Im Test: 16 Fahrradhelme für Rennradfahrer bis 150 Euro

Im RoadBIKE-Test: 16 Rennradhelme bis 150 Euro
Fahrradhelm-Mittelklasse: 16 Rennrad-Helme im Test

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Zuletzt aktualisiert am 23.09.2016

UPDATE: RoadBIKE hat 15 aktuelle 2017er Fahrradhelme für Rennradfahrer bis 100 Euro getestet. Hier gibt es den 2017er Helmtest online.

Ein unerwartetes Schlagloch auf der Abfahrt, feiner Schotter in der Kurve oder gar diese neumodischen „Speedbumps“ oder Temposchwellen: Gründe, warum es einem Rennradfahrer ganz unvermittelt den Boden unter den Reifen wegziehen kann, gibt es reichlich, wie nicht nur RoadBIKE-Mitarbeiter Felix Krakow erst jüngst wieder feststellen musste – und damit seinen Helm einem ungeplanten (aber erfolgreichen) Praxistest unterzog.

Vor einem Sturz ist niemand gefeit, weshalb ein Helm selbstverständlich bei jeder noch so kurzen Ausfahrt auf den Kopf gehört.

Doch wie gut schützen eigentlich aktuelle Rennrad-Helme im Fall eines Falles? Das wollte RoadBIKE genau wissen und hat gemeinsam mit dem TÜV Süd 16 Modelle einem vergleichenden Crashtest unterzogen – angelehnt an die aktuelle Europäische Norm (EN 1078, siehe unten "Der RoadBIKE-Labortest").

Eingeladen waren sämtliche großen Hersteller, und fast alle kamen dem Aufruf nach. Die Preisspanne der getesteten Helme reicht vom 110 Euro teuren Limar 778 Superlight bis zu den Modellen von Bell (Bell Volt RL-X), Bollé (Bollé The One Road Standard), Giro (Giro Atmos II) und Uvex (Uvex Race 1), die mit 150 Euro die obere Preisgrenze markieren.

Absagen gab es u. a. von Bontrager, die sich dem Crashtest nicht stellen wollten, von Abus kam keine Reaktion auf die Testanfrage. Cratoni plant zur Eurobike einen neuen Rennrad-Helm vorzustellen und wollte deshalb nicht mit den alten, bereits von RoadBIKE getesteten Modellen antreten.

Schlag auf Schlag

Auch wenn Punkte wie Belüftung, Aerodynamik und optischer Chic beim Helmkauf eine wichtige Rolle spielen: Die Kernkompetenz eines Helms ist und bleibt seine Schutzfunktion bei einem Sturz. Der in die Schale gespritzte und meist fest damit verbackene EPS-Schaum (In-Mold-Verfahren) soll möglichst viel von der Aufprallenergie aufnehmen und so Kopfverletzungen verhindern oder wenigstens abmildern.

Das zwar erwartete und dennoch äußerst erfreuliche Ergebnis des Crashtests: Die Dämpfungseigenschaften aller getesteten Rennrad-Helme sind deutlich besser als von der Norm gefordert.

Am besten schneidet der recht schwere Casco Full Air RCC ab, der die Aufprallenergie (siehe Erklärung unten "Der RoadBIKE-Labortest") auf 117 g reduziert, von der Norm erlaubt sind Werte bis 250 g. Selbst die „schwächsten“ Modelle erzielen immer noch Werte von unter 200 g. Auch der Versuch, die Helmschalen mit einem gezielten Aufprall auf einen keilförmigen Untergrund zu spalten, bestanden alle getesteten Helme hervorragend. „Alle Helmschalen waren sehr stabil und hätten auch bei einem weiteren Aufprall noch gut geschützt“, bilanziert Diplom-Ingenieur Frank Wittmann vom TÜV Süd.

Doch auch der beste Helm kann seine Aufgabe nur dann erfüllen, wenn er beim Sturz auf dem Kopf bleibt und nicht verrutscht. Wie gut die Befestigung funktioniert, haben die Experten des TÜV bei einem Roll-Off-Test überprüft. Das Ergebnis: Die meisten Helme waren ausreichend sicher fixiert, sodass die Schutzfunktion weiterhin gegeben war. Einzig beim Met Rivale rissen beim Test die Gurte am Hinterkopf aus der EPS-Schale, sodass der Helm im ungünstigsten Fall vom Kopf rutschen könnte – für Met die klare Folge eines „unzulässigen Testverfahrens“.

Doch eine gute Schutzfunktion ist nicht alles. Damit ein Helm auch bei längeren Ausfahrten im Sommer nicht zur Qual wird, muss er eine ausreichende Belüftung des Kopfes gewährleisten. Entscheidend dafür ist nicht allein die Zahl der Belüftungsöffnungen in der Helmschale, sondern auch deren Größe sowie die Führung der im Helm verlaufenden Belüftungskanäle – sehr gut gelöst etwa beim Casco Full Air RCC, der in Sachen Belüftung von den Testern am besten bewertet wurde, knapp vor dem Giro Atmos II und dem Mavic Ksyrium Elite. Am hinteren Ende der Skala rangiert der Bollé The One Road Standard. Selbst ohne die mitgelieferten Abdeckungen kommt nur wenig Luft an den Kopf, im Helm angelegte Luftkanäle fehlen völlig.

Beim Tragekomfort lobten die Tester vor allem den Specialized Airnet mit seinen angenehmen, gut verteilten Innenpolstern, auch der Scott Wit-R erhielt für seinen angenehmen Sitz viel Lob. Beim Catlike Olula monierten einige Tester die zu weit vorne platzierten Gurte, die leicht an den Augenbrauen reiben können.

Groß sind auch die Unterschiede beim Gewicht: Während der Limar 778 Superlight seinem Namen Ehre macht und mit 205 Gramm den Bestwert lieferte, bringt der Casco Full Air RCC 100 g mehr auf die Waage.

Testfazit kompakt

Relativ leicht, angenehm zu tragen, überzeugend im Crashtest und dazu gut belüftet: Der Giro Atmos II leistet sich keine Schwächen und sichert sich so den Testsieg.

Nur knapp dahinter: der Kask Mojito und der deutlich günstigere Limar 778 Superlight, der sich damit den Preis-Leistungs-Tipp sichert. Nur sein recht hohes Gewicht bremst den im Crashtest und bei der Belüftung überragenden Casco Full Air RCC aus.