Im großen Test: Bikepacking-Taschensets für jeden Einsatz

Abenteuer Bikepacking
Der große Bikepacking-Taschen-Test 2024

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Zuletzt aktualisiert am 03.06.2024
EVOC BIKE PACKING
Foto: Photographer: Martin Jacobsen @i

Große und kleine Abenteuer erleben. Kurze Fluchten aus dem Alltag. Land, Leute und Kultur kennenlernen: All das funktioniert hervorragend auf und mit dem Fahrrad. Um unterwegs zu sein, braucht es meist nicht viel. Oft weniger, als man denkt. Zunächst vielleicht etwas Mut, mal etwas Neues auszuprobieren. Aus der eigenen Komfortzone auszubrechen. Wer das geschafft hat, wird garantiert mit einem Strahlen im Gesicht und tollen Erinnerungen im Gepäck wieder nach Hause kommen.

Womit wir beim Thema wären: dem Gepäck. Die Anforderungen und Bedürfnisse für eine Bikepacking-Tour können stark variieren. Für einen Tagestrip benötigt man natürlich weniger Ausrüstung als für die Mehrtagestour weit draußen in der Natur. Zwei Fragen stellen sich immer: "Was nehme ich sinnvollerweise mit? Wie und wo verstaue ich das alles?

Immer mehr Bikepacking-Taschen

Bikepacking-Taschen bieten sich als praktische Lösung an. Musste man noch vor wenigen Jahren nach passenden Taschen suchen, gibt es heute für jeden Anspruch und Geldbeutel die passenden Modelle. Und das Angebot wächst, die Hersteller überraschen mit immer pfiffigeren und praktischen Details. Gut für alle Bikepacker.

Genau diese Vielfalt spiegelt sich in unserem Test wider. Wer eine kleine Tasche für den kurzen Tagestrip sucht, wird genauso fündig wie der Fernreisende, der mit großem Gepäck unterwegs ist. Von der 2,5-l-Rolle à la Evoc Handlebar Pack bis zur voluminösen Restrap Saddle Bag mit 14 Litern Volumen reicht die Bandbreite.

Praktisch ist es gerade bei größeren Taschen, wenn sich der Packsack einfach aus dem Holster nehmen lässt, die Halterung dagegen fest an Sattelstütze und Sattel verbleibt. Das oft etwas fummelige Anbringen der Riemen und Schnallen erübrigt sich dann. Diese "Harness-System" genannte Lösung bieten neben Restrap auch andere Hersteller an – für Sattel- und Lenkertasche.

Rahmentaschen erfreuen sich ebenfalls großer Beliebtheit, hat man doch wichtige Dinge auch während der Fahrt schnell zur Hand – zum Beispiel einen Energieriegel. Besonders praktisch ist etwa Apiduras Expedition Frame Pack mit großzügigen drei Litern Fassungsvermögen, geschützten Reißverschlüssen auf beiden Seiten, einer Trennwand und einem Extrafach innen.

Als kleines, robustes Leichtgewicht präsentierte sich die Morobbia Triangle Bag, die zwar den Zugriff von beiden Seiten erlaubt, aber leider Regenschauern nicht lange standhielt. Und fehlende Wasserdichtigkeit wird gerade auf längeren Touren schnell zum Stimmungskiller. Wer möchte schon ein bereits nasses Ersatztrikot anziehen? Deshalb haben wir diesem Thema besondere Aufmerksamkeit gewidmet.

Den drei Bikepacking-Taschen von Ortlieb zum Beispiel konnte selbst starker Dauerregen nichts anhaben – sie zeigten diesbezüglich keinerlei Schwächen. Im Test bestätigte sich auch, dass sogenannte Roll-Top-Verschlüsse, also Taschen, die man zunächst wickelt und dann mit einem Clip verschließt, Feuchtigkeit besonders effektiv am Eindringen hindern. Auch die Packsäcke für die Harness-Systeme verschiedener Hersteller, oft Dry Bags genannt, punkten mit solchen Verschlüssen. Top: Auf dem Packsack von Acepac Saddle Harness MKIII ist sogar aufgedruckt, wie oft man ihn umschlagen sollte – und in welche Richtung. Kleine Details, die das Bikepacker-Leben erleichtern.

