Aus dem Nähkästchen: In seiner GRAVELBIKE-Kolumne nimmt uns Sebastian Breuer mit hinter die Kulissen seines Lebens als Radsportler. Hier liefert euch Sebastian regelmäßig Anekdoten, Tipps und Infos aus der faszinierenden Welt des Gravelbikes. In Folge 13 blickt er zurück auf das Traka Gravel-Rennen in Girona.
Folge 13: Nach The Traka ist vor Unbound Gravel
Traka, done and dusted für 2025. Die Tage und Wochen nach dem Girona Trip waren abwechslungsreich und turbulent, weshalb ich mich erst jetzt zu Wort melde. Dafür aber auch mit etwas mehr Abstand.

Den Start bei der Premiere des Traka 560 ließ sich Sebastian Breuer nicht nehmen.
Zunächst nochmal Glückwunsch an alle Sieger:innen und Finisher:innen, die das Event in Katalonien absolviert haben. Ob 50, 100, 200, 360 oder auch 560 Kilometer, alle haben etwas geleistet.
Ich war inzwischen zum vierten Mal vor Ort und konnte die enorme Entwicklung miterleben. Genau wie Reifenbreiten ist auch Traka krass gewachsen, inklusive den bekannten Wachstumsschmerzen.
It's (not) a race!
Es erübrigt sich inzwischen auch zu erwähnen, dass das Event weiterhin kein offizielles Rennen ist und hier das größte Potential für den Veranstalter liegt. Aber auch die kleinen Feinheiten knirschten dieses Jahr etwas wie Sand im Getriebe. So fand die 560er-Distanz, unumstritten die mit Abstand härteste Strecke, sehr wenig Beachtung vom Veranstalter. Erst war nicht mal eine Siegerehrung geplant. Eine Jury zur Kontrolle der Regeln und Strecke gab es nicht. Auch die Zielankunft des Siegers ist nahezu untergegangen. Alles Dinge, die nicht passieren sollten, wenn man sich selbst mit dem Titel "größtes Gravel Event Europas" schmückt.

Früh am Morgen ging es für die Sportler:innen auf die 560 Kilometer lange Strecke.
Auch die Anzahl der Verpflegungszonen im 360 und 200 Kilometer Rennen ist sicherlich zu überdenken. Vielleicht sollte man sich auch nochmal etwas genauer mit dem Thema Dopingkontrollen beschäftigen. Einen Ankündigungs-Post in den sozialen Medien reicht zwar für ein gutes Marketing, aber man baut erst das Fundament und dann ein Dach. Denke ich zumindest …
Volles Haus im Gravelbike-Himmel
Auf der anderen Seite muss man aber auch sagen, dass Traka in Girona unfassbar schöne Gravelbike-Routen bietet. Girona ist einfach "the place to be", wenn es in Europa um das Thema Gravelbike geht. Auch wenn die Stadt während der Traka-Woche inzwischen aus allen Nähten platzt. Der hippe Kaffee vor und nach dem Ride sind selbstverständlich eingeschlossen. Ich habe sogar ein Exemplar gesehen, wo Marshmellos im Kaffee schwammen. Verrückt!

In nur 25 Stunden absolvierte Sebastian Breuer auf seinem Rose Backroad FF die 560 Kilometer und sicherte sich den zweiten Platz.
Die Infrastruktur ist für alle Teilnehmer:innen mehr als gut, Radläden gibt es an jeder Ecke und die ganze Fahrradindustrie gibt sich die Klinke in die Hand. Hier wird im Notfall jedem geholfen.
Und wie geht’s weiter? Nach dem Traka ist vor dem Unbound Gravel. Am kommenden Wochenende wartet das nächste große Highlight im Kalender. Aber was verraten uns die Traka-Sieger über das Unbound? Eine Menge! Wer bei Traka gewinnt und den Rest der versammelten Weltelite hinter sich lässt, zählt auch in den USA zu den großen Favorit:innen. Auch wenn sich die Topographie natürlich etwas unterscheidet. Mein Tipp: Mads Würtz Schmidt bei den Männern und Karolin Migon bei den Frauen.
Deutsche Chancen auf Kansas Schotterpisten
Aus deutscher Sicht hatte die Deutsche Meisterin Carolin Schiff in Girona etwas Pech, unter anderem mit einem Reifenschaden. Die Form scheint aber zu stimmen. Nur auf einen Sprint darf sie sich beim Unbound nicht einlassen. Anders als etwa Rosa Klöser, die beim Unbound das Projekt Titelverteidigung in Angriff nimmt.

Nach dem Sieg im Vorjahr will Rosa Klöser ihren Titel beim Unbound verteidigen.
Das Männerrennen ist sicherlich bei Paul Voß dick angestrichen. Mit Fragezeichen hinter der Form ist Paul mit seiner Erfahrung immer wie ein Fuchs zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Meine Daumen sind für ihn gedrückt. Aber behaltet auch die Jungs von Speed Company im Auge!
Nach meinem beruflichen Ausscheiden beim Reifenhersteller aus dem Bergischem werde ich das Unbound in diesem Jahr von Deutschland aus verfolgen. Zwar klingelt mein Telefon gerade dauerhaft, weil viele noch den letzten Ratschlag für den US-Trip haben wollen, aber vor Ort bin ich dieses Jahr mal nicht.
Ihr findet mich dann in Aachen beim 3Rides.
Bis bald, euer Seb
Folge 12: The Traka – Gravelbike-Fest in Girona
Hola Girona! Es ist Traka-Zeit. Wenn ihr diese Zeilen lest, bin ich schon unterwegs auf der langen 560-Kilometer-Distanz. Bereits zum fünften Mal bin ich bei dem immer größer werdenden Gravelbike-Event in Katalonien dabei. Und nach der unwetterbedingten Absage im Vorjahr ist es Zeit für die Premiere des Traka 560.

Die Sportler:innen vor dem Start zum Traka 560.
Ob 50, 100, 200, 360 oder 560 Kilometer: Wie jedes Jahr streiten sich die Leute darum, welche denn nun die wichtigste Distanz bei Traka ist. Ich glaube, dass es hier inzwischen keine klare Aussage mehr gibt. In meinen Augen sind alle Distanzen wichtig. Und sie alle sind unfassbar hart zu gewinnen, beziehungsweise zu fahren und zu beenden. Dabei dürfte die Leistungsdichte in diesem Jahr so hoch sein, wie nie zuvor. Das liegt sicherlich auch daran, dass nur rund vier Wochen später das Unbound Gravel in den USA wartet. Und das Traka genießt mittlerweile nicht nur hier in Europa höchsten Stellenwert. Auch bei unseren Gravel-Freunden in den Staaten wird es immer beliebter.
Deutsche Erfolge in Katalonien
Traka hat in den vergangenen Jahren immer wieder für viel Gesprächsstoff gesorgt. Und wir deutschen Gravel-Fahrer sind fast immer mittendrin statt nur dabei. Erinnern wir uns etwa an die Disqualifikation von Frederik Raßmann im vergangenen Jahr, an die Laufeinlage von Paul Voß im Jahr 2023 zum Sieg mit gebrochenem Hinterrad auf den letzten Kilometern. Und natürlich an den Sieg von Caro Schiff bei den Frauen.

Das Bike in den Himmel: Carolin Schiff feiert ihren Sieg beim Traka 200 im Jahr 2024.
Dieses Jahr gibt es aber, abgesehen von der 560-Kilometer-Distanz, eine weitere Neuerung: Dopingkontrollen. Ein absolut richtiger Schritt. Denn eine gute Platzierung oder gar ein Sieg bei Traka kann eine sportliche Laufbahn ganz neu gestalten. Es geht um Verträge, um Prämien, um Ansehen. Es gibt also genügend Gründe, um hier erfolgreich abschneiden zu wollen. Da ist das Thema Doping nie weit entfernt. Allerdings muss man ehrlicherweise auch sagen, dass Traka, etwa im Gegensatz zu Unbound, noch immer kein offizielles Rennen ist. Zumindest geht das aus den AGB auf der Website hervor. Es gibt zwar einen Start, es gibt ein Ziel, es gibt Sieger und Siegerinnen inklusive Siegerehrung. Aber es ist kein Rennen.
Immer höhere Leistungsdichte
Die Leistungsdichte im Gravelbike-Sport, ob Gravel Earth Series, UCI Gravel World Series oder Livetime Grand Prix, ist so exponentiell nach oben geschossen, dass man definitiv einen Blick auf das Thema Doping haben sollte.

Hart umkämpft sind die Siege über die diversen Traka-Distanzen.
So. Jetzt freue ich mich aber vor allem auf ein großes Gravel-Fest mit Freunden, mit der Gleichberechtigung aller Distanzen und mit viel gutem Essen und Kaffee. Traka ist und bleibt das Event to go im Gravelbike-Kalender Anfang Mai. Los gehts!
Bis bald, euer Seb
Folge 11: Volle Hitze
Es ist Mitte März. Die Gravel Saison ist da, endlich! Aber war sie überhaupt so richtig weg? Ist es inzwischen nicht viel eher so, dass es das komplette Jahr um Performance, Training und Equipment geht? Es vergeht inzwischen kein Tag auf den sozialen Medien, wo nicht irgendein Athlet, irgendeine Brand oder ein Influencer den neusten "heißen Shit" präsentiert.

