Merida präsentiert neueste Generation des Gravelbike Silex

5 neue Versionen des Silex
Merida präsentiert das neue Gravelbike Silex

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Veröffentlicht am 19.10.2023
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Foto: Merida Bikes

Das nennt man dann wohl eine klassische Win-Win-Situation, denn besser hätten die Marketingstrategen von Merida den Start des neuen Silex nicht planen können. Genau einen Tag vor der Vorstellung des Gravelbikes vor Presse und Händlern holt sich Radprofi Matej Mohorič auf dem Silex den Weltmeistertitel. Und stand dann zur Vorstellung des Bikes bestens gelaunt Rede und Antwort. "Eigentlich war dieser Sieg gar nicht so geplant. Ich wollte das Rennen nur fahren, um einen schönen Tag auf meinem Gravelbike zu genießen", gesteht Mohorič.

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Merida Bikes

Als einziger von drei WM-Startern aus dem von Merida ausgerüsteten Team Bahrain-Victorious entschied sich der Slowene für das nominell etwas weniger sportliche Gravelbike. Schließlich ist bei Merida eigentlich das Scultura Endurance GR für den Renneinsatz vorgesehen. Doch unter anderem mehr Reifenfreiheit und die etwas komfortablere Geometrie scheinen ihn überzeugt zu haben. Wobei Mohorič die komfortablere Position nicht nur durch den Einsatz eines 140 Zentimeter langen Vorbaus gleich mal gehörig verschärft hat. "Das war vielleicht ein bisschen viel. Beim nächsten Mal nehme ich wohl einen kürzeren Vorbau", sagt er.

Aber zur Sache. Und damit meinen wir natürlich das neue Rad. Denn das Silex tritt bei Merida in große Fuß- oder besser gesagt Reifenspuren. Schließlich entwickelte sich das im Jahr 2018 vorgestellte erste Version des Silex zu einem echten Verkaufsschlager. Auch Gravelbike hatte das Rad bereits in der zweiten Ausgabe des Magazins getestet. Fazit damals: "Das Silex präsentiert sich als sehr zuverlässiger und praktischer Allrounder, an dem vor allem komfortorientierte Fahrer und Bikepacking-Fans ihre Freude haben".

Was ist geblieben?

Verständlich: Als eines der erfolgreichsten Pferde im Stall wollte Merida das Silex nicht radikal verändern. "Vielmehr wollten wir die Silex-DNA weiterentwickeln und modernisieren", erklärt Merida Produktmanager Hannes Noller. Ziel: Ein vielseitiges Gravelbike mit eher komfortabler Sitzposition, das gerade auch Einsteiger:innen anspricht. Und das dank vieler Montagepunkten für Schutzbleche, Radtaschen und beim Alu-Modell auch Gepäckträger alles mitmacht. Und zwar vom WM-Rennen über die Fahrt zur Arbeit bis zu langen Bikepacking-Abenteuern. So haben die Gravelbike-begeisterten Merida-Entwickler mit dem Silex bereits Events wie Badlands, Basajaun oder Traka erfolgreich absolviert.

Was ist neu am Merida Silex 2024?

Ein kleines Update für die Geometrie durfte es aber doch sein. "Das Rad ist einen Tick länger, die Front einen Tick tiefer", so Noller. Zudem wurde das Steuerrohr etwas kürzer und die Gabel dafür etwas länger dimensioniert. Wesentlicher Hintergrund: So soll das neue Merida auch optisch etwas sportlicher wirken. Als positiver Nebeneffekt lässt sich so zudem eine Gravel-Federgabel verbauen, ohne die Geometrie zu beeinflussen. So wie etwa die Rudy von RockShox. Ab Werk gibt es diese Ausstattungsvariante allerdings zunächst nicht. Auch bei einem weiteren Hauptaugenmerk in der Entwicklung des neuen Silex spielt die Gabel eine wichtige Rolle: Der Reifenfreiheit. "Als wir den Vorgänger vorgestellt haben, waren 35 Millimeter schon viel", so Noller. Das neue Silex indes fasst auf 28-Zoll-Felgen 45 Millimeter breite Pneus. Dazu wurde unter anderem die rechte Kettenstrebe abgesenkt. Und wer genau hinguckt erkennt, dass auch noch ein bisschen mehr gehen dürfte. Ausprobieren konnten wir das allerdings noch nicht.

Die in der Geometrie des Silex wohl gravierendste Veränderung ist der um anderthalb Grad flachere Lenkkopfwinkel. Mit jetzt 69,5 Grad solle er mehr Stabilität vermitteln. Optisch ansprechend, aber zumindest bei Mechanikern nicht unumstritten, ist zudem die integrierte, durch den Steuersatz verlaufende Kabelführung. Apropos integrierte Kabelführung: Die Gabel ist für den Einsatz mit Licht und Nabendynamo vorbereitet, das Stromkabel lässt sich also auch "unsichtbar" durch das Innere der Carbon-Gabel führen.

Für besondere Bremspower sollen die durch die Bank bei allen Modellen verbaute Bremsscheiben mit 180 Millimetern Durchmesser vorne und hinten sorgen. Dazu gibt es bei den Carbon-Modellen noch den hauseigenen Disc Cooler, der Bremswäre effektiv ableiten und so noch mehr Bremsleistung bieten soll. "Gerade bei Bikepacking-Touren mit voller Beladung ist die starke Bremse ein großer Vorteil", sagt Hannes Noller.