Auf die Details achten

Zu diesen Details zählen auch Kompressionsventile, die es unter anderem an Topeaks Dry Bag oder Ortliebs Handlebar-Pack gibt. Sie ermöglichen es noch einfacher, Luft aus dem Inneren entweichen zu lassen. So packt es sich kompakter und effizienter. Soll etwa ein Schlafsack untergebracht werden, klappt das deutlich besser als beim händischen Auspressen der Luft.

Zu den wichtigsten Details an Bikepacking-Taschen zählen die Riemen/Schnallen zur Montage am Rad samt Rahmenschutz. Und die Frage, wie die Taschen das Fahrverhalten beeinflussen. Dabei spielen natürlich auch Gewicht und Art der Ladung eine entscheidende Rolle.

Eine Rahmentasche, in der u. a. Powerbank, Arm- und Beinlinge, Riegel oder die leichte Windjacke Platz finden, beeinflusst das Handling kaum. (Klett-)Riemen, oft mit weichem Fleece versehen, halten die Taschen fest an Ort und Stelle und schonen idealerweise den Lack. Schade: Oft werden Kunststoffschnallen nicht extra abgedeckt, so können unschöne Scheuerstellen am Rahmen entstehen. Tipp: Rahmenschutzfolie verwenden, auch wenn sie nicht beiliegt.

Couple with gravel bilkes in the forrest on a bike packing trip
Corbis RF Stills

In der Lenkertasche/-rolle (im Test mit acht bis 15 Liter Volumen) finden meist Zelt, Isomatte und etwa eine Jacke Platz. Beim Festzurren mit Riemen haben wir darauf geachtet, dass die Tasche gut festhält und sich nicht aufschaukeln oder gegen das Steuerrohr schlagen kann. Hervorragend gelang das mit den Produkten von Jack Wolfskin, Ortlieb, Acepack und Topeak. Wobei die Topeak Frontloader in puncto Riemenführung anfangs verwirren kann, dann aber mit sicherem Sitz überzeugte. Die Abstandshalter an den meisten Modellen sind aus Schaumstoff und verhindern eingeklemmte Züge zuverlässig.

Das einzige kleinere Modell im Test, die kompakte Evoc Handlebar Pack, wartet als Besonderheit mit einem Boa-Drehverschluss am Haltesystem auf. Obwohl die minimalistische Tasche damit verlässlich fest am Lenker sitzt, funktioniert das gleiche System bei der Satteltasche des Herstellers weniger gut – und verhindert Pendelbewegungen nicht immer verlässlich.

Beim Packen der Satteltasche sollten die schweren Sachen schon deshalb nah an der Sattelstütze liegen, um den Schwerpunkt zentral zu halten. Für größtmögliche Stabilität. Denn: Je größer die Satteltasche, desto eher neigt sie beim Fahren zum Pendeln. Riemen durch die Sattelstreben und Klettverschlüsse um die Stütze sind die gängigsten Befestigungsmethoden. Erfreulich: Die meisten Hersteller haben ihre Taschen so konstruiert, dass im Wiegetritt kaum Pendelbewegungen auftreten. Auch ein Abknicken der Tasche wird dank ausreichend steifer Konstruktionen meist wirksam unterbunden. Ein Stabilisator wie bei Topeak kann zusätzlich helfen.

Die Taschen im Test

Acepac

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Thomas Terbeck
  • Frame Bag M MKIII, 2 l 🟢🟢🟢⚪⚪ - ca. 35,77 Euro, 130 g, Klettverschlüsse vielfältig positionierbar
  • Bar Roll MKIII, 8 l 🟢🟢🟢⚪⚪ - ca. 42,69 Euro, 375 g, reflektierendes Logo, Drybag nur als Extra
  • Saddle Harness MKIII, 16 l 🟢🟢🟢⚪⚪ - ca. 83,08 Euro, 545 g, Drybag muss separat gekauft werden: ca. 30 Euro

Aus Tschechien stammt die Marke Acepac, die ein vielseitiges Angebot an Bikepacking-Taschen im Portfolio hat. Wir haben unter anderem die Triangle Frame Bag M MKIII getestet. Das weiche Nylon Ripstop ist sehr flexibel, kann dadurch aber auch leichter ausbeulen. Der Zugriff durch den langen, laminierten zweigeteilten YKK-Reißverschluss mit großen, griffigen Zippern gefällt, ist jedoch nur von einer Seite möglich. Pfiffig: die Tasche kann bei Bedarf auch andersherum angebracht werden, sodass Links- oder Rechtshändern damit geholfen ist. Ein heller Innenraum und zwei großzügige, separate Netztaschen an der Seite entpuppen sich als praktisch. Die Klettriemen zur Befestigung lassen sich idealerweise unterschiedlich positionieren und bei Bedarf mit der Schere kürzen, sie sind jedoch sehr rau und können Scheuerstellen am Rahmen hinterlassen, wenn sich Staub und Dreck dort festsetzen. Das gilt ebenso für die kompletten Kontaktstellen am Oberrohr, wo die Nähte der Verstärkung der Tasche ebenfalls scheuern können. Wer sein Bike liebt, verwendet zusätzliche Lackschutzfolie. Prima: ein kräftiger Regenschauer kann der Tasche wenig anhaben.