Sebastian Breuer beim Atlas Mountain Race im Februar. Nachdem er zwischenzeitlich in Führung lag, musste er das Bikepacking-Rennen nach rund 500 Kilometern aufgrund einer Erkältung abbrechen.
Angefangen damit, dass derzeit jeder mit Daunenjacke, Mütze und Handschuhen auf der Rolle fährt. Das so genannte Hitzetraining. Die Verkäufer von Daunenjacken und Hitze-Sensoren freut es. Anmerkung an dieser Stelle: Hitzetraining praktiziere ich auch. Aber in Maßen.
Das Wechselkarussell dreht sich schneller denn je
Große und kleine Fahrradmarken geben sich derzeit die Hand auf der Bühne der Neuverpflichtungen. Ob ganze Teams oder einzelne Athleten, das Wechselkarussell hat sich so sehr gedreht wie noch nie. Jeder hat das noch coolere Trikot, den noch besseren Gravel-Spirit oder halt den einen Worldtour-Pro, der jetzt mal etwas Offroad unterwegs sein wird.

Hitzetraining mal anders: Sebastian Breuer in Marokko.
Auch das Thema Equipment wurde wohl noch nie so sehr diskutiert wie derzeit. Der amerikanische Gravel-Pro und Influencer Dylan Johnson veröffentlicht mit viel Geschick und gewusst wie ein neues Video zum Thema Gravel. Und schon geht’s hoch her. Jeder diskutiert, jeder wirkt verunsichert. Bin ich wirklich noch auf den besten Reifen unterwegs? Habe ich 2025 überhaupt eine Chance? Ganz ehrlich, mein Smartphone stand nach der Veröffentlichung zwei Tage lang nicht still. Jeder hat mir dieses Video geschickt und mich um ein Statement gebeten.
Unruhe vor dem Rennen
Dylan ist bekannt für diese Art von Wirbel. Erinnern wir uns zurück in den Juni 2024. Das Unbound Gravel Race steht an. Kurz vor dem Rennen des Jahres veröffentlichte Dylan ein Video zum Thema Aerodynamik beim Gravelbike. Dabei geht es auch um breite Mountainbike-Reifen für Unbound. Das Ergebnis? Plötzlich wollte jeder MTB-Reifen, jeder wollte eine breite Gabel und am Ende waren alle zusammen so verunsichert wie nie zuvor. Das muss man ihm lassen: Wie die sozialen Medien funktionieren, hat er absolut verstanden. Den ein oder anderen Gegner hat er sicher damit bereits vor dem Rennen schachmatt gesetzt.
Aber was gibt’s sonst Neues? In Deutschland entsteht neben der Gravelbike-DM eine nationale Serie mit dem Namen German Gravel League. Im ersten Jahr stehen fünf Läufe an, die Serie soll langfristig ausgebaut werden. Ein wirklich interessantes Konzept, wie ich finde.
Europas Gravel-Highlight des Jahres
Auch The Traka wächst weiter und weiter. Inzwischen spricht man beim wohl wichtigsten Gravelbike-Event Europas von rund 4000 Starter:innen über alle Klassen. Das erste Wochenende im Mai ist ein Datum, welches auch in meinem Kalender dick angestrichen ist. Traka ist einfach besonders, auch wenn es noch immer offiziell kein Rennen ist. Ein Herangehen an die wachsende Nachfrage für Gravelbike-Events, die sicher speziell ist und bei der es hoffentlich nie ein böses Erwachen gibt. Denn Traka ist neben Badlands in Europa das Event, bei dem man dabei gewesen sein muss. Tolle Strecken, gute Stimmung und eine schöne Altstadt in Girona. Alles, was eine gute Woche in Spanien braucht.

Blick nach vorn: Seb nach dem Aus beim Atlas Mountain Race.
Ihr seht, im Gravel-Sport wird es national und international nicht langweilig. Beim nächsten Mal liegt dann schon The Hills in Italien hinter uns.
Kurze Werbung in eigener Sache: Der Film zu European Connect ist online. Schaut doch gerne mal rein und lasst euch dazu inspirieren, selbst einmal mit dem Gravelbike durch Europa zu fahren.
Bis bald, euer Seb
Folge 10: Vamos a la playa!
Was treiben die Gravelbike-Profis eigentlich im Winter? Gute Frage!

Wohin gegen Gravel-Profis im Winter? An den Strand!
Viele von uns verweilen derzeit im warmen Süden. Ob im hippen G-Town (Girona), am Drehkreuz Mallorca oder gar in Australien, um die ersten Gravelbike-Rennen der Saison 2025 zu bestreiten. Der überzeugte Gravel-Spezi mag es halt gerne warm und trocken. Einige wenige sind aber auch in deutlich kälteren Gefilden unterwegs. Und das sicher nicht nur, um die üblichen Basemiles zu sammeln. Paul Voß beispielsweise ist am vergangenen Wochenende auf die 33 Millimeter breite Reifen umgestiegen, um mit seinem neuen Rose Backroad FF an der Deutschen Meisterschaft im Cyclocross teilzunehmen. An dieser Stelle übrigens Willkommen im Rose Team, lieber Paul. Und wer jetzt denkt, dass sein 9. Platz im DM-Rennen ein schlechtes Ergebnis ist, liegt völlig falsch. Aus dem Training raus und mit den Zielen im Hochsommer kann sich dieser Platz durchaus sehen lassen. Spannend wäre sicherlich der Vergleich mit dem deutschen Konkurrenten Frederik Raßmann gewesen. Fred war zwar gemeldet und wurde auch bereits auf den schmalen Reifen gesichtet, blieb am Renntag aber dem Start fern. Das Duell müssen wir also auf den Frühjahr 2025 verlegen. Ähnlich wie Frederik hat es auch Carolin Schiff gehalten. Fair enough, der Kaffee auf Mallorca sieht auch echt besser aus als der Schneematsch in Chemnitz.
Und sonst? Vamos a la Playa! Einige Gravel-Piloten sind diesen Winter auch wieder am Strand zu finden. Allerdings bevorzugen sie dabei nicht die warmen Buchten im Süden Europas, sondern die eiskalten Strände im Norden Hollands. Beachrace ist wieder in aller Munde. Neben dem Cross-Sport handelt es sich hierbei sicherlich um eine der härtesten Alternativen zum Intervalltraining daheim.

Bis zum Horizont: Beachraces üben einen ganz besonderen Reiz aus.
Mit 60-Millimeter-Reifen über den Strand
Aber was genau ist Beachracing und was müsst ihr machen, um auch mal zu starten? Zuerst einmal muss man sagen, dass diese Rennen keine klare Regel in Bezug auf die Distanzen haben. Was im Cross meist nach rund einer Stunde vorbei ist, kann am Strand auch Mal etwas länger dauern. Die Strecken variieren stark. Bei Egmond-Pier-Egmond, dem weltweit größten Rennen, mussten wir am 11. Januar 38 Kilometer zurücklegen. Es gibt aber auch Rennen über die Distanz von 140 Kilometern. Im Gegensatz zu Cross-Rennen sind die Reifen beim Beachrace deutlich voluminöser. Andernfalls würde man auch einfach mit dem Rad im Sand einsinken. 60 Millimeter breite Reifen sind hier im Grunde der Goldstandard. Nur passen die natürlich kaum in handelsübliche Gravelbikes. Also habe ich mir für den Einsatz am Strand ein Hardtail-MTB zum Monster-Gravelbike umgebaut.
In Egmond ging es für mich morgens um 9 Uhr zusammen mit weiteren 4000 Startern auf den Weg. Dabei waren auch Topstars wie Giro-d’Italia-Sieger Tom Dumoulin oder Tim Declerq vom Team Lidl-Trek am Start. Nach 1:02 Stunden war es für mich dann auch bereits geschafft. Mit jedem Rookie-Fehler, den man so mitnehmen kann, bin ich als 60. Finisher über den Zielstrich gesprintet. Mein Garmin nannte einen Leistungsdurchschnitt von 345 Watt. Also kein Zuckerschlecken. Noch wichtiger als die Belastung war allerdings der Spaß. Der war sogar so groß, dass ich auf meinem Heimweg per Rad am folgenden Tag nochmal 60 der insgesamt 345 Kilometer auf feinstem Strandsand absolvierte. Zu zweit macht sowas nochmal mehr Spaß und so hat Unbound-Gravel-200-Sieger Ivar Slik mich kurzentschlossen begleitet.

S(tr)and, soweit das Auge reicht: Unbound-Sieger Ivar Silk bei der Tour mit Sebastian Breuer.
Mich hat dieses Beachracing also voll gepackt. Kommendes Jahr stehe ich auf jeden Fall wieder in Egmond am Start. Also Leute, geht zum Strand und nehmt die Bikes mit. Das ist wirklich super.
Ride mit "Seb & Friends"
Und zum Abschuss dieser Folge nochmal Werbung in eigener Sache: Am Samstag, den 1. Februar findet in Köln der "Seb & Friends" Ride beim Rose Store statt. Gerüchten zufolge hat auch Paul Voß sich bereits angemeldet. Und ihr könnte euch jetzt auch ganz einfach über grouprides.cc anmelden.
Also? Sehen wir uns in Köln?
Bis bald, euer Seb
Folge 9: Update zur Weihnachtszeit
Weihnachtszeit ist Update-Zeit. Seit dem vorigen Beitrag zum Thema BDR hat sich mein Postfach ordentlich gefüllt. Vielen Dank für die vielen Nachrichten. Vielleicht hat sich der eine oder andere etwas auf die Füße getreten gefühlt, aber das war nicht meine Absicht. Vielmehr wollte ich zum Nachdenken anregen, damit sich endlich Dinge ändern. Aber jetzt ist es erstmal Zeit, sich auf ein paar besinnliche Tage zu freuen. Und es ist auch eine Zeit, in der sich bestimmt viele von euch mit Themen wie Training, Saisonplanung und Vorbereitung aufs sportliche Jahr 2025 beschäftigen. Und zwar egal ob Profi, Amateur:in oder Hobbysportler:innen. Manche genießen dabei ein paar Sonnenstrahlen im Süden, anderen mühen sich bei Regen und Kälte ab, viele schwitzen bestimmt auch auf der Rolle.

