Man muss schon sehr genau hinsehen, um die Unterschiede zwischen dem neuen Áspero und seinem im Jahr 2019 vorgestellten Vorgänger mit bloßem Auge zu erkennen. Das ist auch gewollt, denn Cervélo wollte bewusst dem erfolgreichen Ansatz des Áspero treu bleiben. So soll die neue Generation des Carbon-Gravelbikes vor allem Optimierungen in den Details bieten. Entsprechend hat sich etwa an der Geometrie praktisch nichts verändert. Einzige Ausnahmen: die um 5 Millimeter angewachsenen Kettenstreben sowie die durch das stärker nach hinten abfallende Oberrohr etwas geringere Überstandshöhe.
Auf den zweiten Blick aber lassen sich auch optisch durchaus Veränderungen im Detail erkennen. Zum Beispiel die für mehr Dämpfungskomfort etwas tiefer angebrachten Sitzstreben nebst dem nun komplett der Form des Hinterrads folgenden Sitzrohrs. Oder die jetzt bereits oben im Steuersatz in den Rahmen eintretenden Züge und Leitungen. Bislang wurden die Schaltzüge noch durch eine Öffnung am Unterrohr geführt. Das störte nicht nur das Auge, sondern konnte mitunter im Wiegetritt auch zu Kontakt zwischen Knie und Schaltzug führen.

Das neue Cervélo Áspero im ersten BikeX-Testeinsatz.
Das vielleicht wichtigste Update am neuen Áspero ist das Plus an Reifenfreiheit. Wo früher bei 40 Millimetern Schluss war, bietet das neue Rad Platz für bis zu 45 Millimeter breite Reifen. Um etwa bei besonders matschigen Touren genügend Spielraum zu haben, empfiehlt Cervélo allerdings maximal 42 Millimeter breite Pneus.
Alt gegen neu – die Unterschiede im Überblick:
- +5 mm Reifenfreiheit (45 mm)
- mehr Komfort durch tiefer positionierte Sitzstreben
- etwas weniger Steifigkeit im Steuerrohr
- integrierte Züge
- T47A-Tretlager
- UDH-Schaltauge
- +5 mm längere Kettenstrebe (425 mm)
Cervélo bietet das neue Áspero ab sofort in sechs Ausstattungsvarianten zu Preisen zwischen 3599 und 5799 Euro. Der Rahmensatz ist für 2799 Euro zu haben. Es gibt das Rad in den drei Farben: blau (Sea Ice), weiß (Woodsmoke) und gelb (Peaches and Cream) und in sechs Rahmengrößen zwischen 48 und 61.
Erster Fahreindruck
Wir konnten bereits ein paar Runden auf dem neue Cervélo Áspero drehen. Dazu stand uns die 5799 Euro teure Top-Version mit Sram Rival XPLR AXS Schaltgruppe und Carbon-Laufrädern von Reserve Wheels zur Verfügung. Was direkt auffällt, ist der im Vergleich zum Vorgänger praktisch unveränderte Charakter. Das Áspero bleibt ein Áspero. Etwa mit seiner dem Rennrad ähnelnden Sitzposition, die sportlich, aber auch nicht übertrieben gestreckt ausfällt. Wer etwa vom Endurance-Rennrad aufs Gravelbike wechselt, wird sich auf dem Áspero auf Anhieb wohlfühlen. Ob die tiefer ausgerichteten Sitzstreben und der laut Cervélo etwas weniger steife Steuerrohrbereich für etwas mehr Dämpfungskomfort sorgen, lässt sich auf Anhieb nur schwer erfühlen. Übertrieben hart oder unkomfortabel wirkt der Race-Graveller aber auf keinen Fall. Dabei spielt auch der sehr angenehm in der Hand liegende Carbon-Lenker mit 16 Grad Flare und abgeflachten Oberlenker eine Rolle. Er kommt vom Áspero-5 und ist an den drei teureren Varianten des neuen Áspero zu finden.
Auch typisch Áspero ist die Gier des Gravelbikes nach Vortrieb. Es bringt die Kraft aus den Beinen ungefiltert aufs Hinterrad und beschleunigt auch dank der leichten und steifen Carbon-Laufräder explosiv. Im Lenkverhalten gibt sich das Rad dabei agil und präzise, folgt also stets genau den Lenkbefehlen. Sein im Vergleich zum Áspero-5 mit Campagnolo Ekar Schaltgruppe fast ein Kilogramm Mehrgewicht merkt man dem Rad in der Fahrt übrigens kaum an. Es zeigt sich auch am Anstieg recht leichtfüßig und klettert dank 40er-Kettenblatt vorne und großem 44er-Ritzel am Hinterrad problemlos so ziemlich jeden Berg hinauf. Die 40 Millimeter breiten WTB Vulpine Reifen überzeugen dabei mit ordentlich Speed und gutem Grip auf trockenem Schotter. Nur wenn es ins gröbere Geläuf oder auf richtig matschiges Terrain geht, kommen die Pneus an ihre Grenzen.
Traditioneller Vorteil
Optisch nicht der letzte Schrei, dafür in der Handhabung deutlich im Vorteil sind das Cockpit des Áspero mit traditionellem Vorbau sowie die außenliegende Schelle zur Klemmung der Sattelstütze. So lässt sich die Sitzposition schnell, einfach und ohne viel Aufwand einstellen. Praktisch: Das Áspero kommt mit einer an die Vorbaukappe montierbaren Halterung für Radcomputer, Action-Cam oder Frontleuchte. Übermäßig viele Anschraubpunkte bietet das sportlich orientierte Gravelbike indes nicht. Dafür liefert Cervélo standardmäßig die schon vom Vorgänger bekannte, kleine Tasche für das Oberrohr. Sie fällt zwar tatsächlich recht klein aus, bietet aber zumindest Platz für etwas Werkzeug, Energieriegel und den Haustürschlüssel.