Die Bar Roll MKIII Lenkertasche mit der 8 l-Drybag überzeugt bei der Anbringung. Die bekannten Abstandshalter aus Schaumstoff sind bei dem System bereits fest vernäht, die Fummelei, weil diese sonst gerne mal verrutschen, entfällt. Die darüber verlaufenden Riemen lassen sich leicht festzurren. Nicht schön: eine Polsterung für das Steuerrohr fehlt, Scheuerstellen sind leider vorprogrammiert. Der von zwei Seiten zu befüllende Bar Drybag muss im übrigen separat gekauft werden. Das einfache Handling erweist sich als praktikabel. Der Abstand zum Vorderrad ist groß, seitlich kann die Drybag, im Test mit 8 l Volumen, nah am Lenker kommen, wenn er nicht weit genug aufgerollt wurde und als etwas störend empfunden werden. Wichtig zu wissen: dabei kommt es natürlich auf die Breite und Konstruktion des Lenkers an!

Das Saddle Harness MKIII-System ist ein Holster mit verstärktem Boden gegen ein Abknicken, in dem der wasserdichte Packsack hineingeschoben wird. Auch dieser muss leider wieder dazugekauft werden. Die Klettriemen des Holsters zeigten sich sehr robust. Mitgedacht: ein extra Stück Stoff schützt Sattelrohr und Sattelgestänge vor den Plastik-Clips. Ein hintenherum, umlaufender Riemen wird wahlweise durch die zahlreichen Extra-Laschen am Packsack gezogen und am Holster befestigt, sicherer Sitz ist somit stets gewährleistet. Dazu kann praktischerweise an den Laschen auch ein Rücklicht angesteckt werden. Coole Idee: auf dem Packsack ist am offenen Ende zu lesen, in welche Richtung und wie oft man ihn einrollen soll, damit Wasser und Schmutz keine Chance hat. Nicht ganz vermeiden ließen sich im Test Pendelbewegungen. Um die weitestmöglich zu minimieren, muss sehr sorgfältig gepackt werden, was im Grunde für alle Satteltaschen gilt. Die Robustheit des Systems gefiel uns sehr gut, Regenwetter spielte keine Rolle.

Fazit

Praktische Taschen aus dem Hause Acepac. Viele Details zeigten im Test, dass sich Gedanken zur Nutzerfreundlichkeit gemacht wurden. Die Verarbeitung ist sorgfältig. Einzig dort, wo es an den Lack ging, besteht noch Verbesserungspotenzial. Schade, dass die Drybags extra gekauft werden müssen. Das Preis-Leistungs-Verhältnis geht in Ordnung.

Apidura

Unser TIPP "Top-Produkt"

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Thomas Terbeck
  • Expedition Frame Pack, 3 l 🟢🟢🟢🟢🟢 ca. 109 Euro, 145 g, Kabelschacht
  • Handlebar Pack, 9 l 🟢🟢🟢🟢🟢 ca. 117 Euro, 250 g, Reflex-Logo
  • Saddle Pack, 9 l 🟢🟢🟢🟢🟢 ca. 146 Euro, 325 g, Laschen für Anstecklicht

Apidura ist bei Bikepacking-Enthusiasten hoch im Kurs, doch an unserem Test mussten sie erst vorbei. Die Expedition Frame Pack fühlt sich nicht nur hochwertig an, das Material besteht auch aus einem dreilagigen Laminatstoff. Die Nähte sind sorgfältig verschweißt, Wasser hatte im Test keine Chance. Die Reißverschlüsse werden zusätzlich durch eine großzügige Lasche überdeckt. Auf der einen Seiten hat man Zugriff auf den in gelb gehaltenen Innenraum, sodass man nicht lange nach seinem Krimkrams suchen muss. Bis zur Hälfte der Tasche ist an der Innenwand ein weiteres Fach mit einem Reißverschluss angebracht. Clever: die Trennung selbst im Innenraum ist ebenfalls wasserdicht gehalten, sodass Ausweispapiere, die auf die andere Seite der Tasche hineinpassen, nicht durch nasse Beinlinge oder ähnlichem feucht werden können. Ein weiteres Detail: eine abgedeckte Kabelöffnung, um das Navi oder Smartphone an die Powerbank in der Tasche hängen zu können.

