Mein Bike-Jahr 2023: Ein persönlicher Rückblick von Chris Pauls, Testchef bei Mountainbike

Mountainbike Test-Chef Chris Pauls - mein Jahresrückblick 2023
Das war mein Bike-Jahr 2023

Zuletzt aktualisiert am 29.12.2023
Das war mein Bike-Jahr 2023
Foto: Chris Pauls

Ich bin Chris Pauls, begeisterter Mountainbiker und Testchef der MOUNTAINBIKE. Seit fast 20 Jahren teile ich meine Leidenschaft fürs Biken mit unseren Lesern. Auch 2023 war in meinen Augen wieder ein spannendes Jahr für die Bikebranche. An vielen Ecken kriselt es, volle Lager und schwache Nachfrage führen zu Umstrukturierungen und damit leider auch zu Arbeitsplatzverlusten in der Branche. Das ist bitter! Aber die Fahrradindustrie zeigt sich kämpferisch und stellt viele neue Produkte vor, um neue Kaufanreize zu setzen. Das ist prima! Mein Jahr drehte sich aber nicht nur um Produkte, sondern auch um Abenteuer auf dem Rad. Lest hier meine Highlights.

Mein Bike-Produkt 2023

Chris Pauls

Okay, fangen wir mit einem Produkt an. Es heißt K.I.S. und wird am Oberrohr deines Fahrrads montiert. Es stabilisiert die Lenkung. Joe Klieber hat das Prinzip erfunden, das ich ehrlich gesagt genial finde. Zwei Riemen sind mit einem Ende am Steuerrohr an einem nockenförmigen Spacer befestigt und mit dem anderen Enden an einer Feder, die mit dem Rahmen verbunden ist. Die Nockenform sorgt dafür, dass die Kraft beim Lenken nicht größer, sondern kleiner wird. Das heißt, je weiter man einlenkt, desto weniger Kraft braucht man. Das Besondere für mich: Tüftler Klieber hat das System am Oberrohr meines Trek Slash montiert, so dass ich es die ganze Saison testen konnte. Noch ist es ein Prototyp, bei dem sich der Rückstellmechanismus ein- und ausschalten lässt. Später will Klieber das K.I.S. zum Nachrüsten für (fast) alle Bikes anbieten. Meinem langen XL-Slash hat das System sehr gut getan, ich konnte einen sehr kurzen Vorbau fahren, ohne dass sich die Lenkung zu direkt oder nervös anfühlte.

(hier das Bild vom KIS und Beispielbild dazu schreiben)

Meine Fahrrad-Anekdote 2023

Chris Pauls

Für den großen Test "King of the Alps" in Ausgabe 09/2023 ging es für Werksstudent Paul Weinbrenner, Tester Thomas Schmitt, Fotograf Stefan Eigner und mich für drei Tage in die Zugspitzregion rund um Lermoos und Biberwier. Das Wetter war nicht optimal vorhergesagt. Trotzdem waren wir motiviert, die sieben heißen Bikes auf Herz und Nieren zu testen und schöne Fotos von den Bikes und der Landschaft mitzubringen. Zweimal gerieten wir jedoch in heftige Sommergewitter. Beim ersten waren wir gerade an der Bergstation aus der Gondel ausgestiegen und fuhren ein paar Meter ab, um nur schnell ein paar Fotos zu machen. Plötzlich zogen dicke, schwarze Wolken auf und es begann unheilvoll über uns zu brodeln. "Hoch zum Lift oder runter?" Die Entscheidung war schnell und unüberlegt: Lieber noch ein paar Trails mitnehmen, als mit dem Lift abfahren. Dann das: Auf einem der ruppigen Trails zog sich Paul einen Platten am Hinterrad des Santa Cruz Chameleon zu. Mist! Zu seiner Ehrenrettung muss man sagen, dass es sich um ein Hardtail handelt, da kann man im groben Alpengeläuf schon mal platt fahren.

Die Gewitterfront kam immer schneller auf uns zu. Wir schafften es gerade noch bis zur nächsten Hütte auf 1700 Meter. Doch die große Skihütte war geschlossen. So stellten wir uns unter einem kleinen Vordach unter. Während das Konzert aus Donner, Blitz, Regen, Hagel und Graupel auf uns niederprasselte – flickten wir mit nassen, kalten Fingern den kaputten Reifen. Wo sich im Winter die Touristen einen Sonnenbrand holen, froren wir uns im Sommer die Finger ab. Über eine Stunde standen wir auf der verlassenen Sonnenterrasse unter dem kleinen Vordach. Gefühlt eine halbe Ewigkeit. Zum Glück hatte sich das Gewitter nicht direkt über uns festgesetzt, sondern blieb einige wenige Kilometer vor uns an einem Bergkamm hängen. Denn: Als sich Thomas nach einer Weile zur Wand umdrehte, bemerkte er, dass wir direkt neben dem Blitzableiter der Hütte standen. Manchmal hat man einfach mehr Glück als Verstand!

Am Ende der "King of the Alps"-Produktion meinte Petrus es doch noch gut mit uns und schenkte uns an den drei Tagen einige Sonnenstunden, in denen wir sensationelle Fotos schießen und epische Testfahrten machen konnten. Achso: Beim zweiten Gewitter fanden wir unten im Tal unter dem Vordach eines Einfamilienhauses Unterschlupf.

Mein Bike-Event 2023

Chris Pauls

Mein Highlight war auch dieses Jahr wieder das TESTIVAL in Brixen. Und da ich im September in Elternzeit war und somit nicht arbeiten konnte, habe ich das TESTIVAL endlich mal als Besucher erlebt. Ohne die To-Do-Liste der Redaktion ist das TESTIVAL wahrscheinlich das beste MTB-Festival der Welt. Mitten in der malerischen Altstadt stehen die Stände der Hersteller. Ein italienisches Eis zwischendurch oder die wohlverdiente Pizza am Abend in belebten Lokalen – das hat einfach Charme. Wer dem Stadttrubel entfliehen will, fährt mit der Plosebahn hinauf in die herrliche Bergwelt, wo der Blick auf die majestätischen Dolomiten wartet. Und: Die epischen Trails am Hausberg Plose bieten zum Teil über 1000 Höhenmeter Abfahrt. Vom Anfänger bis zum Profi ist hier wirklich für jeden etwas dabei.

Mein Bike-Bild 2023

Chris Pauls

Mein schönstes Bike-Bild 2023 entstand am Reschenpass. Wer "Meine Bike-Anekdote 2023" gelesen hat, weiß, dass ich in diesem Jahr nicht nur Glück mit dem Wetter hatte. Aber an diesem Tag am Reschen herrschten ideale Bedingungen. 25 Grad Celsius, kein Regen, grenzenlose Fernsicht. Der September ist einfach einer der besten Reisemonate in den Alpen (meiner Meinung nach). Und das Beste: Wie schon in Brixen war ich nicht zum Arbeiten da, sondern ohne Zeitdruck einfach nur zum Biken und Landschaft genießen.