Vom Winde verweht am Schwanensee: Sebastian Breuer beim nasskalten Fotoshooting.
Während also fleißig trainiert wird, ist das Wechselkarussell der Gravel-Pros zum Stillstand gekommen. Fast jede und jeder hat ein Team für das neue Jahr und die Motivation ist hoch. Das drohende Winterloch wurde mit der Auslosung der Unbound-Lotterie für 2025 gestopft. Jetzt buchen viele wieder überteuerte Flüge in die USA, suchen mitten im Nirgendwo von Kansas eine Unterkunft und freuen sich auf den kommenden Juni. Auch ich habe meinen Flugtickets bereits in der Tasche. Im kommenden Jahr werde ich bereits zum vierten Mal beim Unbound dabei sein. Die Lotterie habe ich allerdings komplett verschlafen. Ich habe wirklich vergessen mich anzumelden. Zum Glück musste ich das aber auch gar nicht, denn nach meinem Sieg beim Unbound XL in diesem Jahr wurde ich jetzt vom Veranstalter eingeladen. Das war eine wirklich coole Sache, die mich sehr gefreut hat.
Die Geburt eines neue Reifens
Kurz vor der Unbound-Lotterie durfte ich übrigens noch den Presse-Launch der neuen Schwalbe Pro-Linie begleiten. Das Ergebnis des Launches konntet ihr am 10. Dezember auch hier auf bike-x.de sehen. Aber Vorstellung, Probefahrten und mehr fanden natürlich schon Wochen vorher statt. Und den einen oder anderen Kaffee habe ich vor Ort in der Schwalbe-Zentrale in Reichshof auch gezaubert. Das Wetter hätte übrigens besser nicht sein können, um einen Gravel-Reifen mit ordentlich Profil vorzustellen. Nach zwei Tagen Dauerregen waren die Wege im Bergischen Land richtig schön matschig. Aber davon hat sich natürlich niemand abschrecken lassen. Ein besonderes Highlight war neben dem neuen G-One RX Pro auch die neue Reifenbreite von 50 Millimetern. Mit diesem Trend haben sich meine Kollegen und ich in den vergangenen Monaten intensiv beschäftigt. Denn die Ansprüche da draußen werden immer komplexer. Als ich vor vielen Jahren zum Gravel-Sport gekommen bin, waren wir mit 35-40 Millimeter breiten Reifen unterwegs. Inzwischen sieht man diese Reifen immer seltener. Viele moderne Gravelbikes bieten sehr hohe Reifenfreiheiten, passend dazu werden die Strecken immer anspruchsvoller. Oder umgekehrt.

Im Barista-Einsatz: Sebastian Breuer beim Launch des neuen Schwalbe G-One RX Pro.
Während ich diese Zeilen schreibe, baue ich parallel an einem neuen Winterbike. Damit will ich nicht nur ein paar Beach Races im tiefen Sand bestreiten, sondern auf besagten 50-Millimeter-Reifen auch den Wald unsicher machen. Ihr merkt also, dass ich ein Fan dieser breiten Reifen bin. Fun Fact: Den G-One RX bin ich vor etwa anderthalb Jahren erstmals gefahren. Da seht ihr mal, wie viel Zeit von der Idee über die Testfahrten bis zum Marktstart vergeht.
Und jetzt zum Abschluss dieser Kolumne und des Jahres noch schnell etwas Werbung in eigener Sache: Ende Januar 2025 ist es endlich so weit. Dann zeigen wir den Film zu meiner European Connect Tour in einem Kölner Kino. Inklusive Aftershow-Party im Kölner Store von Rose Bikes. Also haltet euch den 31. Januar schonmal frei.
Jetzt wünsche ich euch aber vor allem mal eine paar frohe Weihnachtstage. Bleibt gesund und komm gut ins neue Jahr. Wir sehen uns dann im Januar in Köln.
Bis bald, euer Seb
Folge 8: We are Champions!
We are Champions! Ja, ich denke das kann man so sagen. Denn der deutsche Gravel-Sport hat wieder ein unfassbar gutes Jahr hingelegt. Gut, vielleicht abgesehen von Veranstaltungen wie dem Chaos-Rennen in Aachen. Aber mit Blick auf die deutschen Athletinnen und Athleten ging in der Saison 2024 so einiges. Wir durften zahlreiche Siege und Podestplatzierungen auf der internationalen Bühne erleben und feiern. Exemplarisch seien nur Rennen wie Unbound, Unbound XL, Atlas Mountain Race oder die UCI World Series genannt. Wahnsinn. Speziell die Breite an Athletinnen und Athleten in der Weltspitze kann sich sehen lassen. Für jede Disziplin und zu jeder Jahreszeit haben wir Fahrerinnen und Fahrer, die abliefern. Die Erfolge liegen also nicht nur auf den Schultern Einzelner.

Rosa Klöser, Sebastian Breuer, Paul Voß, Carolin Schiff und Co.: Die deutschen Gravelbike-Pros haben eine starke Saison 2024 hingelegt.
Den Auftakt machte gleich im Februar Langdistanz-Profi Ulrich Bartholmös beim Atlas Mountain Race in Marokko. Bei einem der härtesten Rennen der Welt belegte er den zweiten Platz. Kurz darauf folgten in Ulrichs Wahlheimat Girona die großen Auftritte von Caro Schiff und Frederik Raßmann. Auch wenn Fred der größte Erfolg seiner noch jungen Karriere wenige Stunden nach dem Finale von "The Traka" wieder aberkannt wurde, lies er doch sein enormes Potential durchschimmern. Im Juni haben wir dann als "Team Deutschland" in den USA bei der inoffiziellen Gravel-Weltmeisterschaft so richtig aufgeräumt. Mit Svenja Betz, Rosa Klöser und mir konnten wir drei der vier wichtigen Distanzen bei Unbound gewinnen. Starke Platzierungen von Athletinnen und Athleten wie Luis Neff, Jade Treffeisen oder Christian Kreuchler bei etlichen UCI-Rennen untermauerten das erfolgreiche deutsche Frühjahr.
In der zweiten Saisonhälfte zündete dann auch Paul Voß den Turbo. Nach dem Sieg bei der Deutschen Meisterschaft zeigte er bei der Gravel-WM in Belgien eine sehr starke Leistung und war nur durch einen Defekt zu stoppen. Eine Woche später belohnte er sich mit dem vierten Platz bei der Gravel-EM in Italien. Dazu holte er in dieser Saison noch den zweiten Platz beim UCI-Rennen in Österreich und den Sieg beim Gran Guanche auf den Kanaren. Ganz nebenbei fungierte er noch als Co-Organisator des Red Bull Aufsatteln in Bremen, dem ersten Kurzdistanz-Gravel-Rennen von Red Bull in Deutschland.

Paul Voß setzte beim UCI-Rennen am Wörthersee ein erstes Ausrufezeichen.
BDR: Es muss endlich etwas passieren!
Ich glaube diese Zeilen zeigen eindrucksvoll, wie erfolgreich wir 2024 als Nation im Gravel-Sport unterwegs waren. Und was heißt das jetzt? Nichts! Es wird auch weiterhin keine Förderung seitens des BDR (Bin Deutscher Radfahrer) geben. Es existiert zwar ein BDR-Gremium für diese Sportart, zur Verbesserung des Sports hat es aber noch nicht beigetragen. Zumindest nicht so, dass es hier angekommen wäre. Korrigiert und verbessert mich, wenn ich etwas übersehen habe. Aber hier muss endlich etwas passieren!
Bei der Gravel-WM waren auch in diesem Jahr alle deutschen Athletinnen und Athleten auf sich gestellt. Nur vereinzelt profitierten sie vom professionellen Umfeld ihrer Teams. Andere Nationen gehen hier strukturierter vor. So merkt man der italienischen Mannschaft einen Zusammenhalt an. Dort fährt man als Team Italien mit einem großen, azurblau lackierten Bus vor und präsentiert sich als Nationalmannschaft. Die Niederlande haben mit Laurens Ten Dam gar einen eigenen Nationalcoach. Der ist dann auch direkt mal in Aktion getreten und hat aus einem wilden Haufen von Top-Favoriten ein Sieger-Team gebaut. Ergebnis: WM-Titel für Marianne Vos und Mathieu van der Poel. Hier haben wir als Deutsches Team noch viel Arbeit vor uns. Doch klar ist: An starken Fahrerinnen und Fahrern mangelt es uns nicht. Vielleicht organisieren wir uns einfach selbst und nehmen diese Aufgabe selbst in die Hand, wenn wir nicht auf die Hilfe seitens des Verbands bauen können.

Team Niederlande gab bei der Gravelbike-WM in Belgien ganz klar den Ton an. Und zwar nicht nur farblich.
Willkommen im Wechsel-Karussell
Und ansonsten? Wie geht es im nächsten Jahr weiter? Das Wechsel-Karussell dreht sich. Teams wie Rose Racing Circle verstärken sich und werden immer professioneller. Canyon Collective stellt Caro Schiff neue Athletinnen wie Rosa Klöser zur Seite. Und auch sonst kommen immer mehr Top-Athletinnen und Athleten aus anderen Disziplinen zum Gravelbike. So wie die Mountainbiker Lukas Baum und Georg Egger von Speed Company, einige KT-Fahrer oder auch ehemalige Ironman-Weltmeister wie mein Kumpel Sebi Kienle lassen sich nicht lumpen.

