Crivit Peak 709 von Lidl im Test: Was kann das 1799 Euro E-Hardtail?

Crivit Peak 709 von Lidl im Test
Preiswertes E-Hardtail aus dem Supermarkt im Test!

Veröffentlicht am 25.05.2025

Hardtails sind und bleiben die Einstiegsdroge in den Mountainbikesport – egal ob "Bio" ohne Motor oder eben mit. Das hat auch Supermarkt-Discounter Lidl auf dem Schirm und stellt mit dem Peak 709 unter deren Fahrradeigenmarke "Crivit" ein E-MTB auf die Beine. Für 1799 Euro ist es auf den ersten Blick ein echter Schnapper: Angetrieben von einem Mittelmotor mit 100 Newtonmetern Drehmoment, dicker 709 Wattstunden Akku, Shimano-Schaltung und vieles mehr haben uns neugierig gemacht. Das klingt fast zu schön, um wahr zu sein – also auf zum Test!

Kräftiges Herz aus dem Land der Mitte

Zunächst widmen wir uns aber den technischen Daten: Statt auf Bosch oder Shimano setzt der Discounter auf ein Aggregat von Mivice. Der chinesische Hersteller ist für seine durchaus potenten Nabenmotoren bekannt, jetzt versuchen sich die Entwickler auch an Mittelmotoren à la Bosch CX und Shimano EP8. Im Crivit steckt nun der neueste Streich, X700 heißt er. Mivice gibt für den Mittelmotor satte 100 Nm Drehmoment und 500 Watt Spitzenleistung auf dem Papier an, was ihn auf das Niveau des neulich aufgefrischten Bosch CX Gen 5 bringt. Wie üblich bleibt das Aggregat aber in den engen EU-Rahmenbedingungen für Pedelecs heimisch: Auch der China-Sportler treibt einen nur bis zur Gesetzesgrenze bei 25 km/h an, die Dauerleistung beträgt übliche 250 Watt. Aus drei Modi können E-Biker wählen, eine gut lesbare Kombi-Anzeige informiert per farbigen LEDs über Fahrstufe und Akkustand. Ein Display wie das allseits beliebte Kiox 300 oder Ähnliches gibt es für den Kampfpreis nicht. Dafür spart man nicht am Akku: 709 Wattstunden sieht man in der Preisklasse selten und sind ein Reichweitengarant.

Zuverlässige, aber einfache Ausstattung

Auch bei den weiteren Anbauteilen herrscht Schönwetter: Shimano liefert gleich Antriebsstrang und Bremse, ersteres aus der Einsteiger-Klasse namens "Deore" mit zehn Gängen, letzteres aus der "Gruppenlosen" MT200-Baureihe. Klar: teuer sind die Bauteile mitnichten, schlecht sind sie deshalb aber auch nicht. Die Deore-Schaltung ist ein im Unterhalt günstiger und prima funktionierender Dauerläufer, die MT200 ist seit Jahren bei Hardtails eine beliebte Einsteiger-Bremse und verzögert mit 180er-Scheiben rundherum gut. Auch die Reifen haben einen gut klingenden Namen: Gummi-Spezi Maxxis liefert Rekon-Gummis mit Exo-Karkasse – für Forstwege und erste, leichte Trails eine probate Wahl. Der Sattel ist wiederum aus dem Lidl-Portfolio, eine auf Knopfdruck versenkbare Sattelstütze gibt's den Kampfpreis jedoch nicht, dafür muss ein Schnellspanner herhalten. Die 120-mm-Forke stammt von Suntour und ist nur in der Federvorspannung verstellbar – besonders für schwere Fahrer nicht ideal, hier wäre eine Luftkammer feiner aufs Gewicht einzustellen. Schade für Alltagsradler: Eine Lichtausstattung gehört nicht zum Lieferumfang, hier findet ihr aber gute und günstige Lenkerlichter im Test. Kurzum: Dass Lidl ist für die Klasse durchaus sinnvoll, aber in Summe seiner Teile eher einfach ausgestattet und lässt entsprechend Punkte liegen.

