Fahr Rad, Bus und Bahn

Wie sieht das perfekte Rad für den Mobilitäts-Mix aus? Bergamont-Entwickler Jan-Hendrik Thönißen erläutert die Herausforderungen aus dem Pendleralltag.

Mann, Bahnhof, Klapp-E-Bike, Verkehrswende
Foto: Bergamont
Für Bergamont als Radhersteller darf es doch nur ein Verkehrsmittel geben – das Fahrrad?

Jan-Hendrik Thönißen: Nicht ganz. Zwar sind wir alle eingefleischte Fahrrad-Nerds, dadurch aber nicht zwangsläufig Gegner von anderen Verkehrsmitteln. Letztlich muss man, wenn man den mobilen Wandel vorantreiben möchte, eher im Verbund denken und dafür sorgen, dass sich verschiedene Mobilitätskonzepte und Lösungen perfekt ergänzen und optimal miteinander funktionieren.

Abenteuer Fahrrad
Du sprichst das Thema Intermodalität an, die Kombination von verschiedenen Verkehrsmitteln. Wie sehr beschäftigt ihr euch mit den Eigenschaften von Auto, Bus und Bahn?

Ich denke, das spielt sich auf zwei Ebenen ab. Zum einen muss man sich fragen, welche Parameter wie Vorgaben, Einschränkungen, Regelungen usw. im ÖPNV gleich zu Projektbeginn mit berücksichtigt werden müssen. Zum anderen müssen wir die aktuellen verkehrspolitischen Entwicklungen stets im Auge behalten, damit sich zukünftige Produkte perfekt in eine sich fortwährend verändernde Infrastruktur eingliedern können. Diese Beobachtungen fließen in die Modellplanung ein.

Welches E-Bike ist die perfekte Ergänzung für den Dreiklang Auto, Bus und Bahn?

Kompakte, leichte oder gar faltbare Konzepte sind hier ganz klar im Vorteil. Am Ende sucht man natürlich immer einen perfekten Kompromiss aus gutem Handling im Verbund mit anderen Verkehrsmitteln und optimalen Werten bei Sicherheit, Fahreigenschaften und autonomer Reichweite. Letzteres ist uns in der Entwicklung übrigens wichtiger, denn wir versuchen nicht das perfekte Modal-Split-Bike zu bauen, sondern schlicht und ergreifend ein perfektes Rad zu konzipieren, das in jeder Situation hervorragend funktioniert.

Die Vernetzung von Verkehrsträger klingt auf dem Papier verlockend. In vielen Städten darf ich mit dem Rad oder E-Bike in der Rushhour aber nicht mal in Straßenbahn oder Bus …

Was tatsächlich ein Problem ist, zumindest schränkt es die freie Wahl beim Fahrradkauf ein. Mit dem PAUL-E, unserem faltbaren E-Bike, umgehen wir das ganz einfach, denn auf kompakte Maße zusammengefaltet, wird das E-Bike zum Gepäckstück und kann easy und kostenfrei mit in den Bus oder in die Bahn.

Häufig kommt dann in der Stadt auch noch das Stellplatz-Problem dazu. Sowohl zu Hause als auch am Arbeitsplatz. Je größer und schwerer das Rad am Ende ist, desto komplizierter die Lösung. Oder gibt es eine einfache?

Tatsächlich ist man hier an die örtliche Infrastruktur gebunden. Aber da tut sich aktuell sehr viel. So soll beispielsweise in Hamburg
öffentlicher Parkraum genutzt werden, um vollwertige, überdachte, abschließbare Abstellmöglichkeiten für Fahrräder zu errichten. Bis es so weit ist, hilft wohl oder übel – zumindest für die weniger kompakten und leichten Lösungen – nur eine gute Diebstahlsicherung.