Von Rose zu Canyon: Rosa Klöser (links) fährt im kommenden Jahr gemeinsam mit Carolin Schiff für Canyon Collective.
Auch abseits des Rennfahrens sprießen Gravel-Events aus dem Boden. Das Gravel Camp Erzgebirge von Tobi Woggon oder das Matschfuss von Hannes und Lasse Popken in Kiel sind nur zwei Beispiele, bei denen ich in diesem Jahr selbst dabei war. Wer mehr Laktat im Blut will und eher auf den ganz kurzen Distanzen unterwegs ist, findet garantiert am Red Bull Aufsatteln Gefallen. Auch hier war ich im 2er-Team mit Sebastian Kienle am Start. FOMO pur, wenn ich ans kommende Jahr denke.
Also Leute, geht raus und erlebt unseren wunderbaren Sport mit all seinen Facetten. Vielleicht nehmt ihr die Aussicht auf die Rennen und Events im kommenden Jahr als Motivation, um jetzt in der dunklen Jahreszeit die Grundlage für eine gelungene Saison zu schaffen. Denn 2025 wird sicherlich wieder genau so spannend, emotional und schön wie 2024. Ich freue mich schon jetzt.
Wir sehen uns, Gravel-Deutschland!
Bis bald, euer Seb
Folge 7: Gravelbike-WM und Sponsorentermine
Es hat mal wieder etwas länger gedauert, bis es von mir ein neues Lebenszeichen gibt. Was waren das für verrückte Wochen in den vergangenen Monaten nach der Zielankunft meines Projekts "European Connect Trail" in Portugal. In den ersten Tagen habe ich etwas die Seele baumeln lassen, bevor ich mich so richtig in neue Projekte und meine Arbeit bei Schwalbe gestürzt habe. Ein Höhepunkt war dabei mein Job bei der Gravelbike-Weltmeisterschaft. Doch dazu später mehr.

Zuvor möchte ich über ein Thema sprechen, welches mir in letzter Zeit besonders deutlich vor Augen geführt wurde. Der Herbst ist traditionell die Zeit der Sponsorengespräche und Projektplanungen für das kommende Jahr. Und noch nie war der Markt so hart umkämpft wie jetzt. Verhandlungen sind nie ein schönes Gesprächsthema. Besonders unangenehm sind sie natürlich, wenn man ein schlechtes Jahr hatte. Das kann ich von meiner Saison 2024 allerdings wahrlich nicht behaupten. Trotzdem: Es gibt schönere Termine als Sponsorengespräche. Der große Kuchen ist also hart umkämpft und in der Fahrradindustrie herrscht mehr Kater- als Partystimmung. Als Sieger des Unbound XL und mit meinem „European Connect Trail“ habe ich ein paar gute Argumente in der Hand. Aber es gibt halt auch immer den einen Influencer mit ein paar Followern mehr. Kann und will ich als Sportler versuchen hier mitzuhalten? Geht das überhaupt? Sicher, Social Media gehört dazu und ehrlich gesagt macht es mir auch wirklich Spaß. Aber Sport und Content gleichzeitig auf einem professionellen Level wird halt einfach schwierig. Sollten Firmen wie beispielsweise Lidl bei der Deutschland Tour ihren Fokus so sehr auf den Influencer-Klamauk um die hier oftmals immer gleichen Gesichter setzen, um dabei Zehntausende Euro zu verbrennen? Oder sollten sie das Geld lieber für echte Nachwuchsförderung einsetzen? Aufmerksamkeit für die jeweilige Brand und den Sport bekommt man ganz einfach mit solchen Aktionen. Aber ist das auch nachhaltig genug?
"Leistungssport muss wieder attraktiver und lohnender werden!"
Diese und viele weitere Fragen beschäftigen mich derzeit tagein, tagaus. Die richtige Antwort wird schwierig zu finden sein, das Thema hat zu viele Facetten. Ich möchte mit meinem Text auch niemanden angreifen, vielmehr möchte ich zum Nachdenken anregen. Speziell in Deutschland sind sportliche Leistungen immer weniger wert. Auf der anderen Seite will jeder von uns bei Olympischen Spielen oder der nächsten WM eine deutsche Medaille bejubeln. Ich glaube wir können alle einen Teil dazu beitragen, dass die Schere in Zukunft nicht weiter auseinander geht. Leistungssport muss wieder attraktiver und lohnender werden! Nur so können wir auch in Zukunft an den Rennstrecken oder Stadien dieser Welt, und ganz speziell in Deutschland, stehen und den Athlet:innen zujubeln. Wenn diese dann noch eine gute Coverage auf ihren Kanälen bieten, umso besser. Aber es gibt auch die Menschen, denen Selbstdarstellung und Selbstvermarktung schwerfällt. Ich selbst habe für die kommenden Jahre viele Ideen und Projekte im Kopf. Und ich bin froh, dass meine engen Partner und Sponsoren auch kommendes Jahr an Bord sind.

Bei der Gravelbike-WM in Belgien war Sebastian Breuer am Streckenrand im Einsatz. Nebenbei hat er für das Wochenende zudem den Instagram-Account des GRAVELBIKE Magazins gekapert.
Aber kommen wir zurück zum Sportlichen. Und damit zur Gravelbike-WM in Belgien. Kurz gesagt: Die Belgier haben die Hütte abgerissen. Was für ein Fest! Dieses Land atmet Radsport. Sicherlich hätte man noch mehr gefeiert, hätte auch eine Belgierin oder ein Belgier gewonnen. Aber den Plan haben die Freunde aus Holland ordentlich durchkreuzt. Mit Marianne Vos und Mathieu van der Poel haben zwei bekannte Straßenprofis aus den Niederlanden die Titel geholt. Für uns Deutsche bleibt Platz 5 im Frauenrennen durch Romy Kasper und ein bitterer Reifenschaden für Paul Voß. Wer das Rennen verfolgt hat weiß, wie stark Paul unterwegs war. Das sind die richtig harten Momente für einen Sportler. Aber die nächste Chance bietet sich schon bald. Kommendes Wochenende fahre ich zusammen mit Paul zur Gravelbike-Europameisterschaft nach Italien. Wie schon bei der WM werde ich mir in den Tagen zuvor die Strecke ganz genau anschauen, um dann zusammen mit Paul und den weiteren Schwalbe Athletinnen und Athleten die richtige Reifenwahl zu treffen. Da gehen die verschiedenen Setups immer stark auseinander. Aber so wie immer sind nun die Karten neu gemischt und es verspricht spannende Rennen in Italien zu geben. Dann mit deutlich mehr Höhenmetern als vergangene Woche in Belgien. Ich halte euch gerne auf dem Instagram-Account vom @gravelbike.mag wieder auf dem Laufenden. Der Insta-Takeover bei der WM hat mir nämlich viel Spaß gemacht.
Übrigens, meine eigene Rennsaison habe ich nach dem European Connect Trail Projekt beendet und genieße derzeit die Rennen auch einfach mal vom Streckenrand. Viel Arbeit gibt’s trotzdem. Für den kommenden Dezember haben wir den Start zum Film-Projekt auf Youtube angesetzt. Dann mit einer kleinen, aber feinen Neuerung. Bleibt gespannt. Hier wird es sicher alles, nur nicht langweilig.
Rastlose Grüße an euch alle, Seb
Folge 6: European Connect Trail
Oha. Jetzt ist es schon wieder ganz schön lange her, dass ich hier ein Lebenszeichen von mir gegeben habe. Das letzte Mal ging es um meinen Sieg beim Unbound XL. Heute erzähle ich euch von meinem bisher größten Abenteuer. Meiner Tour quer durch Europa, von Norwegen nach Portugal. Der Name: "European Connect Trail".

Auf endlosen Schotterpisten ging es auf dem Gravelbike durch Nordeuropa.
Ich bin ehrlich, mein Projekt hat sich mittendrin komplett verändert. Begonnen hat es eigentlich als Rekordversuch auf dem European Divide Trail. Den hält aktuell Angus Young, der die 7600 Kilometer lange Strecke in 32 Tagen absolviert hat. Und nein, es ist nicht der Gitarrist von AC/DC. Allerdings musste ich schnell feststellen, dass die Originalroute an manchen Stellen kaum fahrbar war. Schon am ersten Abend musste ich zwei Stunden mit dem Rad auf den Schultern durch einen kniehohen Sumpf waten. Das war nicht mein Ansatz. Deshalb habe ich nach einigen Tagen meine komplett eigene Route gebaut. Ich wollte ein Abenteuer-Projekt erschaffen, ganz nach meinem Geschmack und mit meiner Handschrift.

Einmal quer durch Europa führt die Strecke des European Connect Trail.
Alles wird anders
Der European Connect Trail war geboren. Was mich dabei besonders begeistert ist das Privileg, dass wir in Europa keine Passkontrollen haben. Wir können frei reisen. Wir können neue Landschaften, Länder und Menschen kennenlernen.
Während meiner spontanen Routenänderung wurde mir noch einmal klar, dass ich während meiner Reise von Norwegen nach Portugal viele Menschen kennenlernen, inspirieren und miteinander verbinden möchte. Ich möchte nicht durch eine Selfsupport-Regel das wohl größte Abenteuer meines Lebens nur so halb genießen können. Ich möchte abends meine Erlebnisse mit anderen Menschen teilen. Etwa mit meinem Freund und Videografen Loris oder den Airbnb-Gastgebern. Ich möchte mein Abenteuer den Menschen über meine Social-Media-Kanäle nahbar und greifbar machen.

Die Gastfreundschaft der Menschen entlang der Tour war einer der Höhepunkte.
Am 12.07. klingelt der Wecker früh, es geht los. Dunkel ist es nicht. Dort oben geht die Sonne im Sommer nie unter. In Grense Jakobselv, einen Steinwurf neben der russischen Grenze, erklingt das Startgeräusch auf meinem Garmin. Auf geht’s. 7500 Kilometer auf nach Portugal.
Rentierzauber und Mückenplage
Skandinavien weiß von Sekunde eins an zu überzeugen. Norwegen, Finnland, Schweden und Dänemark verzaubern mich mit vielen Rentieren, grenzenloser Gastfreundschaft und der schönsten Landschaft zum Graveln. Anfangs sind neben Loris, der mich die ganze Tour für den Content begleitet hat, auch noch Paul und Pierre von Rose Bikes dabei. Dieses Erlebnis mit ihnen teilen zu können, verleiht allem den letzten Feinschliff. Abzug in der B-Note gibt es nur aufgrund der Mücken. Eine echte Plage, diese Biester. Die Königsetappe wartet dann direkt am dritten Tag mit 388 Kilometern. Was für ein Tag direkt zu Beginn dieses Abenteurers.

