"Made to lose" – geboren, um zu verlieren. Das war und ist der Claim für das Gravelbike Atlas von Focus. Das Verlieren bezieht sich jedoch nicht auf Rennen oder andere Formen von Wettkämpfen, sondern ist positiv gemeint: verlieren im Augenblick, verlieren im Hier und Jetzt, verlieren von Zeit, Routinen und Zweifel. Denn das Focus Atlas will auch in seiner jüngsten Überarbeitung ein Rad für die episch langen Touren sein, fürs Abenteuer, für die besonderen Momente – alleine oder mit Gleichgesinnten.
Kurz und knapp
- komplett überarbeitetes Gravelbike der Stuttgarter Marke
- neue Geometrie: insgesamt sportlicher, aber Unterschiede zwischen Carbon- und Aluminiumrahmen
- zahlreiche Anschraubpunkte zum Einsatz fürs Bikepacking, maximales Systemgewicht 135 kg
- Reifenfreiheit Gabel 53 mm, Rahmen 45 mm (Carbonrahmen) bzw. 48 mm (Aluminiumrahmen)
- Staufach im Unterrohr bei den Carbonrahmen
- fünf Rahmengrößen
- drei Ausstattungsvarianten mit Carbonrahmen, drei mit Aluminiumrahmen
- Preise: zwischen 1799 und 5299 Euro
Das neue Focus Atlas im Video
Verschiedene Zuladungs-Optionen
Focus verspricht den "perfekten Tag auf dem Gravelbike". Das Atlas will dafür ebenso robust und vielseitig sein – es soll von epischen Schotterabenteuern über große und kleine Bikepacking-Touren bis hin zum täglichen Pendeln zur Arbeit alles mitmachen. Gravelrennen sind zwar nicht die zentrale Spielwiese des Atlas, aber auch dafür soll es genug Temperament mitbringen.

"Made to lose" im Sinne von sich-verlieren-im-Augenblick bei epischen Gravelbike-Touren - das war und ist der Claim für das Focus Atlas. Mehr Fotos findest du in der Bildergalerie.
Insgesamt stehen sechs Atlas-Ausführungen zur Auswahl, in fünf Rahmengrößen und zwei Rahmenmaterialien – Carbon und Aluminium. Alle kommen mit zahlreichen Anschraubpunkten an Gabelscheiden, Oberrohr, Sitzstreben und Ausfallenden, um gut gerüstet zu sein für das Hauptaugenmerk des Atlas – das Bikepacking. Focus bietet dafür als optionales Zubehör verschiedene Trägersysteme und nicht weniger als vier Schutzblech-Sets an – für 1-fach- und 2-fach-Antriebe sowie mit und ohne Lichtkabel für Nabendynamos.

Das Hawaii Rack ist ein Frontgepäckträger, den Focus optional anbietet und der an Gabelscheiden und Gabelbrone befestigt wird und bis zu fünf Kilogramm Zuladung verkraftet.
An Sitzstreben und Ausfallenden kann man das Adventure Rack montieren – ein Tragesystem, das die Montage von kleineren Packtaschen mit jeweils bis zu drei Kilogramm Zuladung erlaubt. Vorteil: ein tiefer Schwerpunkt und ein besseres Handling des Rades als bei Verwendung einer "Arschrakete". An den Gabelscheiden und der Gabelkrone kann man das Hawaii Rack montieren – ein Frontgepäckträger, der mit bis zu fünf Kilogramm belastet werden kann.

Das Adventure Rack sind Gepäckaufnahmen für die Sitzstreben, die an einem Steg zwischen eben diesen sowie an den Ausfallenden befestigt werden.
Alle drei Ausführungen des Atlas' mit Carbonrahmen kommen zudem mit einem Staufach im Unterrohr, das Focus als Prep Pocket bezeichnet. Darin findet eine kleine Tasche Platz – das Prep Pack –, die beispielsweise mit Minitool, Pumpe und Ersatzschlauch bestückt werden kann. Bis zu zwei Prep Packs passen in den Rahmen, eins zählt bereits zum Lieferumfang.
Darüber hinaus kann man eine Oberrohrtasche befestigen und natürlich weitere kompatible Bikepacks. Das maximale Systemgewicht ist mit 135 Kilogramm für Fahrer/in, Rad und Ausrüstung großzügig bemessen, am Testrad waren zudem 180 Millimeter große Bremsscheiben montiert, um den Packesel Atlas auch bei hohem Gewicht jederzeit sicher zum Stillstand zu bringen.

