Kurz vor Silvester kommt mir der Kollege Moritz Schwertner mit der vielleicht schwierigsten Aufgabe des Jahres um die Ecke: "Pack doch mal noch kurz deine ganz persönlichen Top-5-Gravelbikes zusammen, die du in diesem Jahr gefahren bist!" Na gut, weil du es bist, lieber Moritz. Doch die Nummer ist wirklich hart. Die Liste auf zehn Räder einzudampfen fällt mir schon schwer. Mein ganz persönliches Gravelbike des Jahres würde vielleicht gehen, aber das verrate ich hier natürlich nicht. Wäre irgendwie unfair den anderen tollen Rädern gegenüber. (Pssst: Es ist das Enve Mog.) Kleiner Haken an der Auswahl: Auch wenn ich bei der Auswahl der Testräder auf größtmögliche Ausgewogenheit achte: Bei der Frage nach den Modellen, nach denen man sich wirklich die Finger leckt, stehen am Ende natürlich doch meist die teuren Räder ganz oben. Deshalb gibt’s ganz unten auf dieser Seite noch meine Tipps für drei starke Alu-Gravelbikes zum fairen Preis. Übrigens: Die Testbericht zu den fünf hier vorgestellten Gravelbikes des Jahres findet ihr in unserem GRAVELBIKE Testjahrbuch 2025.
Felix' Top-5-Gravelbikes 2025 in alphabetischer Reihenfolge:
Cannondale Topstone Carbon 1 Lefty

Das Cannondale Topstone Carbon 1 Lefty AXS wiegt 9,4 kg und kostet 6899 Euro.
Im Rahmen unseren jährlichen GRAVELBIKE-Testcamps war ich im Frühjahr beim kleinen 2-Tages-Bikepacking-Trip durch Südspanien mit dem nagelneuen Topstone unterwegs. Genaugenommen war das Rad sogar streng geheim, denn es wurde erst einige Wochen später offiziell vorgestellt. Auf einer traumhaften, abwechslungsreichen Strecke mit ordentlich Höhenmetern und ein paar roughen Passagen konnte das Carbon-Gravelbike mit der ikonischen, einseitigen Federgabel seine Stärken voll ausspielen. Auch wenn ich sie schon öfter gefahren bin, überrascht mich die Lefty-Federgabel doch immer wieder aufs Neue. Allein meinem Hirn klarzumachen, dass das physikalisch funktioniert, ist schon eine Aufgabe. Und gerade in der jüngsten Generation funktioniert es richtig gut. Im Lockout-Modus wirkt sie wie eine Starrgabel, mit aktivierter Dämpfung spielt sie den Komfortvorteil voll aus. In Kombination mit dem Dämpferkonzept am Heck fährt sich das Topstone sehr angenehm. Gerade für lange Bikepacking-Touren ist es für mich damit eine erstklassige Wahl.

Das Cannondale Topstone im Bikepacking-Einsatz.
Cervélo Áspero-5

Das Cervélo Áspero-5 wiegt 7,9 kg und kostet 11.499 Euro.
Ganz genau hingucken musste ich beim neuen Cervélo Race-Gravelbike. Bei der Anlieferung dachte ich kurz, dass versehentlich ein Aero-Rennrad geschickt worden wäre. Alleine beim Blick auf die 42 Millimeter breiten Reifen war die Sache schnell klar. Aber optisch erinnert mich das neue Áspero-5 tatsächlich weniger an seinen Vorgänger und mehr an Cervélos Aero-Renner S5. Schon bei der ersten Ausfahrt entpuppte sich die komplett in Schwarz gehaltene Schönheit dann gleich als echte Rakete. Speziell auf Asphalt und Champagner-Gravel geht das Áspero-5 richtig ab. Für etwas härteres Gelände empfehlen sich indes profiliertere Reifen.
Chiru Allure

Das Chiru Allure wiegt 9,3 kg und kostet 11.000 Euro.
Da müssen wir jetzt gar nicht drumherum reden. Titan als Werkstoff für einen Fahrradrahmen übt seit jeher einen besonderen Reiz auf mich aus. Vor Jahren habe ich mir mal ein Titan-Rennrad als "Fahrrad fürs Leben" gegönnt. Dann kamen die Scheibenbremse und die Steckachse … ihr kennt das Spiel. Dennoch fasziniert mich die zeitlose Schönheit von Titan nach wie vor. Und speziell für gerne mal etwas stärker beanspruchte Gravelbikes kann ich mir kaum einen perfekteren Werkstoff vorstellen. Schließlich lassen sich Kratzer schnell und einfach wegpolieren und der Rahmen sieht wieder aus wie neu. Mit dem Allure der französischen Marke Chiru Bikes konnte ich im Sommer ein besonderes Schmuckstück ausprobieren. Das racig ausgelegte Gravelbike glänzte aber nicht nur mit Rahmen, Gabel und Sattelstütze aus Titan. Auch die Ausstattung des Testrads mit Sram Red XPLR AXS sowie Classified-Nabenschaltung im Carbon-Laufrad mit Hunt-Felgen war vom Feinsten. Im Einsatz hat das Rad sehr viel Spaß gemacht und mit seinen Allround-Fähigkeiten überzeugt. Schade nur, dass das Rad so aufgebaut bei fast 11.000 Euro liegt. Andererseits … es wäre ja ein "Fahrrad fürs Leben". Diesmal ganz bestimmt.
Enve Mog

