Nein, wir sind uns auch noch nicht ganz sicher, ob das neue Innova Super Gravel von Lee Cougan eher ein Gravelbike mit Vollfederung oder ein Mountainbike mit Rennlenker ist. Fakt ist: Die italienische Marke aus Bassano del Grappa liefert einen weiteren Beleg dafür, dass moderne Gravelbikes immer spezieller werden.
Für einen ziemlich guten Eindruck von der Zielgruppe dieses Modells sorgt der wohl prominenteste Testfahrer: Gravel-Racer Mattia De Marchi hat mit einem Vorserienmodell des Innova Super Gravel das 1330 Kilometer lange Atlas Mountain Race absolviert. Anstatt das harte Ultra-Bikepacking-Event in geplanter Rekordzeit zu finishen, musste er allerdings auf halber Strecke mit einem geschwollenen Knie aufgeben. Besser lief es für Manuel Truccolo und Federico Damiani, die das Ziel als schnellstes Duo erreichten. Und zwar auf dem Lee Cougan Rampage Innova.

Gravel-Racer Mattia de Marchi mit seinem Lee Cougan Innova Super Gravel beim Atlas Mountain Race.
Bewährtes Mountainbike erhält einen Rennlenker
Denn tatsächlich hat Lee Cougan das Rad im Wortsinn nicht neu erfunden. Vielmehr haben die Italiener ihrem Marathon-Mountainbike Rampage Innova einen Rennlenker verpasst und die Sram GX Eagle Schaltgruppe mit Sram Rival AXS Schalthebeln kombiniert.
Im Vergleich zu einem Mountainbike mit geradem Lenker, im Fachjargon auch nach englischem Vorbild gerne Flatbar genannt, bietet der gebogene Rennlenker (Dropbar) mehr Möglichkeiten die Hände unterschiedlich zu positionieren. Das kann nicht nur mehr Kontrolle zum Beispiel in der Abfahrt bedeuten. Wer die Handpositionen öfter wechselt, beugt auch Druckschmerz vor und kann generell die Belastung auf den Körper etwas verändern.

Besonderer Arbeitsplatz: Blick auf das Cockpit von Mattia de Marchis Bike beim Atlas Mountain Race.
Satter Federweg im Frontbereich
Das Besondere an dem Rahmen, vor allem natürlich im Vergleich mit konventionellen Gravelbikes, ist die Federung. Zum einen die mächtige MTB-Federgabel mit satten 100 Millimetern Federweg. Gängig sind eher um 20 bis 40 Millimeter. Und auch das nur für die eher seltenen Fälle, in denen ein Gravelbike überhaupt mit Federgabel oder, wie etwa im Falle des Specialized Diverge, sonstigen Dämpferelementen an der Front ausgestattet ist. Beispiele für entsprechende Gravelbike-Federgabeln sind etwa die Rock Shox Rudy, die Cane Creek Gravel Invert oder die Cannondale Lefty Oliver.
Der eigentliche Star des Innova Super Gravel sitzt aber am Heck. ISS nennt der Hersteller das System, meint damit aber nicht die Internationale Raumstation, sondern die "Innova Structural Suspension". Konkret handelt es sich dabei um ein in den Rahmen integriertes Dämpfersystem. Optisch erinnert es mit seinem Elastomer und der Verbindung zwischen Sitzrohr und Sitzstreben ein wenig an eine Mischung aus BMC Urs und Cannondale Topstone. 30 Millimeter Federweg verspricht Lee Cougan von der Lösung. Dabei steht allerdings nicht nur der Fahrkomfort im Vordergrund. Das ISS-System soll im Beschleunigungsprozess auch für ordentlich Traktion und minimierten Energieverlust sorgen.

30 Millimeter Federweg verspricht Lee Cougan von dem ISS-Dämpfersystem. Und zwar ohne das Mehrgewicht eines herkömmlichen Dämpfers.
ISS: Leichte Dämpferlösung für Komfort und Traktion
Dämpfersystem und Federgabel arbeiten an einem Carbon-Rahmen, der laut Hersteller die Agilität in langsamen Kurven mit viel Stabilität bei hohem Tempo verbinden soll. Ein Mittel dazu ist etwa der mit nur 69 Grad zumindest für ein Gravelbike sehr flache Lenkwinkel. Wie von einem MTB-Rahmen nicht anders zu erwarten, lässt das Innova Super Gravel zudem viel Platz für bis zu 2,4 Inch breite Reifen. Umgerechnet sind das rund 60 Millimeter. Ab Werk rollt das Super Gravelbike auf mächtigen 57-Millimeter-Pneus.
Lee Cougan beschreibt das Rad als ideale Wahl für Rennen und Abenteuer mit ultraleichtem, aber auch schwer bepacktem Setup. Passend dazu verfügt das Innova Super Gravel über diverse Montagepunkte im Rahmendreieck, auf dem Oberrohr und unter dem Unterrohr. Der Rahmen soll in Größe M inklusive ISS-System rund 1,2 Kilogramm auf die Waage bringen. Für das Komplettrad gibt Lee Cougan ein Gesamtgewicht von 11 Kilogramm in Größe M an. Preislich liegt das Innova Super Gravel bei 5299 Euro, den Rahmensatz gibt es für 2799 Euro.

Das Bike ist in drei Rahmengrößen und vier Lackierungen erhältlich.
*Herstellerangaben
Über Lee Cougan
Die Marke wurde in den 1970er Jahren in den USA gegründet, sitzt heute aber in Italien. Neben Mountainbikes finden sich im Portfolio auch urbane E-Bikes – und nun eben auch ein Super Gravelbike.