Geballte Gravelbike-Power zum Start in die neue Saison: Im Februar stellte Cannondale den Race-Graveller SuperX vor. Jetzt folgt mit dem neuen Cannondale Topstone Carbon der nächste Paukenschlag. Wir stellen euch den Allrounder aus den USA vor. Und wir konnten ihn im GRAVELBIKE Testcamp bereits ausgiebig testen.

Bereit für die Bikepacking-Tour: So waren wir mit dem neuen Cannondale Topstone Carbon 1 Lefty AXS unterwegs.
Wo positioniert Cannondale das Topstone?
Das Topstone ist Cannondales Allrounder unter den Gravelbikes, bereit für jedes Abenteuer. Mit der neuen Generation rückt das Bike gar noch etwas weiter in Richtung Abenteuer. Denn für Gravel-Rennen hat Cannondale ja jüngst das SuperX zu neuem Leben erweckt.
Was ist an dem neuen Topstone Carbon besonders?
Auf den ersten Blick fallen vor allem die Dämpfer-Elemente an dem Gravelbike auf. Denn der Hinterbau des Rahmens ist über einen Drehpunkt mit dem Sitzrohr verbunden. Cannondale nennt dieses System Kingpin. Zwar fehlt etwa im Vergleich zu einem vollgefederten Mountainbike ein echter Dämpfer. Dennoch verspricht Cannondale von der wartungsfreien Konstruktion bei einer Krafteinwirkung von 3 g etwa 30 Millimeter Federweg. Diese Angabe bezieht sich auf den kompletten Hinterbau des Rahmens, also das Zusammenspiel des Drehpunkts mit den Rohrformen und dem Carbon-Layup. Davon verspricht Cannondale nicht nur hohen Fahrkomfort, sondern auch mehr Vortrieb. Denn wer mehr Kontrolle hat, kann auch mehr Power aufs Pedal bringen.

Das Kingpin-Dämpferkonzept am Heck des Topstone bringt spürbaren Komfortgewinn.
Beim Topstone Carbon 1 wird das System noch mit der neuen, dritten Generation der Lefty Oliver Federgabel kombiniert. Die auffällige Gabel mit nur einem Arm bietet laut Hersteller jetzt 40 Millimeter Federweg. Im Vergleich zur Vorgängerin verspricht Cannondale zudem ein optimiertes Einfedern der Gabel, mehr Traktion und mehr Komfort.

Die am Carbon Topstone 1 verbaute Lefty-Federgabel ist nicht nur optisch ein Highlight.
Ansonsten haben sich Rahmen und Gabel des Topstone Carbon im Vergleich zu dem im Jahr 2022 vorgestellten Vorgänger-Topstone optisch wenig verändert. Doch wer genauer hinschaut, entdeckt viele Veränderungen in den Details. So wie die jetzt integriert durch Vorbau und Steuerrohr in den Rahmen laufenden Züge, Kabel und Leitungen. Oder das stärker gebogene und somit der Form des Hinterrades folgende Sitzrohr. Zudem verfügt das neue Topstone fast schon selbstverständlich über einen UDH-fähigen Rahmen. Sprich: Srams Direct-Mount-Schaltwerke können ohne Schaltauge am Rahmen montiert werden. Für alle anderen Schaltwerke gibt es eine Standard-Schaltauge.

Falls vorhanden, werden Züge, Kabel und Leitungen am Vorbau durch das Steuerrohr in den Rahmen, beziehungsweise die Gabel geführt. Nur bei der Lefty-Federgabel ist die Bremsleitung deutlich sichtbar.
Mehr Platz für Gepäck und breite Reifen
Eine weitere wesentliche Neuerung am Topstone Carbon ist das Staufach im Unterrohr. Cannondale nennt es "StashPort". Über den zugehörigen Beutel, den "Stashbag", können etwa Ersatzschlauch, Werkzeug und mehr im Inneren des Rahmens untergebracht werden. Nicht auf den ersten Blick zu erkennen ist hingegen das satte Plus an Reifenfreiheit, welche das neue Gravelbike bietet. Wobei das deutlich gebogene Sitzrohr hier zumindest einen dezenten Hinweis gibt. So erlaubt das neue Topstone den Einsatz von bis zu 52 Millimeter breiten Reifen. Beim Vorgänger waren 45 Millimeter das Höchste der Gefühle. Die neue Starrgabel fasst gar 56 mm, die Lefty maximal 47 Millimeter breite Pneus.

Das Staufach im Unterrohr bietet Platz für Werkzeug und mehr.
Überarbeitet haben die Cannondale-Entwickler:innen zudem die größenspezifische Geometrie des Rahmens. So soll das neue Topstone Carbon allen Fahrer:innen ein optimales Fahrerlebnis bieten.
Welche Versionen gibt es?
Cannondale bringt das Topstone Carbon in sechs Ausstattungsvarianten und sechs Rahmengrößen zwischen 47 und 61. Insgesamt ist das neue Gravelbike zudem in neun Farbvarianten erhältlich, wobei es pro Ausstattungsvariante meist zwei bis drei Farben gibt.

