Ein stabiler Rahmen, eine Federgabel an der Front, ein breiter Lenker, ein kräftiger Motor und ein großer Akku – das sind die Zutaten, die ein gutes Trekking-E-Bike auf dem Papier auszeichnen. Und – Überraschung! – all das trifft auch auf unser Testmodell zu. Darf ich vorstellen? Wir haben den brandneuen, kürzlich umfassend überarbeiteten E-Tourer des Branchenriesen Giant im Test, das Explore E+ 0 DD. Mit einem Preis von stolzen 5799 Euro markiert unser Testrad die Spitze der Modellreihe. Doch es geht auch günstiger: Die Einstiegsvariante ist bereits für 2999 Euro erhältlich – also knapp zum halben Preis. Gemeinsam haben alle Versionen, dass sie sowohl als Tiefeinsteiger als auch im klassischen Diamantrahmen angeboten werden. Übrigens: Deutlich günstigere E-Bikes haben wir hier in der Test-Zusammenfassung.

Als BikeX-Redakteur nehme ich quasi wöchentlich neue E-Bikes unter die Lupe: vom stylischen City-Flitzer bis zum SUV auf zwei Rädern. Dabei frage ich mich oft nicht nur, wie viel Drehmoment wirklich nötig ist, sondern auch, warum ausgerechnet bei Regen der Bordcomputer wie ein Weihnachtsbaum blinkt. Ich teste mit Neugier, einer Portion Skepsis – und daher meist mit matschigen Schuhen.
In unseren Tests prüfe ich nicht nur Zahlen und Daten, sondern vor allen Dingen, ob ein Bike im Alltag wirklich funktioniert: Wie fährt es sich im Feierabendverkehr, mit Einkaufstasche am Gepäckträger oder auf matschigen Waldwegen? Ich höre aufs Motorgeräusch, spüre, was der Rahmen macht – und freue mich natürlich, wenn mich ein Bike einfach grinsend vom Hof rollen lässt.
Meine Meinung: Gute E-Bikes erkennt man daran, dass man gar nicht mehr darüber nachdenkt, ob man gerade mit oder ohne Unterstützung fährt.
Kurz & knapp: Giant Explore E+ 0 DD
- 30,6 Kilo schweres Trekking-E-Hardtail
- angetrieben von SyncDrive Pro 2 mit 85 Nm ...
- ... und entnehmbarem 800-Wh-Akku
- 100 mm Federweg vorne, starres Heck
- wartungsfreier Gates-Carbonriemen statt Kette
- Radarwarner für rückwärtigen Verkehr
- Reifendruckkontrolle
- voll ausgestattet mit Licht, Spritzschutz & Co.
- als Tiefeinsteiger oder mit Diamant-Rahmen (Test) erhältlich
- Preis: ab 2999 Euro (Testbike: 5799 Euro)
Rahmen, Motor, Automatik
Giant setzt weiterhin auf japanische Power von Yamaha: Der gemeinsam mit dem Musik- und Motorenspezialisten entwickelte Antrieb trägt den klangvollen Namen SyncDrive Pro 2. Mit seinen angegebenen 85 Newtonmetern Drehmoment liefert er auch 2025 – trotz einiger "100-Nm-Konkurrenten" – mehr als genug Kraft. Gleiches gilt für den im Testrad verbauten 800-Wh-Akku, der ebenfalls großzügig dimensioniert ist. Übrigens: Welcher Akku zu dir passt, sagen wir dir hier.
Nicht weniger spannend ist, womit Giant den Antrieb steuert. Auf dem Vorbau sitzt ein neues, ausgesprochen schickes Display, das in seiner Größe an Boschs Kiox 300 erinnert, aber gefühlt farbenfroher und freundlicher daherkommt. Statt wuchtiger Lenkerarmaturen verwendet Giant zudem schmale, unauffällige Bedientaster – optisch ansprechend und deutlich eleganter als etwa eine klobige LED-Remote.
Das eigentliche Highlight des Explore E+ in der "0"-Ausstattung ist jedoch die Sensorik: Im Gepäckträger steckt ein Radar, das den rückwärtigen Verkehr überwacht – richtig cool! Zusätzlich sind in den Felgen Reifendrucksensoren integriert, die den Fahrer in Echtzeit über den aktuellen Reifendruck informieren.