Das Enve Mog wiegt 8,4 kg und kostet 8599 Euro.
Wenn man das vielzitierte Bild vom Wolf im Schafspelz auf das Gravelbike übertragen möchte, ist das Enve Mog in meinen Augen das perfekte Rad dafür. Ich gebe zu, dass der eher etwas nüchterne Look mit zurückhaltender, einfarbiger Lackierung und nicht allzu außergewöhnlicher Rahmenform mich nicht auf Anhieb begeistert hat. Speziell wenn man weiß, dass allein der Rahmensatz inklusive Cockpit und Sattelstütze bei satten 5000 Euro liegt. Aber vielleicht ist es gerade dieses Understatement, dass dieses Gravelbike aus den USA so besonders macht. Fakt ist: Mit seinem Fahrverhalten hat mich das Fahrzeug auf Anhieb verzaubert. Denn auf der einen Seite fährt sich das Mog unheimlich angenehm und geschmeidig. Daran dürften auch die hauseigenen Laufräder mit ihren flachen, gut flexenden Carbon-Felgen einen Anteil haben. Und auf der anderen Seite mag es das Mog auch richtig flott, wenn es drauf ankommt. Vergleiche mit anderen Modellen, die man teils Monate oder gar Jahre zuvor gefahren ist, sind natürlich schwierig bis unmöglich. Aber bei diesem Rad würde ich mich zu der Aussage hinreißen lassen, dass es das vielleicht kompletteste Gravelbike-Paket bietet, dass ich bislang kennengelernt habe.
Megamo Silk

Das Megamo Silk im "Used Look" nach dem Einsatz bei The Traka in Girona.
Das wichtigste Merkmal eines richtig guten Gravelbikes? Oder überhaupt eines richtig guten Fahrrads, ganz gleich welcher Gattung? Für mich ist das ganz klar der Look. An kleine Einschränkungen beim Komfort, der Geometrie oder etwa der Agilität kann ich mich gewöhnen – und sie bestenfalls noch ausmerzen. Aber wenn die Ästhetik nicht stimmt, dann wird das nichts mit uns beiden. Having said that: Mein optisches Highlight des Jahres war das Megamo Silk in der Megamo Buff Team-Edition. Die Formsprache und die Farbgebung mit dem Verlauf von Mintgrün über Blau nach Lila, dazu noch aufgegriffen auf den Laufrädern: einfach mega! Praktischerweise sieht das Gerät aber nicht nur richtig stark aus, sondern fährt sich auch ganz schön flott. Auf keinem Fahrrad habe ich im Jahr 2025 mehr Zeit verbracht, als auf dem Race-Gravelbike aus Girona. Beim The Traka habe ich fast ein schlechtes Gewissen gehabt, so sehr habe ich es eingesaut. Dafür hatte ich aber auch richtig viel Spaß im Matsch. Wenige Tage zuvor habe ich bei einer etwas zu optimistischen Bachquerung meinen Sturz des Jahres mit dem Rad hingelegt. ("Achtung Felix, die Steine sind sehr rutschig!") Umgerüstet auf Rennradreifen habe ich sogar die Vätternrundan, den 315 Kilometer langen Radmarathon um den schwedischen Vätternsee auf dem Silk absolviert. (Die Reportage dazu findest du in ROADBIKE 8/2025.) Nicht wundern: Zwar findet ihr auch das Megamo Silk in unserem GRAVELBIKE Testjahrbuch 2025. Allerdings in der Variante Silk 05 AXS in Standardlackierung.

Das Megamo Silk mit Rennradreifen im Einsatz in Schweden - diesmal ohne Matsch.
Plus: drei günstige Alu-Gravelbikes

Starke Modelle aus Aluminium beweisen, dass ein gutes Gravelbike nicht teuer sein muss.
Bombtrack Hook AL: Nicht unbedingt das preiswerteste Alu-Gravelbike. Aber mit einem sehr schicken, gut gemachten Rahmen. Und vor allem fährt es sich sehr angenehm. Mehr braucht es, rein rational betrachtet, eigentlich wirklich nicht.

Das Bombtrack Hook AL Sword wiegt 10,8 kg und kostet 2100 Euro.
Cube Nuroad SLX: Na klar. Geld ist nicht alles. Aber wieviel Fahrrad Cube für wenig Geld anbietet, ist schon krass. Viel günstiger als mit diesem Rad kann der gehobene Einstieg in die Gravelbike-Welt jedenfalls kaum ausfallen. Ein richtig starkes Gesamtpaket.

Das Cube Nuroad SLX wiegt 10,3 kg und kostet 1699 Euro.
Standert Kieswerk: Das erste Alu-Gravelbike von der Berliner Szene-Marke. Ein solide gemachter Rahmen mit ansprechender Ausstattung wie Elektronik-Schaltung und Carbon-Laufrädern zum fairen Preis. Dazu der für Standert typisch etwas besondere Look und ein starkes Handling für jede Menge Spaß im Sattel.

Das Standert Kieswerk wiegt 9,3 kg und kostet 3249 Euro.





