Ein spanisches Gravelbike für das Abenteuer auf spanischen Schotterpisten: GRAVELBIKE-Redakteur Felix Krakow war mit dem Finna Taroko Sram Rival XPLR AXS 1x12 Comp beim Gravel-Camp Border Bash Aragon unterwegs. Die 2012 in Barcelona gegründete Marke hat früh den Sprung von den Straßen der Städte auf die Schotterpisten fernab der Menschenmassen gewagt. Schon 2013 haben die Katalanen das Finna Landscape entwickelt, 2015 folgte das leichtere Finna Explorer. 2020 erblickte mit dem Taroko schließlich das erste Finna-Gravelbike aus Carbon das Licht der Welt.

Ein Rad im Mohnfeld: Das Finna Taroko bei der Fahrt durch Aragonien.
Das Setup
Im Norden Spaniens konnte Felix die 3399 Euro teure Version des Taroko mit Sram Rival XPLR AXS Schaltgruppe und Aluminium-Ausstattung von Finnas hauseigener Komponentenmarke Tfhpc ausführen. Statt dem serienmäßigen XPLR-Schaltwerk war allerdings ein Sram GX Eagle Schaltwerk verbaut, gepaart mit einer 12-fach-Kassette mit 10-52 Ritzeln. Kombiniert mit dem 38er-Kettenblatt vorne erlaubt das Mullet-Setup so eine sehr hohe Bandbreite. Der Rahmen selbst gibt sich als solider, wenn auch nicht spektakulärer Vertreter seiner Zunft. Die Rahmenform vermittelt ein wenig dieses Gefühl von: "Ich habe dich schon mal irgendwo gesehen." Auf jeden Fall sehen lassen kann sich auch die Lackierung. Alternativ zu dem dunklen Blau mit roten Deko-Elementen gibt es das Taroko auch in einem hellen Blau mit orangefarbenen Details oder in der Kombination "Vanilla Cream" mit roten Akzenten.
Viele Montagepunkte an Bord
Ein wenig oldschool wirken die erst hinter dem Steuerrohr in den Rahmen und unter dem Steuerrohr in die Gabel eintretenden Bremsleitungen. Züge oder Kabel gibt es dank elektronischer Funk-Schaltung indes nicht. Positiv fallen die zahlreichen Montagepunkte an Rahmen und Gabel auf. Die Gabel ist zudem für die Aufnahme eines Laufrads mit Nabendynamo vorbereitet. Einen soliden ersten Eindruck machen auch die Aluminium-Laufräder Tfhpc Grinder. Die flachen Felgen bieten allerdings nur 19 Millimeter Maulweite. Auf den recht schmalen Felgen sitzen dafür satte 45 Millimeter breite WTB Riddler Reifen. Als maximale Reifenbreite gibt Finna für Rahmen und Gabel gar 50 Millimeter an.

Spaß in der Sonne: Das Gravelbike im Einsatz beim Border Bash Aragon.
Komplettiert wird das Setup von Alu-Bauteilen wie Sattelstütze, Vorbau und Lenker. Selbst das Lenkerband kommt von der Eigenmarke Tfhpc. Übrigens: Alternativ zur mit Alu-Teilen ausgestatteten Comp-Version des Taroko bietet Finna jeweils auch eine Pro-Version. Diese kommt mit Lenker, Sattelstütze und Laufrädern aus Carbon, kostet im Falle der Taroko Sram Rival XPLR AXS 1x12 allerdings auch 4599 Euro. Das sind also 1200 Euro mehr, als das hier getestete Bike kostet. Dafür bringt das Rad mit einem Gewicht von dann 8,5 Kilogramm aber auch fast ein Kilo weniger auf die Waage.
Das Finna Taroko im Praxistest
Doch genug der grauen Theorie. Auf den Strecken des spanischen Border-Bash-Ablegers kann das Rad zeigen, was in ihm steckt. Denn die abwechslungsreichen Routen sind stellenweise sowohl technisch als auch konditionell sehr fordernd. Sprich: Hier kommen Mensch und Maschine durchaus an ihre Grenzen. Nicht nur, dass es teils sehr steil bergab und leider auch wieder sehr steil bergauf geht. Es geht auch über fast jeden erdenklichen Untergrund, von feinstem Asphalt über schöne, breite Schotterwege bis hin zu kniffligen Trails und tiefen Kiesbetten. Immer wieder musste Felix das Rad auch schultern. Etwa bei der einen oder anderen Flussquerung, bei der Kletterpartie über von einem Hangrutsch begrabenen Trail, oder wenn es einfach richtig steil bergauf ging.