An den Carbonrahmen des Atlas' findet sich im Unterrohr ein Staufach, das bis zu zwei kleine Taschen - die Prep Packs - aufnimmt. Ein Prep Pack zählt zum Lieferumfang.
Technische Details Rahmen & Gabel
Alle Atlas-Rahmen in Carbon und Aluminium kommen mit klassischen BSA-Tretlagerschalen und Anschraubpunkten für drei Flaschenhalter – der dritte unter dem Unterrohr. Apropos Unterrohr: Die Carbonmodelle verfügen hier über einen zusätzlichen Steinschlagschutz.

Steinschlagschutz und Schraubbohrungen für einen dritten Flaschenhalter unter dem Unterrohr der Carbonmodelle.
Der Road Boost-Standard der bisherigen Atlas-Generation gehört der Vergangenheit an: Alle neuen Atlas-Modelle kommen mit dem Standard-Rennradachsmaß 12 × 100/12 × 142. Werkseitig sind zudem in allen Ausstattungsvarianten 45 Millimeter breite Gravelreifen von Schwalbe montiert. Stichwort Reifen: Die Reifenfreiheit beträgt an der bei allen Ausführungen eingesetzten Carbongabel 53 Millimeter. Die Carbonrahmen bieten dazu am Hinterrad Platz für 45 Millimeter breite Reifen, die Aluminiumrahmen sogar für 48 Millimeter-Schlappen.
Die Geometrie wurde angepasst und ist bei beiden Rahmenmaterialien sportlicher geworden, dennoch bestehen Unterschiede zwischen Alu und Carbon: Auf dem Aluminiumrahmen sitzt man etwas aufrechter und entspannter – dank eines kürzeren Reachs und höheren Stacks. Die Carbonrahmen kommen etwas sportlicher – mit steilerem Lenkwinkel und kürzerem Radstand. Focus verspricht ein agileres, reaktiveres Handling als bei der vorherigen Atlas-Generation bei unverändert stabiler Straßenlage und hoher Fahrsicherheit. Bei beiden Modellen wurde zudem das Sitzrohr etwas kürzer, was über den größeren Sattelstützenauszug für mehr Flex – sprich: höhere Vibrationsdämpfung und mehr Komfort am Heck – sorgen soll.

Die Carbongabel ist bei allen Atlas-Modellen identisch und bietet eine Reifenfreiheit von bis zu 53 Millimetern.
Alle Focus Atlas-Modelle kommen zudem mit dem C.I.S.-Vorbau, der die Bremsleitungen und – wo vorhanden – Schaltzüge direkt durch den Vorbau ins Rahmeninnere führen. Das sorgt nicht nur für eine aufgeräumte Optik, sondern schafft auch Platz, um am Lenker zwischen den Bremsschaltgriffen eine Lenkerrolle zu montieren.
Zwei weitere optische Highlights: Bei den Alu-Rahmen sind die Schweißnähte geglättet, sodass man zwei Mal hinschauen muss, um das Rahmenmaterial zu identifizieren. Und: Beim Top-Modell aus Carbon – dem Atlas 8.9 – greift Focus auf eine spezielle handbemalte Lackierung zurück, die jeden Rahmen optisch zum Unikat macht.
Praxiseindrücke Focus Atlas 8.9
Eben jenes Top-Modell stand mehrere Wochen zum Praxistest bereit – und bewährte sich bei zahlreichen Schotterrunden, dem täglichen Weg zur Arbeit und sogar bei einem Cyclocross-Rennen. Laut Focus ist das Atlas 8.9 auch tatsächlich für all diejenigen gedacht, die eine sportliche Gangart bevorzugen und bei Rennen starten wollen. Die Ausstattung ist dahingehend sinnvoll gewählt: Die neue Sram Rival XPLR AXS Gravelgruppe mit 1-fach-Kurbel wechselte mit gewohnt präzisen elektronischen Schaltvorgängen die 13 Ritzel am Heck, die hydraulischen Bremsen verzögerten ebenso fein dosierbar wie kraftvoll – bei geringsten Bedienkräften. Klar auf den Rennbetrieb ausgelegt sind die Zipp 303 XPLR S-Carbonlaufräder, die sich trotz der aerodynamischen Felgenhöhe von 54 Millimetern auch bei Seitenwind und/oder hohem Tempo stets stabil und vorhersehbar fuhren.

