Gravel-Fest in Belgien: WM-Siege für Vos und van der Poel

Gravelbike-WM in Belgien wird zur Mega-Party
WM-Siege für Marianne Vos und Mathieu van der Poel

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Zuletzt aktualisiert am 07.10.2024
Gravelbike WM 2024 Zielfoto van der Poel
Foto: James York

Belgien im Ausnahmezustand: Am Wochenende fand in Flandern nicht nur die dritte Gravelbike-Weltmeisterschaft überhaupt statt, sondern auch die erste außerhalb Italiens. Im ohnehin schwer radsportbegeisterten Belgien waren die Rennen offensichtlich gut aufgehoben. "Das war der Hammer. Gerade im Zielbereich haben die Fans eine riesige Party veranstaltet und jeden einzeln Finisher gefeiert", berichtet Sebastian Breuer. Der Unbound-XL-Sieger war in seiner Funktion als Profi-Liaisonmanager für Schwalbe vor Ort – und hat nebenbei unseren GRAVELBIKE-Account auf Instagram gekapert. Seine spannenden Einblicke findet ihr in der Highlight-Story.

Über 2600 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus aller Welt starteten bei der WM in verschiedenen Altersgruppen. Besonders stark vertreten waren Starter:innen aus Belgien und den Niederlanden. Die größte Aufmerksamkeit galt natürlich den beiden Profirennen der Frauen und Männer. Auch hier hatten am Ende die Starterinnen und Starter aus den Niederlanden und Belgien die Nasen vorn. Doch nicht nur das, tatsächlich gingen die Medaillen in Gold, Silber und Bronze in den Eliterennen komplett in die Benelux-Länder. Im Frauenrennen am Samstag holte sich die mehrfache Rennrad- und Cyclocross-Weltmeisterin Marianne Vos aus den Niederlanden nun auch auf dem Gravelbike den Titel. Im Rennen der Männer am Sonntag wiederholte ihr Landsmann Mathieu van der Poel das Kunststück. Auch bei dem Radsport-Superstar hängen nun WM-Trikots aus Straßenrennen, Cyclocross und Gravelbike im Schrank.

Gravelbike WM 2024 Sieger
James York

Die Ergebnisse im Überblick

Pleiten, Pech und Stürze

Nicht nach Plan hingegen lief es für die deutschen Medaillenanwärter:innen, speziell für die beiden Deutschen Meister auf dem Gravelbike, Carolin Schiff und Paul Voß. Carolin konnte aufgrund einer Covid-Erkrankung gar nicht erst starten. "Ich bin zwar wieder gesund, aber fühle mich noch nicht fit genug für ein Rennen", erklärte sie wenige Tage vor dem Start.

Gravelbike WM 2024 Paul Voß
James York

Und für Paul bedeutete ein Riss in der Seitenwand seines Hinterreifens das Ende aller Medaillenträume. "Das war einfach Pech, da kannste nix machen", erklärt Paul nach dem Rennen und reagiert auch auf die kritischen Stimmen zu seiner Wahl eines breiten Rennradreifens anstelle eines profilierteren Gravel-Reifens: "Daran lag es nicht. Ich bin die Strecke mit dem Setup schon ein paar Mal ohne Probleme gefahren." Dabei lag er zum Zeitpunkt des Defekts gegen Rennmitte voll auf Kurs Podium. Zwar konnte Paul, wie alle anderen Fahrer auch, die Attacke des späteren Siegers Mathieu van der Poel nicht mitgehen. Aber nach einem Angriff von Florian Vermeersch konnte er sich mit dem späteren Zweitplatzierten vom Rest des Feldes absetzen. "Ich habe mich richtig gut gefühlt", sagt er und glaubt, dass die Beine für eine gute Platzierung da waren: "Aber dann bekomme ich den Platten und das Rennen ist vorbei."