Als weitere Features bietet das Silex eine ins Unterrohr integrierte Halterung für magnetische Fidlock-Trinkflaschen. Wer hingegen lieber auf klassische Flaschenhalter setzt, kann den entsprechenden Kunststoffeinsatz im Unterrohr einfach gegen eine Version mit klassischen Anschraubpunkten austauschen.

Nicht nur für Einsteiger:innen bietet Merida übrigens auch wieder eine Aluminium-Version des Silex. Die Geometrie entspricht der des Carbon-Rahmens. Auch die Gabel ist die gleiche. Allerdings fehlen die Disc Cooler an den Bremsen und der integrierte Fidlock-Halter im Unterrohr. Dafür lässt sich an dem Alu-Silex ein Gepäckträger montieren. Der Gewichtsunterschied zwischen den beiden Rahmen liegt laut Merida bei 680 Gramm.

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Kenji Nanba

Erster Praxistest

Zum Premieren-Test haben wir die Luxusversion des Bikes erhalten, das Silex 10K. Der metallic grün in der Sonne schimmernde Carbon-Rahmen wurde hier mit dem Feinsten ausgestattet, was Sram im Portfolio seiner elektronischen AXS-Schaltgruppen bietet. So wurden etwa Hebel und Kurbel von der Sram Red mit einem X01-Schaltwerk kombiniert.

Dazu gibt es Carbon-Laufräder von Reynolds, bestückt mit 45 Millimeter breiten Maxxis Rambler Reifen. Im Sitzrohr steckt zudem eine Vario-Sattelstütze von RockShox. Entscheidender Nachteil dieses Modells: Diese Top-Version des Silex wird zunächst in Deutschland gar nicht in den Verkauf gehen. Hier wird zunächst das Silex 7000 das höchste der Gefühle sein. Es basiert zwar auf dem identischen Rahmen, kommt aber mit der mechanischen Shimano GRX 1x12-Schaltgruppe und Alu-Laufrädern.

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Merida Bikes

In den Hügeln der Emilia-Romagna durften wir uns mit dem Silex austoben. Die in der Geometrie gleiche, jedoch deutlich günstigere Alu-Version konnten wir vor Ort leider nicht testen. Aber das holen wir bald nach. Versprochen.

Trotz der nominell im Vergleich zum Vorgänger gar nicht so stark veränderten Geometrie: Das neue Silex fühlt sich ab dem ersten Pedaltritt spürbar erwachsener und aggressiver als sein Vorgänger an. Dabei beweist es auf den abwechslungsreichen Strecken durch Italien, dass es sich so ziemlich überall wohlfühlt. Auf flachen Straßen, Schotterwegen und auch Wiesen legt es einen flotten Auftritt hin. Matej Mohorič lässt grüßen. Im Anstieg gibt es sich dank des vergleichsweise geringen Gewichts spritzig. Und wenn es richtig steil wird, kommt die Eagle-Kassette mit gewaltigen 52 Ritzeln zur Rettung. Nur wenn in diesen sehr steilen Passagen noch grober Schotter liegt, erreichen die 45 Millimeter breiten Reifen irgendwann ihre Grenzen. Aber fairerweise muss man sagen, dass es hier wohl nur wenigen Reifen anders erginge.

Die Sitzposition fühlt sich angenehm, aber nicht übertrieben aufrecht an. Auch sonst bietet das Silex nicht nur aufgrund der breiten 45er-Reifen ordentlichen Komfort. Nur die im ausgefahrenen Zustand recht unnachgiebige Vario-Sattelstütze mindert den Dämpfungskomfort im Heck geringfügig.

Ihre Vorteile spielt die absenkbare Sattelstütze dann in der Abfahrt aus. Hier macht das Silex richtig Spaß. Ganz gleich ob auf breiten Schotterwegen oder gerne auch mal etwas ruppigeren Passagen oder leicht technischen Singletrails: Dank der gelungenen Kombination aus satter Schotterstraßenlage und berechenbarem Handling ist das Silex jederzeit Herr der Situation. Es setzt stets genau das um, was der Mensch im Sattel von ihm will. Nie versucht es, seinen eigenen Willen durchzuboxen. Wirklich aus der Ruhe bringen ließ es sich nur beim obligatorischen Halt an der Gelateria, was aber auch nur dem beinahe zu späten Ausklicken aus dem Pedal geschuldet war. Mutmaßlich hatte das Bike einfach noch keine Lust auf eine Pause.

Fazit: Im ersten Test erweist sich das Silex als gelungene und vielseitige Weiterentwicklung des Erfolgsmodells. Sowohl Gravelbike-Einsteiger als auch Fans ausufernder Bikepacking-Trips dürften mit diesem Rad glücklich werden. Und dass es gerne auch mal etwas flotter unterwegs ist, hat das Merida Silex spätestens im Zusammenspiel mit Gravelbike-Weltmeister Matej Mohorič überzeugend bewiesen.

Überblick Merida Silex Modelle

Das neue Silex gibt es bisher in insgesamt fünf Ausführungen und Ausstattungen. Alle wichtigen Spezifikationen findest du in der Tabelle. Erhältich sind die Bikes laut Hersteller ab dem 1. Quartal 2024.

Interview mit Gravel-Weltmeister Matej Mahorič

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"Das Rennen war härter als jeder Klassiker!"

Exklusiv: Matej Mohorič im Interview

Der frischgebackene Gravel-Weltmeister stand uns Rede und Antwort