Das Focus Atlas war mehrere Woche ein treuer Begleiter von Redakteur Moritz Pfeiffer.
Herzstück bleibt aber natürlich das Rahmenset: Die Sitzposition ist ausgewogen bis leicht gestreckt, was der kurze Vorbau kompensieren und gleichzeitig für agiles Handling sorgen soll. Insgesamt vermittelt das Focus Atlas lieber viel Fahrsicherheit auf langen Geraden, als dass es mit Temperament in die Kurven stürzen wollte, im Hobby-Crossrennen entpuppte es sich aber durchaus als sportlicher und wendiger Zeitgenosse. Hier gerieten eher die nur leicht profilierten Schwalbe G-One R Pro-Reifen an ihre Haftungsgrenze, was aber all diejenigen verschmerzen können, die gar nicht vorhaben, über matschige Crosskurse zu hetzen.
Sehr gut gefiel die Übersetzung mit 40er-Kettenblatt und 10-46-Kassette – selbst steile Schotterpassagen waren stets gut fahrbar, zugleich trat man auch auf Asphalt bergab erst deutlich jenseits der 50 km/h "ins Leere". Geschmackssache war hingegen der am Testrad montierte Lenker mit abgeflachtem Oberlenker, der aber an den Serienmodellen ohnehin nicht montiert sein wird.

Die handbemalte Lackierung beim Focis Atlas 8.9 ist ein Hingucker - und macht jeden Rahmen zumindest optisch zu einem Unikat.
Alles in allem fühlt sich das neue Focus Atlas vor allem bei langen Schottertouren und beim Bikepacking in seinem Element. Der Komfortfaktor ist hoch, auch dank der 45 Millimeter breiten Reifen. Einen auffällig leichten Renner sollte man nicht unbedingt suchen: Das Testrad wog in Rahmengröße XL 9,4 Kilogramm, und die Aluminium-Modelle des Atlas reißen bei der Herstellerangabe die 10-Kilo-Marke. Aber als ausgewogener, robuster und vielseitiger Begleiter in vielen Gravel-Lebenslagen gefällt das Atlas ausgesprochen gut – und die großzügige Freigabe bis 135 kg maximalem Systemgewicht muss schließlich auch irgendwoher kommen...
Preise und Ausstattungsvarianten
Neben dem getesteten Top-Modell für 5299 Euro bietet Focus das Carbon-Atlas noch für 3499 Euro mit Sram Apex AXS sowie mit mechanisch schaltender Shimano GRX 610/820 mit 2-fach-Kurbel für 2699 Euro an. Gerade diese letzte genannte Version mit Namen Atlas 8.7 – erhältlich wahlweise in violet-stahlgrau oder schwarz-stahlgrau – hat nach unserer Einschätzung das Potenzial, zum Bestseller der Atlas-Reihe zu werden.

Das Focus Atlas 8.7 mit mechanischer Shimano GRX 610/820 kostet 2699 Euro.
Die drei Aluminium-Renner kommen ausnahmslos mit Shimano-Ausstattung – wahlweise GRX 610/820 beim Atlas 6.9 für 2299 Euro oder Cues bei den beiden anderen Modellen. Den Einstieg markiert dabei das Atlas 6.7 für 1799 Euro. Dazwischen positioniert sich das Atlas 6.8 EQP, das werkseitig bereits mit Gepäckträger, Schutzblech, Nabendynamo und Lichtanlage kommt und für 1999 Euro eine Überlegung wert ist für alle, die regelmäßig und bei jedem Wetter ihre alltäglichen Wege per Rad zurücklegen. Insgesamt bietet Focus mit dem Atlas viel Auswahl für den "perfekten Tag auf dem Gravelbike".