Tadellose Verarbeitung, maue Zuladung

Auch die Verarbeitung des in drei Rahmengrößen erhältlichen Lidl-E-Bikes geht voll in Ordnung. Unser Testrad war korrekt zusammengebaut, die Schweißpunkte des Rahmens gut überschliffen, der Lack makellos. Wo das Crivit wirklich patzt, ist jedoch bei der Zuladung: Bei einem Radgewicht von 27 Kilo in Größe L mit Pedalen bleiben nur 93 Kilo für Fahrer und Gepäck über. Das ist besonders für groß gewachsene Piloten klar zu wenig, auch für Pendler mit Rucksack kann das eng werden. Im Zuge der (Rahmen-)Garantie sollte man diesen Punkt nicht vernachlässigen, Mitbewerber erlauben zudem deutlich höhere und praxisnähere Zuladungen.

Im Alltag gefahren: Crivit Peak 709

Hier punktet das Crivit ab dem ersten Meter! Geradeauslauf? Top! Wendigkeit? Sehr gut! Im Alltag gefahren macht das Crivit schlicht und ergreifend Spaß. Der Mivice-Mittelmotor schiebt kräftig an, muss sich bei Ampelsprints aber klar gegen teurere Mitbewerber geschlagen geben. Kann man das dem Bike für den Kurs vorwerfen? Ja und nein – die Performance geht in Ordnung, 100 Nm Drehmoment halten wir aber für etwas viel versprochen. Aber sei's drum, denn dafür kann man mit dem 709-Wattstunden-Akku reichlich Meter schnupfen, was dank des (in unseren Augen!) bequemen Sattels auch gut geht. Die Sitzposition ist Hardtail-typisch aufrecht und damit rückenfreundlich. Nur der straffe Rahmen lässt Komfort missen, die Gabel funktioniert im Alltag gut, macht aus dem Rahmen aber kein Fully. Was uns für den Alltag fehlt: Licht, ein Gepäckträger und Spritzschützer. Details, die den günstigen Preis für Alltagsradler nach oben verschieben.

Einsteigerfreundliche Trail-Performance

Doch taugt das Crivit denn auch auf dem Trail? Das kommt darauf an. Wie schon erwähnt, ist das Peak 709 ein ziemlich steifer Begleiter. Ein Umstand, den es sich mit Mitbewerbern der gleichen Klasse teilt – übrigens unabhängig vom Preis. Auf leichten, eher "flowigen" Trails macht aber das Bike an sich keine schlechte Figur. Die Suntour-Gabel schluckt herbe Schläge auf dem Trail befriedigend weg, ist jedoch kein Feedback-Wunder und neigt selbst bei voller Vorspannung zum Durchschlagen. Die Maxxis-Gummis grippen unter trockenen Bedingungen gut, bei matschigen Verhältnissen sind sie aber schnell überfordert. Die kleinen Shimano-Anker haben dafür das E-Hardtail gut im Griff und stoppen zuverlässig. Am Ende entscheidet das Fahrkönnen, was man mit dem Rad anstellen mag und kann – für erste Gehversuche im Gelände ist das Rad aber ein guter und vor allem spaßiger Begleiter.

Test-Fazit: Crivit Peak 709

Lidl lohnt sich: Für Einsteiger ist das Crivit tatsächlich eine gute, weil preisgünstige Wahl. Die Federgabel federt (ordentlich eingestellt!) auf leichten Trails gut, funktioniert in der City aber wegen der meist ebeneren Fahrbahn deutlich besser. Der Rahmen ist robust, die Reifen auf Forstwegen griffig. Mit etwas Modifikationen – etwa Licht, Gepäckträger und Spritzschutz – mutiert es auch zum E-SUV für den Alltag, muss aber selbst dazugekauft werden, was den Preis nach oben treibt. Das – und die maue Zuladung von nur 93 Kilo – sind auch die ärgsten Kritikpunkte am Rad und verhindern eine bessere Note.

👍 Das gefällt

  • Reichweitenstarker Akku
  • einfache, aber haltbare Schaltung
  • gute Bremse
  • guter Motor
  • in Summe preiswert

👎 Das weniger

  • Motor trotz "100 Nm"-Versprechen nicht so kräftig wie Konkurrenz
  • für Alltagsfahrten keine Ausstattung im Lieferumfang
  • kein Display, keine Vario-Sattelstütze

💗 Das perfekte Rad für ...

  • ... E-MTB-Einsteiger bei knapper Kasse, mit leichten Umbauten auch für Pendler interessant