Gravelbike Fara F/Gravel im Test

Ein waschechter Allrounder von Fara Cycling
Das norwegische Gravelbike Fara F/Gravel im Test

Inhalt von
Veröffentlicht am 13.03.2024

Die in Oslo, Norwegen beheimatete Firma Fara Cycling wird hierzulande immer bekannter. 2016 von Jeff Web, einem ehemaligen Radprofi gegründet, sagt sie von sich selbst im "The Gravel Cycling Capital of Scandinavia" zu liegen. Nahe am Headquarter gelegen sind feine Schotterpisten, die durch die Bilderbuch-Wälder und an die Seen ringsum um die Landeshauptstadt führen. Perfektes Terrain, um die eigenen Bikes auf Herz und Nieren zu prüfen, bevor sie an die Kunden gehen.

Fara bietet aktuell mit dem F/Gravel die dritte Generation dieses Modells an. Wir haben uns speziell das Modell F/Gravel GRX 1x zur Brust genommen und in unterschiedlichem Terrain und bei mannigfaltigen Bedingungen bewegt. Das vorweg: da weiß jemand, was er konstruiert.

Wofür ist das F/Gravel gedacht?

Fara spricht davon, dass die typisch norwegische Einfachheit, gepaart mit Ehrlichkeit und Qualität ins Design mit eingeflossen ist. Dazu sollen die Bikes so konstruiert werden, dass die Leute aus der Firma sie gerne selbst fahren würden. Das bedeutet, das F/Gravel soll genauso für Langstrecke mit mehreren Tagen Fahrzeit geeignet sein als auch für den kurzweiligen, flotten Race-Ein-Tages-Spaß bei diversen Event-Teilnahmen. Die Vielseitigkeit wäre das Ass im Ärmel dieses Gravelbikes.

Der Rahmen des Fara F/Gravel

Auf eine Besonderheit weist Fara hin:die Rahmenformen der dritten Generation dieses Bikes, die ein eigens engagierter Rahmen-Designer entworfen hat, gehört einzig und allein Fara. Sprich: die Rahmen werden nicht zugekauft!

Mit seiner Vielseitigkeit soll das Fara F/Gravel aus der Masse der Angebote herausragen. Der Rahmen bringt unserer Meinung nach einige Voraussetzungen mit, um diesem Anspruch nachzukommen. Dank des geringen Rahmengewichts von 1050 g schafft Fara die besten Voraussetzungen für ein herrlich leichtes Bike. Die tiefer angesetzten, dezent geschwungenen Sitzstreben sorgen für ein Plus an Komfort. Fara sagt, dass bei diesen Streben speziell verstärkte Carbonfaser für eine bessere Stabilität beitragen.

Die Rohrformen sind abgeflacht und bieten daher nicht nur leicht aerodynamische Vorteile, sondern gleichzeitig ein zeitgemäßes Design. Klassisch bleibt die runde Sattelstütze von Dedazero, die für ein Plus an Einfachheit bei Wartung und Pflege sorgt.

Dazu gibt es für Trinkflaschenhalter und Gepäck zahlreiche Montageösen am Sitz-, Ober- und Unterrohr. An der Carbon-Gabel befinden sich ebenfalls Möglichkeiten, um beispielsweise Cages zu montieren und sich für ein langes Bikepacking-Abenteuer zu rüsten. Darüber hinaus erlaubt die Gabel und das Heck eine Reifenwahl bis 50 mm breite, was für noch mehr Komfort sorgen kann. Eine 650b Bereifung ist ebenfalls möglich.

Pfiffig und zeitgemäß mitgedacht: das kleine Staufach am Unterrohr, ideal für den Ersatzschlauch. Und: Fara bietet als Option eine Rahmentasche an, die in Zusammenarbeit mit Taschen-Spezialist Roswheel entwickelt wurde und ohne Riemen auskommt. Unterhalb des Oberrohrs wird sie einfach in ein montiertes Fidlock-Magnetsystem eingehängt und kann ebenso fix wieder abgenommen werden.

Fara Cycling, Gravelbike, F/Gravel,schräge Ansicht
Thomas Terbeck

Laufräder und Pneus

Werksseitig war das Test-Bike mit leichtläufigen Schwalbe G-One Bite-Reifen mit 50 mm und auf Fulcrum Racing 900-Laufrädern aufgezogen. Mit Alufelgen und Industrielagern ist der LRS äußerst solide, mit 1880 g aber auch pfundig. Die Felgenhöhe beträgt 22 mm, das Gewichtslimit inkl. Fahrer und Gepäck wird mit 120 kg angegeben. Moderne 12 mm-Steckachsen sorgen für mehr Steifigkeit.