Klare Sache: Die Pausen gehören zur Tour über den Kontinent dazu. Speziell, wenn im heißen Süden etwas Schatten winkt.
Irgendwann geht es auf dem Weg quer durch Europa auch durch Deutschland. Die Fahrt durch mein Heimatland ist geprägt von vielen Mitfahrerinnen und Mitfahrern, von Zimtschnecken und Kaffee im Wald und von der Pizza beim Rose Store in Köln. Außerdem freue ich mich natürlich über das Wiedersehen mit Freunden und Familie. Ein emotionaler Höhepunkt pünktlich zur Halbzeit unserer Tour. Vielen Dank euch allen, das bedeutet mich sehr viel. In Kiel nehmen wir sogar nach einem spontanen Outdoor-Cooking direkt am Hafen mit Hannes und Lasse vom Plattfuß Podcast eine Episode auf. Die Folge findet ihr hier.
Heißes Finale
Der Süden von Europa wird es dann bergig und heiß. Wenig überraschend für den Hochsommer. An manchen Tagen fällt das Thermometer nie unter 44 Grad. Da muss man dann schon gut aufpassen. Aber auch das kann uns nicht stoppen.
Nach genau 30 Tagen, 12 Stunden und 55 Minuten erreiche ich mein Ziel am Cabo Sao Vicente. Meine Frau Christina wiederzusehen und mit Loris den vergangenen Monat bei einer Pizza zu feiern, wird mir wohl für immer im Kopf bleiben.

Geschafft: Sebastian Breuer am Ziel der Tour in Portugal.
Während dieser Reise habe ich zehn Länder besucht, neun Grenzen überquert, insgesamt 7491 Kilometer mit rund 70 000 Höhenmetern bewältigt. Ich bin dankbar für diese Möglichkeit und kann im Nachgang sagen, dass alles so funktioniert hat, wie es sollte und es ein prägendes, mich sogar veränderndes Projekt war. Übrigens: Kurz vor dem Start habe ich noch zu meinem Kumpel Paul gesagt, dass ich meine Steckachsen die nächsten 30 Tage gerne nicht ausbauen würde. Das hat gut geklappt. Ich hatte nicht einen Platten oder Defekt am Rad. Die richtige Materialwahl hat sich also voll und ganz bewährt.
Wer sich meine Route anschauen oder gar nachfahren möchte, kann das gerne bei Komoot machen.
Vielen Dank an alle Unterstützer, Sponsoren, Partner, Familie und Freunde. Ohne euch wäre das nicht möglich gewesen.
Bis bald, euer Seb
Folge 5: Die große Unbound-Rückschau
Ein paar Tage sind ins Land gezogen, seit dem letzten Eintrag in meiner GRAVELBIKE-Kolumne. Und was für Tage das waren. Wow! Nach meinem Sieg beim Unbound XL habe ich die Tage einfach mal richtig genossen. Doch bevor ich euch mehr zu meinem Rennen erzähle, möchte ich erstmal auf die gesamte USA-Reise zurückblicken. Seid ihr bereit? Hier kommt meine Nachlese zum Unbound 2024.

Ziemlich oft 5 Meilen galt es in Kansas zu absolvieren.
Starten wir mit einem kurzen Disclaimer: Falls ihr schwache Nerven habt, solltet ihr nicht mit einer amerikanischen Airline reisen. Es ist einfach Chaos pur. Wir haben es zwar alle zum Start nach Emporia und anschließend wieder nach Hause geschafft. Aber die Reise war sehr mühsam und stressig. Und günstig ist der Spaß ja auch nicht gerade.
Schlammkur mit Paul Voß
Doch wie gesagt, wir sind alle angekommen. Vor Ort lag mein Fokus während der ersten Tage voll auf der Besichtigung der Strecke. Dabei war ich in bester Gesellschaft, denn ein gewisser Paul Voß war mit mir unterwegs. Er war es auch, der unseren Jeep während der Streckenbesichtigung wieder aus dem tiefen Matsch manövriert bekommen hat. Womit wir schon bei den krassen Herausforderungen des Unbounds sind. Denn kurz vor unserem Strecken-Check hatte es geregnet. Und das bedeutet in Kansas vor allem eins: Es gibt Peanut Butter Mud. Zu Deutsch Erdnussbuttermatsch. Das Zeug wirkt wie Kleber. Der Matsch setzt sich überall fest und du wirst ihn nicht mehr los. Und ohne Pauls Fahrkünste hätte ich der Mietwagenfirma eine gute Ausrede präsentieren müssen, warum der Jeep irgendwo im Nirgendwo tief eingesunken und für ewige Zeit verloren ist.

Flint stones: Die spitzen Steine brachten manche Sportlerinnen und Sportler zum Wechsel auf MTB-Reifen.
Aber nicht nur der Matsch war heftig. Alle zwei Jahre wechselt die Route beim Unbound von Süd auf Nord. So gab es für mich im dritten Jahr also erstmals die Nordroute. Das bedeutet: deutlich mehr Höhenmeter, technischere Abschnitte und vor allem sehr scharfe Steine, die sogenannten flint stones. Diese kleinen Steine reißen dir ohne Vorwarnung die Seitenwand vom Reifen auf. Und zwar nicht nur am Fahrrad. In der Woche vor dem Unbound-Start gab es alleine in meinem näheren Umfeld fünf von den Steinen aufgeschlitzte Autoreifen. "Serious shit", wie der Amerikaner sagen würde. Ihr könnt euch vorstellen, dass dieses Thema mir ordentlich Kopfzerbrechen bereitet hat. Plötzlich wollten viele Athleten auf Mountainbike-Reifen wechseln. Jasper Oeckeloen von der Dutch Mafia hat sich gar spontan sein Mountainbike per Express schicken lassen.
Winterreifen für den Sommer in Kansas
Insgesamt hatte ich 16 Athleten, um die ich mich gekümmert habe. Dazu kamen weitere Sportler, die nach meiner Einschätzung zu Reifenwahl und Luftdruck gefragt haben. Und jetzt kommt die Kontroverse: Final habe ich mich bei manchen Athleten und auch bei meinem eigenen Setup für die Winterversion des Schwalbe Overland in 45 oder 50 mm Breite entschieden, also den Overland 365. Gefüllt mit rund 140 ml Milch pro Reifen, dazu mit Luftdruck im eher oberen Bereich der Range, um Durchschläge zu vermeiden. Von meinen Athleten ist niemand auf MTB-Reifen gefahren. Insgesamt hat man im Rennen aber sehr viele dieser Reifen gesehen. Gegen den Matsch haben Paul und ich unsere Räder übrigens mit einem speziellen Teflon-Spray aus der Küchenabteilung eingesprüht. Bremsen und Bremsscheiben haben wir aber natürlich ausgelassen.
Zusammengefasst kann ich sagen, dass ich noch nie so viel Arbeit mit einer Rennvorbereitung hatte, wie dieses Jahr in Emporia. Wirklich jeder Athlet hat versucht, den letzten kleinen Vorteil zu finden. Psycho-Spielchen bei Instagram inklusive.
Im Rennen selbst hat sich die Reifenwahl dann im Großen und Ganzen als richtig herausgestellt. Das bedeutet natürlich nicht, dass alle pannenfrei durchgekommen sind. Es gab Cuts, es gab Durchschläge, es gab zerstörte Felgen. Ein Radrennen unter diesen besonderen Umständen ist und bleibt eine Gratwanderung. Aber wir haben das Beste draus gemacht und mit Carolin Schiff auf Platz sechs und Sebastian Schönberger auf Platz neun im Unbound 200 passable Ergebnisse erzielt.
Klar, als Liaison Manager war ich mit den Siegen von Carolin Schiff und Ivar Slik in den vergangenen beiden Jahren ziemlich verwöhnt. Aber die Erinnerung daran bringt mir nur noch mehr Motivation für das kommende Jahr. Denn wir kommen wieder. Und wir greifen wieder an. Welche Athleten ich dabei besonders im Blick habe, können sich ein paar von euch vielleicht schon denken. Kleiner Tipp: Einer von ihnen ist ein ziemlich guter Jeep-Pilot.
Der perfekte Tag mit 1030 Watt
Jetzt aber zu meinem Rennen: Ich habe die 560 Kilometer lange XL-Version des Unbound gewonnen. Endlich! Ich könnte mein Rennen rund um Emporia nun ausführlich zusammenfassen. Doch das Wichtigste ist schon gesagt. Es war einfach der perfekte Tag, an dem alles zusammengelaufen ist. Und es war alles dabei. Ich habe mein Fahrrad eine Stunde lang durch den Matsch getragen. Es gab heikle Situationen in technischen Abfahrten. Es gab schier endlos lange Vollgas-Passagen. Und es gab immer wieder kurze, steile Anstiege. Vor allem aber gab es einen Sprint um den Sieg. Meine Spitzenleistung nach 20:05 Stunden: 1030 Watt. Und dann war da einfach nur noch dieses tolle Gefühl. Eine Mischung aus Genugtuung und Glück. Übrigens: Ich selbst hatte bei meinem Rose Backroad FF den Overland 365 in 45 mm montiert.

