Moustache J.All im Elektrobike-Test 2024

Moustache J.All im Test
Das neue E-Trekking Bike aus Frankreich

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Zuletzt aktualisiert am 09.02.2024

Das Konzept des neuen Moustache J ist überaus spannend: beim J bilden Hinterbau und Drive Unit eine starre Einheit. Der Rahmen wurde so konstruiert, dass der Drehpunkt über der Motoraufnahme sitzt und der ganze Hinterbau mit dem Motor beim Fahren über unebenen Fahrbahnuntergrund auspendelt, also dämpft. Damit fällt beim Beschleunigen das Ein- oder Ausschwingen des Hinterbaus durch den starken Zug an der Kette weg. Der große Vorteil für den Hersteller: Die Hauptrahmen mit dem Motor bleibt für alle Rahmengrößen gleich, die verschiedenen Größen werden über unterschiedlich lange Sattelstützen und Dropper-Seatposts erreicht.

Hauptrahmen aus einem Guss

Quasi aus einem Guss fertigt Moustache den J-Hauptrahmen aus Aluminium. Schweißnähte findet man am J. nicht mehr, beim ersten Betrachten verfällt man zunächst dem Glauben, es handele sich um einen Carbon-Rahmen. Der erste Handgriff geht an den praktischen Zwischensteg, mit dem man das ganze Rad bequem anzuheben vermag. Spätestens dann wird klar, dass es sich bei dem wirklich schön gestalteten Rahmen nicht um Carbon handelt. Unser Testrad brachte solide 30,5 kg auf die Waage.

Tiefeinsteiger als urbanes E-Mountainbike

Als Crossover-E-Bike kann man das neue Moustache J durchaus bezeichnen. Dank Vollfederung ist es einerseits gut fürs Gelände präpariert, da die Dämpfung mit 120 mm an der Gabel und ca. 115 mm am Hinterrad reichlich Federweg bietet. Die aufgezogenen Schwalbe Johnny Watts Stollenreifen sorgen im Trail für ordentlichen Grip.

Die mechanische Enviolo-Nabenschaltung kombiniert mit dem Gates-Riemenantrieb, ist dagegen gerade für die Nutzung im urbanen Bereich und für Touren bereits bewährt.

Bosch Performance Line Drive Unit

Alle Moustache E-Bikes fahren auf Bosch-Motoren ab. So platzierten die Franzosen im neuen J einen "alten Hasen": Der Performance Line als Verbindung zwischen zwei Welten: Genügend Power für die Tour durchs Gelände und Effizienz für den täglichen Pendler-Einsatz. Mit dem 625er-Akku in Boschs smartem System dürften rund 60 Kilometer, je nach Beladung, Strecke und äußeren Bedingungen drin sein.

Fahreindruck Moustache J.All

Die Sitzposition ist ausgesprochen bequem, obwohl wir den Vorbau ziemlich flach eingestellt hatten. Gleich zu Beginn der Tour ging's derb den Berg hoch und da kam selbst der bewährte Bosch Performance Line etwas ins Schwitzen: die 21%ige Asphalt-Steigung schaffte das J gut, etwas zusätzliche Beinarbeit war dennoch gefragt. Für solch steile Bergpassagen könnten wir uns die Power eines CX gut vorstellen. Weiter gings bergab und hier konnte der Schwanenhals-Rahmen zeigen, ob diese außergewöhnliche Konstruktion tempofest und stabil ist: Selbst bei Tempo 60 blieb das J.All auch dann noch gelassen, als wir das Bike mit seitlichen Impulsen attackierten: Chapeau! Es folgte ein leichter Trail mit vereinzelten Wurzeln und hier machte sich der konstruktionsbedingte Nachteil der starren Schwinge ein wenig bemerkbar: die Unebenheiten werden auch auf die Pedale und mithin die Füße übertragen. Um genau dies zu diagnostizieren, fuhren wir einige Kilometer auf Wurzelpassagen und blieben gelassen: im Großen und Ganzen wirkten sich die Stöße am Pedal über dem unebenen Terrain sehr moderat aus. Der (Schüttel-) Unterschied am Pedal auf ruppigem Untergrund im Vergleich zu einem herkömmlichen Fully an derselben Passage zeigte sich als vernachlässigbar. Im weiteren Verlauf über Feld-, Wald- und Wiesenwege spielt das Moustache seinen souveränen Geradeauslauf aus und glänzt mit ruhigen und sicheren Fahreigenschaften, wobei das J Schlaglöcher und Bodenwellen locker schluckt. Die verbaute Dropper-Post hilft nicht nur im Gelände, auch in der Stadt bringt die versenkbare Sattelstütze an der Ampel oder beim Stopp Sicherheit, da man mit beiden Beinen im Sattel sitzend fest am Boden stehen kann.

Fazit

Wir sehen das neue Moustache J.All als gelungenes, vollgefedertes und sehr komfortables Trekking E-Bike, das in den Wald abbiegen darf und sich im moderaten Gelände souverän zeigt. Der Ansatz der Rahmen-Produktion in Frankreich ist der richtige Schritt in effiziente Nachhaltigkeit, dem gerne auch andere E-Bike-Hersteller folgen dürfen.

Ergebnis

Punkte: 748 // Note: gut

👍 Das gefällt

Sehr komfortabel

Lobenswerter Nachhaltigkeitsansatz durch Rahmenproduktion und Radmontage in Frankreich

Wartungsarm mit Gates und Enviolo

👎 Das weniger

Das Gewicht hemmt etwas das allgemeine Handling

Gepäckträger nur für Packtaschen geeignet

💗 Das perfekte Rad für...

... Pendler, die nicht nur über Asphalt fahren, Tourenfans für Tagesausflüge ins Grüne sowie Genusstourer