Hardtails waren seinerzeit gerade unter Mountainbikes der letzte Schrei. Ihr Revival feiern sie nicht zuletzt als E-Bikes, da die Rahmen wenig komplex, günstig in der Herstellung und mit kluger Ausstattung dennoch komfortabel gemacht werden können. Auch das Flyer GoTour geht in diese Richtung. Der Clou bei dem "Touring-All-Rounder", wie die Schweizer ihr Pedelec passend bezeichnen, ist jedoch die wählbare Rahmenform: Das GoTour gibt es wahlweise mit Diamant-, Trapez- oder mit Tiefeinsteiger-Rahmen.
In den Farbtopf gefallen
Ausdrücklich loben wollen wir den Lack: Die "Enzian Blue" getaufte Farbe knallt genauso gut, wie auf den Bildern zu erahnen. Im einerlei allzu trister E-Bike-Farben ein wohltuender Augenschmaus – wenn auch leider nicht unempfindlich. Denn gerade die lackierte Akku-Blende, die fest mit dem 750 Wattstunden großen Bosch-Stromspeicher verbunden ist, läuft bei häufiger Entnahme Gefahr, den einen oder anderen Kratzer einzufangen; hier ist also besondere Vorsicht gefordert. Die Verarbeitung des klassisch gezeichneten Diamant-Alu-Rahmens ist ansonsten aber tipptopp. Und übrigens: Klassisches Schwarz oder Grau gibt es – je nach Modell – ebenfalls.
Langsam wird's langweilig: der Bosch-Antrieb
Selbst wenn es mittlerweile einen neuen CX-Antrieb gibt: Auch der im Volksmund als "CX Smart" getaufte Schwaben-Motor der vierten Generation macht im GoTour eine hervorragende Figur. Kräftig, mit dem 750-Wh-Akku ausgesprochen reichweitenstark, quasi unkaputtbar – und das sind bekanntermaßen nur einige seiner Qualitäten. Schade nur: Das sehr aufgeräumte Flyer-Cockpit hat keinerlei Infotainment zu bieten, eine genaue Lade- und Restreichweitenanzeige gibt's nur über die Bosch-App. Die LED-Remote zeigt den Ladestand zwar grob als Leuchtbalken an, informiert sonst nur über die Farhmodi. Ob man darauf verzichten kann, muss jeder für sich entscheiden, schade ist das Fehlen allemal. Auch die Enviolo-Schaltung harmoniert einmal wunderbar mit dem Bosch-System, auch den Grip-Shifter für die Gangwahl lernt man nach einer Eingewöhnung zu schätzen.
Prima Fahrkomfort, gute Bremsen
Flyer verbaut eine eher einfache Suntour-Gabel mit 100-mm-Federweg und nicht einstellbarer Stahlfeder. Diese funktioniert im Alltag okay, ist aber wie so oft kein Wunderwerk der Technik und nur mäßig komfortabel. Erstaunlich viel Komfort holt hingegen die federnde Sattelstütze aus dem Heck des GoTours heraus. Sie federt merklich mit, ohne die stabilen Fahreigenschaften des E-Bikes zu verschandeln. Gerade auf holperig-langen Tagestouren ein echter Segen. Sattel und Griffe sind guter Standard, ob sie gefallen, entscheidet aber wie immer der eigene Geschmack. Ganz anders die Bremsen: Shimanos MT410-Stopper mit Zweikolben-Technik sind vermeintliche Billigheimer der Japaner, stoppen aber prima und verschleißen in der Regel sehr langsam. Wie immer gilt aber, dass besonders schwere Piloten hier von den serienmäßigen 180er-Scheiben auf größere Exemplare umrüsten (lassen) sollten.
Fazit
Bequem, reichweitenstark und insgesamt sinnvoll ausgestattet: Das Flyer GoTour 7.23 kann den Eindruck auch im Alltag voll bestätigen. Die Gabel bietet im Alltag einen ordentlichen Komfort, die federnde Sattelstütze ist besonders auf längeren Touren ein echter Segen. Und über den kräftigen Bosch-Antrieb mit seinem Riesen-Akku müssen wir nichts weiter anmerken – einziger Makel ist hier für Infotainment-Fans das fehlende Kiox- oder gar Intuvia-Display. Buchstäblich schwerer wiegt das Gewicht: Satte 31 Kilogramm wog das Flyer fahrfertig, auf dem Anhängerkupplungsträger (hier im Test) bedeutet das, dass der Akku raus im Kofferraum mitfahren muss, da die Zuladungsgrenze mit einem Kilo überschritten wird. Leicht ist das Flyer also nicht, zumal die Zuladung mit 119 Kilo etwas knapp gewählt ist. Groß gewachsene Fahrer mit oder ohne Gepäck müssen sich je nach Last anderweitig umsehen.
Test-Ergebnis Flyer GoTour 7.23
Punkte: 731 // Note: gut
👍 Das gefällt
- starker Motor, sehr gute App
- reichweitenstarker 750 Wh Akku serienmäßig
- sinnvolle und alltagstaugliche Ausstattung
- bequeme, merklich federnde Sattelstütze
- drei Rahmenvarianten erhältlich
👎 Das gefällt weniger
- kein Display
- Gabel eher einfach
- insgesamt vergleichsweise teuer
💗 Das perfekte Rad für ...
- komfortorientierte Tourenfahrer, Touren auf anspruchsvollen Strecken, Tourenliebhaber