E-Bike-Klasse auch absolut sinnvoll. In Kombination mit der sehr guten Magura-Bremse haben wir sodann auch keinerlei Bedenken, das Victoria für entsprechend schwere Piloten zu empfehlen. Das Gewicht geht in Anbetracht der Zuladung und Akku-Ausdauer in Ordnung, macht das Rad aber natürlich eher speziell.

Sehr gute Verarbeitung mit Detailschwächen

Den Alu-Rahmen bietet Victoria als Tiefeinsteiger oder als klassischen Diamantrahmen an, Farbauswahl gibt es nur je nach gekaufter Variante, und dann auch nicht für jedes Modell. Das ist schade, zumal das Utilyon mit ab 4999 Euro (UVP) zwar in Summe seiner Teile fair bepreist ist, aber fernab eines Schnäppchens rangiert. An Rahmenverabreitung und -stabilität gibt es indes nichts zu kritteln: Die Schweißpunkte sind sauber überschliffen, der Lack auch bei näherer Betrachtung einwandfrei. Wo es hingegen haperte, war bei der Verlegung der Züge. Diese sind zwar schön ummantelt, am Lenkkopf fehlte uns jedoch Lackschutzfolie. Bei unserem Tester sah man bereits nach wenigen Kilometern unschöne Lackabschürfungen. Das kann man prima selbst beheben – bei dem Preis kann man das aber ab Werk erwarten.

Im Alltag gefahren: Victoria Utilyon 4

Aber wie fährt sich so ein Tross? Einmal aufgesattelt merkt man direkt, dass das Utilyon kein kleines Rad ist: Man sitzt selbst als Einsachtzig-Pilot eher hoch, thront quasi auf dem Bike. Die Parallelogramm-Sattelstütze bewegt sich dabei merklich von vorn nach hinten und bringt spürbar Komfort, braucht aber etwas Eingewöhnung. Der breite Lenker samt den ergonomischen Griffen liegen gut zur Hand. Beim Losfahren und bei starken Steigungen merkt man unweigerlich das stattliche Gewicht, das lässt sich nicht kaschieren. Gut, dass der Turbo-Modus permanent anbleiben kann, so viel Akku wie man mit sich mitträgt. Einmal beschleunigt, liegt das Utilyon aber satt auf der Straße und fährt sich stabil wie ein Flugzeugträger. Enge Kehren sind nicht sein Metier, im städtisch-wuseligen Geläuf fahren die meist deutlich leichteren Bikes einfach davon. Dafür fährst du einfach weiter, wo andere längst die Steckdose ansteuern: 100 Kilometer sind ohne Probleme bei eher flachem Terrain drin – im Turbo-Modus, versteht sich. Flachland-Touristen dürften diesen Wert bei zahmerer Unterstützung locker verdoppeln können. Irre!

Test-Fazit: Victoria Utilyon 4

Das Utilyon ist ein echter Spezialist: Wer die größtmögliche Akku-Kapazität sucht, findet hier sein perfektes Rad. Wir sehen das Victoria vor allen Dingen als attraktiven Alltags- und Tourbegleiter für großgewachsene und/oder entsprechend schwere Radfahrer. Der Rahmen hält buchstäblich was aus, zusammen sind die beiden Akkus echte Kilometerfresser. Aber: Auch die 36 Kilo sind ein Wort und müssen bewegt werden können. Kurz: ein spezielles Rad für spezielle Fahrer – wer hier auf seiner Suche gelandet ist, sollte eine Probefahrt wagen.

👍 Das gefällt

  • Reichweitenkönig dank Doppel-Akku
  • sehr gute Bremse
  • sehr gute Zuladung
  • allgemein sinnvoll, wenn auch nicht edel ausgestattet

👎 Das weniger

  • 36 Kilo Fahrradgewicht wollen gesteuert werden
  • fahrdynamisch gesehen eher träge
  • kein Schnäppchen
  • in unseren Augen sehr spitzer Einsatzzweck

💗 Das perfekte Rad für ...

  • ... Tourenfreunde mit Reichweitenrekord-Ambitionen, sehr schwere Piloten