Endlich Sommer. Zeit für die Berge. Zeit für traumhafte Ausritte über legendäre Pässe, lange Anstiege, rasende Abfahrten. Kurzum: Zeit für den Rennrad-Urlaub. Und damit für viele Sportler auch Zeit für die große Autofahrt, denn der Pkw ist nach wie vor für viele das Transportmittel Nummer eins, wenn es in den Radurlaub geht. Ganz besonders, wenn das eigene Rennrad mitreisen soll.
Damit neben dem guten Stück noch Platz für Freunde, Familie, Gepäck und Co. bleibt, reist das Rad Huckepack – auf dem Fahrradträger. Und zwar am besten auf solchen Modellen, die auf die Anhängerkupplung montiert werden.
Zwar sind Dach- oder Heckträger mitunter günstiger, sie haben aber klare Nachteile. So muss der Renner beim Dachträger zunächst aufs Auto gehoben werden, der Spritverbrauch steigt deutlich an und eine niedrige Brücke oder Tiefgaragendurchfahrt kann schnell für eine böse und, vor allem, teure Überraschung sorgen.
Auch Heckträger sorgen für höhere Spritkosten. Zudem lässt sich die Heckklappe nicht mehr nutzen, und sie sind verhältnismäßig unsicher, sollte es zu einem Unfall kommen.
Gründe genug für RoadBIKE also, sich auf den Test von Modellen für die Anhängerkupplung zu beschränken. Gemeinsam mit den Kollegen von den Schwestermagazinen MountainBIKE und auto motor und sport sowie der Kfz-Prüfgesellschaft DEKRA wurden 8 Kupplungsträger unter die Lupe genommen, die bis zu 2 Räder transportieren.
Preislich liegen die Modelle zwischen 242 und 599 Euro. Vorteil der Kupplungsträger: Die Räder reisen windgeschützt hinter dem Fahrzeug, verursachen so nur einen geringen Mehrverbrauch. Zudem sind Montage und Beladevorgang schnell erledigt. Und alle Träger im Test lassen sich auch im beladenen Zustand abklappen, so dass sich die Heckklappe problemlos öffnen lässt.
Allerdings sind Kupplungsträger relativ teuer und erfordern zudem – natürlich – eine Anhängerkupplung. Wer die nicht hat, muss nachrüsten.
Gut montiert, ist halb gewonnen
Erste Übung im Test: Wie einfach und benutzerfreundlich geben sich die Träger bei der Montage und im Gebrauch? Hier konnten vor allem die Modelle von Thule und Bosal überzeugen. Die faltbaren Träger lassen sich platzsparend in Keller oder Garage verstauen und, sehr praktisch, problemlos von einer Person auf die Kupplung montieren.
Die Modelle von Menabo, Fischer und MFT hingegen mussten vor dem Einsatz zunächst noch zusammengebaut werden. Ärgerlich: Beim Kupplungsträger von Fischer erschwerte ein verbogener Bügel die Montage erheblich.
Schwierigkeiten machte auch der Aluline-Träger von MFT: Aufgrund des hohen Gewichts und einem komplizierten Befestigungsmechanismus musste er von 2 Personen angedockt werden.
Praktisch: Die Träger von Alutrans, Bosal, MFT und Thule lassen sich bei starkem Kupplungsverschleiß per Stellschraube nachjustieren.
Alles richtig gepolt
Wichtig ist auch die Kontrolle des Stromanschlusses, denn die Lichtanlage eines Heckträgers muss mit dem Kfz verbunden werden. Allerdings sind an älteren Fahrzeugen oft noch 7-polige Stromanschlüsse verbaut. Dann ist ein Adapter auf 13-polige Stecker fällig (rund 10 Euro).
Auch auf die Stützlast der Kupplung gilt es zu achten, sie ist dem Aufkleber an der Heckklappe zu entnehmen. Viele Mittelklassewagen erlauben nur 50 kg Zuladung. Die Träger im Test wiegen selbst schon bis zu 18,5 kg. Mit 2 Rennrädern beladen, droht keine Gefahr, wer aber auch mal ein Mountainbike, Trekkingrad oder gar ein E-Bike oder Pedelec auf den Träger packt, kann die 50-kg-Marke schnell überschreiten.
Die Befestigung der Räder auf den Trägern gelang bei fast allen Herstellern problemlos. Bei den Modellen von Fischer und Menabo ist allerdings Geduld gefragt. So müssen etwa beim Fischer-Träger bis zu 11 Zurrbänder einzeln fixiert werden.
Gefahr für den Carbon-Renner?
Die vielleicht wichtigste Frage für viele Rennradfahrer: Wie verträgt mein teures Carbon-Rennrad den Transport auf dem Träger? Auf RB-Anfrage gaben die Hersteller kaum erhellende Antworten. Deshalb im Zweifel immer beim Radhersteller nachfragen!