Komm auf meinen Arm: Felix (rechts) trägt das Finna Taroko durch den Fluss.
All diese Herausforderungen meisterte das Bike aus Barcelona durchaus eindrucksvoll. Auf Anhieb gefällt zunächst die angenehme Sitzposition: Eher kompakt und aufrecht, aber auch nicht übertrieben unsportlich. Dabei liegt der Lenker mit seinem abgeflachten Oberrohr sehr angenehm in der Hand. Das Lenkerband bietet sehr guten Grip. Auch der etwas breitere Ergon SMC10 Gel Sattel gefällt, wobei speziell die Frage nach dem passenden Sattel natürlich immer eine sehr individuelle Angelegenheit ist.
Mit viel Spaß über die Schotterpisten
Viel Spaß macht das mit 9,3 Kilogramm nicht besonders leichte, aber auch nicht zu schwere Gravelbike im Einsatz. Es beschleunigt bei Bedarf durchaus sportlich, bietet dabei ein gut abgestimmtes Handling mit ordentlich Spurtreue aber auch Agilität. So machen etwa kurvige oder auch holprigere Abfahrten richtig Laune. Dabei überzeugen auch die breiten Reifen mit gutem Grip und Komfort. Etwas unterdimensioniert wirken nur die Scheibenbremsen mit 160 Millimetern vorn und 140 Millimetern hinten. Felix hatte beim Border Bash mit dem kaum bepackten Bike keine Probleme, trotz teils sehr steiler, schneller Abfahrten. Wer das Rad allerdings schwer beladen möchte, vielleicht selbst etwas schwerer ist oder ganz einfach lieber öfter und länger am Bremshebel zieht, sollte hinten vielleicht auf ein 160er-Scheibe wechseln.

Schnelle, kurvige Abfahrten gefallem dem Gravelbike aus Barcelona.
Apropos schwer beladen: Dank der angesprochenen vielen Montagepunkte eignet sich das Taroko durchaus auch für Touren mit ordentlich Gepäck an Bord. Nicht nur dann überzeugt auch das Mullet-Setup mit kleinem Kettenblatt vorn und großem Ritzel hinten, mit dem Felix in Spanien unterwegs war. Zwar sind mit dieser Übersetzung in der Abfahrt oder beim etwaigen Sprint im Flachen keine besonders hohen Endgeschwindigkeiten drin. Dafür brilliert das Taroko, wenn es bergauf geht. Selbst an richtig steilen, teils auch sandigen Passagen, an denen viele Bash-Teilnehmer:innen absteigen und schieben mussten, konnte Felix noch vergleichsweise flüssig in die Pedale treten.
Fazit
👍 Das gefällt.
Flotter Allrounder mit Bikepacking-Potential und hohem Spaßfaktor zum fairen Preis.
👎 Das weniger
Führung der Bremsleitungen und schmale Laufräder nicht mehr ganz auf der Höhe der Zeit.
💗 Das perfekte Rad für...
... alle, die ein nur selten auf deutschen Schotterwegen anzutreffendes Carbon-Gravelbike im schicken Design suchen.

Kurz mal Pause machen: Redakteur Felix Krakow mit dem Finna Taroko.