Comeback des Jahres: Cannondale bringt das SuperX als reinrassigen Race-Graveler zurück.

Cannondale SuperX: Das Comeback des Jahres
Erster Test: Das neue Race-Gravelbike aus den USA

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Veröffentlicht am 11.02.2025
Cannondale SuperX 2 im Test
Foto: Felix Krakow

"Schön, dass du wieder da bist. Wo hast du dich denn die ganze Zeit herumgetrieben?" Cannondale bringt das SuperX zurück. Doch was einst der Cyclocross-Renner der US-Marke war, ist heute ein reinrassiger Gravel-Racer. Vor allem aber ist das SuperX jetzt schon ein heißer Anwärter auf den Titel "schnellstes Gravelbike des Jahres".

Das dieses Rad einfach nur so schnell wie möglich über den Schotter jagen will, stellt es schon auf den ersten Blick klar. Da gibt es fast keine zusätzlichen Montagepunkte für Gepäck. Stattdessen eine sehr klare, aerodynamische Linienführung. Auffällig sind etwa das schlanke, weit nach hinten verlängerte Aero-Steuerrohr, das beinahe rechteckige Unterrohr oder die cleane Gabel. Auch die versteckt im Inneren von Rahmen und Gabel verlaufenen Kabel und Leitungen sowie die hohen Carbon-Laufräder zahlen auf den cleanen und schnellen Look ein. Kurzum: Dieses Rad kann sich wirklich sehen lassen.

Flex-Zonen für mehr Dämpfung

Doch nicht nur Ästhetik und Geschwindigkeit standen bei der Entwicklung des SuperX im Vordergrund. Auch für den Komfort wurde laut Hersteller viel getan. Denn wer weniger durchgerüttelt wird, wird nicht so schnell müde und kann länger voll in die Pedale treten. Dazu sollen spezielle Flex-Zonen in Sitzrohr, Oberrohr und Sitzstreben Vibrationen effektiv herausfiltern. Auch die D-förmige Sattelstütze soll ihren Teil beitragen.

Cannondale SuperX 2 im Test: Hinterbau
Felix Krakow

Nebenbei soll das neue SuperX zudem sehr leicht sein. Der Rahmen des Top-Modells Lab71 SuperX bringt laut Cannondale keine 900 Gramm auf die Waage. Passend dazu sitzt am fast 15.000 Euro teuren Top-Modell ein leichtes Carbon-Cockpit. Das Komplettrad wiegt laut Hersteller in Rahmengröße 56 nur 7,4 Kilogramm. Am anderen Ende der Modellpalette kostet der Einstieg in die neue SuperX-Welt 4499 Euro. Dafür gibt es das 9,1 Kilogramm schwere SuperX 3 mit Alu-Laufrädern und Shimanos mechanischer GRX 820 Schaltgruppe.

Satte Reifenfreiheit für Unbound und Co.

Gleich bei allen Modellen ist die hohe Reifenfreiheit. In den Hinterbau, der anders als beim alten SuperX auf asymmetrische Kettenstreben verzichtet, passt bequem ein 48 Millimeter breiter Reifen. Die Gabel nimmt gar 51 Millimeter breite Pneus auf. Auffällig ist die Geometrie mit flachem Lenkwinkel und hohem Nachlauf. Das soll zu hoher Stabilität führen, ohne dafür die für das SuperX typische Agilität einzubüßen.

Cannondale SuperX 2 im Test: Reifenfreiheit Gabel
Felix Krakow

Wie die Zeit vergeht, zeigt sich beim direkten Vergleich des SuperX mit seinem Vorfahren. Der kam noch mit Schnellspanner-Achsen, außen vom Lenker zum Rahmen verlaufenden Zügen, herkömmlichem Schaltauge und ohne jeden zusätzlichen Montagepunkt. Ganz zeitgemäß kommt das brandneu SuperX hingegen selbstverständlich mit Steckachsen, integrierter Führung von Kabeln und Leitungen, sowie UDH-Schaltauge. Am Unterrohr sitzt zudem ein drittes Gewinde zur variablen Anbringung des Flaschenhalters. Und unter der Blende auf dem Oberrohr verstecken sich zwei Gewindehülsen für die Montage einer kleinen Tasche.