Die Apidura Expedition Handlebar Pack besteht aus einem Packsack, der sich von beiden Seiten durch Roll-Top-Verschlüsse öffnen oder schließen lässt. Der Zugriff auf den Inhalt, wie Zelt und Schlafsack fällt leicht und es ist immer noch Platz für eine Jacke oder anderen Dingen. Die Halterung ist mit zwei schmalen Riemen für den Lenker und einen für das Steuerrohr recht simpel, die blanken Plastikschnallen nicht für jeden Lenker oder Rahmen ideal, ein zusätzlicher Lackschutz wäre wünschenswert. Der Halt am Lenker überzeugt jedoch. Prima: ein Kordelzug, um die Regenjacke fix zu verstauen. Clever: drei feste Clips, mit denen sich eine zusätzliche Accessoire-Bag von Apidura befestigen lässt.

Die Expedition Saddle Pack wird mit klassischem, kräftigem Hypalon-Klettverschluss am Sattelrohr und zwei Riemen am Sattelgestell befestigt. Die Stelle, an der die Tasche am Sattelrohr anliegt, ist verstärkt. Prima: Pendelbewegungen lassen sich gut minimieren. Oberhalb der Tasche ist ein Kordelzug vorhanden. Innen gibt es am Vorderteil freundlich hellgelbes Fleece, der Roll-Top-Verschluss ist auch bei dieser Tasche easy zu bedienen. An eine Ansteckmöglichkeit für ein Rücklicht wurde ebenso gedacht wie an Reflex-Logos (wie bei den anderen Taschen). Die Satteltasche hat kein Kompressionsventil, aber dennoch gut verdeckte Luftablassventile zur besseren Komprimierung des Inhalts.

Fazit

Top-Ausrüstung für das Bikepacking. Hochwertiges, wasserdichtes Laminatmaterial, versehen mit gut durchdachten, praktischen Details. Das Taschen-Set zeigte sich ohne nennenswerte Schwächen im Test. Der Preis entspricht aber auch der Oberklasse.

Deuter

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Moritz Schwertner
  • Cabezon FB, 4 l 🟢🟢🟢🟢⚪ - 80 Euro, 124 g, Tasche innen weiß
  • Cabezon HB, 14 l 🟢🟢🟢🟢🟢 - 100 Euro, 599 g, Packsack mit Kompressionsventil, Kordelzug
  • Cabezon SB, 16 l 🟢🟢🟢🟢🟢 - 130 Euro, 568 g, Packsack mit Kompressionsventil, Kordelzug

Auch Rucksack-Profi Deuter mischt im Bikepacking-Game mit! Den Anfang macht hierbei die recht leichte, wasserdichte, aber von sich aus nicht formstabile Rahmentasche Cabezon FB 4 l. Sie ist dank großzügig bemessenem Reißverschluss flott und dann auch formfüllend von rechts aus beladen. Die Nähte der mit vier Liter Volumen eher kleinen Tasche sind innen sauber überklebt, das Material ist wie bei den Packsäcken aus der Cabezon-Linie innen weiß – so sucht man verstaute Kleinteile nicht unnötig im schwarzen Nichts. Wie bei den anderen kleinen Rahmentaschen findet hier idealerweise Powerbank, Riegel und Co. seinen Platz. Übrigens: Wem vier Liter Volumen zu klein ist, für den hat Deuter auch ein größeres Modell mit sechs Litern im Angebot.