Cockpit

Anders als der in der Serie verbaute, Ritchey WCS Butano V2 Aluminium-Lenker, wurde am Test-Bike ein 400 mm breiter Pro Discover-Lenker montiert. Dennoch ähneln sich die Lenker stark, der Pro Discover des Testrades zeigte im Gelände ein sicheres Handling. Die STIs sind auffällig ein ganzes Stück nach innen gedreht montiert und unterstreichen den sportlichen Charakter des F/Gravel. Dadurch wird zusätzlich eine aerodynamische Haltung des Oberkörpers und hauptsächlich der Arme erzielt. Unterhalb des 120 mm langen Vorbaus verlaufen die Brems- und Schaltzüge, die dezent und ordentlich ins Steuerrohr verschwinden.

Schaltung

Am Test-Bike montierte Fara Shimanos mechanischer GRX 812 1×11 40Z und 11-40-Kassette. Das bedeutet im kleinsten Gang eine Entfaltung von 2,28 m, im größten Gang von 8,29 m. Wer eine größere Übersetzungsbandbreite benötigt, kann erfreulicherweise 2fach-Antriebe montieren, der Rahmen ist dafür vorbereitet.

Praxis

Draufsitzen und Spaß haben. Ob große oder kleine Gravelrides, das Bike ist für alle Eventualitäten gerüstet. Mit einem STR (Stack to Reach) von 1,47 sitzt es sich noch komfortabel, die sportlichen Ambitionen des Gravelbikes sind aber nicht zu leugnen. Das macht sich bei dem Griff an die nach innen gedrehten Hoods bemerkbar. Etwas gewöhnungsbedürftig, ja, aber nicht unbequem. Im Gegenteil. So brettert das Bike flott und agil über die Schotterpisten im Renn-Testgebiet der Halden des Ruhrpotts. Der leichte Rahmen zahlt sich zusätzlich aus. Auch der Griff in den Unterlenker gefällt, wenngleich der Flare gering ausfällt. Spurtreu folgt das F/Gravel jeder Lenkbewegung mit forschem Antritt.

Auch mit bepackten Taschen verliert es nicht an Wendigkeit und ist ein treuer Begleiter. Immer gut: Zu wissen, dass man durch viele Anbaumöglichkeiten bei Bedarf selbst für individuelle Bikepacking-Abenteuer gut gerüstet ist.

Für die großen und kleinen Abenteuer mit Gepäck würden wir eine andere Übersetzung wählen. Am Hang könnte es bei weniger durchtrainierten Waden kräftezehrender werden. Die Schaltung war GRX-bekannt äußerst zuverlässig und bot eine knackige Performance. Die bissige Bremse mit zwei 160 mm-Scheiben tat ihr Übriges.

Prima performten auch die breiten Schwalbe G-One Bite mit 50 mm Breite. Ob auf der Schotterpiste oder Asphalt, die Reifen zeigten ein griffiges Abrollverhalten. Egal, ob auf feuchtem oder trockenem Terrain. Die Laufräder präsentierten sich im Gelände als robust, jedoch besteht hier noch Gewichts-Tuning-Potenzial. Das würde den Ansprüchen des Gravelbikes noch besser gerecht werden.

Der Komfortgewinn am Cockpit in den Armen war dank dicker Pneus erwartungsgemäß angenehm. Überraschenderweise am Heck durch die klassisch geformte Sattelstütze strammer, als wir gedacht haben. Der mit breiter Aussparung im Damm-Bereich versehene Fizik Terra Argo X5 zeigte jederzeit sein Potenzial als komfortabler Kontaktpunkt zwischen Mensch und Maschine.

Fara Cycling, Gravelbike, F/Gravel,schräg von hinten oben,Ansicht
Thomas Terbeck

Fazit

Fara schafft es ein Gravelbike zu konzipieren, welches durch sein großes Einsatzspektrum punktet. Die Geometrie ist wohldurchdacht, zeigt sie sich in der Praxis doch sowohl für schnittige Rides als auch für epische Bikepacking-Touren geeignet. Sportlich, agil und wendig, ohne den Komfort-Anspruch für lange Tage im Sattel aus den Augen zu verlieren. Nur am Heck ist das Bike etwas straffer, als man wegen der breiten Reifen annehmen würde. Wer auf noch mehr Leichtigkeit Wert legt, findet Potenzial bei den Laufrädern. Die Flexibilität und der Fahrspaß sind die großen Pluspunkte des preislich attraktiven Fara F/Gravel. Das Konzept des norwegischen Herstellers geht somit völlig zurecht auf.

Mehr Informationen bei Fara Cycling.