Shimano zeigt neue mechanische 12fach GRX-Schaltgruppe

Erste Eindrücke und Testkilometer
Shimano präsentiert neue mechanische 12fach GRX

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Veröffentlicht am 31.08.2023
Shimano,GRX,Alexander Walz,Actionfoto
Foto: Kevin Fickling & Tyler Roemer

Wenig überraschend kommt die Kassette mit zusätzlichem 12. Ritzel, zudem wurden Schaltung und Bremsen in vielen Details optimiert. Überraschend dagegen: Shimano zeigte zwar drei mechanische Varianten der RX820-Serie und zwei des günstigeren Ablegers RX610. Aber keine elektronische Di2. Warum nur mechanische Gruppen? Ganz einfach, "weil die im Gravel-Segment aktuell 75 Prozent Marktanteil" für sich beanspruchten, erklärt Erik Van Kooten, Category Marketing Manager Shimano Europe. Man wolle den Markt bedienen, nicht für den Markt entscheiden. Und für jeden Einsatz das passende Ensemble anbieten: So gibt’s die neue Shimano GRX wie gehabt mit 1- oder 2-fach-Kurbel in verschiedenen Abstufungen, die mit eingängigen Marketingbegriffen belegt sind: Unstoppable, Unbeatable, Undroppable.

Die wichtigsten Neuerungen: größere Bandbreite durch das zusätzliche Ritzel und andere Kassettenabstufungen, teils feinere Abstufungen mit kleineren Gangsprüngen, dazu eine weiter optimierte Ergonomie der Schalt-/Bremshebel, die zudem im Bereich der Handauflage an moderne Gravel-Lenker mit Flare angepasst wurde. Dazu kommen profilierte Griffgummis und rutschfest beschichtete Bremshebel für alle GRX-Serien – beides war bislang der Top-Gruppe vorbehalten.

Auch die Bremsen wurden dezent überarbeitet. Wieder in Sandwich-Bauweise (Alu/Stahl) hergestellt, sollen die Ice-Tech-Scheiben Wärme besser ableiten und sich beim Heißbremsen weniger verziehen, die Beläge haben 10 % mehr Abstand zur Scheibe als beim Vorgänger. Die Bremsen sollen deshalb weniger geräuschanfällig sein. Und tatsächlich: Das gefürchtete Klingeln oder Schleifen beim Heißbremsen war zumindest auf den ersten Testfahrten kein Thema.

Shimano,GRX,Actionfoto,Alexander Walz,Ansicht von vorn
Tyler Roemer

Erster Praxistest der neuen Shimano GRX

Das zwölfte Ritzel ist ein willkommenes Upgrade, soviel steht fest – egal in welcher GRX-Konfiguration. Die größere Bandbreite gefällt, die Gangsprünge sind im 1-by-Set-up naturgemäß größer als mit der 2-fach-Kurbel – gut, dass die Japaner hier viele Auswahlmöglichkeiten für unterschiedliche Einsatzzwecke anbieten.

Auf welch hohem Niveau mechanische Schaltungen heute funktionieren, zeigte die neue GRX einmal mehr in der Praxis: mit minimaler Handkraft, kurzen Hebelwegen und prompten Kettenwechseln überzeugte das Schaltwerk – sowohl beim 1-by-Set-up als auch in der Variante mit Umwerfer und 2-fach-Kurbel. Klar sind die Hebelwege beim Kettenblattwechsel etwas länger als beim Gangwechsel hinten, Grund zur Klage besteht allerdings mitnichten. Weitere gute Nachricht: Das zwölfte Ritzel verringert die Präzision der Schaltvorgänge definitiv nicht, eher im Gegenteil: Die Kette wechselte stets souverän und absolut verlässlich – hoch und runter. Kettenklemmer oder gar -abwürfe gab es auf rund 100 Testkilometern nicht zu beklagen. Der Umwerfer erledigte seinen Job wie von Shimano bekannt souverän und stets verlässlich.

Shimano,GRX,Schaltgruppe RX820,am Rad montiert
Tyler Roemer

Die neu gestalteten STIs liegen gut in der Hand, die Ergonomie überzeugt – auch mit kleineren Händen sind die Hebel gut zu erreichen und mit wenig Handkraft zu bedienen. Die beschichteten Hebel bieten viel Grip und sollten auch mit schweißnassen oder regenfeuchten Händen sicher bedienbar sein.

Wie bislang auch wird es mit der RX610 genannten Serie einen günstigeren Ableger geben – nun ebenfalls mit 12 Ritzeln, wahlweise ebenfalls in 1-by (mit 38T- o. 40T-Kettenblatt) oder 2-by-Ausführung (46/30). Die Kassetten sind gleich abgestuft wie bei der RX820. Einen direkten Nachfolger für die GRX-400-Komponenten zeigte Shimano nicht.

Nahaufnahme,Schaltwerk,Shimano,GRX
Tyler Roemer

Ebenfalls neu vorgestellt hat Shimano einen zur GRX passenden Laufradsatz (WH-RX880) mit 32 mm hohen Carbon-Felgen, zeitgemäßer Maulweite von 25 mm, der komplette Satz nur knapp 1400 Gramm schwer. Optisch unaufdringlich, aber durchaus edel, präsentierten sich die neuen Laufräder am GRX-Testrad im besten Sinne unauffällig und unprätentiös im Einsatz. Vorder- und Hinterrad sind mit jeweils 24 Speichen aufgebaut. Der Satz ist wahlweise mit Micro Spline- oder HG L2-Freilaufkörper zu haben, der sich bei Bedarf problemlos tauschen lässt. Als Reifenempfehlung gibt Shimano Modelle mit 32 bis 50 mm an, einen Euro-Preis für die neuen Laufräder nannte Shimano bislang nicht.

Die neue GRX soll ab sofort zu haben sein. Der Preis für die Komplettgruppe GRX 820 2x mit 11-34er Kassette liegt bei 1560 Euro, für die GRX 820 1x bei rund 1481 Euro. Dass in absehbarer Zeit auch eine Neuauflage der Di2 folgen wird, steht außer Frage. Wann es so weit sein wird, ließ Shimano allerdings noch offen.