Ein Blick in die Welt des BMX mit Johannes Winkelmann

BMX steht für Bicycle Motorcross und verspricht Action auf zwei Rädern. Sprünge über Rampen, wilde Drehungen oder spektakuläre Tricks wie der Threesixty oder der Tailwhip – das geht mit den charakteristischen kleinen Bikes mit dem tiefen Sattel.

Johannes Winkelmann (28)hat zusammen mit Max Gast Cycle Training BMX, ctbmx.de, gegründet. Rund um Mühlhausen, Herzogenaurach und Stuttgart bieten er und seine Kollegen Shows, Workshops und Camps für (angehende) BMX-Fahrer an. Auf Leihrädern können Kinder, Jugendliche und Erwachsene ihre ersten Versuche auf dem BMX machen. Wer schon Erfahrung mitbringt, bekommt von den Coaches Support beim Erlernen von neuen Tricks.

Im Interview verrät Johannes, worin der Reiz des BMX-Fahrens liegt und worauf man achten sollte, wenn man mit dem Sport anfangen will.

Bei Cycle-Training arbeitet ihr mit Anfängern bis Profis in den Bereichen Mountainbike-Racing, Freestyle und BMX zusammen. Das sind sehr spezielle Disziplinen im Bereich Fahrrad. Worin besteht der Reiz der einzelnen Kategorien?

Alle Kategorie bewegen sich im Action-Bereich des Radsports. Es geht um Sprünge, Tricks und Selbstüberwindung. Aber gleichzeitig spielt die Gemeinschaft auch eine große Rolle: Obwohl man grundsätzlich allein unterwegs ist, motiviert man sich doch gegenseitig dazu, Neues zu lernen – auf eine spaßige, freundschaftliche Art und Weise. Jeder übt auf seinem eigenen Level seine eigenen Tricks und wird trotzdem supportet. Das finde ich schön.

Welches Equipment ich, um zum Beispiel im BMX-Sport durchzustarten?

Grundsätzlich erst mal ein BMX, einen Helm und womöglich Internet, um sich die ersten How-To oder Inspirations-Videos anzuschauen. Dazu kann man gerne mal auf unserem Channel ctbmx.de vorbeischauen.

Wie viel Zeit pro Woche muss ich investieren, um vom Anfänger zum Profi zu werden?

Das ist sehr individuell und hängt auch davon ab, wie aktiv man die Zeit nutzt, wie früh man anfängt und wie sehr man sich selbst überwinden kann. Ein paar Jährchen sollte man da aber schon reinstecken. Für mich ist das Schöne am BMX aber auch: Man muss kein Profi werden, um eine gute Zeit zu haben und akzeptiert zu werden.

Man liest häufiger, dass sich viele Kinder von heute schlechter bewegen können, motorische Defizite haben. Bemerkst du das in deinen Gruppen auch?

Leider ja. Die Themen Handy, Zocken, Social Media, etc. sind leider sehr präsent und nehmen einen großen Teil des Alltags der Kids ein. Leider einen großen Teil mit wenig Bewegung. Gleichzeitig habe ich das Gefühl, dass die Angst vorm Stürzen deutlich größer geworden ist. Woher das kommt, kann ich natürlich nicht genau sagen. Meine Theorie ist aber, dass einerseits weniger Action im Alltag stattfindet, man stürzt dementsprechend auch mal weniger auf dem Spiel- oder Fußballplatz und gleichzeitig gibt es im Internet so unglaublich viele Fail-Videos, die den Kindern zeigen, was doch auch passieren kann.

Gleichgewichtssinn, Kraft und Ausdauer sind Komponenten, die wichtig sind, um bei BMX & Co. Spaß zu haben. Kannst Du uns Übungen verraten, die jeder zuhause für sich durchführen kann?

Hier kommt eine Antwort, die du wahrscheinlich so nicht erwartest: Für mich und für viele andere ist BMX kein Leistungssport und auf derartige Übungen daheim wird doch gerne mal verzichtet. Was keineswegs heißen soll, dass das gut so ist. Ich selbst habe keine Lieblings-Übungen. Wenn ich mal was mache, schaue ich auf YouTube nach guten Übungen für Biker und bin optimistisch, dass hier eines der vielen Videos für euch passend ist.

Die "wirklichen" Athleten, die ich kenne – die sich auch auf Olympia (seit 2020 ist BMX olympisch) etc. vorbereiten – machen gerne mal Kraftübungen insbesondere für den Oberkörper. Nicht zu vernachlässigen ist auch das Thema Kondition, denn nach so einem 60 Sekunden Lauf geht einem ganz schön die Puste.

Woran erkenne ich ein gutes BMX-Rad?

Im Optimalfall ist das Rad nicht verkehrssicher. Solltet ihr ein verkehrssicheres BMX-Rad sehen, steht gerne eine Spielzeug- oder Radfirma dahinter, die nicht viel mit BMX am Hut hat.

Weitere Punkte sind beispielsweise nur eine Bremse, ein kleines Kettenblatt mit maximal 28 Zähnen. Zu große Kettenblätter bleiben an steilen Rampen beim Reinfahren hängen, verbiegen schnell und die Kette leidet ebenso.

Was sind die wichtigsten Komponenten?

Das ganze Rad muss zusammenpassen. Am meisten auf das Radgefühl übt sich höchstwahrscheinlich der Rahmen aus, der mit verschiedenen Längen von Hinterbau, Steuerrohrwinkel, etc. maßgeblich daran beteiligt ist, wie sich das Fahrrad fährt.

Wenn jetzt aber die Felgen nicht halten oder der Lenker schnell verbiegt, bringt einem ein guter Rahmen leider auch recht wenig. Außerdem sollte man im Regelfall darauf achten, dass die Teile aus 4130-Cromo Stahl sind.

Gibt es unterschiedliche Größen?

Yes, die Fahrradgröße hängt von der Körpergröße ab. Die ganz kleinen Kids können tatsächlich schon mit Laufrädern von BMX-Firmen starten und dann auf ihr erstes 12" Rad steigen.

Wir in unserer Bikeschule haben Räder ab 16", welche wir für Kinder ab 6 Jahren anbieten und sobald man die Größe von ca. 1,50 Meter überschritten hat, fährt man im Regelfall ein 20" BMX und passt dieses über Lenkerhöhe, Rahmenlänge, etc. an. Die Radgröße bleibt in dem Fall aber bei 20".

Was kostet ein gutes BMX-Rad?

Ein neues ordentliches BMX-Rad liegt bei ca. 450 Euro. Gebraucht kriegt man deutlich Günstigere. Ich kann BMX-Shops wie den 360Grad Sportshop bei München oder den Kunstform BMX Shop bei Stuttgart empfehlen. Da werdet ihr super beraten, die Räder sind super und ihr unterstützt damit sehr nette Leute. Wer nicht aus Stuttgart oder München kommt – beide haben auch einen Onlineshop.

Vielen Dank, Johannes, für das Interview.

Wer jetzt Lust bekommen hat, findet auf ctbmx.de ein breites Angebot aus Events, Workshops und Camps rund ums BMX-Fahren.