An Lenker und Sattel fährt Deuter zweigleisig: Je ein Harness-System hält bombensicher per Klett am Bike und kann dort verbleiben, Gurtbänder mit Schnallen halten die entnehmbaren und innen weißen Packtaschen. Deuters Cabezon HB 14 hat 14 Liter Volumen, die Cabezon SB 16 sogar 16 Liter – das ist überaus stattlich, theoretisch passt hier der halbe Hausstand rein. Cool: Beide Taschen haben zum besseren Befüllen jeweils ein Ventil zum Komprimieren. Aber: perfekten Halt im Harness finden beide aber erst voll beladen – dann halten beide aber selbst auf ruppigstem Gelände sicher am Rad. Auch die Pendelneigung der Hecktasche war auf unseren Testfahrten angenehm gering. Im Alltag praktisch ist der Kordelzug, hier lässt sich pro Tasche Nützliches wie eine Regenjacke oder -hose griffbereit halten. Wenig überraschend waren die Packtaschen dank Rollverschluss im Regen-Test absolut wasserdicht, mit 599/568 g sind die Sets keine Leichtgewichte.

Fazit

Auch Taschen-Multi Deuter hat eine prima Bikepacking-Lösung mit am Lenker und Heck wirklich stattlichem Packvolumen am start. Die Verarbeitung ist typisch für die Gersthofener hervorragend, die Montage selbsterklärend und sicher. Kritik? Gibt's höchstens für das eher stattliche Gewicht, Leichtgewichte sind besonders Lenker- und Hecktasche nicht.

Evoc

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Thomas Terbeck
  • Frame Pack WP M, 3,5 l 🟢🟢🟢🟢🟢 – ca. 90 Euro, 270 g, unterteilte Netztasche
  • Handlebar Pack Boa M, 2,5 l 🟢🟢🟢🟢🟢 – ca. 60 Euro, 200 g, reflektierender Schriftzug
  • Seat Pack Boa WP12, 12 l 🟢🟢🟢🟢⚪ – ca. 160 Euro, 600 g, Kordelzug

Das seit 2008 tätige Unternehmen Evoc aus München fing mit Rucksäcken und Protektoren für Wanderer und Mountainbiker an und eroberte sich mit vielen Weiterentwicklungen einen guten Ruf. Auch in der Bikepacking-Szene sind sie mittlerweile aktiv und zum Beispiel mit der aktuellen Frame Pack WP M vertreten. Die stabile Form der wasserdichten Tasche gefällt, da ein Ausbeulen der Tasche verhindert wird. Die Nähte sind fein säuberlich verschweißt, Wasser konnte der Tasche im Test nichts anhaben, die beidseitigen Reißverschlüsse finden in einer kleinen Garage im geschlossenen Zustand zusätzlich Schutz. Die dünnen Schlaufen sind jedoch mit Handschuhen nicht sehr griffig. Kräftige Klettverschlüsse sorgen für sicheren Halt der Tasche am Rahmen. Top: der Tasche liegen Lackschutzfolien bei! Und: im Innenraum befindet sich eine in drei Bereiche aufgeteilte Netztasche, in der Kleinkram übersichtlich verstaut werden kann. Mit 3,5 l bietet die Rahmentasche genug Platz für Smartphone, Powerbank, Tools und Regenjacke.

Für den Lenker hat Evoc u. a. die Handlebar Pack Boa M im Programm. Das Volumen ist mit 2,5 l eher minimalistisch, dennoch bietet die stabile Röhrenform der fest montierten Tasche durch beidseitige Roll Top-Verschlüsse erstaunlich viel Platz. Das Material fühlt sich an den Enden jedoch etwas scharfkantig an. Eine Windjacke lässt sich zusätzlich unter dem komplett umlaufenden Gummizug verstauen. Die pfiffige, leicht zu handhabende Halterung mit Boa-Fit-Verschluss hält die Tasche absolut wackelfrei am Lenker, ist aber auch der geringen Größe geschuldet.

12 Liter Volumen besitzt die formstabile, kantige Seat Pack Boa WP 12-Satteltasche. Auch hier kommt bei der Halterung an der Stelle des Sattelrohrs ein Boah-Verschluss zum Einsatz. Die massive Halterung aus Hartplastik mit Gummischutz an den Kontaktstellen besitzt eine V-förmige Vertiefung, die sich um das Sattelrohr legt und Pendelbewegungen minimieren soll. Die ließen sich dennoch in der Praxis nicht ganz vermeiden. Robuste Riemen sichern die Tasche am Sattelgestänge. Prima auch hier: Der oberhalb angebrachte Gummizug für Jacke & Co. Ungewöhnlich: der Plastikkern, der die Formstabilität bringt, ist innerhalb der Tasche mit weichem Fleece versehen. Durch den Roll-Top-Verschluss ist die Tasche auch bei heftigen Regen wasserdicht.