Richtig fein: die Ausstattung
Anstelle einer klassischen Kettenschaltung setzt Giant auf eine automatisierte Nabenschaltung von Enviolo. Sie trägt den Namen "Automatiq" und bietet in der verbauten Trekking-Variante laut Hersteller eine Bandbreite von 380 %. Zum Vergleich: Moderne (E-)MTB-Schaltungen erreichen 510 % und mehr. Dafür punktet der Antrieb mit hoher Wartungsfreiheit – statt einer Kette überträgt ein robuster Gates-Riemen die Kraft vom Motor ans Hinterrad, sauber geschützt vor Schmutz und Witterung.
Besonders lobenswert ist Giants Wahl bei den Bremsen: Die Shimano-XT-Vierkolbenanlage mit temperaturstabilen Belägen und einer großen 203-mm-Scheibe vorn ist ein echtes Highlight und dem Preisniveau des Rads absolut angemessen. Gleiches gilt für die übrige Ausstattung: helles Licht, effektiver Spritzschutz, stabiler Seitenständer – in puncto Praxistauglichkeit lässt das Explore E+ kaum Wünsche offen.
Etwas gespalten fällt das Urteil über die Reifendrucksensoren aus – ein nettes Gimmick, aber aus unserer Sicht entbehrlich. Einen echten Sicherheitsgewinn hingegen bietet das Radar im Heck, das zuverlässig den rückwärtigen Verkehr überwacht. Ein Feature, das sich andere Hersteller gerne abschauen dürfen!
Im Alltag gefahren: Giant Explore E+
Wie immer gilt: Raus aus der Redaktionsgarage, rein in den Feierabendverkehr. Wie schon beim Rose Mayor Plus 3 erfordert auch das Giant zunächst etwas Eingewöhnung – der Schalthebel fehlt. Denn die Enviolo-Schaltung arbeitet, wie bereits erwähnt, vollautomatisch. Das funktioniert im Alltag deutlich besser, als man anfangs vermuten würde: Wer einmal seine bevorzugte Trittfrequenz gefunden hat, wird den klassischen Schalthebel kaum noch vermissen.
Wer dennoch unterwegs eingreifen möchte, kann über den Taster am Lenker die sogenannte "Schaltschwelle" anpassen – praxisgerecht in Fünferschritten oder wahlweise komplett manuell schalten. In unseren Augen: der perfekte Kompromiss zwischen Komfort und Kontrolle.
Auch der Motor zeigt sich gewohnt kraftvoll und zuverlässig. Ob er gegenüber der Bosch-Konkurrenz tatsächlich etwas an Leistung einbüßt, sei dahingestellt – in der Praxis überzeugt er mit kräftigem Antritt an der Ampel und lockerem Durchzug an Steigungen. Lediglich die begrenzte Nabenbandbreite von 380 % kann für weniger kräftige Fahrer zum limitierenden Faktor werden: Entweder man fährt gemächlicher, oder man schaltet in einen höheren Unterstützungsmodus.
Abgesehen davon präsentiert sich das Giant trotz seines stattlichen Gewichts von rund 30 Kilogramm als agiler und spaßiger Begleiter. Die 29-Zoll-Laufräder rollen auf Asphalt geschmeidig, das Fahrverhalten ist stabil und gleichzeitig wendig. Und die kleinen Lenkerhörnchen? Ein charmantes Detail, das uns im Test besonders gut gefallen hat.
👍 Das gefällt
- kräftiger Motor mit großem Akku
- vergleichsweise leise, spricht toll an
- Radarwarner bringt Sicherheit
- gute Ausstattung, tolle Bremsen
- komfortables Fahrwerk
👎 Das weniger
- schwer – über 30 Kilo sind ein Wort
- Enviolo-Schaltung braucht Gewöhnung
- ... und hat weniger Bandbreite, als moderne Kettenschaltungen
💗 Das perfekte Rad für ...
- … schaltfaule Tourenfreunde mit hohem Anspruch und prall gefülltem Portemonnaie





