Es begann damit, dass ich im Jahr 2013 das wilde Kirgistan kennengelernt habe. Damals bin ich mit einem Freund per Tandem von Shanghai nach Paris gefahren, um in Frankreich mein Masterstudium zu absolvieren. Im Studium hat mir dann jemand vom Trans Continental Race erzählt. Ich fand die Idee von einem langen Rennen von A nach B, bei dem du auf dich allein gestellt bist und deine eigene Strecke baust, spannend. Nachdem ich das Rennen zweimal gefahren bin, wollte ich sowas auch machen. Dabei habe ich mich an Kirgistan erinnert und gedacht: ‚Das wäre doch ein toller Ort für so ein Radrennen!‘ Eigentlich wollte ich das gemeinsam mit TCR-Gründer Mike Hall angehen, doch er kam leider bei einem Verkehrsunfall im Jahr 2017 ums Leben.
Zunächst hatte ich Zweifel, aber ich wolllte es dann einfach wissen. Mike hat immer gesagt, dass es im ersten Jahr vor allem darauf ankommt ein paar Leute am Start zu haben, um es dann für die folgenden Jahre bekannt zu machen. Ich hatte bei der Premiere im Jahr 2018 auf 25 bis maximal 50 Starter gehofft. Doch dann hatten wir plötzlich direkt 160 Bewerbungen. Ich habe das Starterfeld dann auf 60 Teilnehmer limitiert

In Kirgistan fing alles an: Organisator Nelson Trees während des Silk Road Mountain Race 2022.
Das Silk Road Mountain Race haben wir jetzt sieben Mal durchgeführt, dazu kommt seit 2020 das Atlas Mountain Race in Marokko und seit 2023 das Hellenic Mountain Race in Griechenland. Insgesamt müssten es jetzt also 16 Rennen gewesen sein.
Das sind wir wieder bei der Tandem-Tour von 2013, denn diese führte uns auch durch die Türkei. Ich habe damals ein wunderschönes Land mit tollem Essen, sehr gastfreundlichen Menschen und tollen Routen zum Radfahren kennengelernt. Ein großer Vorteil ist auch, dass die Türkei als Brücke von Europa nach Asien von beiden Kontinenten aus sehr gut zu erreichen ist. Die meisten Menschen benötigen auch kein Visum, um in die Türkei zu reisen.
Ich denke das Rennen kombiniert wesentliche Elemente aus Silk Road Mountain Race, Atlas Mountain Race und Hellenic Mountain Race. Mit seinem mediterranen Flair und den Pinienwäldern ähnelt es Griechenland. Wie in Kirgistan geht es hoch hinauf zu schneebedeckten Bergen. Und die trockenen Hochplateaus erinnern an Marokko.
Ich glaube es bietet die beste Strecke, die ich bislang entwickelt habe. Es gibt nicht viel Asphalt, insgesamt ist die Qualität der Wege sehr gut und es gibt nur sehr wenige Überführungspassagen.
Damit meine ich Abschnitte, die man nur fährt, um von A nach B zu kommen. Eher langweilige Passagen, die aber schöne Abschnitte der Strecke verbinden. Komplett vermeiden kannst du so etwas nie, aber in der Türkei ist der Anteil wirklich sehr niedrig.

Viel Berge, viel Landschaft, viel Weite: Dieses Setting erwartet die Teilnehmer:innen des Taurus Mountain Race.
Der Zielschluss ist nach elf Tagen, also anderthalb Wochen. Eine Woche wäre zu hart gewesen für die Strecke mit immerhin gut 36.000 Höhenmetern. Und bei zwei Wochen wäre der Druck nicht hoch genug, glaube ich.
Um das mal klarzustellen: Die Mountain Races sind keine Rennen für Gravelbikes. Wir schließen niemanden aus und es gibt Menschen, die mit Gravelbikes gefahren sind und die teilweise auch sehr schnell waren. Aber es geht auf diesen Strecken schon ordentlich zur Sache. Auch in der Türkei ist der Kurs zwar technisch nicht besonders anspruchsvoll, aber es geht teils schon durch ziemlich raues Terrain. Da bietet dir ein Mountainbike einfach mehr Komfort, speziell wenn du ein, zwei Wochen lang unterwegs bist. Ideal wäre vielleicht ein vollgefedertes Cross-Country-Mountainbike. Aber du kannst auch mit einem günstigen Alu-Hardtail mitfahren.
Es geht nicht um die wildeste oder härteste Strecke, sondern darum, die leeren Flecken auf der Karte zu entdecken. Darum, die Menschen an unerwartete Orte zu bringen, die sie überwältigen. So wie diese alte, ruppige Minenstraße. Die hat eigentlich keine Funktion mehr, aber sie ist noch da. Sie fährt sich nicht besonders angenehm, aber am Ende wartet ein episches Erlebnis. Natürlich sind Rennen in diesen Regionen schwer, sonst kommst du da mit dem Rad nicht hin. Aber es muss alles einen Sinn ergeben und sich am Ende gelohnt haben.

Das Bikepacking-Rennen führt auf 1460 Kilometern mit gut 36.000 Höhenmetern durch die Türkei. Nelson Trees sagt: "Ich glaube es bietet die beste Strecke, die ich bislang entwickelt habe."
Erstmal guckst du sehr viel auf Karten und suchst interessante Abschnitte. Mittlerweile erhalte ich auch viele wertvolle Hinweise von Locals mit guter Ortskenntnis. Letztlich baue ich die Strecke komplett selbst, aber beim Scouting unterstützen mich Freunde zunehmend.
Ja, ich fahre alles ab und habe jeden Meter der Strecke mit meinen eigenen Augen gesehen. Ich fahre aber nicht alles mit dem Fahrrad, manches machen wir auch mit dem Auto. Aber im letzten Oktober bin ich die geplante Strecke für das Taurus Mountain Race mit dem Rad gefahren. Das waren rund 1300 Kilometer. Im Anschluss habe ich die Strecke umgedreht und sehr viel verändert, weil ich so viele coole Sachen gefunden habe. Am Ende blieben vielleicht noch 40 Prozent der ursprünglich geplanten Route übrig. Das Rennen wird jetzt vielleicht ein bisschen länger und ein bisschen härter, aber auch deutlich cooler.
In erster Linie achte ich mittlerweile bei den Bewerbungen darauf, ob die Menschen in harten Umgebungen bei schlechtem Wetter auf sich selbst aufpassen können. Du musst gar nicht unbedingt ein erfahrener Radfahrer sein, um das Taurus Mountain Race absolvieren zu können. Aber du musst wissen, wie du dich in grenzwertigen Situationen verhalten musst. Natürlich treffen wir gewisse Sicherheitsmaßnahmen, aber man sollte sich nicht darauf verlassen müssen. Gerade die neue Strecke in der Türkei führt schon auf weiten Abschnitten durch menschenleeres Gebiet.
Enjoy the ride! Am wichtigsten ist es, das Erlebnis zu genießen. Dazu kommt speziell beim Taurus Mountain Race, dass es die erste Austragung gibt. Das ist immer etwas Besonderes, denn es gibt nur ein erstes Mal. Geh einfach ohne Erwartungen ins Rennen und lass dich überraschen.