Fazit

Evoc punktet mit wasserdichten und vor allem praktikablen Bikepacking-Taschen. Die Halterung mit Boa-Fit-Verschluss überzeugt vor allem am Lenker, der Zugriff auf den Stauraum ist top, bei der kleinen Lenkertasche etwas beengt. Die Satteltasche hat konstruktionsbedingt ein höheres Eigengewicht. Die Verarbeitungsqualität ist bei allen Modellen sehr hoch, der Preis noch fair.

Jack Wolfskin

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Thomas Terbeck
  • Morobbia Triangle Bag, 2 l 🟢🟢🟢⚪⚪ – ca. 59,95 Euro, 60 g, beidseitige Reißverschlüsse
  • Bar Roll, 15 l 🟢🟢🟢🟢🟢 – ca. 129,95 Euro, 570 g, Befestigung einer Accessoire-Bag möglich
  • Seat Bag, 14 l 🟢🟢🟢🟢⚪ – ca. 119,95 Euro, 390 g, Fidlock-Winch-Magnetsystem

Jack Wolfskin kann nicht nur praktikable Outdoor-Bekleidung, sondern hat auch spezielle Bikepacking-Taschen für’s Gravelbike im Programm. Die Morobbia Seat Bag besteht aus einem Harness-System, bei dem die Halterung am Bike verbleibt und der wasserdichte Packsack mit 14 l Volumen leicht entnommen werden kann. Schade, es gibt kein Kompressionsventil. Die Montage erfolgt schnell, das System lässt sich mit dem Riemen im Zusammenspiel mit dem Packsack ordentlich am Sattel festschnüren, der Fidlock Magnetverschluss mit der integrierten Kordel hält den Sack sicher im Holster. Der untere Teil ist dabei verstärkt, ein Abknicken des Inhalts nicht möglich. Das Aufschaukeln im Wiegetritt ist zu vernachlässigen. Prima: Ein Spanngummi auf dem Holster hält z. B. Beinlinge unterwegs sicher fest.

Ein ähnliches Harnessystem hat auch die Morobbia Bar Roll. Abstandshalter schützen mögliche Kabelzüge und das Steuerrohr, robuste Riemen sorgen gleichzeitig für stabilen Sitz am Lenker. Der Packsack besteht aus recycelten Materialien (wie bei den anderen Taschen auch) und hat zur Befestigung in der Halterung einen zusätzlichen Klettverschluss, der das Herausfallen beim Öffnen verhindert. Derselbe Fidlock-Magnetverschluss sichert auch hier den Packsack optimal, einziger Nachteil: bei zu wenig Befüllung ist sehr viel Kordel am Magnetverschluss zu wickeln, sodass es mit dem Platz dafür schon mal eng werden kann. Top: ein weiterer Spanngurt lässt auch eine Windjacke schnell verstauen.

Die Morobbia Triangle Bag bringt Stauraum im Rahmendreieck. Zwar mit zwei Litern begrenzt, dennoch durch gegenläufige Reißverschlüsse mit griffiger Schlaufe auf zwei Seiten selbst Behandschuht prima zu bedienen. Das Material scheint zunächst recht dünn, ist in der Praxis aber sehr robust. Aber: einem kräftigen Regenschauer hält die nur 60 g wiegende Tasche nicht lange Stand. Die Stellen rund um die Klettverschlüsse sind verstärkt, aber weich und schonend zum Lack.

Fazit

Praktische Taschen für’s Bikepacking. Dazu überzeugten die Taschen mit hoher Verarbeitungsqualität. Wermutstropfen: die Triangle Bag hält nur wenig Regen aus, ein Kompressionsventil an den Packsäcken wäre wünschenswert.

Ortlieb

Unser TIPP "Top-Produkt"

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Thomas Terbeck
  • Frame-Pack, 4 l 🟢🟢🟢🟢🟢 – ca. 129 Euro, 200 g, vielfältige Positionierung der Klettverschlüsse
  • Handlebar-Pack, 9 l 🟢🟢🟢🟢🟢 – ca. 125 Euro, 375 g, Kompressionsventil
  • Seat-Pack, 11 l 🟢🟢🟢🟢🟢 – ca. 155 Euro, 345 g, reflektierende Logos

Das Ortlieb den Markt für Bikepacking-Taschen seit Jahren mitprägt, ist auch an den aktuellen Taschenmodellen zu erkennen. Die jahrelange Erfahrung ist an vielen Details, wie einem kleinen Griff an der Schlaufe des wasserdichten Tizip-Reißverschlusses der Frame-Pack erkennbar, durch den die Tasche leicht zu öffnen und schließen ist. Die Riemen sind mit Fleece zur Lackschonung versehen, zur Befestigung an Oberrohr lassen sie sich unterschiedlich positionieren. Der großzügige, helle und vor allem leicht zugängliche Stauraum gefällt. Eine Innentasche gibt es jedoch nicht.