Schnellste Deutsche war Romy Kasper, die Frau aus der Lausitz kämpfte um Bronze und belegte trotz Sturz letztlich den starken fünften Platz. "Vor dem Rennen habe ich an die Top10 gedacht. Von daher bin ich mit Platz 5 mega zufrieden", sagt sie, fügt dann aber hinzu: "Trotzdem bin ich irgendwie auch unglücklich, denn ohne den Sturz hätte es Bronze sein können." Auf Rang 21 kam Unbound-Siegerin Rosa Klöser ins Ziel. "Das Rennen hat sehr an die belgischen Klassiker auf der Straße erinnert", sagt Rosa. Sprich: Vollgas an Anstiegen und technischen Passagen, dafür in flacheren Abschnitten auch mal etwas ruhiger. "Ich hatte schon auf ein Ergebnis in den Top10 gehofft", erklärt sie. Ein Sturz wenige Kilometer vor dem Ziel verhinderte jedoch eine bessere Platzierung. "Ich habe die Gruppe zwar noch erwischt, war dann aber für den Sprint schlecht platziert", sagt sie.

Jade Treffeisen (46.), Janine Schneider (47.) und Helene Bieber (50.) schafften es noch in die Top50. Bei den Männern kam Jonas Koch auf Platz 19 ins Ziel, zeitgleich mit Roger Kluge (22.) und Luis Neff (25.). Kurz dahinter erreichte Georg Egger das Ziel auf Platz 33. "Von der Stimmung her war es für mich das geilste Rennen, das ich je gefahren bin. Die Belgier wissen einfach, wie man Radrennen veranstaltet und vor allem wie man Radrennen feiert", schwärmt Luis nach dem Rennen. Und er berichtet von dem "krassen Speed", wenn er sagt: "Die ersten anderthalb Stunden waren einfach geisteskrank."

Einen deutschen Gravelbike-Weltmeister gibt es übrigens auch: Wilfried Straub konnte sich den Titel in der Altersklasse 70-74 sichern.

Die schnellsten Deutschen in den Altersklassen im Überblick:

Frauen:

  • 19-34: Svenja Betz (7), Andrea Lange (8)
  • 35-39: Dörte Martischewsky (15)
  • 40-44: Daniele Gaß (11), Katharina Garus (12)
  • 45-49: Birgit Unterberger (13)
  • 50-54: Alexandra Latocha (12)
  • 55-59: Manuela Freund (4), Birgit Jüngst-Dauber (5), Monika Lidmila (8)
  • 65-69: Barbara Trommer (5)

Männer

  • 19-34: Jacob Peter Heß (2)
  • 35-39: Patrick Lechner (5), Erik Köhler (8)
  • 40-44: Henning Bommel (12)
  • 45-49: Torsten Marx (11)
  • 55-59: Udo Bölts (3)
  • 50-54: Ralf Grabsch (4), Stefan Danowksi (6), Jan Weber (7)
  • 60-64: Heiko Latocha (4), Jochen Scheibler (6), Stefan Gäbelein (9), Matthias Staehle (10)
  • 65-69: Volker Schlegel (5)
  • 70-74: Wilfried Straub (1)

Die nächsten Chancen auf Medaillen gibt es übrigens schon am kommenden Wochenende. Dann steigt die Gravelbike-EM. Diesmal in Italien, statt wie im Vorjahr in Belgien.

Rosa Klöser: Pech im Rennen, Erfolge im Tippen

Übrigens: Wir hatten in unserer WM-Vorschau einige Insider:innen nach ihren Tipps für die Top5 gefragt. Die klaren Titelfavoriten hießen dabei Mathieu van der Poel und Lotte Kopecky. Marianne Vos indes hatte niemand als Siegerin gesehen. Wir haben aus Spaß mal Punkte für richtige oder beinahe richtige Tipps vergeben. Ganz vorne lag hier Rosa Klöser (31 Punkte) vor Sebastian Breuer (28) und Luis Neff (24).

Gravelbike WM 2024 Rosa Klöser im Ziel
James York