Ganz oben: Sebastian Breuer bei der Siegerehrung des Unbound XL.
Zum Abschluss dieser Folge möchte ich mich bei allen Beteiligten für eine tolle Zeit in Emporia bedanken. Wenn du dir das Haus mit sieben Menschen, acht Kaffeemühlen und neun verschiedenen Sorten Kaffee teilst, muss die Stimmung einfach gut sein. Das ist sicherlich auch ein entscheidender Anteil am Erfolg: ein guter Flow. In diesem Sinne: Bis nächstes Jahr, Emporia!
Ach ja, falls ihr euch jetzt fragt, ob ich meinen Sieg beim Unbound XL im kommenden Jahr verteidigen werde: Nein, werde ich nicht.
Und last but not least noch ein wenig Eigenwerbung: Mein neuer Adventure Coffee war in Kansas natürlich auch dabei. Mehr dazu erfahrt ihr auf meiner neuen Website: sebastianbreuer.de
Bis bald, euer Seb
Folge 4: Unbound Gravel – Match fun in Kansas
Während ich diese Zeilen schreibe, befinde ich mich nicht nur mitten in den USA. Ich bin auch mitten in einer der wichtigsten Wochen des Gravelbike-Kalenders. Denn am Wochenende steigt hier in Kansas das Unbound Gravel. Zum dritten Mal in Folge unterstütze ich hier unsere Schwalbe Pro Athleten bei dem Unbound 200. Wobei die 200 für die 200 Meilen des Rennens stehen, umgerechnet also etwa 320 Kilometer. Und wenn ich meine Arbeit getan habe, darf ich selbst aufs Rad springen. Am Freitagnachmittag starte ich in die 560 Kilometer lange XL-Variante des Unbound. Statt Urlaub mit Bier und BBQ im US-Style geht es hier also um Arbeit und Race-Action. Den Urlaub brauche ich dann wahrscheinlich im Anschluss.

Schotter ohne Ende: Der Blick auf eine der berühmten Schotterpisten von Kansas.
Mit dem legendären Gravelrennen verbinde ich ganz besondere Erfolgsgeschichten. Im ersten Jahr meiner Teilnahme als Liaison Manager von Schwalbe hat Ivar Slick das Rennen über die 320 Kilometer gewonnen. Vergangenes Jahr krönte sich Caro Schiff mit ihrem Sieg zur Königin des Gravel-Sports. Und was dürfen wir für 2024 erwarten? Überhaupt: Sollte man nicht aufhören, wenn es am schönsten ist? Das stimmt wahrscheinlich, aber das Unbound hat jedes Jahr neue, extreme und gefühlsgeladene Geschichten zu erzählen. Dieses Jahr steht die Nord-Route an, ein für mich bis jetzt unbekanntes Gebiet. Also alles auf null, alles von vorne. Jeder "Stein" wird sprichwörtlich nochmal neu umgedreht. Und davon gibt es rund um Emporia bekanntlich sehr viele.
Blick auf den doppelten Unbound-Sieg
Um alles gut zu planen und mir Gedanken zu den passenden Reifen zu machen, bin ich in diesem Jahr besonders früh angereist. Mein Ziel: Der doppelte Unbound-Sieg. Dabei habe ich meine persönlichen Favoriten für dieses Rennen im Kopf. Und natürlich fahren einige von ihnen unter der Schwalbe-Flagge. So wie Paul Voß, Caro Schiff, Petr Vakoc und Jasper Oeckeloen. Aber auch Formel-1-Pilot und Gravelbike-Fan Valtteri Bottas braucht Reifen. Nur das seine Boxen-Crew diesmal eben nur aus einem Mann besteht.

Strecken-Check: Ob es an dieser Tankstelle während des Unbound eine kalte Cola gibt?
Das ich selbst das Unbound XL gewinnen will, ist inzwischen sicher auch kein Geheimnis mehr. Wie bekomme ich also beides unter einen Hut? Im Grunde ist das simpel. Ich habe die Tage vor dem Rennen genug Zeit, um mich mit dem Kurs und der Wahl des entsprechenden Reifen-Setups zu beschäftigen. Das bedeutet, dass ich mir jeden Meter der Strecke anschaue, mit den Athleten spreche und zum Beispiel viel Zeit mit Paul verbringe. Denn das, was für mein Rennen in Frage kommt, ist ohne Zweifel auch der richtige Reifen für das kürzere Rennen über die 320 Kilometer. Zwei Fliegen mit einer Klappe also.
Ein Tornado zur Begrüßung
Dabei wage ich jetzt schon zu prophezeien: Das Unbound 2024 wird wieder irre. Speziell mit Blick auf die neue Strecke machen sich viele Menschen hier viele Gedanken. Zum Beispiel, weil sie für die vermeintlich krassen Abfahrten breitere Reifen wollen. In meinen Augen wird aber viel eher der Matsch ein Problem. Schon bei meiner Ankunft wurde ich abends von einem Tornado begrüßt. Am Tag danach bin ich mal auf die Strecke. Du fährst fünf Meter im Matsch, dann geht nichts mehr. Der Matsch klebt so extrem an den Reifen, du kannst das Rad nicht mal mehr schieben.

Gegen den wie Erdnussbutter an den Reifen klebenden Matsch haben Bike und Biker keine Chance.
Jetzt ist es Hoffen und Bangen, dass es entweder richtig regnet, damit der Matsch flüssig wird und nicht so klebt. Oder dass es trocken wird. Allerdings ist für die kommenden Tage Regen angesagt. Paul und ich sind einen großen Teil der Strecke in einem Jeep abgefahren. Selbst damit wären wir fast im Matsch stecken geblieben. Das ist völlig irre.

Selbst der Jeep kam beim Strecken-Check an seine Grenzen.
Harte Anforderungen an Mensch und Material
Die Strecke selbst scheint in diesem Jahr etwas technischer zu sein. Der Schotter wirkt gröber und es gibt deutlich mehr Höhenmeter. Das allein sind bereits einige Anforderungen an die Reifen, vom Wetter mal ganz abgesehen. Die persönlichen Präferenzen der jeweiligen Athleten sind aber auch ein entscheidender Faktor. Paul beispielsweise ist nicht Petr, Petr ist nicht Ivar und Ivar ist sowieso ganz anders. Sprich: Jeder Athlet fährt sein Rad anders. Darauf sollte das Setup aus Reifen, Dichtmilch, Luftdruck, und Felge abgestimmt sein. Mit Paul habe ich speziell hierfür schon früh im Jahr getestet. Dieses Projekt hat bei uns beiden einen sehr hohen Stellenwert und nun kommt diese Arbeit zu seinem vorläufigen Höhepunkt. An der Stelle bin ich dann auch parteilich. Meine Daumen sind für ihn gedrückt.

Welches Gummi darf es denn sein? Sebastian Breuer muss die Entscheidung für sich und seine Athleten treffen.
Und mein Rennen? Wie schon gesagt, ist das Unbound XL rund 240 Kilometer länger als das Unbound 200. Es ist ein völlig anderes Rennen. Aber es ist ganz bestimmt nicht weniger anspruchsvoll. Auch hier ist das Niveau in den vergangenen zwei Jahres extrem nach oben gegangen. Der Startschuss fällt wieder auf Freitag um 15:00 Uhr. So richtig startet das Rennen aber erst tief in der Nacht. So gegen 3:00 Uhr, wenn alle leiden und kämpfen. Dann zeigt sich, wer leidensfähiger ist, wer stärker ist, wer die besseren Entscheidungen trifft. Denn nur dann hast du die Chance, das Rennen nach rund 22 bis 23 Stunden zu gewinnen.
Unbound 2024: Ich bin bereit. Bereit für Jahr Nummer drei in Folge!
Bis bald, euer Seb
Folge 3: The Traka – Vorschau auf das große Rennen
Girona is calling. Das klingt nach guten Cafés, Restaurants und spanischer Siesta im Anschluss an die genussvolle Gravel-Tour. Schön wäre es! Denn die Tage rund um das Gravelbike-Rennen "The Traka" sind zwar mit die schönsten und spannendsten des ganzen Jahres. Aber auch wenn es ein echtes Highlight ist, bedeutet es trotzdem super viel Stress.
Innerhalb kürzester Zeit hat sich das Event in Girona zum wichtigsten Gravelbike-Rennen in Europa entwickelt. Weltweit zählt es neben dem Unbound Gravel in den USA und der Gravelbike-WM zu den Top drei. Und dabei wird es in diesem Jahr erst zum vierten Mal ausgetragen.
Premiere über 560 Kilometer
Dieses Jahr wird es zum ersten Mal, sicher auch angelehnt an das lange Unbound XL, ein Rennen über 560 Kilometer mit rund 10000 Höhenmetern geben. Auf dieses "The Traka Adventure" bereite ich mich als Athlet als mein erstes Highlight der Saison 2024 vor. Das wird auch ein krasses Brett. Denn zum einen kann das Wetter auch in Spanien unberechenbar sein. Und zum anderen wird es eine echte Meisterleitung, die Verpflegung während des Rennens zu organisieren. Anders als die restlichen Distanzen über 360, 200, 100 und 50 Kilometer, findet die 560er-Variante im Self-Supported-Modus statt. Die Verpflegung von außerhalb über Dritte ist also untersagt, ich muss alles selbst organisieren. Es ist ein bisschen wie in den wilden Anfängen der Tour de France vor rund 120 Jahren. Nur halt mit Garmin und Smartphone. Stay rare baby!