Die Seat-Pack lässt sich mit ihren robusten Riemen und dem Klettverschluss fest am Sattel und Sattelstütze anbringen, das Aufschaukeln im Wiegetritt hält sich stark in Grenzen. An den Kontaktstellen zum Sattel hin wurde das Material verstärkt. Besonderheit: als einer der wenigen Hersteller gibt Ortlieb an, dass die Tasche(n) für Carbon-Sattelstützen geeignet ist. Das Volumen von 11 Litern entpuppte sich für die meisten Bikepacking-Touren als eine ausreichende Größe. Durch den zusätzlichen Spanngurt oberhalb der Tasche lässt sich schnell eine Windweste oder Ähnliches einklemmen. Ein Kompressionsventil hilft dabei, Rest-Luft schnell entweichen zu lassen und so Stauraum zu komprimieren.

Im Handlebar-Pack findet problemlos Schlafsack und Iso-Matratze Platz. Klasse auch hier: das hilfreiche Kompressionsventil. Sie lässt sich dazu beidseitig befüllen, der Roll-Top-Verschluss verhindert das Eindringen von Wasser. Abstandshalter aus Schaumstoff schützen Kabelzüge sicher vor Reibung der Tasche. Das Spannsystem am Lenker ist dabei durchdacht und hält die Lenkertasche optimal an ihrem Platz. Schwächen? Wir haben keine gefunden.

Fazit

Die Qualität der Ortlieb-Bikepacking-Taschen ist äußerst hoch, die Nähte werden durch ein spezielles Verfahren verschweißt und sind somit absolut wasserdicht. Das Taschen-Set überzeugt mit sehr gutem Handling und der durchdachten Montage.

Restrap

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Thomas Terbeck
  • Framebag Medium, 3,5 l 🟢🟢🟢🟢⚪ – ca. 89,99 Euro, 200 g, versteckter Kabelport
  • Bar Bag Small, 14 l 🟢🟢🟢🟢🟢 – ca. 119,99 Euro, 389 g, Magnethalterung für Accessoire-Bag
  • Saddle Bag, 14 l 🟢🟢🟢🟢⚪ – ca. 143,99 Euro, 535 g, Anbringung Stecklicht möglich

Bei der britischen Marke Restrap weiß man direkt, wer die vor einem liegende Tasche händisch produziert hat, denn es liegt immer ein Kärtchen mit dem Namen des Arbeiters dabei. Ein nettes, persönliches Gimmick. So auch bei den Taschen in unserem Test. Die Framebag Medium besteht aus einer strapazierfesten Nylon-Außenseite und sogenanntem VX21-Stoffen. Die beidseitigen YKK-Reißverschlüsse sind laminiert, die Marken-typischen orangefarbenen Schlaufen lassen sich selbst mit Handschuhen leicht bedienen. Zwei kräftige Klettverschlüsse halten die Tasche am Oberrohr, zwei dünnere Riemen werden um das Unterrohr geführt, die Plastikschnallen schonen je nach Bike nicht immer den Lack. Ein weiterer Riemen wird um das Sitzrohr herum befestigt. Durch das flexible Material lässt sich die Tasche sehr weit öffnen, kann aber je nach Beladung dadurch auch leichter ausbeulen. Das innere, orangefarbene Futter lässt Gegenstände schnell finden. Dazu gibt es zwei großzügige Netztaschen für Kleinkram, die allerdings nicht auf Spannung stehen, der Übersichtlichkeit dennoch dienlich sind. Prima: sind die Reißverschlüsse ganz bis in die kleine Garage gezogen, hält die Tasche auch einem kräftigen Regenguss stand.

Satte 14 Liter passen in den wasserdichten, von beiden Seiten zu öffnenden Packsack der Bar Bag Small, hier im Angebot mit der Foodpouch, der in einem Harness-System platziert und mit zwei robusten Klick-Verschlüssen stets sicher festgehalten wird. Das System selbst schützt mit Schaumstoff-Abstandshaltern Kabelzüge am Rad, die speziellen Plastikschellen mit Schnappmechanismus lassen die Riemen hervorragend spannen. Als Detail ist die Vorbereitung für die Fidlock-Magnethalterung oben auf dem Harness-System zu erwähnen, die als Option die hauseigene Accessoire-Bag ganz simpel ohne weitere Riemen anbringen lässt.