Cannondale SuperX 2 im Test: UDH
Felix Krakow

Alle Modelle im Überblick

*Herstellerangaben

Der erste Testeindruck

Seine inoffizielle Premiere feierte das SuperX bereits bei der Gravelbike WM im Herbst. Wenige Monate später durften wir mit dem Cannondale SuperX 2 das zweitgünstigste Modell testen. Es schlägt mit 6999 Euro zu Buche. Dafür gibt es Shimanos elektronische GRX Di2 Schaltgruppe mit 2x12 Gängen. Die Laufräder mit hohen Carbon-Felgen kommen von Reserve Wheels, darauf sitzen die neuen Vittoria Terreno T50 Reifen in 40 Millimeter Breite. Anders als beim SuperX Lab71 besteht das Cockpit klassisch aus Alu-Vorbau und Carbon-Lenker. Kabel und Leitungen verlaufen allerdings auch hier komplett integriert. Ohne Pedale und Flaschehalter aber mit Tubeless-Milch in den Reifen brachte unser Testrad in Rahmengröße 54 genau 8,3 Kilogramm auf die Waage.

Cannondale SuperX 2 im Test: Fahrbild
Felix Krakow

Auf den Testfahrten unterstrich das neue SuperX den ersten Eindruck auf Anhieb: Dieses Rad will nach vorne. Es setzt die Pedalkraft unmittelbar in Vortrieb um, will jeden Checkpoint als erstes erreichen. Mit seiner Kombination aus geringem Gewicht und breiter Übersetzung zwingt es auch steile Anstiege in die Knie. Dabei wechselt die elektronische Shimano-Schaltung auch dank mit 2-fach-Kettenblatt eher fein abgestufter Übersetzung die Gänge sehr flott und geschmeidig. Auch die bissigen und gleichzeitig perfekt dosierbaren Bremsen überzeugen.

Cannondale SuperX 2 im Test: Sensor
Felix Krakow

Keine Chance dem Peanutbutter-Matsch

Die hohe Reifenfreiheit erlaubt nicht nur den Einsatz besonders breiter Reifen. In Kombination mit den werksseitig verbauten 40-Millimeter-Pneus bieten sie auch viel Platz für Schlamm und Dreck. So setzen Rahmen und Gabel selbst unter extremen Bedingungen nicht schnell zu. Speziell bei Rennen wie dem Unbound Gravel in Kansas mit dem berühmt-berüchtigt klebrigen Erdnussbutter-Matsch kann das ein entscheidender Vorteil sein. Praktisch sind auch die Reserve Fillmore-Ventile an den tubeless aufgesetzten Laufrädern. Sie erlauben das Einfüllen von Dichtmilch, ohne den Ventilkern entfernen zu müssen.

Cannondale SuperX 2 im Test: Laufrad
Felix Krakow

Racig und vergleichsweise kompakt fällt die Sitzposition des SuperX aus. Dabei sitzt man schön tief im Rahmen. Der mit 38 Zentimetern sehr schmale Lenker mit reduziertem Flare erlaubt eine besonders windschnittige Sitzposition. Die neben der Gier nach Geschwindigkeit wohl auffälligste Charaktereigenschaft des SuperX ist sein Handling. Ein eher flacher Lenkinkel soll in Kombination mit 55 Millimeter Gabelnachlauf für Stabilität sorgen, ohne die Agilität des Race-Gravelbikes zu beinträchtigen. In der Praxis gibt sich das Bike so als temperamentvoller Wirbelwind, der seine Cyclocross-Gene nicht leugnen will. Mit der agilen, fast leicht kipplig wirkenden Lenkung empfiehlt sich das SuperX für Radsportler:innen, die wissen was sie wollen – und die ihrem Bike entsprechend die Sporen geben können. Dabei bieten die neuen Vittoria-Terreno-Reifen eine gelungene Mischung aus Grip und Speed.

Cannondale SuperX 2 im Test: Cockpit
Felix Krakow

Aero-Trinkflaschen für das Race-Gravelbike

Auffällig: Für das zusätzliche Aero-Plus kommt das SuperX mit seitlich abgeflachten Trinkflaschen nebst passenden Flaschenhaltern. So verstecken sich die Flaschen praktisch im Windschatten des kantigen Unterrohrs. Ob das wirklich schneller macht, konnten wir nicht zweifelsfrei nachwiesen. Allerdings lassen sich die eckigen Flaschen beim Trinken weniger gut zusammendrücken, als ihre rundlichen Artgenossen. Allerdings fassen die Flaschenhalter auch herkömmliche, runde Flaschen.

Cannondale SuperX 2 im Test: Trinkflasche
Felix Krakow

Praktisch hingegen ist der im Vorderrad hinter der Bremsscheibe versteckte Geschwindigkeitssensor. Der gemeinsam mit Garmin entwickelte Sensor kann mit dem Radcomputer oder der Cannondale-App verbunden werden. Bis zu 30 gefahrene Touren zeichnet er aber auch selbständig auf. Bei Gelegenheit können die Touren dann mit der App synchronisiert werden.

Cannondale SuperX 2 im Test: nach der Tour
Felix Krakow