Tom Trapp, Entwicklungs- und Design-Ingenieur bei Focus Bikes, rät beiospielsweise generell davon ab, Carbon-Rahmen einzuklemmen. Gleichzeitig lässt er durchblicken, dass solidere Rahmen weniger stark gefährdet sind als ultraleichte Modelle. RB-Tipp: Wenn möglich, an der Sattelstütze klemmen.
Doch nicht nur der Träger kann die Räder ramponieren, sie können sich auch gegenseitig beschädigen. Deshalb ist ein ausreichender Abstand von mindestens 20 cm zwischen den Trägerschienen wichtig. Das verringert die Gefahr, dass die Räder aneinanderschlagen deutlich. Bei den Modellen im Test geht’s vor allem auf dem E-Bike von Alutrans und dem MFT Aluline eng zu.
Vom Fahrversuch zum Crashtest
Nachdem die Träger montiert und beladen waren, ging es auf große Testfahrt. Slalomfahrten, Vollbremsung und die Fahrt über Kopfsteinpflaster standen auf dem Programm. Dabei machten fast alle Träger eine gute Figur. Sie wiesen zwar deutliche Bewegungen auf, sicherten jedoch die Ladung vorbildlich.
Am stabilsten thronten die Räder auf dem Uebler P22. Fischers Kupplungsträger touchierte allerdings bereits während der Slalomfahrt und auf der Ruckelpiste immer wieder das Fahrzeug. Bei der Vollbremsung schlug er gar gegen das Testfahrzeug und beschädigte dabei die Heckklappe: Durchgefallen.
Nach dem Praxistest ging es für die Kandidaten ins Dekra-Testcenter – zum finalen Crashtest – und dort mit
30 km/h gegen die Wand. Ergebnis: Alle Träger stützten sich bedenklich am Heck des Fahrzeugs ab. Bei den Modellen von Alutrans, Atera und Menabo offenbarte die Videoanalyse, dass die Lenker der Räder die Heckscheibe durchschlagen haben. Speziell breite Mountainbike-Lenker bergen hier eine große Gefahr, schmale, abgerundete Rennrad-Lenker weniger.
Testfazit kompakt
Kupplungsträger fürs Fahrrad sind praktisch, aber teuer. Kein Modell konnte auf ganzer Linie überzeugen, speziell im Crahstest offenbarten sich Schwächen. In puncto Handhabung und bei den Fahrversuchen ragen jedoch die Modelle von Uebler und Thule heraus, wobei letzterer sich knapp den Testsieg sichert. Der Kauftipp geht an den mehr als 350 Euro günstigeren E-Bike von Alutrans.
So testet RoadBIKE die Radträger
Aufbau und Gebrauch
Ein Experten-Team protokollierte den Lieferzustand, überprüfte die Montageanleitung auf Verständlichkeit, bewertete die Montage am Fahrzeug und das Beladen mit den Bikes – ein Elektrobike plus ein Hardtail. Die resultierenden Werte ergeben die erste Zwischennote.
Fahrversuche
Um die Fahrsicherheit zu prüfen, durchliefen die Träger einen umfangreichen Praxistest. Der Ausweichtest zeigt, wie sich die Träger in Gefahrensituationen verhalten. Dazu wurde auf der Teststrecke ein Slalomkurs gesteckt, der mit einer Eingangsgeschwindigkeit von 60 km/h je vier Mal durchfahren wurde.
Der Bremstest mit vier Vollbremsungen aus 100 km/h zeigt, wie die Träger bei Bremsmanövern reagieren. Das Verhalten auf schlechten Wegstrecken wurde auf verschiedenen Buckelpisten getestet, auf denen drei Fahrten mit 30 bzw. 40 km/h gefahren wurden. Die Ergebnisse resultieren in einer zweiten Zwischennote.
Crashtest
Die Sicherheit der Kupplungsträger beurteilten die Experten im Dekra-Testzentrum zusammen mit Dekra-Prüfingenieuren am Lausitzring. Hierzu wurden die Fahrradträger einem so genannten Citycrash nach DIN 75302 unterzogen, der einem Aufprall mit 30 km/h entspricht. Der Vorgang wurde mit 1000 Bildern pro Sekunde aufgezeichnet, die Aufnahmen anschließend gesichtet und ausgewertet. Außerdem zeigen Vorher/Nachher-Bilder die entstandenen Schäden.
Die Resultate wurden ebenfalls zusammengetragen und ergeben die Zwischennote des Crashtests. Wichtig: Jeder Träger musste den Crashtest und den Fahrversuch bestehen. Wenn er hier scheiterte, führte dies automatisch zu einer Abwertung auf das Urteil "schwach".
Endnote
Die einzelnen Testergebnisse wurden abschließend in der Expertenrunde zusammengetragen und diskutiert und führten zur Endnote.