Ein Harness-System besitzt ebenso die Saddle Bag. In dem stabilen Holster wird der 14 Liter fassende, wasserdichte Packsack, leider ohne Kompressionsventil, verstaut und zusätzlich mit einem Fidlock-Magnetverschluss gesichert. Das alles wird am Sattel mit zwei Riemen und Clip-Verschluss und einem kräftigen Klettverschluss am Sattelrohr gehalten. Das Packen des Sacks und das Festzurren sollte sorgfältig vorgenommen werden, ansonsten neigt das System leicht zu Pendelbewegungen. Was uns nicht ganz erschloss, ist der Kordelzug unterhalb des Systems. Wer kein Schutzblech benutzt, wird möglicherweise z. B. eine Jacke verschmutzen.

Fazit

Mit den Taschen lässt sich dank der leichten Bedienbarkeit ein Bikepacking-Abenteuer leicht genießen. Bei der Bar Bag gefiel die Befestigung, bei der Framebag der leichte Zugriff auf den Inhalt und bei der Saddle Bag der sichere Halt des Packsacks. Nur das berühmte Kompressionsventil wäre bei der Größe hilfreich. Echte Ausfälle? Fehlanzeige. Eher ein prima Gesamteindruck der handwerklich hergestellten Taschen.

Topeak

Unser TIPP "Preis"

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Thomas Terbeck

Midloader, 4,5 l 🟢🟢🟢🟢⚪ca. 59,95 Euro, 180 g, beidseitiger Zugang

Backloader X, 10 l 🟢🟢🟢🟢⚪ca. 79,95 Euro, 319 g, Packsack mit Kompressionsventil

Frontloader, 12 l 🟢🟢🟢🟢⚪ ca. 89,95 Euro, 533 g, Stecklichtbefestigung am Holster

Topeak hat seine Bikepacking-Taschen schon seit Jahren im Programm und immer dezent verbessert. So ist die Midloader-Rahmentasche von beiden Seiten zu bedienen, zwei laminierte, wasserabweisende Reißverschlüsse werden zusätzlich durch eine Stofflasche vor Feuchtigkeit geschützt. Die lackschonenden Klettverschlüsse für das Oberrohr sind top, die Plastik-Schnallen für die Befestigung am Unter- und Sitzrohr dagegen können unter Umständen direkt auf das Rahmenmaterial treffen und dort mit der Zeit für Macken sorgen.

Bei der Backloader-X-Satteltasche wurde der Kontaktbereich zum Sattel clever mit einer gummiartigen Verstärkung versehen, die Anbringung des Holsters ist einfach. Der separate, wasserdichte Packsack ist robust und hat ein Kompressionsventil. Eine Schnalle, die von der Unterseite auf die Oberseite des Holsters um den eingesteckten Packsack des Backloader X verläuft, sorgt für bestmöglichen Halt. Schade, im Wiegetritt schaukelt die Tasche auf, aber kann durch den optionalen "Wishbone", einem praktischen Stabilisator, der am Sattel befestigt wird, verhindert werden.

Frickelig wird es zunächst beim Frontloader, da nicht sofort ersichtlich ist, wie die Riemen durch die Schnallen und Abstandshalter des Halterungssystems geführt werden müssen. Hat man den Griff raus, hält die Tasche am Lenker auch auf ruckeligen Untergrund sicher. Der Packsack ist mit 12 l großzügig dimensioniert, an beiden Seiten durch Rolltop-Verschluss gut befüllbar und besitzt ebenfalls ein hilfreiches Kompressionsventil. Zwei Spannriemen halten ihnen wackelfrei im Holster. Gut befüllt, ist bei kleineren Rahmengrößen möglicherweise nicht viel Spiel zwischen Reifen und Holster.

Fazit

Die Taschen sind durchdacht, die kleinen Schwächen sind überschaubar. Das Preis-Leistungs-Verhältniss ist fast unschlagbar.

Hätte ich das mal gewusst...

6 Bikepacking-Tipps von Felix und Tom

Weniger ist mehr

Satteltasche

Durchdacht

Rahmen schützen

Ordentlich festziehen

Gut sortiert