Tour Divide: Auf Bikepacking-Rekordjagd durch die USA

Interview mit Bikepacking-Racer Ulrich Bartholmös
Tour Divide: Bikepacking-Rekordjagd durch die USA

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Zuletzt aktualisiert am 14.06.2024
Ulrich Bartholmös und sein Bike für die Tour Divide 2024
Foto: Ulrich Bartholmös
Ulrich, warum nimmst du die Strapazen der Tour Divide nochmal auf dich? Hat es dir im vergangenen Jahr nicht gereicht?

In diesem Jahr ist das Ziel ein ganz anderes. Und damit auch die Motivation. Die Tour Divide ist nur ein Puzzlestück in der aufregenden Triple Crown Challenge. Das heißt, ich will nicht nur die Tour Divide von Kanada bis an die Grenze zu Mexiko fahren. Sondern auch das 870 Kilometer lange Colorado Trail Race im August sowie das 1300 Kilometer lange Arizona Trail Race im Oktober. Insgesamt sind das also mehr als 6000 Kilometer und 100 000 Höhenmeter. Bislang haben erst 19 Einzelstarter diese Herausforderung gemeistert. Und ich möchte es in einer neuen Rekordzeit von unter 27 Tagen, 18 Stunden und 33 Minuten schaffen. Als Teil dieses großen Ganzen bringt die Tour Divide einen frischen, spannenden Antrieb. Es gibt mir eine wunderbare neue Herausforderung, die mich begeistert und inspiriert.

Mit welcher Zielsetzung gehst du die Tour an?

Mein Hauptziel ist es, das Rennen zu beenden. Das ist die Grundvoraussetzung für mein Triple Crown Projekt. Dieses Projekt ist nur erfolgreich, wenn ich alle drei großen Bikepacking-Rennen in einem Jahr ins Ziel bringe. Aber ich sehe es auch als sportliche Herausforderung: Ich möchte meine Zeit vom letzten Jahr verbessern und das Ganze als Titelverteidigung angehen. Wenn alles perfekt läuft, dann will ich wieder als Erster an der mexikanischen Grenze ankommen.

Ulrich Bartholmös vor der Tour Divide 2024
Ulrich Bartholmös
Ist die Tour Divide für dich persönlich ein Rennen? Denn im eigentlichen Sinn ist sie es ja nicht.

Für mich persönlich ist die Tour Divide mehr als nur ein Rennen. Es ist eine riesige Herausforderung und eine inspirierende Reise, die mich sowohl körperlich als auch geistig fordert und motiviert. Es ist eine Erfahrung, die schwer zu beschreiben ist. Jeder geht mit sehr persönlichen Zielen und Erwartungen an den Start. Für einige geht es darum, innerhalb von vier Wochen das Ziel zu erreichen. Für andere geht es darum, der oder die Schnellste zu sein. Und ja, ich gehöre sicherlich eher zur zweiten Kategorie.

Mit Justinas Leveikas ist auch der nach dir zweitschnellste Mann des Vorjahres wieder dabei. Dazu der niederländische Ex-Rennradprofi Laurens ten Dam. Wen hast du sonst noch so auf dem Zettel, wenn es um die schnellste Zeit geht?

Mit dem US-Amerikaner Alex Schultz ist zu rechnen. Er hat letztes Jahr das Arizona Trail Race gewonnen und dort einen neuen Rekord aufgestellt. Und ich bin mir sicher, dass es auch noch die eine oder andere Überraschung geben wird.

Ulrich Bartholmös im Wohnwagen vor der Tour Divide 2024
Ulrich Bartholmös
Hast du schon geprüft, ob im Great Divide Basin wieder ein Dixi Klo für dich aufgestellt wurde?

Haha. Nein. Aber ich werde berichten.

Was hast du aus der Tour Divide 2023 gelernt?

Die Tour Divide 2023 hat mir eine Menge beigebracht. Ich habe gelernt, wie wichtig es ist, auf die kleinen Details zu achten. Denn sie können einen großen Unterschied machen. Die harten Bedingungen haben mir gezeigt, wie entscheidend es ist, flexibel und anpassungsfähig zu sein. Ich habe auch die Bedeutung von mentaler Stärke und Durchhaltevermögen gespürt. Das wird einem hier nochmal anders bewusst, wenn es um 4300 Kilometer geht und nicht "nur" um 2000 Kilometer. Vor allem aber habe ich gelernt, die Reise und die Herausforderungen zu schätzen. Und wie sehr mich diese Erfahrungen wachsen lassen, sowohl als Athlet aber auch als Mensch.

Ulrich Bartholmös im Training für die Tour Divide 2024
Ulrich Bartholmös
Hast du im Vergleich zum Vorjahr wesentliche Änderungen an Bike, Setup und Ausstattung vorgenommen?

Bike, Setup und Ausstattung haben mich im letzten Jahr zum Sieg gebracht. Von daher war das Paket ja schonmal sehr gut. Trotzdem gibt es viele Kleinigkeiten, an denen ich optimieren konnte – und das habe ich gemacht. Da reden wir zum Beispiel über bessere Reifen, verbesserte Elektronik, und zum Teil auch andere Komponenten. Überall dort, wo es letztes Jahr Probleme aufgrund von Schlamm und Regen gab, habe ich angesetzt und optimiert. Insgesamt komme ich auf mehr als 50 kleine Verbesserungen.

Wie können wir dein Abenteuer in den USA am besten verfolgen?

Auf dotwatcher.cc könnt ihr immer sehen, wo ich gerade unterwegs bin. Auf meinem Instagram-Kanal werde ich selbst wieder regelmäßig berichten. Und Josh Ibbet wird auf seinem YouTube-Kanal wieder eine tägliche Analyse und Zusammenfassung der Tour Divide liefern.

Dein größter Wunsch für die Tour Divide 2024?

Schnell ankommen!

Das Bike zur Tour

Bewährter Begleiter: Wie schon bei seinem Erfolg im Vorjahr setzt Ulrich (sich) auch dieses Mal wieder auf das zum Monster-Gravelbike umgerüstete Hardtail-Mountainbike BMC Twostroke 01 One. Das nackte Bike bringt 9,6 Kilogramm auf die Waage, voll beladen wiegt es 14,8 Kilogramm.

Ulrichs komplettes Setup für die Tour Divide

1

Taschen

2

Werkzeug und Ersatzteile

3

Bekleidung

4

Elektronik und Stromversorgung

5

Hygiene & care

6

Other

7

Bike Setup BMC Twostroke 01 One