Arc8 Eero vs. BMC Urs: Zwei Schweizer Gravelbikes im Vergleichstest

Schweizer Gravelbikes im Vergleichstest
Arc8 Eero vs. BMC Urs: Welches Bike ist besser?

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Veröffentlicht am 16.03.2025
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Foto: Agron Beqiri

Gravelbikes sind die Schweizer Taschenmesser unter den Rennrädern: schnell, vielseitig einsetzbar und häufig gespickt mit mehr oder weniger sinnvollen Ausstattungs-Features – je nach Verwendungszweck und persönlichen Vorlieben. Kurz: So ein Bike ist eine sinnvolle Investition für jeden Haushalt. Bei manchen von ihnen drängt sich der direkte Vergleich förmlich auf. Etwa bei den beiden Eidgenossen Arc8 Eero und BMC Urs, die wir uns genau deshalb einmal näher angeschaut haben.

Beide kosten 4499 Euro, beide kommen mit modernen, auffällig lackierten Carbon-Rahmen, die beide die Montage von Schutzblechen und ordentlich Zusatzgepäck erlauben. Beide setzen auf den gleichen Alu-Laufradsatz von DT Swiss. Beide bieten ordentliche Komfortwerte. Und beide verfügen über Reifenfreiheit satt: 47 Millimeter sind es am Urs, gar 50 am Eero. Mindestens ebenso zahlreich sind aber auch die Unterschiede.

BMC Urs

Das Arc8 Eero ist ein Gravelbike, das seine Rennrad-Gene nicht verleugnet: aerodynamische Rahmenrohre, vor dem Wind versteckte Züge und Bremsleitungen sowie ein für Gravelbikes schmaler Lenker mit geringem Flare. Zudem ist das Eero mit unter neun Kilogramm in Größe L vergleichsweise leicht. Und es ist "straßenkompatibel" erhältlich – mit zwei Kettenblättern und Umwerfer. Bikepacking ist dank der Montagepunkte für einen Gepäckträger drin. Auch ein Oberrohrtäschchen und eine dritte Trinkflasche finden unterm Unterrohr Platz. Die schlanke Gabel im Rennrad-Look verzichtet dagegen auf Montagepunkte und möchte nicht bepackt werden. Auch das maximal zulässige Systemgewicht von 110 Kilogramm prädestiniert das Bike eher für Overnighter und kürzere Touren als für Weltreisen.

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Agron Beqiri

Dazu passt die sportlich-agile Charakteristik: Das geringe Gewicht lässt das Eero gut beschleunigen, die Lenkung ist sehr direkt. Bei höherem Tempo nimmt die Laufruhe zu, in Kurven kippt das Rad aber vergleichsweise abrupt – auch eine Folge der etwas "kantigen" Pirelli-Reifen. Obwohl 40 mm breit, sorgt das geringe Profil für ordentlich Tempo auf Asphalt und Schotter, in matschigen Passagen und auf nassen Wiesen kommen sie schnell an ihre Grenzen. Ein weiteres Charakteristikum des Eero ist die etwas aufrechtere Sitzposition im Sattel. Geschaltet wird dabei mechanisch – mit Shimanos GRX 820. Hingucker des Eero ist die Metallic-Lackierung, die je nach Lichteinfall in den unterschiedlichsten Farben erstrahlt.

Moritz Pfeiffer Roadbike Redakteur
Moritz Pfeiffer
ROADBIKE Redakteur
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Agron Beqiri

Arc8 Eero

Während das Arc8 Eero ständig mit den Hufen zu scharren scheint, gibt sich das BMC Urs gelassener – allein schon wegen des etwas üppigen Gewichts in kleinerer Rahmengröße (M). Die 44 Millimeter breiten, ordentlich profilierten Reifen von WTB liegen satt auf Asphalt und Schotter, rollen ordentlich, bügeln aber auch manche Unebenheit glatt. Die Sitzposition ist ausgewogen, das Handling deutlich auf Geradeauslauf und Fahrsicherheit ausgelegt. Die zahlreichen Montagepunkte – auch an der Gabel – und ein zusätzliches Staufach im Unterrohr laden ein, mit dem Urs auf ganz große Expedition zu gehen – zumindest bis das maximal zulässige Systemgewicht von 120 Kilogramm ausgereizt ist. Srams Apex AXS-Antrieb schaltet elektronisch, eine 180er-Disc am Vorderrad bietet satte Sicherheitsreserven beim Bremsen – auch mit schwerer Beladung. Klasse ist das moderne UDH-Ausfallende, ungewöhnlich der kurze 70-mm-Vorbau. Dass die Bremsleitungen zwischen Lenker und Rahmen offen im Wind stehen, mag wartungsfreundlich sein und zum Abenteuercharakter passen, ist für diese Preisklasse aber ungewöhnlich. Auch die bewährte Hinterbaudämpfung fehlt: Die gibt’s nur noch an den teureren Urs 01-Modellen.

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Agron Beqiri

Allgemein verlangen beide Räder Verständnis für Schweizer Preise: Zwar sind die Sattelstützen aus Carbon gefertigt, am Lenker oder gar an den Laufrädern sucht man den Verbundwerkstoff jedoch vergeblich. Gerade die recht schweren Alu-Laufräder bieten Tuningpotenzial. Dass man bei 4500 Euro teuren Rädern überhaupt schnell über Tuning nachdenkt, ist eher ernüchternd. Positiv: Sowohl Arc8 als auch BMC bieten eine erweiterte Herstellergarantie von drei Jahren.

Christian Brunker, ROADBIKE-Redakteur
Christian Brunker
ROADBIKE Redakteur