Sebastian Breuer im Einsatz auf seinem Rose Backroad FF.
Auch in meinem Beruf als Liaisonmanager mache ich mir rund um das Rennen viele Gedanken. Durch einen feuchten Winter und veränderte Strecken wird das Traka auf allen Distanzen deutlich anspruchsvoller, was den Untergrund angeht. Meine Empfehlung: Breite Reifen mit genügend Grip aufziehen und genug Dichtmilch einfüllen. Heißt konkret: Eher 45 Millimeter breite Pneus und mindestens 90 Milliliter Dichtmilch pro Reifen. Anders als etwa beim ersten UCI-Rennen des Jahres in Österreich werden wir hier sicherlich keine Fahrer mit Straßenbereifung sehen.
Titelverteidiger als Favoriten
Während ich schon am Mittwoch in mein 560-Kilometer-Rennen starte, sind die meisten "meiner" Schwalbe-Athleten erst am Samstag an der Reihe. Sie fahren das schnelle Rennen über 200 Kilometer. Wenn ich im Ziel bin, kann ich mich also etwas ausruhen, bevor ich ihnen dann helfen, möglichst gut zu performen. Meine Favoriten über die 200 Kilometer sind gleichzeitig auch die Vorjahressieger. Mit Paul Voß und Carolin Schiff stehen beide am Start. Auch wenn es ihnen dieses Jahr deutlich schwerer gemacht werden wird als vergangenes Jahr, zähle ich auf die beiden. Mein Joker ist wieder Ivar Slick, der das Rennen im Jahr 2022 gewinnen konnte. Übrigens: Sowohl Caro als auch Ivar haben nach dem Traka-Sieg das Double aus Traka und Unbound geholt.
Was sollten Teilnehmerinnen und Teilnehmer noch über das Rennen wissen? Sei auf alles eingestellt, vor allem auf den Wind. Der kann küstennah großen Einfluss nehmen und sehr unangenehm sein. Auch die Temperaturen sollten nicht unterschätzt werden. Wenn man morgens startet, wird’s sicher feucht und frisch sein, mittags warm bis heiß und abends wieder kühler. Pack also genug Klamotten ein. Die Verpflegungszonen sind super. Von süß bis herzhaft ist alles dabei, eine grandiose Auswahl mit Gefahr zum längeren Verweilen. Nur eben leider bei uns auf der 560er-Strecke nicht.
Nach dem letzten Renntag in Girona am Sonntag gönne ich mir dann endlich die Siesta. Wie es gelaufen ist, erfahrt ihr dann beim nächsten Mal.
Bis bald, euer Seb
Folge 2: Mit Rennradreifen beim Wörthersee Gravel Race
Die Gravel-Saison 2024 ist nun endlich da. Lasst die Spiele beginnen. Wenn ich diese Zeilen schreibe, befinden wir uns in der Woche nach Roubaix, nach dem Rennen der Gravel World Series am Wörtersee und dem Ironman 70.3 Oceanside USA. Kurz gesagt: Das war ein hartes Wochenende und vor allem eine stressige Woche davor.

Sebastian notiert die Luftdrücke der Fahrerinnen vom Team Canyon-Sram.
Strategiewechsel für die "Hölle des Nordens"
Speziell Roubaix und Wörtersee waren schon echt große Events bezüglich der Vorbereitung. Über Roubaix mit den Frauen von Canyon-Sram habe ich euch ja bereits in meinem letzten Beitrag berichtet. Im letzten Moment haben wir es geschafft, meinen eigentlichen Plan nochmal anzupassen. Wenn du in Roubaix nicht mindestens eine Woche regenfrei bist, musst du mit einem matschigen Rennen rechnen. Also switch von einem 34 Millimeter breiten Straßenreifen auf einen 35 Millimeter breiten Gravel-Reifen. Platz elf war jetzt nicht ganz das erhoffte Ergebnis, aber bei diesem Rennen gehört auch so viel Glück zum Erfolg. Ich freue mich bereits jetzt auf ein weiteres, nass-kaltes Testing kommenden Februar mit dem Team aus Koblenz.
Die Weltelite am Wörthersee
Und Gravel? Die gesammelte Weltelite hat sich zum schnellen Schotterfahren in Österreich am Wörtersee getroffen. Unter diesen vielen Weltklasse Athleten waren natürlich auch meine Boys & Girls: Paul (Voss), Caro (Schiff), Ivar (Schlick), Niki (Terpstra) und noch ein paar weitere. Wenn die schnellen Leute in solch einer Dichte aufeinandertreffen, liegen die Unterschiede zwischen Sieg und Niederlage sehr eng beisammen. Sprich: Du musst etwas wagen und auch etwas Risiko eingehen. Für mich gibt es hier wenig Athleten, die so offen sind wie Paul. Ich habe mir schon früh Gedanken zu diesem Rennen gemacht. Aber ich wusste, dass ich dieses Mal nicht vor Ort sein kann. Das macht meine Einschätzung natürlich ungleich schwieriger. Ich muss mich also auf den Austausch mit dem Athleten und auf sein Feedback verlassen können und muss es vor allem deuten können. Mit Paul kann ich das. So haben wir entschieden, dass er mit einem 38 Millimeter breiten Straßenreifen startet. Ergebnis: Platz zwei. Ich würde sagen, dass wir von einem durchaus erfolgreichen Saisonstart sprechen können für Paul. Das große Highlight kommt ja erst im Juni.

Hier lässt der Chef noch selber schrauben: Sebastian Breuer beim Bikeservice für Paul Voß.
Während die Jungs und Mädels also auf dem Planeten verteilt an Rennen teilgenommen haben, war ich damit beschäftigt, ein paar Wintersportler auf die Gravel-Saison vorzubereiten. Mit den Cyclocross-Fahrerinnen vom deutschen Team Heizomat um Judith Krahl war ich an zwei Tagen viele Kilometer im Wald rund um Nürnberg unterwegs. Luftdruck, Reifenwahl und ein paar allgemeine Gravel Skills standen auf der Tagesordnung. Ich bin gespannt, was rauskommt. Wie man ein Fahrrad bergab fährt, wissen sie aber auf jeden Fall. Die Technik, welche sie vom Cross mitbringen, wird das Level in den Downhills beim Gravel nochmals nach oben schrauben, da bin ich mir sicher. Generell ist es enorm, wie sich das Level in diesem Sport nochmals gesteigert hat im Vergleich zu den letzten Jahren. Viele Athleten arbeiten inzwischen an Stellschrauben, die bis vor kurzem noch nie ein Thema waren. Höhenzelte, Technik, Trainingslager und Co. haben Einzug in die Gravel-Welt gehalten. Es dürfte eine sehr interessante, wegweisende Saison werden.
Auch bei mir läufts gut. Kilometer um Kilometer kann ich mein Training und Planung für das große European Divide Projekt erledigen. Am Wochenende bin ich im Zweier-Team mit meinem Kumpel Sebastian Kienle (Ironman Hawaii Sieger 2014) beim ersten deutschen Gravel Event 2024 in Deutschland gestartet, dem RedBull Aufsatteln in Bremen. Weil es aber nur ein kurzes Format ist, bin ich von Köln aus mit dem Rad angereist. 320 Kilometer hin, 320 Kilometer zurück. Ein guter, fahrradfreundlicher Out-of-office-Friday. Am Ende landeten Seb und ich übrigens auf dem vierten Platz. Das Rennen war wohl zu kurz für uns. 😉
Bis bald, euer Seb
Folge 1: Von Steinen mit Köpfen und Felgen ohne Haken
Sind Veranstaltungen wie Strade Bianche und Paris-Roubaix noch Straßenrennen oder doch eher Gravel? Mit etlichen Offroad-Sektionen und Längen von 220 respektive 270 Kilometern könnte man schon fast von Gravel-Rennen sprechen. Was ist also am Ende noch der Unterschied? Was gibt es zu beachten, wenn es um die Wahl des Materials geht? Dieser Frage stelle ich mich Jahr für Jahr als Liaison Manager, damit die von mir betreuten Athleten mit dem bestmöglichen Reifen-Setup ins Rennen gehen. Das hört sich einfacher an als es ist. Schließlich ist es nicht alltäglich, dass die sonst auf 28-Millimeter-Reifen fahrenden Frauen eines WorldTour-Teams wie Canyon-Sram plötzlich mit deutlich breiterer Bereifung Rennen bestreiten sollen. Wo ist also der Sweetspot von Rollwiderstand, Aerodynamik und Komfort? Der Punkt der optimalen Performance, um eine der Frauen aufs Podium bei einem dieser Klassiker zu bringen? Um das herauszufinden, war ich Ende Februar zum Reifentest auf den Strecken von Flandern Rundfahrt und vor allem Paris-Roubaix unterwegs.

Unter Wasser: Mit dem Team Canyon-Sram war Sebastian beim Setup-Test auf den Pflastersteinen von Paris-Roubaix unterwegs.
Nach vier Testtagen waren die Bremsbeläge völlig runter und der Akku von meinem Luftdruckprüfer leer. Den härtesten Test musste aber meine Regenjacke bestehen. Es waren unfassbar nasse und kalte Tage im Norden Frankreichs. Doch diese Tage haben mich bei der Entscheidung für die am 7. April stattfindende Austragung von Paris-Roubaix Femmes erheblich weitergebracht. Und eine kalte Dusche in den legendären Duschkabinen von Roubaix ist auch noch rausgesprungen. Herrlich, dieser Job.
Während ich diese Zeilen schreibe, hat Lotte Kopecky gerade das Damenrennen der Strade Bianche gewonnen. Kasia Niewiadoma vom Team Canyon-Sram ist hervorragende Vierte geworden. Und zwar auf 28 und 30 Millimeter breiten Straßenreifen. Nur für den Fall, dass ihr euch dort mal beim Jedermann-Rennen an den Start stellen möchtet. Was wir für Paris-Roubaix aus dem Hut zaubern werden, um die Konkurrenz zu überraschen, erfahrt ihr dann beim nächsten Mal. Es bleibt also mehr als spannend.
Tubeless