Ohne Bikepacking-Ausrüstung haben wir das Topstone Carbon 1 Lefty AXS in Rahmengröße 56 mit 9,4 Kilogramm gewogen.
Was kostet der Spaß?
Los geht’s bei 3299 Euro für das Topstone Carbon 3 GRX mit wahlweise einem oder zwei Kettenblättern. Das Topmodell Topstone Carbon LTD Di2 mit Shimanos elektronischer GRX-Schaltung gibt’s für 7499 Euro.
Alle Modelle im Überblick
Das Cannondale Topstone Carbon im ersten Test
Im Rahmen des GRAVELBIKE Testcamps konnten wir das neue Topstone Carbon bereits ausgiebig über die Wege, Schotterpisten und Trails im Süden Spaniens scheuchen. Konkret das 6899 Euro teure Modell Topstone Carbon 1 mit Srams elektronischer AXS Rival Schaltung, kombiniert mit einem GX Eagle Schaltwerk. Und vor allem mit der Lefty-Federgabel. Höhepunkt war ein kurzer Bikepacking-Trip über zwei Tage und rund 240 Kilometer auf den Spuren der Trans Murciana MTB-Route. Wir dürfen sagen: Eine viel bessere Feuertaufe hätte es kaum geben können. Denn von traumhaften, breiten Schotterwegen über asphaltierte Pässe bis zu schmalen Trails mit technisch sehr anspruchsvollen Passagen war das komplette Gravel-Spektrum voll abgedeckt. Vielleicht war es an der einen oder anderen Stelle gar ein wenig überreizt. Stichwort: Schiebe- und Tragepassagen.

Richtiges Rad am richtigen Ort: Das Cannondale Topstone Carbon 1 während der Bikepacking-Tour im Süden Spaniens.
So hat es uns gefallen
Auf dieser Tour konnte das neue Cannondale-Bike eindrucksvoll beweisen, was es drauf hat. Dabei erwies es sich für diese Art von Gravel-Tour schnell als perfekte Wahl. Denn dank recht aufrecht, entspannter Sitzposition und ordentlich Fahrkomfort machte die lange Tour richtig Spaß. Zugegeben, die ungewohnte Gabel mit nur einem Arm warf bei einigen Mitfahrern kurz die Frage auf, ob das denn wirklich halten kann. Doch dass das Lefty-Konzept funktioniert, haben nicht nur zahllose Einsätze im Mountainbike-Weltcup hinlänglich unter Beweis gestellt.

Der Lockout der Lefty ist nur direkt an der Gabel bedienbar. Ein Hebel am Lenker fehlt.
Auch auf der Bikepacking-Tour leistete die Gabel wertvolle Dienste und schluckte in manch ruppiger Abfahrt einiges weg. Im Lockout-Modus hingegen, also mit gesperrter Dämpfung, meint man tatsächlich fast mit einer Starrgabel unterwegs zu sein. Einziger Wermutstropfen: Die einseitige Federgabel bietet keine Möglichkeiten zur Montage von Gepäckträger oder Flaschenhalter. Und zusätzliche Trinkflaschen waren für die Fahrt durch das südspanische Nirgendwo unabdingbar. Für Abhilfe sorgte der Topeak Wishbone Halter für die Satteltasche. Denn neben zusätzlicher Stabilität für die "Arschrakete", bietet er auch Platz für zwei Flaschenhalter.
Viel Spaß machte das Topstone Carbon aber auch generell. Dank sehr breiter Übersetzung konnten selbst steile Anstiege das mit Zuladung fast 16 Kilogramm schwere Bike nicht schrecken. Die 44 Millimeter breiten, deutlich profilierten WTB Raddler Reifen sorgten für ordentlich Traktion und Halt in der Kurve. Auch das Handling ist gelungen. Dazu haben die Entwickler:innen eine recht langen Gabelnachlauf mit einem flachen Lenkwinkel kombiniert. Ergebnis ist eine ausgewogene Mischung aus agilem Lenkverhalten und souveränem Geradeauslauf. So baut sich schnell volles Vertrauen zum Fahrrad auf. Auf flachen, schnellen Passagen rollte das Rad ordentlich, aber wirklich zuhause ist es im etwas anspruchsvolleren Gelände.

Der Rahmen bietet Platz für 52 Millimeter breite Reifen. Die am Topstone Carbon 1 verbauten WTB Raddler in 44 Millimeter sind eine gute Wahl für raueres Geläuf.
Auch in der Praxis gut funktioniert hat zudem das Staufach im Unterrohr. Der durchdachte Verriegelungsmechanismus schließt das Fach fest und sicher. Im Inneren fanden ein Ersatzschlauch, Reifenheber und zwei Notfall-Riegel Platz. Das Einsetzen der gefüllten Tasche gerät allerdings je nach Beladung etwas fummelig. Sonderlob von allen Beteiligten gab es zudem für die simple Sattelstützenklemme. Cannondale zeigt hier, anders als etwa beim SuperX, dass bewährte, einfache Technik manchmal doch von Vorteil sein kann. Gut zu Gesicht würde dem Modell in dieser Ausstattungsvariante noch eine Vario-Sattelstütze stehen. Für noch mehr Spaß in flotten Downhill-Abenteuern.

Einfach gut: Die klassische Klemmung der Sattelstütze hat in der Praxis durchaus Vorteile.
Fazit
Mit dem Topstone Carbon 1 Lefty AXS bietet Cannondale ein starkes, vielseitiges Gravelbike für den gern auch mal etwas raueren Einsatz. Das Bike mag schnelle, anspruchsvolle Kurse, fühlt sich dank hohem Dämpfungskomfort aber auch auf Bikepacking-Touren besonders wohl.
Plus und Minus
Komfort und Traktion durch Vollfederung
Kletterstark dank breiter Übersetzung
schön ausbalanciertes Handling
Staufach im Unterrohr
hochwertige Ausstattung
breite, griffige Reifen
auf Asphalt keine Rakete
Gabel-Lockout ohne Fernbedienung
Vario-Sattelstütze würde gut ins Konzept passen
*gemessen in Rahmengröße 56