Das Thema Tubeless ist gerade bei Gravelbike-Fans schwer beliebt.
Derzeit beschäftigt mich allerdings ein weiteres Thema im Berufsalltag: Tubeless ist in aller Munde. Und das völlig zu Unrecht nicht gerade mit positiven Meldungen. Mehrere Unfälle im Pro-Peloton werden derzeit auf die Reifentechnologie zurückgeführt. Im Internet gibt es wilde Diskussionen. Ich habe mir inzwischen viel von dem dort Geschriebenen durchgelesen und auch den ein oder andern Podcast dazu angehört. Es gibt sogar Behauptungen, Dichtmilch würde den Rollwiederstand des Reifens deutlich erhöhen. Solches und ähnliches Halbwissen kursiert überall. Ich möchte hier die Chance nutzen, euch etwas aufzuklären. Also? Was müsst ihr beachten, wenn ihr auf Tubeless umsteigen wollt? Erstmal Entwarnung: Dichtmilch erhöht den Rollwiederstand nicht. Daher macht es in dieser Hinsicht auch keinen Sinn, mit der Milch zu geizen. Das geringe Mehrgewicht sollte auch kein Argument sein. Ich selbst fülle etwa 60 Milliliter Ditchmilch in meine 28 Millimeter breiten Reifen. Bei langen Gravelbike-Rennen mit 45 Millimeter breiten Reifen gehe ich auch gerne mal auf über 100 Milliliter pro Reifen. Im Falle eines Defektes habe ich so genügend Flüssigkeit, um das Loch schnellstmöglich abzudichten.
Für mich als Ansprechpartner für die Top-Athleten in Bezug auf die Reifen steht Sicherheit immer an oberster Stelle. Ich möchte niemals in die Situation kommen, dass ein nach außen abspringender Reifen einen Sturz verursacht. Aus diesem Grund ist das wichtigste Bauteil bei der Tubeless-Technologie die Reifenwulst. Hier entscheidet sich, ob der Reifen in der Felge bleibt oder sich unter Druck ausdehnt und dann überspringt. Dieser Kern muss hochfest sein und darf sich nicht ausdehnen. Das ist in der Produktion am Ende teurer, bringt aber die benötigte Sicherheit. Eine Auswirkung auf die Geschwindigkeit hat das übrigens nicht. Es ist schlichtweg ein sicherheitsrelevantes Bauteil.
Hookless

Das neue Sub50 Limitless Aero Disc von Hunt Wheels ist ein Beispiel für ein Laufrad mit Hookless-Felge.
Und dann wäre da noch das Thema Hookless: Ja, nein oder doch vielleicht? Auch hier gilt es Aufklärungsarbeit zu leisten. Hookless, also Laufräder ohne Haken an der Felge, ist von Grund auf erstmal kein Problem, solange es richtig verwendet wird. Auch ich fahre teilweise Hookless. Dabei achte ich immer darauf, ausschließlich für Hookless freigegebene Reifen zu nutzen. Ein Reifen mit der Bezeichnung "Tube Type" sollte hier niemals verwendet werden. Der Kern ist nicht hochfest und somit schlichtweg zu weich, um vernünftig in der Felge zu sitzen. Hookless ist mit dem richtigen Reifen und dem richtigen Luftdruck bis maximal fünf Bar kein Problem. Meine Kollegen aus der Entwicklung bringen inzwischen mehr als 14 Jahre Erfahrung im Bereich Tubeless mit. Ich bin froh, dass wir immer wieder die Köpfe zusammenstecken, um neue Ideen umzusetzen. Ich bin selbst seit mehr als sechs Jahren auf Tubeless unterwegs und war, wie erwähnt, vergangene Woche auf dem Pflaster von Roubaix auf Hookless unterwegs. Es gibt also keinen Grund sich wegen Tubeless Sorgen zu machen, achtet nur immer auf die richtige Kombination.
Saisonplanung

Seb auf dem Bike: Auch für die neue Saison hat der Langstreckenfahrer sich wieder einiges vorgenommen.
Und was geht bei mir als Rennfahrer neben meinem Berufsalltag? Einiges! Ich habe mein Rennprogramm für 2024 endgültig beschlossen und werde mich dieses Jahr auf drei Rennen fokussieren. Los geht’s am 1. Mai bei The Traka Adventure in Girona. Dabei warten 560 Kilometer mit 10 000 Höhenmetern rund um Girona und Andorra auf mich und mein Gravelbike. Traka ist seit der ersten Ausgabe eines meiner absoluten Lieblingsrennen. Dieses Jahr ist es mit der neuen 560 Kilometer Distanz wie auf mich zu geschneidert. Weiter geht’s dann Anfang Juni in den USA beim Unbound XL. Nach dem DNF aus dem vergangenen Jahr gibt’s hier noch eine offene Rechnung. Wenn die Arbeitstage davor nicht zu stressig werden, sehe ich der ganzen Sache sehr positiv entgegen. Mit 500 Kilometern hat auch dieses Rennen wieder die perfekte Distanz für mich. Mein großes Highlight folgt dann im Juli. Lange hatte ich es im Kopf, dieses Jahr setze ich es um: Ich will die "Fastest Known Time" (FKT) auf dem European Divide Trail von Norwegen nach Portugal fahren. Sprich: Einen neuen Streckenrekord aufstellen. Was für ein Abenteuer, was für eine Herausforderung. Der aktuelle Rekord steht bei 32 Tagen, 20 Stunden und 6 Minuten. Damit noch etwas mehr Schärfe in die Sache kommt, habe ich mir selbst die 12/48 Stunden Ruhe Regel auferlegt. Das bedeutet, dass ich innerhalb von 48 Stunden mindestens 12 Stunden Ruhen muss. Das macht es mir schwerer, den Rekord zu brechen. Aber gleichzeitig ist es ein wichtiges Zeichen, weil wir in diesem Sport eine Regel, was den Schlafentzug angeht, einfach brauchen. Ohne Wenn und Aber.
Der European Divide Trail ist ein durchgehender 7800 Kilometer langer Trail von Norwegen nach Portugal, also eine Europa-Durchquerung. Eine unfassbare Vorstellung, die mich antreibt. Für mich ist es auch mehr ein European Combine als ein Divide. Der Begriff Divide kommt aus dem Amerikanischen von der legendären Tour Divide. Doch dieser Trail verbindet Europa und ist in der heutigen Zeit ein wichtiges Zeichen für Gemeinsamkeit. Ich kann es kaum abwarten. Und irgendwann werde ich im Schaukelstuhl sitzend davon meinen Enkelkindern berichten. Das habe ich mir fest vorgenommen.
Das als Update von mir. In den kommenden Wochen geht’s hier weiter mit all diesen Projekten und weiteren Insights.
Bis bald, euer Seb
Sebs Insights: Prolog
Hallo. Ich bin der Typ, der mit seinem Rad gerne durch Wüsten oder Schneestürme fährt. Der in 43 Stunden zum Sieg bei Badlands brettert. Und der bei minus sieben Grad mit einer Rettungsdecke an einer Tankstelle pennt, um beim Atlas Mountain Race auf Platz 3 zu landen. Die Erfahrungen, die ich als aktiver Radsportler in etlichen Stunden im Sattel sammle, gebe ich gerne weiter. Zum Beispiel in meinem Job als Liaison Manager in der Arbeit mit einigen der schnellsten Radsportler:innen der Welt.
Das Wort Liaison steht im Französischen für die Beziehung. Genau darum geht es in meinem Job. Ich bin praktisch für die Performance der bei Schwalbe unter Vertrag stehenden Profi-Athleten zuständig. Und zwar in den Disziplinen Road, Gravel und Triathlon sowie Cyclocross und Beachrace. Langweilig wird mir also schon mal nicht. In meiner Arbeit betreue und begleite ich Athleten wie Paul Voß auf dem Gravelbike, die mehrfache Ironman-Siegerin Anne Haug im Triathlon oder das Team Canyon-Sram im Bereich Rennrad. Einen richtigen Alltag kenne ich in diesem Job nicht. Jeder Tag bringt neue Aufgaben, Veränderungen oder Anforderungen. Ich bin bei Rennen dabei und versuche vor Ort zusammen mit den Athleten die richtige Reifenwahl zu treffen, um im Rennen das Bestmögliche rauszuholen. Wenn diese Athleten dann vielleicht sogar Weltmeister werden, den Ironman gewinnen oder eine Etappe der Tour de France für sich entscheiden, ist das ein schöner Nebeneffekt.
Ich bin aber auch selbst als Rennfahrer unterwegs. Mein bislang wohl größter Erfolg war der Badlands-Sieg im Jahr 2022. Die Erinnerung sorgt bei mir noch immer für Gänsehaut. Inzwischen bin ich auf die etwas längeren Rennen spezialisiert. So wie das Silk Road Mountain Race in Kirgisistan mit rund 1950 Kilometern. Klingt nach Abenteuer, ist es auch. Kürzere Distanzen kann ich aber auch, beispielsweise beim Coffee Ride zu meinem Lieblingscafé.

Sebastian Breuer im Einsatz beim Silk Road Mountain Race.
Auf die Reise rund um all meine Erlebnisse im Sport und Job möchte ich euch ab sofort in diesem Blog mitnehmen. Ich möchte von dem berichten, was die meisten von euch sonst wohl eher nicht sehen. Das, was hinter den berühmten Kulissen passiert. Etwa wie ich Kasia Niewiadoma auf die Gravel WM vorbereite. Woher die Idee kam, Paul Voß bei der Gravel-EM auf einen 38 Millimeter breiten Straßenreifen zu setzen. Warum es wenig sinnvoll ist, einen Reifen beim Zeitfahren so vollzupumpen, bis die Pumpe aufgibt. Auch wenn ich den Radsport noch aus der Zeit von Schlauchreifen und 12 Bar kenne.
Vor allem aber möchte ich euch mit meiner Kolumne dazu inspirieren, selbst rauszugehen und Abenteuer zu erleben. Dazu möchte ich euch ein paar hilfreiche Tricks verraten. Und zwar nicht nur was die Wahl der Reifen betrifft. Ich habe schon viele Ideen, aber ich bin auch gespannt auf eure Wünsche. Habt ihr Fragen oder Anregungen? Dann meldet euch gerne. Ich bin gespannt.
Bis bald, euer Seb